Cover-Bild Das Camp der Unbegabten
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16,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Thienemann in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
  • Genre: Kinder & Jugend / Jugendbücher
  • Seitenzahl: 320
  • Ersterscheinung: 16.03.2021
  • ISBN: 9783522202633
Boris Koch

Das Camp der Unbegabten

Eine humorvolle Anti-Superhelden-Geschichte

Ein humorvolles, actionreiches Jugendbuch ab 12 Jahren.

17 Meter 42 – so hoch ist die Brücke über dem Fluss, von der Bjarne und sein bester Freund Luca springen, Bjarne hat schließlich extra mit dem Senkblei seines Vaters nachgemessen. Lebensmüde sind die beiden nicht, der Sprung war trotzdem eine Scheißidee, denn Bjarne bricht sich den Fuß. Dabei wollte er doch nur fliegen, schließlich würde er einfach alles dafür tun, dass sich bei ihm endlich eine übernatürliche Begabung zeigt. Stattdessen wird sie plötzlich bei Luca festgestellt. Während der nun in der Welt der „Superhelden“ lebt, landet Bjarne im Sommercamp für Unbegabte. Und da geht der Ärger erst richtig los!

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.05.2021

Tiefsinnigkeit mit Leichtigkeit erzählt

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Der Start in die Geschichte war angenehm und startete auch gleich mit einem riskanten Vorhaben. Bjarne und sein bester Freund Luca stehen auf einer Brücke und wollen in den Abgrund springen. Damit auch ...

Der Start in die Geschichte war angenehm und startete auch gleich mit einem riskanten Vorhaben. Bjarne und sein bester Freund Luca stehen auf einer Brücke und wollen in den Abgrund springen. Damit auch nichts passiert, außer die Begabung im Inneren zu wecken, hatte Bjarne im Vorfeld die Höhe und die Tiefe des Wassers mit einem Senkblei ausgemessen. Denn seit einigen Jahren gab es immer mal wieder Jugendliche, die aus ungeklärten Gründen plötzlich besondere Fähigkeiten entwickelten. Alles ist möglich, vom Atmen unter Wasser bis hin mit bloßen Händen Nägel in die Wand zu schlagen.
Und auch Bjarne hat den Traum von einer Begabung: Fliegen. Sein sehnlichster Wunsch. Um diesen zu entwickeln, versucht er wirklich alles, auch wenn es bedeutet, von einer Brücke springen zu müssen.

Ich mochte die Umsetzung des Kernthemas. Auch oder gerade, weil sie mithilfe von Fantastik vermittelt wurde. Doch die Botschaft kam an und ich persönlich fand sie sehr wichtig. Du bist kein Mensch zweiter Klasse, nur weil du keine besondere Fähigkeit hast.
Um diese Kernaussage wurde eine unterhaltsame und spannende Geschichte mit reichlich Wiedererkennungswert gestrickt. Dies gelang Boris Koch besonders durch seine unterschiedlichen Charaktere. Sie eigneten sich perfekt dazu, um sich mit ihnen identifizieren zu können. Sei es als Eltern oder als junger Mensch.

Protagonist und strahlender Antiheld der Geschichte war der 14-jährige Bjarne. Sein Traum vom Fliegen beeindruckte mich, denn er war absolut willensstark, dieses Ziel zu erreichen. Dafür war ihm kein Versuch zu gefährlich. Trotzdem war Bjarne alles andere als naiv. Er war so klug, alles zu hinterfragen und genaustens zu prüfen. Während seine Mutter zum Beispiel eifrig die Theorie verfolgte, dass einfarbiges Essen die Begabung am Schnellsten zutage fördern konnte, fragte sich Bjarne, ob das nicht nur bloßer Quatsch wäre. Gut, er versuchte es dennoch, schließlich sollte keine Chance ungenutzt bleiben.
Obwohl Bjarne nur wenig Freunde hatte, war er ein sehr loyaler und treuer Charakter. Er missgönnte seinem besten Freund Luca die plötzliche Begabung nur marginal. Dies war auch relativ schnell abgehandelt, das Gefühl, denn für Bjarne stand fest, dass er Luca immer unterstützen würde. Die Freundschaft der beiden Jugendlichen war tief und glaubwürdig. Und wie in jeder guten Freundschaft gab es einige Untiefen zu umschiffen.

Der Handlungsaufbau war schön klar. Im Grunde gab es nur einen Handlungsstrang, der jedoch glaubwürdig mit logischer Kontinuierlichkeit und mit viel Dynamik weiterentwickelt wurde. Im Zentrum der Aufmerksamkeit stand immer Bjarne, dessen Geschichte vom personalen Erzähler geschildert wurde. Durch diesen speziellen Fokus auf Bjarne erlebte ich nicht nur seine weitere Entwicklung hautnah mit, nein, ich durfte auch dabei sein, wie auch dessen Eltern und Freunde Fortschritte machten.

Möglich machte dies der Schreibstil von Boris Koch. Er verstand es mit reichlichen humordurchtränkten Anspielungen ein Szenario zu entwerfen, wo Begabte statt zu Superhelden zu begehrten Medienstars wurden. Mit einem guten Gespür fürs Detail imitierte Boris Koch die Interaktion von Jugendlichen auf Social-Mediaplattformen mit anderen Followern, sowie Hatern ihrer persönlichen Stars. Damit ließ er mich an vorderster Front an der aktuellen Stimmungslage teilhaben.
Gleichzeitig blieb er mit seinem flüssigen Schreibstil immer dicht an Bjarne dran und zeigte, wie belastend der Druck sein kann, seinem Idol und Traum nachzueifern.
Besonders mochte ich, dass der Schreibstil trotz seiner lustig leichten Art an den richtigen Stellen immer mit der nötigen Ernsthaftigkeit daherkam.

Die Erzählungen waren insgesamt ziemlich rasant und hatten für mich nie Längen, obwohl es eine wechselnde Spannungsdynamik gab. Nicht immer war alles superaufregend, es gab auch zwischendurch ruhige Töne, um runterzukommen.
Ich mochte die Vielschichtigkeit sehr, denn hier ging es um tiefe Freundschaft, erstes Verliebtsein, Selbstbewusstsein und die Tatsache, dass du keine Begabung brauchst, um ein Held zu sein. Zwischendrin der mediale Hype um die Begabungen und den Leistungsdruck, den sich die Jugendlichen nicht nur selber machten. Auch ihre Eltern mischten kräftig mit, weil sie ihre Sprösslinge auch gern in der Liga der oberen zehntausend sehen wollten.
Dies alles mengte Boris Koch zu einem lustigen Potpourri zusammen, der jedoch nie die Botschaft aus den Augen verlor.

Fazit:
Ein toll durchdachtes Jugendbuch mit vielen wichtigen Aussagen und Lektionen, die jedoch so augenzwinkernd verpackt wurden, dass es nie beschwerlich oder belehrend wirkte. Ein humorvolles und spannendes Antihelden Abenteuer.

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Veröffentlicht am 04.04.2021

Von Begabten und Unbegabten

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Inhalt: Für Bjarne ist es der größte Wunsch eine übernatürliche Begabung zu entwickeln. Aber nicht irgendeine, nein, er möchte unbedingt fliegen. Kein Wunder also, dass er mal eben von einer Brücke springt, ...

Inhalt: Für Bjarne ist es der größte Wunsch eine übernatürliche Begabung zu entwickeln. Aber nicht irgendeine, nein, er möchte unbedingt fliegen. Kein Wunder also, dass er mal eben von einer Brücke springt, um diese Begabung herauszukitzeln. Dumm nur, dass er sich stattdessen den Fuß bricht und dafür sein bester Freund Luca plötzlich zu den Begabten gehört.
Nun muss ein neuer Plan her. Doch auch dieser schlägt fehl und Bjarne wird ins Camp der Unbegabten geschickt. Doch hier fängt das Chaos erst richtig an.

Meinung: „Das Camp der Unbegabten“ ist eine witzige und doch tiefgründige Geschichte, in der es um übernatürliche Begabungen, Freundschaft und Selbstbewusstsein geht.
Im Mittelpunkt steht Bjarne. Er ist ein ganz normaler Junge. Jedoch ist es in seiner Welt normal, dass einige Jugendliche übernatürliche Begabungen entwickeln und dann praktisch zu Stars werden. Natürlich möchte das Bjarne auch für sich, ebenso wie seine Eltern. Also tut der Junge praktisch alles dafür, dass sich eine Gabe zeigt und setzt dabei sogar sein Leben aufs Spiel.
Seine Eltern sind dabei definitiv keine Vorbilder, da sie ihn zwar unterstützen, gleichzeitig aber einen großen Druck aufbauen. Aber dies scheint in dieser Welt vollkommen normal zu sein.
Bjarne ist mutig, durchsetzungsstark und hart im Nehmen. Jedoch merkt man schnell, dass er glaubt, unbedingt eine Gabe haben zu müssen, um wirklich etwas wert zu sein.
Das Camp der Unbegabten soll den Teilnehmern gerade dies vermitteln und dabei Teamgeist und Freundschaften fördern. Jedoch kommt alles anders als gedacht und Bjarne und seine neuen Freunde erleben ein großes Abenteuer, mit mehr Action, als zuerst gedacht.
Das Buch ist spannend, witzig und zeigt auf, wie wichtig es ist, man selbst zu sein und sich so zu akzeptieren, wie man ist. Und es zeigt augenzwinkernd auf, wie eine Welt mit Superhelden wirklich aussehen würde, denen man in Film- und Fernsehen im Moment ja überall begegnet.

Fazit: Witzig, augenzwinkernd und etwas tiefgründiger als gedacht.

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Veröffentlicht am 17.03.2021

Witzig, komplex und unterhaltsam

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Bjarne und Luca wollen auch dazu gehören, zu den Begabten mit Superhelden-Kräften. Doch sie zeigt sich nur selten und wird zudem meist durch dramatische Ereignisse ausgelöst. Mit einem Sprung von einer ...

Bjarne und Luca wollen auch dazu gehören, zu den Begabten mit Superhelden-Kräften. Doch sie zeigt sich nur selten und wird zudem meist durch dramatische Ereignisse ausgelöst. Mit einem Sprung von einer Brücke hofft Bjarne endlich, seinem Ziel zu fliegen näher gekommen zu sein, bricht sich jedoch nur den Fuß. Sein Freund Luca wird stattdessen unverhofft zum begehrten Superhelden. Für Bjarne bleibt nur das Sommercamp der Unbegabten, in dem er sich jedoch auch so mancher Herausforderung stellen und über sich hinauswachsen muss, vor allem wenn Begabte und Unbegabte aufeinander treffen.

Dieses Buch behandelt das Thema Superhelden mal von einer anderen Seite. Wie ist es, wenn man eben nicht wie erhofft dazu gehört und sich dadurch weniger Wert fühlt. Lustig und rasant umgesetzt begleiten wir Bjarne durch eine spannende und komplexe Geschichte, die mit so mancher Wendung überraschen kann. Die Charaktere sind abwechslungsreich und liebenswürdig und vor allem mit Bjarne kann man sich gut identifizieren. Ein bisschen Internatsfeeling mit einzelnen Gruppen im Camp, kreative und abenteuerliche Aufgaben, die es zu meistern gibt und ein Konflikt zwischen Begabt und Unbegabt. Es wird nicht langweilig in dieser Geschichte. Aber auch die Botschaft des Buches wird gut vermittelt und aufgearbeitet, da das Camp eben genau dafür da ist: Kindern ohne spezielle Begabung zu vermitteln, dass sie dennoch einzigartig, speziell und wichtig sind. Und das ist auch nötig, gerade wenn die Eltern wie in Bjarnes Beispiel viel zu hohe Erwartungen haben und dies ihr Kind auch immer wieder spüren lassen.

Ein intelligenter und unterhaltsamer Jugendroman, der eine schöne Botschaft vermittelt und bekannte Themen auf ungewöhnliche Weise behandelt. Dynamisch und rasant erzählt, wird man schnell mit den Charakteren warm und von der Handlung gepackt.

Veröffentlicht am 16.03.2021

Freunde mit und ohne Begabung

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Bjarne und sein bester Freund Luca springen von einer Brücke, wollen so ihre schlafende Begabung wecken. Begabungen sind toll, tauchen plötzlich bei manchen Kindern und Jugendlichen zwischen elf und siebzehn ...

Bjarne und sein bester Freund Luca springen von einer Brücke, wollen so ihre schlafende Begabung wecken. Begabungen sind toll, tauchen plötzlich bei manchen Kindern und Jugendlichen zwischen elf und siebzehn Jahren auf.
Bjarne ist ein bisschen verliebt in Skyblue Sky und möchte -genau wie sie- fliegen können. Dafür isst er entweder nur vollkommen grünes oder schwarzes Essen. Er träumt vom Internat Hohenfels, der einzigen Begabtenschule Deutschlands. Allerdings ist es Luca, der dorthin darf.
Auch Bjarnes Eltern fänden es toll, wenn er eine Begabung aufweisen würde. Begabte werden zu einer Elite mit gut bezahlten Werbeverträgen. Sie nutzen ihre Talente zwar auch, um Gutes zu tun, aber mehr noch um zu verkaufen: Ratgeber, Filme, Bücher, Nahrungsergänzungsmittel, Feriencamps, Kurse, Comicserien, Spiele, Kostüme, was auch immer. Damit verdienen sie enorm viel Geld. Das wird hier sehr gut verdeutlicht.
Da Bjarne keine Begabung aufweist und gefährliche Aktionen durchzieht, um schlummernde Fähigkeiten zu wecken, muss er sich entscheiden: drei Monate Psychiatrie oder ab ins Camp für Unbegabte. Mitten im Wald liegt dieses Lager mit einer Harry-Potter-liken Einteilung in verschiedene Häuser, die untereinander im Wettbewerb stehen. Abenteuerliche und Kreativität erfordernde Herausforderungen müssen gemeistert werden. Und ein besonders interessantes Mädchen ist auch dort. In dieser Zeit wird eine Begabte entführt. Konflikte zwischen den Begabten und den Nicht-Begabten brechen auf, zwei Gruppen befeinden sich.
Boris Koch beschreibt seinen Bjarne sehr glaubhaft. Der Teenager sucht seinen Weg, ordnet Wertigkeiten neu ein, erkennt, was einen Freund ausmacht und was wirklich wichtig ist. Das wird spannend und überzeugend dargestellt und liest sich locker weg.
Herausgegeben vom Thienemann- Esslinger Verlag.

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Veröffentlicht am 26.04.2021

Spannend, unterhaltsam, überraschend tiefgründig und außergewöhnlich.

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Da mich Boris Koch vor einigen Jahren mit seinem Kinderbuch „Die Mondschatzjäger“ hellauf begeistern konnte, war meine Neugierde sofort geweckt, als ich das erste Mal von seinem neuem Jugendroman „Das ...

Da mich Boris Koch vor einigen Jahren mit seinem Kinderbuch „Die Mondschatzjäger“ hellauf begeistern konnte, war meine Neugierde sofort geweckt, als ich das erste Mal von seinem neuem Jugendroman „Das Camp der Unbegabten“ hörte. Titel, Cover und Klappentext überzeugten mich auf Anhieb. Für mich stand daher sehr schnell fest, dass ich das Buch unbedingt lesen muss.

Bjarne würde alles dafür tun, dass sich endlich eine übernatürliche Begabung bei ihm zeigt. Am liebsten würde fliegen können, davon träumt er schon seit langem. Da es die Theorie gibt, dass eine Begabung in einem erwacht, wenn man sie ganz dringend benötigt, kommt ihm eine wahre Schnapsidee. Gemeinsam mit seinem besten Freund Luca springt Bjarne von einer hohen Brücke, in der Hoffnung, dass dieser Sturz in die Tiefe die Fähigkeit fliegen zu können in ihm freisetzt. Das Ergebnis ist für Bjarne allerdings wenig zufriedenstellend. Er selbst hat nun einen gebrochenen Fuß und keine Begabung. Luca ist ohne Verletzung davongekommen, besitzt dafür nun aber eine übernatürliche Fähigkeit und lebt somit fortan in der angesehenen Welt der Superhelden. Bjarne wiederum landet nach einem erneuten misslungenen Versuch, seine Traumbegabung aus ihm herauszukritzeln, in einem Camp für Unbegabte. Ein Sommer voller Herausforderungen, Chaos und Abenteuer erwartet ihn.

Irgendwie war das Buch ziemlich anders als von mir erwartet. Im Nachhinein kann ich tatsächlich gar nicht mehr sagen, mit was genau ich eigentlich gerechnet hatte, aber es war auf jeden Fall nicht das, was ich hier zu lesen bekommen habe. Vor allem der Aspekt, dass die Handlung ausgesprochen tiefsinnig ist und viele wichtige Themen und bedeutsame Messages vermittelt, hat mich sehr positiv überrascht.
Bei das „Das Camp der Unbegabten“ handelt es sich wahrlich nicht um eine gewöhnliche Abenteuergeschichte mit ganz viel Spannung, Spaß und Superheldencharme. Gleich zu Beginn wird einem als Leser*in mehr als deutlich, dass viel mehr in diesem Buch steckt.

Bjarne, aus dessen Sicht wir alles in der dritten Person erfahren, lebt in einer Welt, die sich von der unseren kaum unterscheidet. Bis auf die Tatsache, dass in ihr übernatürliche Begabungen existieren, richtige Superheldenkräfte. Als unbedingt nützlich kann man sie zwar nicht alle bezeichnen, aber egal, Hauptsache ist, dass man überhaupt eine Fähigkeit hat und dank dieser ein Leben wie ein echter Star führen kann, mit jeder Menge Ruhm, Ehre, Reichtum und zahlreicher Follower auf Social Media.

Boris Koch greift in seinem neuen Jugendroman ab 12 Jahren viele brisante Fragen und aktuelle Themen auf: Was macht einen Menschen eigentlich aus? Ist man als Mensch weniger wertvoll, wenn man einfach nur Durchschnitt ist? Was bedeutet Freundschaft? Welche Wirkung kann Instagram und Co. auf uns Menschen haben und welchen Einfluss können Influencer auf ihre Follower ausüben?

Ohne mahnend den Zeigefinger zu erheben und wunderbar verpackt in einer fantasievollen und abenteuerlichen Anti-Superhelden-Geschichte setzt sich der Autor mit all diesen Dingen auseinander. Die Handlung gewinnt dadurch sehr an Tiefe und Ernsthaftigkeit und regt zum Nachdenken an. Gleichzeitig ist sie aber auch sehr humorvoll und fesselnd geschrieben und kann mit lauter überraschenden Wendungen und zahlreichen actionreichen Szenen aufwarten, sodass die amüsanten Momente und das eifrige Mitfiebern eindeutig nicht zu kurz kommen.
Mir hat diese originelle Mischung aus Fantasy, Realität, Witz und Spannung überaus gut gefallen, muss allerdings sagen, dass mir letztendlich dann doch etwas gefehlt hat. Mir persönlich hat es ein kleines bisschen zu lange gedauert, bis die Story so richtig in Fahrt kommt und irgendwie wollte bei mir dieser letzte Funke nicht komplett übersprungen. Klasse finde ich das Buch aber dennoch, zweifellos. Bezüglich der Handlung mag ich nicht vollends überzeugt sein, dafür aber konnte der Autor mit den Charakteren und dem Setting auf ganzer Linie bei mir punkten.

Unser Romandheld Bjarne war mir vom ersten Moment an sympathisch und dank der anschaulichen und authentischen Darstellung seiner Gefühls- und Gedankenwelt konnte ich mich jederzeit mühelos in ihn hineinversetzen. Ich habe seinen Wunsch, fliegen zu können und seine Enttäuschung darüber, dass sich seine Wunschbegabung einfach nicht bei ihm blicken lassen möchte, nur zu gut nachvollziehen können und für seine Entschlossenheit und Beharrlichkeit habe ich ihn richtig bewundert. Bjarne versucht wirklich alles, um seinen Traum wahr werden zu lassen. Er geht sogar auf den Vorschlag seiner Mutter ein, sich monoclorisch zu ernähren, was heißt, an einem Tag nur eine bestimmte Farbe zu essen.
Die ganzen verrückten Theorien haben mich des öfteren sehr schmunzeln lassen, zugleich haben sie mich aber auch traurig und fassungslos gestimmt. Ich fand es so schade zu sehen, dass sich Bjarne als ein solcher Verlierer und langweiliger Normalo ansieht. Mitzuerleben, wie er sich selbst so unter Druck setzt und auch vonseiten seiner Eltern unweigerlich belastet wird, hat mich richtig mitleiden lassen. Da in der Welt, in der die drei leben, aber nur die Menschen wirklich wertvoll zu sein scheinen, die eine Superheldenkraft besitzen, habe ich ihr Verhalten und Denken nur als realistisch empfunden.
Bei den weiteren Figuren schaut dies ganz genauso aus, auch deren Auftreten und Agieren fand ich vollkommen glaubhaft dargestellt. Da hätten wir zum Beispiel Bjarnes besten Freund Luca, der sich aufgrund seines neuen Lebens als Stars ziemlich verändern wird, oder das Mädchen Sia, die davon träumt, sich unsichtbar machen zu können.

Hinsichtlich des Settings hat mich ungeheuer gefreut, dass das Camp, in welchem wir uns den größten Teil des Buches über aufhalten, ein richtig cooles Internatsfeeling versprüht. Das Camp mit seinen verschiedenen Häusern wird echt toll beschrieben und die zahlreichen Wettkämpfe, die veranstaltet werden, sorgen für jede Menge Action und Spannung.

Im Verlauf der Handlung bekommen wir es sogar noch mit einer aufregenden Entführungsgeschichte zu tun, sodass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen möchte. Da sich zudem der Schreibstil angenehm flüssig und leicht liest und die Kapitel eine optimale Länge haben, hat man, ehe man es sich versieht, dass Buch auch schon wieder beendet. Ich zumindest habe es innerhalb kurzer Zeit durchgelesen.

Da das Ende abgeschlossen ist, gehe ich sehr davon aus, dass es sich bei „Das Camp der Unbegabten“ um einen Einzelband handelt. Potenzial für eine Fortsetzung wäre jedoch durchaus vorhanden. Na, lassen wir uns überraschen, ob es noch ein Wiedersehen mit Bjarne und Co. geben wird.

Fazit: Boris Koch hat mit „Das Camp der Unbegabten“ ein außergewöhnliches Jugendbuch aufs Papier gebracht, mit welchem er mir tolle Lesestunden bereiten konnte. Die Geschichte ist unterhaltsam und überraschend tiefgründig zugleich, sie ist packend und humorvoll geschrieben und vermittelt so einige wichtige Botschaften und Aussagen. Ich hatte sehr viel Spaß beim Lesen, allerdings hat es mir für 5 Sterne letztendlich dann doch nicht gereicht. Von mir gibt es sehr gute 4 von 5 Sternen!

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