Cover-Bild Das Mädchen
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10,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Hoffmann und Campe
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Klassisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 04.03.2020
  • ISBN: 9783455008272
Edna O'Brien

Das Mädchen

Roman
Kathrin Razum (Übersetzer)

 "Das beeindruckende Zeugnis eines universell menschlichen, über alle Grenzen hinausgehenden Mitgefühls." Neue Zürcher Zeitung 
"Ein unbedingt lesenswertes Buch." Frankfurter Rundschau
Wie ihre Mitschülerinnen wurde Maryam von Boko-Haram-Kämpfern aus ihrer nigerianischen Schule an einen ihnen unbekannten Ort entführt. Mit ihrer Freundin Buki übersteht sie die höllische Gefangenschaft und gemeinsam gelingt ihnen die Flucht. Mit  »tiefer, unverbrüchlicher Empathie« (Richard Ford) erzählt Edna O'Brien von einem langen Weg zurück ins Leben, von unvermuteter Hilfsbereitschaft und Mitgefühl. Den kriegerischen Wirren setzt sie die Schönheit der Natur entgegen und gibt der traumatisierten Seele ihre Würde zurück. Aber ist für Maryam überhaupt eine Heimkehr möglich, gibt es doch dort, wo sie einmal zuhause war, keine Sprache für das, was sie durchlebt hat?
Für ihren kunstvollen, mutigen Roman hat Edna O'Brien in den letzten Jahren Nigeria bereist und das Schicksal der entführten Mädchen eingehend recherchiert. Es ist ein Buch über ihr Lebensthema: Gewalt gegen Frauen und deren Fähigkeit, diese wieder und wieder zu überwinden. Gewidmet ist es den Müttern und Töchtern Nordostnigerias. Das Mädchen ist Weltliteratur.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.11.2020

Der Weg zurück

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Ihr ganzes Leben lang hat die irische Schriftstellerin Edna O´Brien über Mädchen- und Frauenschicksale geschrieben, sensibel, aber ungeschönt. Für „Das Mädchen“ reiste sie noch als 88jährige nach Nigeria, ...

Ihr ganzes Leben lang hat die irische Schriftstellerin Edna O´Brien über Mädchen- und Frauenschicksale geschrieben, sensibel, aber ungeschönt. Für „Das Mädchen“ reiste sie noch als 88jährige nach Nigeria, um vor Ort zu recherchieren. Die schrecklichen Erfahrungen der Frauen, die von der terroristischen Gruppe Boko Haram (im Jahr 2014) entführt und versklavt wurden, setzt die Autorin zu einem lange nachwirkenden Roman zusammen, in der das Mädchen Maryam die Hauptrolle spielt. Als 15jährige wird Maryam zusammen mit ihren Kameradinnen aus dem Schulschlafsaal entführt, in ein Lager gebracht und leidet dort unter Hunger, Sklavenarbeit und häufigen Vergewaltigungen. Schließlich wird sie mit einem der Kämpfer verheiratet und bekommt ein Baby. Während eines Bombenangriffs auf das Terroristencamp gelingt es ihr, mit dem Kind und ihrer Mitgefangenen Buki zu fliehen. Doch als sie nach langem, gefahrvollem Irren durch den Urwald endlich wieder auf ihre Familie trifft und Hoffnung schöpft, erlebt sie eine böse Überraschung…
Es ist eindrucksvoll, wie es O´Brien schafft, uns Maryams Schicksal so lebendig und bildhaft nahezubringen, in einer schlichten, der Protagonistin angepassten Sprache, so dass wir ihr Leid mit- und nachempfinden können. „Das Mädchen“ ist eine Anklage und gleichzeitig ein Aufruf, Unrecht und Gewalt gegen Frauen - nicht nur in Nigeria - endlich zu beenden.

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Veröffentlicht am 19.03.2020

Ein Bericht

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Ein Mädchen in der Schule. Und plötzlich nicht mehr. Verschleppt und in ein anderes Leben gezwungen. Immer auf der Suche nach Entkommen. Die Flucht. Die gelingt. Doch was ist Traum und was ist Realität? ...

Ein Mädchen in der Schule. Und plötzlich nicht mehr. Verschleppt und in ein anderes Leben gezwungen. Immer auf der Suche nach Entkommen. Die Flucht. Die gelingt. Doch was ist Traum und was ist Realität? Kann man zurück?
O´Brien vermag es eindrucksvoll, das Leben eines Mädchens vor, während und nach der Zeit ihrer Entführung durch die Boko Haram zu schildern. Ohne zu versuchen, Mitleid zu haben, sondern einfach die Brutalität aufzeigend. Denn das was passiert, ist schrecklich. Doch dass es nach der Flucht kein Happy End gab - die Autorin zeigt die mutigen Schritte eines Mädchens, dass sich aus der Vergangenheit befreien möchte, es aber nicht kann.
Die Schreibweise ist wie immer klar und deutlich. Kein Wort wird zuviel verschwendet und doch bleibt die Geschichte gerade, in einer Linie. O´Brien greift dabei ein Thema auf, dass zum Zeitpunkt des Geschehens einen großen medialen Auftritt erfuhr, doch was danach geschah, von dem hört man selten. Dabei ist es doch ein großer Tatsachenbericht eines jungen Mädchens, dass der Hölle entkommen konnte und doch in ihre Welt nicht zurück kann.

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Veröffentlicht am 04.03.2020

Eindrucksvoll

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In dem Roman „Das Mädchen“ schreibt die Schriftstellerin Edna O`Brien über nigerianische Schulmädchen, die in die Fänge der Boko Haram gerät. Das ist eine islamische Sekte, die alles westliche und andersgläubiges ...


In dem Roman „Das Mädchen“ schreibt die Schriftstellerin Edna O`Brien über nigerianische Schulmädchen, die in die Fänge der Boko Haram gerät. Das ist eine islamische Sekte, die alles westliche und andersgläubiges ausrotten will.

Maryam, die Icherzählerin und ihre Freundinnen werden aus ihrer Schule entführt und ein unvorstellbares Leben müssen sie aushalten. Da wird massenhaft vergewaltigt.

Dann gelingt ihr die Flucht mit ihrem Kind und ihrer Freundin Bukki. Eine unwahrscheinlich gefährliche Zeit beginnt.

Mann kann sich gar nicht vorstellen, solch ein Leben zu ertragen.
Edna O`Brien schreibt eindrucksvoll und verschweigt nichts. Sie ist eine besonders große Schriftstellerin.



Veröffentlicht am 26.08.2020

Erst top, dann mir zu viel, zu gewollt, zu viel gewollt

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Wie kann man es denn wagen, etwas gegen ein Buch zu sagen, das über die Situation der 2014 in Nigeria durch die djihadistischen Boko Haram entführten Schulmädchen erzählt?

Edna O’Brien schreibt aus ...

Wie kann man es denn wagen, etwas gegen ein Buch zu sagen, das über die Situation der 2014 in Nigeria durch die djihadistischen Boko Haram entführten Schulmädchen erzählt?

Edna O’Brien schreibt aus der Sicht der jungen Ich-Erzählerin Maryam, die als Kind noch mit ihren Mitschülerinnen von den selbsternannten Gotteskriegern verschleppt wird. Auf Angst und Gebetsterror folgt Schlimmeres.

„Er sprach nicht. Seine Macht lag in seinem Schweigen und diesem ekelhaften Stieren. Als er sich auf mich legte, war es, als würde eine schwarze Plane auf mich geworfen, eine Schwärze, die mich unter sich begrub und alles andere aussperrte. Ich wusste, dass er mich umbringen würde, wenn ich etwas falsch machte. Ich versuchte, meinen Körper seinen Bedürfnissen anzupassen, hörte ihm zu, während er rackerte und fluchte, schäumte, ich sei nicht offen genug, nicht gefügig.“

Dieser Teil des Textes ist kaum erträglich und am stärksten dort, wo er wie im vorangestellten Zitat in der Bildhaftigkeit bleibt. Meine Frage an den Beginn der Lektüre war es, wie die Autorin mit dem Horror umgeht, sich ihm nähert. Hier finde ich das Buch stark.

Doch Maryam wird zwangsverheiratet, bekommt ein Kind von dem Sektenmitglied. Es kommt zu einem Angriff auf das Lager, einige Mädchen fliehen, unter ihnen Maryam mit ihrer Tochter Babby. Sie sieht sich dem Misstrauen der Ordnungsbehörden gegenüber, die in ihrer Flucht eine Finte vermuten, um sich getarnt als angebliches Opfer mit den Beamten in die Luft zu sprengen. Aus der Heimkehr wird eine Propaganda-Maßnahme der Politik. Das Leben daheim hat sich verändert, und Maryam sieht sich mit dem Vorwurf konfrontiert, an allem Schuld zu sein, Schande auf sich geladen zu haben. Eine Tante bezeichnet die junge Mutter als „Buschfrau“, deren Kind man in einem Findelhaus unterbringen solle – die kleine Babby trage das Böse in sich.

Und hier etwa steige ich aus. Wir leben selbst in einem Land, wo immer noch Vergewaltigungsopfern vorgeworfen wird, selbst schuld zu sein, zu kurze Rücke getragen zu haben, sich zu aufreizend benommen zu haben. Und da stellt sich eine europäische Autorin hin und wirft der Gesellschaft in einem afrikanischen Land die dortige Version von Bigotterie und Misogynie vor? Danke, aber irgendwie nein danke. Das fängt stark an und endet schwach in Betroffenheitsschreibe; das ist mir „zu viel, zu gewollt, zu viel gewollt“. Ich hätte mir eine Fortsetzung des ersten Parts denken können oder alle Bestandteile, dann aber eher als Sachbuch oder Reisebericht. Interessanterweise empfinde ich eine ähnliche Thematik zu Afghanistan als stärker und weniger plakativ: Khaled Hosseini: Tausend strahlende Sonnen

3 Sterne – wegen Beginn und guten Absichten.

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