Cover-Bild Melnitz
(1)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
26,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Nagel & Kimche
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 772
  • Ersterscheinung: 14.07.2015
  • ISBN: 9783312006755
Charles Lewinsky

Melnitz

Roman
Als 1871 nachts ein entfernter Verwandter an die Tür der Meijers klopft, ahnt noch keiner in der Familie, wie radikal sich ihr Leben ändern wird. Über vier Generationen erstreckt sich ihre Geschichte voller Liebesglück und Lebenstrauer, ihr Kampf um Erfolg und Anerkennung. Charles Lewinsky erzählt mit einer Gestaltungskraft, die den Leser unweigerlich zu einem bangenden, hoffenden und fiebernden Teil dieser Familie werden lässt.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.10.2020

Melnitz

0

Zwei Jahre stand "Melnitz" ungelesen im Regal, obwohl ich es sofort kaufen musste, als es mir von einer Autorin empfohlen wurde. Charly Lyne, die sich als Gegnerin des Faschismus sieht, sagte auf einer ...

Zwei Jahre stand "Melnitz" ungelesen im Regal, obwohl ich es sofort kaufen musste, als es mir von einer Autorin empfohlen wurde. Charly Lyne, die sich als Gegnerin des Faschismus sieht, sagte auf einer Lesung, dass sie versuche zu verstehen wie Faschismus entsteht. Seit dieser Aussage lese ich uneingeschränkt was sie empfiehlt. "Melnitz" ist sicher eins dieser Bücher, die zum Verstehen der Prozesse beitragen kann.

Eigentlich ist "Melnitz" eine Familiensaga. Eine großartige Familiensaga, die zunächst einmal hoffnungsvoll beginnt. Als ein neues Familienmitglied zur zusammengewürfelten, aber eingeschworenen Bande hin zustößt, sieht man ihm zuerst mit Skepsis entgegen, später bekommt er die Herzenswärme zugeteilt, die jeder einzelne Person der Familie in der entsprechenden Portion zugedacht ist. Man verliert sich in Geschichten und Fantasien, verliert ein wenig den Blick auf die Realität und ahnt nicht, welchen Rattenschwanz dies mit sich zieht.

Dem Familienstammbaum wachsen neue Zweige. Hoffnung und Fleiß sind ebenso Dünger wie Abneigung und Neid. Alles auf einem Boden aus Unsicherheit und Argwohn.

Es wird viel geredet (hier kommt Lewinskys trockener Humor zum Tragen), manchmal miteinander, häufig aneinander vorbei. Das Schicksal geht seine Wege und ab und an darf eins der Familienmitglieder in die gleiche Richtung gehen. Die Dramatik spitzt sich zu. Wir alle wissen, was jüdische Menschen in den 30er und 40er Jahren erwartet.

Über mehrere Generationen erzählt Lewinksy die Geschichte einer jüdischen Familie. Berichtet von Konflikten, die durch Generationenwechsel und Traditionen entstehen, von Strukturen, die sich durch Familie und Religion ergeben und von der Ablehnung Menschen jüdischen Glaubens.

Mit viel Charme, einem gewissen Humor und Stärke und geprägt von Dialogen, denen ich ewig folgen könnte, wird "Melnitz" zu einem Werk großer Erzählkunst. Durch das Einfließen historischer Fakten gewinnt der Roman an Authentizität.

Vordergründig eine große Familiengeschichte, trägt "Melnitz" viel Kritik in sich. Onkel Melnitz, eine fiktive Figur, die immer wieder daran erinnert, mit welchem Argwohn die Mitbürger den Juden gegenüberstehen, ist der rote Faden der Geschichte. Hass und Ablehnung gegenüber Juden ist kein Ding des Zweiten Weltkriegs und ist mit Kriegsende auch nicht verschwunden. Das verdeutlicht Lewinsky indem er skizziert auf welchen teils banalen, teils albernen Begründungen die Verachtung gegenüber Juden fußt.

"Melnitz" dient der Unterhaltung, aber vielmehr noch der Aufklärung. Dem Aufrütteln und Infrage stellen von lang übermittelten Werten, Traditionen und Überzeugungen.

Eine ganz große Leseempfehlung für Lewinskys "Melnitz"!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere