Verzwickte Familiengeschichte zwischen Ost und West
Birgit flieht kurz nach dem Mauerbau über die deutsch-deutsche Grenze aus Ostberlin in den Westen, um mit Kaspar zusammen zu leben, den sie bei dessen Besuch in der DDR kurz zuvor kennengelernt hat. In ...
Birgit flieht kurz nach dem Mauerbau über die deutsch-deutsche Grenze aus Ostberlin in den Westen, um mit Kaspar zusammen zu leben, den sie bei dessen Besuch in der DDR kurz zuvor kennengelernt hat. In ihrer alten Heimat lässt die junge Frau auch ihr Kind zurück, dass sie sofort nach der Geburt zur Adoption frei gegeben hat, da sie als Teenager ungewollt während einer Affäre mit einem verheirateten Mann schwanger geworden war. Die Existenz ihres Kindes, über dessen Aufenthaltsort Birgit selbst nichts weiß, verschweigt sie ihrem Ehemann Kaspar jedoch zeitlebens. Zwar trägt sich die Mutter lange mit dem Gedanken, sich auf die Spurensuche nach ihrer Tochter zu machen, nachdem dies durch die Öffnung zwischen den beiden deutschen Staaten und der Wiedervereinigung möglich geworden ist, doch kann sie das Vorhaben leider nicht in die Tat umsetzen. Zu früh verstirbt sie tragisch an den Folgen ihrer krankhaften Alkoholsucht. Durch schriftliche Hinterlassenschaften erfährt Kaspar von der Existenz der Tochter seiner toten Frau und macht sich selbst auf die Suche. Er findet nicht nur die Tochter selbst, sondern auch deren Familie. Auf diesem Wege wird er auch mit der Existenz einer quasi Stiefenkeltochter und seiner Rolle als plötzlicher Großvater konfrontiert. Durch den Tod von Birgit nun auch recht einsam, engagiert sich Kaspar intensiv als Opa, obwohl ihm dies nicht wirklich leicht fällt, lebt die neu gefundene Familie doch einen recht unterschiedlichen Lebensstil als er selbst und hat vor allem komplett andere politische Einstellungen. Svenja und ihr Mann Björn sowie Tochter Sigrun leben in den neuen Bundesländern als sogenannte völkische Siedler und finden auf diese Art und Weise ihre Erfüllung. Der "neue Großvater" lädt die Enkelin zu sich nach Berlin ein, zeigt ihr die Großstadt, bringt ihr klassische Musik nahe, besucht mit ihr Konzerte, lässt sie im Klavierspiel unterrichten u. genießt vor allem ihre Gesellschaft, auch wenn das Zusammensein nicht immer harmonisch und durchaus von kleineren Konflikten geprägt ist. Bernhard Schlink hat mich mit diesem Buch stark beeindruckt und teilweise sehr berührt! Seine klare,eindringliche, manchmal einfach wirkende, und doch so poetische Sprache macht dieses Geschichte zu einem großartigen Leseerlebnis, von mir hierfür eine absolute Empfehlung! Für mich auf jeden Fall ein Werk mit Highlight-Potential!