Der Fantasy-Roman „Das Labyrinth des Fauns“ von Cornelia Funke und Guillermo del Toro ist am 02.Juli 2019 im S.Fischer-Verlag erschienen und spielt im Jahr 1944 in einem Wald in Spanien.
Ofelia ist Halbwaise und zieht mit ihrer hochschwangeren Mutter zu ihrem Stiefvater in eine Mühle tief im Wald in Spanien. Sie ist alles andere als glücklich damit und macht sich große Sorgen um ihre Mutter, der es gesundheitlich nicht gut geht. Doch schon während ihrer Anreise entdeckt sie eine Fee, die sie in ein spannendes Abenteuer lockt, hinter dem sich ihre eigene Geschichte zu verstecken scheint. Ein Königreich voller verzauberter Orte und magischer Wesen, eine phantastische Welt, wundervoll und grausam zugleich. Ein mysteriöser Faun stellt Ofelia 3 Aufgaben. Wird sie es schaffen, diese zu lösen? Wird die Unschuld über das Böse siegen? Vor Ofelia liegt eine aufregende Zeit, die geprägt ist von spannenden Abenteuern, aber auch von grausamen Momenten und ihrem inneren Konflikt, ob ihr noch ungeborener Bruder Freud oder Leid ist.
Einen halben Tag habe ich für das Buch gebraucht, das mich zufrieden, aber auch sehr bewegt zurücklässt.
Das Cover ist wunderschön und passt perfekt zu dieser Geschichte.
Auch der Klappentext ist sehr gelungen und hat mich sofort angesprochen. Die Protagonistin und der Hauptkonflikt werden vorgestellt und eine zum Buch passende Stimmung geschaffen.
Ofelia ist ein mutiges, starkes, 13-jähriges Mädchen, das nach dem Tod ihres Vaters mit der Mutter in einen Wald in Spanien ziehen muss, zu ihrem Stiefvater. Sie möchte dort nicht hin, weil sie diesen Mann nicht mag, doch sie liebt ihre Mutter und möchte so gut es geht für sie da sein. Doch schon während der Anreise gerät sie in ein spannendes Abenteuer mit sehr herausfordernden Aufgaben, denen sie sich aber stellt und ihre Ängste überwindet. Ofelia ist ein tolles Mädchen und eine sehr aktive Protagonistin, die ein klares Ziel hat und eine wunderbare Entwicklung durchmacht. Sie ist sehr authentisch dargestellt und ist ein vielschichtiger Charakter. Ich mag Ofelia sehr und habe sie direkt in mein Herz geschlossen. Was muss das Mädchen nur alles ertragen?
Auch alle anderen Figuren finde ich gelungen, ob es Carmen, Ofelias Mutter ist, die ihre Tochter über alles liebt und sich nach dem Tod für den Capitan entscheidet, nur um sich und Ofelia in Sicherheit zu wissen. Auch der Capitan ist ein interessanter Charakter. Zwar ist er sehr eitel und grausam, jedoch dient beides seinem Sebstschutz, d.h. Um seine Ängste zu verstecken. Mercedes ist eine liebenswerte Figur, die an das Gute glaubt, dafür kämpft und Schwächere schützt. Alle Figuren sind einzigartig, haben ein eigenes Ziel und eine eigene Motivation.
Besonders gefallen hat mir, dass alle weiblichen Figuren stark, mutig und selbstbewusst sind.
Die Handlung finde ich ebenfalls sehr gelungen. Die Autorin hat eine stetig ansteigende Spannungskurve mit vielen kleineren und größeren Konflikten, als auch überraschenden Twists aufgebaut. Es ist wirklich spannend und man möchte immerzu wissen, wie es weitergeht. Für mich ist die Handlung zu jeder Zeit nachvollziehbar bzw. logisch. Auch die Nebenerzählstränge waren spannend und haben die Hauptgeschichte abgerundet.
Besonders gefallen haben mir die Aufgaben, die Ofelia lösen sollte. Sie waren wirklich herausfordernd und einfach anders.
Aber wie liest sich das Buch nun?
Es sind 49 längere Kapitel + Prolog + Epilog, die in der 3. Person Singular im Präteritum in der personalen Erzählform aus der Sicht verschiedener Figuren, aber häufig aus Ofelias geschrieben sind. Das hat mir gut gefallen, um zu wissen, was in den Figuren vorgeht und um sie so auch zu verstehen bzw. ihr Handeln nachvollziehen zu können.
Der Schreibstil ist großartig. Flüssig, bildreich und so poetisch. Einzigartig! Literarisch ist es für meinen Geschmack auf einem hohen Niveau. Dadurch hebt sich dieses Buch deutlich von anderen Büchern dieses Genres ab. Die Settings sind wunderschön beschrieben und man kann sich alles super vorstellen. Dazu gelingt es der Autorin ausgezeichnet eine so passende Stimmung zu erschaffen, dass man von der Geschichte gefangen ist. Auch die Dialoge finde ich sehr gelungen und vor allem passend zum Genre. Ich muss aber anmerken, dass auch sehr grausame bzw. brutale Szenen dabei sind.
Ganz besonders hat mich die Darstellung der emotionalen Ebene beeindruckt, vor allem Ofelias gefühlsmäßige Zwickmühle ihren Bruder betreffend. Das hat mich sehr bewegt.
Mein Fazit nach 273 Seiten:
„Das Labyrinth des Fauns“ ist ein Fantasy-Roman, der zeigt, wie wichtig es ist, sich seinen Ängsten zu stellen bzw. wie man enden kann, wenn man sich ihnen nicht stellt. Als Alleinkämpfer wird man kann es immer schwerer haben als mit Vertrauten im Team.
Wer einen spannenden Fantasy-Roman sucht, der in Spanien 1944 spielt und sehr gefühlvoll das Thema „Umgang mit den eigenen Ängsten“ verarbeitet, der dürfte mit diesem Roman gut beraten sein.
Von mir erhält dieser Roman eine ganz klare Kaufempfehlung (5/5 Sternen), weil es eine spannende Geschichte ist, die sehr ehrlich mit allen Themen, z.B. Geschwisterbeziehungen umgeht. Außerdem ist der Schreibstil wirklich grandios und so anders als andere. Kritikpunkte habe ich keine, möchte aber nochmal darauf hinweisen, dass es sehr grausame und brutale Szenen gibt, die ein gewisses Lesealter erfordern.
Insgesamt ist es ein wirklich gelungener Roman, den ich nur weiterempfehlen kann.
Vielen Dank an Cornelia Funke für diese Geschichte.