Cover-Bild Wenn wir wieder leben
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12,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Knaur Taschenbuch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Generationenroman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 608
  • Ersterscheinung: 02.07.2018
  • ISBN: 9783426520307
Charlotte Roth

Wenn wir wieder leben

Roman

Eine tragische Familiengeschichte und die Geschichte einer großen Liebe, die ins Nazi-Deutschland zurückführt. Der neue große historische Roman von der Bestseller-Autorin Charlotte Roth.

Das vornehme Ostseebad Zoppot bei Danzig in den 1920er Jahren. Hier herrschen überschäumende Lebenslust und unbeschwerte Sommerfrische.
Die vier Freunde Lore, Gundi, Julius und Erik erfreuen die Kurgäste mit flotten Rhythmen und eingängigen Melodien und träumen vom Durchbruch als Musiker.
Bald ist ihnen tatsächlich Erfolg beschieden, auf dem Luxusschiff Wilhelm Gustloff befahren sie die Meere – und ignorieren, dass sich die Zeiten schon lange geändert haben. Gundi verliebt sich in den Sänger Tadek, aber dann überfällt Hitler Polen, und Tadek schließt sich dem Widerstand gegen die Nazi-Besatzer an: Das Ende einer großen Liebe?


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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.08.2018

„Vergessen wollen“ wird in der nächsten Generation zu „nicht wissen wollen“

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In ihrem Roman „Wenn wir wieder leben“ begibt sich die Autorin Charlotte Roth nach Danzig und ins benachbarte Seebad Zopot. Sie nimmt die Leser*in auch ein Stück weit mit in die Vergangenheit ihrer eigenen ...

In ihrem Roman „Wenn wir wieder leben“ begibt sich die Autorin Charlotte Roth nach Danzig und ins benachbarte Seebad Zopot. Sie nimmt die Leser*in auch ein Stück weit mit in die Vergangenheit ihrer eigenen Familie und bringt die wechselhafte Geschichte der Stadt Danzig, die im Zentrum des Ausbruchs des 2. Weltkriegs stand, auf verständliche Weise näher. Zumindest ich hatte bisher zwar verstanden, dass Danzig besonders wichtig war, aber die Vorgeschichte der Region zwischen Polen und Deutschland wurde mir erst durch diesen Roman bewusst.
Charlotte Roth erzählt die Geschichte der jungen Studentin Wanda, die sich im Jahr 1963 in Berlin beginnt Fragen zu stellen, was ihre Familie in der Vergangenheit durchlebt hat und wie sie nach Berlin gelangt ist. So führt der andere Erzählstrang ins Jahr 1927 in Danzig und ins Ostseebad Zoppot. Gundi erlebt eine glückliche Kindheit bei ihrem Großvater Pop, wo sie viel Liebe empfängt und viele Freiheiten genießt. Mit ihrer Halbschwester Lore und zwei Jungs, Erik und Julius gründet sie mit 17 Jahren eine Band. Der rote Faden der Geschichte ist der Aufstieg der Band, bzw. der Kapelle und die Suche nach dem ultimativen Lied, das Gundi zu schreiben verspricht.
Ohne zu viel vom Inhalt vorweg zu nehmen, kann man erwarten, dass der Nationalsozialismus natürlich in Zoppot und Danzig seine Spuren hinterlässt. Gundi, Lore, Erik und Julius führen lange ein relativ sorgloses Leben, wollen die Entwicklungen nicht sehen oder profitieren davon, ohne direkt offensichtlich Böses zu tun.
Durch den Wechsel der beiden Zeitstränge, die oft mit einem Cliffhanger enden, wird man als Leser immer wieder motiviert, weiter zu lesen. Die Handlung wird vor allem in der zweiten Hälfte des Romans zunehmend spannender. Das letzte Drittel habe ich fast am Stück gelesen.
Obwohl mir das Buch insgesamt sehr gut gefallen hat, bin ich mit den meisten Protagonisten nicht wirklich warm geworden. Die Hauptfigur Gundi weist alle Charaktereigenschaften auf, die ich in meinem Leben verachte. Gundi ist naiv, narzisstisch, nutzt andere Menschen sowohl emotional als auch in alltäglichen Situationen aus. Sie hat eigentlich nichts gelernt und erwartet eher ein Wunder, als dass sie bereit ist, richtig hart zu arbeiten. Aber vielleicht gerade weil es im wirklichen Leben durchaus solche Menschen gibt, mit deren Marotten man zu kämpfen hat, fand ich das Buch sehr realistisch. Auch die Thematik des Hinterfragens, was die eigene Familie in der Zeit des Nationalsozialismus gemacht hat, finde ich sehr wichtig.
Von mir erhält es 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 18.07.2018

Auf nach Zoppot/Sopot und Danzig/Gdansk...

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Vor Lesebeginn hatte ich schon einige negative Kritiken gesehen (allerdings überwogen die positiven), so dass ich etwas skeptisch an „Wenn wir wieder leben“ heranging.
Aber Charlotte Roth ist es erneut ...

Vor Lesebeginn hatte ich schon einige negative Kritiken gesehen (allerdings überwogen die positiven), so dass ich etwas skeptisch an „Wenn wir wieder leben“ heranging.
Aber Charlotte Roth ist es erneut mal wieder gelungen, mich bereits auf den ersten Seite „abzuholen“ und mich in ihren Bann zu ziehen, so dass ich jetzt am liebsten sofort meine Koffer packen und auf den Spuren von Gundi und Wanda durch Zoppot/Sopot und Danzig/Gdansk spazieren würde.
Erzählt wird die Geschichte in zwei Zeitsträngen: Wanda steht für die unmittelbare Nachkriegsgeneration (1944 geboren) in Berlin 1963/64 und Gundis Weg verfolgen wir intensiv in der Zeit 1927 – 1945.
Ich möchte es nicht verschweigen: mit Gundis Wesen hatte ich anfangs so meine Schwierigkeiten: ein vom Großvater verwöhntes Kind, sie entwickelt sich zu einer (fast nur) auf sich selbst bezogenen jungen Frau, die wenig Rücksicht auf die Gefühle anderer Menschen nimmt, bzw. sie meist gar nicht wahrnimmt. Nein, ich glaube, mit Gundi wäre ich nicht gern befreundet…aber wo steht, dass ich das muss? So singt und „tänzelt“ Gundi durch die 20-er und 30-er Jahre… und nimmt die Bedrohung durch Hitler und seiner NSDAP kaum wahr („Adolf Hitler ist als Hosenmatz zu heiß gebadet worden, lass den doch reden.“ S. 301). Erst 1939 ändert sie ihre Sichtweise langsam – aber leider (wie wir alle wissen) zu spät. „Ich war zu faul, zu diesen Wahlen überhaupt hinzugehen“ (S. 450). Aber dann wird sie „erwachsen“ und trifft weitreichende Entscheidungen, die sie mir sehr sympathisch machen…
Wanda hat 1963 ein wohl typisches Problem ihrer Generation: angeregt durch einen Kommilitonen bestürmt sie ihre Mutter mit der Frage nach deren Verhalten während des Nationalsozialismus: „Ich habe ein Recht darauf zu erfahren, wer ich bin und was meine Familie getan hat.“ (S. 57) und setzt damit eine Kette dramatischer Reaktion in Gang. Mit Hilfe von Freunden gelingt es ihr, die Puzzleteile ihrer Familie zusammenzusetzen und Frieden mit ihrer Vorgeschichte zu schließen.
Charlotte Roth beschreibt auf beeindruckende Art (leicht verständlich, flüssig, scheinbar nebensächlich) den Aufstieg der NSDAP, ihre immer stärker werdende Macht, die langsame Infiltration des nationalsozialistischen Gedankengutes in die Denkweise der Bevölkerung… Da der Ort der Handlung Zoppot und Danzig sind, habe ich auch beiläufig viel über die Freie Stadt Danzig (sie wurde 1919 vom Deutschen Reich getrennt und zu einem unabhängigen Staat erklärt, der unter Aufsicht des Völkerbundes stand) erfahren - so macht es richtig Spaß, sich mit deutscher Geschichte zu beschäftigen… und natürlich habe ich auch Joseph von Eichendorfs „In Danzig“ und Paul Celans „Espenbaum“ gegoogelt…
Das Cover hat mich sehr angesprochen, es ist im Stil der anderen Charlotte Roth-Bücher gehalten und hat somit einen Wiedererkennungscharakter.
Ich habe mich wunderbar unterhalten gefühlt und möchte hiermit eine ganz klare Leseempfehlung für dieses Buch aussprechen, Charlotte Roth hat mich – mal wieder – nicht enttäuscht, sondern zum Nachdenken angeregt. Aus diesem Grund: volle Punktzahl!

Veröffentlicht am 14.07.2018

Vergangenheit gegen Vergangenheit

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Das Buch greift das Aufruhen in den 60er von Studenten auf, die das Schweigen aus der NS-Zeit nicht länger hinnehmen möchten. Dazu gehört auch die Studentin Wanda, Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin ...

Das Buch greift das Aufruhen in den 60er von Studenten auf, die das Schweigen aus der NS-Zeit nicht länger hinnehmen möchten. Dazu gehört auch die Studentin Wanda, Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin und lernt auf der Uni Andreas kennen, dieser gehört zu den Studenten die alles in Frage stellen. Wanda beschließt auch in ihrer familiären Vergangenheit etwas zu wühlen, dabei hofft Sie auf die Hilfe ihre Mutter und Tante, aber die beiden blocken alles ab. Um dann doch noch der Sache auf den Grund zu gehen reist Sie Danzig…dann nimmt das Buch eine Wende und wir werden zurück in das Jahr 1927 geführt zu Gundi (Wandas Mutter). Gundi ist eine junge und aufkommende Musikerin und es dauert auch nicht lange bis die NSDAP auf Sie aufmerksam wird und Sie für sich gewinnen kann. Gundi tritt „Kraft durch Freude“ immer weiter in die Öffentlichkeit und beide Seiten profitieren natürlich davon. Bis es zum Ausbruch des Krieges kommt…

Wanda kann es kaum fassen was Sie dann erfährt….

Wieder mal ein Buch was mich mit auf eine unglaublich schöne Reise mitgenommen hat. Ich mag Bücher die unsere Geschichte aufgreift, denke es ist auch wichtig das wir nicht vergessen was passiert ist und mit diesem Rückblick zum NS-Zeit in Deutschland finde ich solche Geschichten sehr berührend. Vor allem weil dann auch noch die andere Geschichte aufgegriffen wurde mit den Studenten die einfach nicht vergessen wollen, dass war ja nach 1950 Deutschlands größte Stärke vergessen und verdrängen was geschehen ist u.a. wurden auch einige NS-Verbrecher verschont und konnte ihr Leben weiterführen ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen.

Ein sehr mitfühlendes Buch und auch sehr tiefgründig, dann sehr schön recherchiert und auch in Schreibform gebracht. Deswegen gibt es von mir dafür 5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 13.07.2018

Wieder ein großartiger Roman von Charlotte Roth

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Auch dieser Roman von Charlotte Roth hat mich sehr begeistert. Aber er lässt mich auch nachdenklich zurück.

Erzählt wird in zwei Handlungssträngen, die zu unterschiedlichen Zeiten erzählen. Zum einen ...

Auch dieser Roman von Charlotte Roth hat mich sehr begeistert. Aber er lässt mich auch nachdenklich zurück.

Erzählt wird in zwei Handlungssträngen, die zu unterschiedlichen Zeiten erzählen. Zum einen lesen wir von Gundi, die die Zeit der Nationalsozialisten und den Krieg miterleben musste. Sie lebt in Danzig bzw. in dem nahe gelegenen und vornehmen Seebad Zoppot. Sie lebt mit ihren Freunden den Traum der Sängerin und muss den zweiten Weltkrieg hautnah miterleben.

Zum anderen lesen wir von Wanda. Dieser Handlungsstrang erzählt in den Jahren 1963 und 1964. Wanda lebt im Nachkriegsdeutschland und genießt eine wunderschöne Kindheit in Berlin. Sie hat ihre glückliche Familie und viele Freunde. Als sie erwachsen wird, wird ihr bewusst, dass sie gar nichts über die Vergangenheit der Familie weiß und konfrontiert ihre Familie mit unliebsamen Fragen und begibt sich auf eine Reise in die Vergangenheit.

Bereits nach 30 gelesenen Seiten hat mich dieses Buch gefesselt. Der Schreibstil ist wunderbar und lädt zum Eintauchen in die Geschichte ein.

Was mich an dieser Geschichte nachdenklich stimmt, ist das Realistische dieser Geschichte, dass die Menschen, die das Schreckliche des Krieges mit all dem was dazu gehört, in sich getragen haben und es nicht mit den nachfolgenden Generationen kommuniziert haben. Allein der Gedanke "Ihr sollt es besser haben als wir" steht im Vordergrund. Ich finde es sehr gut, dass dieses Thema so perfekt in diesen Roman eingebunden ist.

Veröffentlicht am 05.07.2018

Musik und Liebe in verschiedenen Zeiten

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Eine Geschichte über die Verdrängung. Die Verdrängung von schrecklichen Ereignissen, die gerade geschehen und die man nicht wahrhaben will. Und über die Verdrängung einer furchtbaren Vergangenheit, die ...

Eine Geschichte über die Verdrängung. Die Verdrängung von schrecklichen Ereignissen, die gerade geschehen und die man nicht wahrhaben will. Und über die Verdrängung einer furchtbaren Vergangenheit, die man am liebsten vergessen möchte. Aber die Wahrheit bahnt sich dennoch ihren Weg.
Ein großartiges Buch, das mich sehr berührt hat. Verdrängung spielte auch in meiner Familie eine große Rolle, daher konnte ich so manches nachempfinden. Charlotte Roth schreibt wunderbare Geschichten, dies ist, wie sie selbst sagt, ihre persönlichste. Sie erzählt in zwei Strängen die Geschichte von Wanda und Gundi. Wanda lebt im West-Berlin der 60er Jahre, Gundi lebt im Danzig der Vorkriegszeit.
Die anfangs noch sehr naive Wanda begibt sich auf Spurensuche an ihren Geburtsort Zoppot bei Danzig. Dort möchte sie mehr über ihre Mutter erfahren. Gundi, ebenfalls sehr naiv und lebenslustig, hat Musik im Blut. Alles andere interessiert sie nicht, die Musik ist alles in ihrem Leben. Sie ist ein positiver Mensch, sie möchte in allem das Gute sehen. Und sie sieht vor lauter Gutem das Böse nicht. Ihre drei Freunde, mit denen sie zusammen in einer Musikgruppe spielt, sehen etwas mehr als sie, aber Gundi ist die dominante Person in dieser Gruppe, sie gibt die Richtung vor. Alles läuft scheinbar gut für Gundi und ihre Gruppe, bis sie eines Tages auf ihre große Liebe trifft. Von da an wird es kompliziert, und der näher rückende Krieg schafft weitere Probleme. Das Ende der Geschichte hatte ich so nicht erwartet. Eine sehr interessante Überraschung!

Eindrucksvoll und einfühlsam beschreibt Charlotte Roth die Charaktere, der sympathische Pop war meine Lieblingsfigur. Auch sehr gut dargestellt fand ich die Handlungsorte Danzig und Zoppot, die zur damaligen Zeit die Perlen an der Ostsee waren. Ich konnte mich hineinversetzen in das Geschehen, in das Leben von Deutschen und Polen und in die Wirren der damaligen Zeit. Mit Pop hätte ich gern mal einen Machandel getrunken.
Schon nach den ersten Seiten hatte ich Schwierigkeiten, das Buch aus der Hand zu legen. Es war aufregend, den Wegen der Protagonistinnen zu folgen, es war dramatisch und es war auch spannend. Sehr empfehlenswert!