Keine Verschnaufpause
Kommissar Erik Donner ist nach den Ereignissen aus dem letzten Buch gerade emotional am Tiefpunkt. In einem kleinen Ort im Erzgebirge igelt er sich ein und hofft seinen Kummer mit Alkohol zu betäuben. ...
Kommissar Erik Donner ist nach den Ereignissen aus dem letzten Buch gerade emotional am Tiefpunkt. In einem kleinen Ort im Erzgebirge igelt er sich ein und hofft seinen Kummer mit Alkohol zu betäuben. Ziemlich aufgebracht und ablehnend reagiert er, als eine junge Frau ihn, in einem zehn Jahre zurückliegenden Vermisstenfall, um Hilfe bittet. Am nächsten Morgen ist die junge Frau tot und Erik Donner plötzlich unter Mordverdacht.
Eigentlich hätte man erwartet, dass der Autor seinem Helden nach den traumatischen Erfahrungen erstmal eine kleine Verschnaufpause gönnt, aber weit gefehlt. Statt den Kommissar ausgiebig in seine Trauer versinken zu lassen, schafft er eine Situation, in der er unfreiwillig zum Ermitteln gezwungen wird. Eine Situation, in der es nicht nur um den Beweis der eigenen Unschuld, sondern auch ums nackte Überleben geht. Wenn man es recht bedenkt, genau das, was Erik Donner brauchte um nicht komplett den Verstand zu verlieren. Der Autor weiß letztlich eben am Besten, was seine Hauptfigur braucht.
Dieser Erik Donner ist etwas anders als seine Vorgänger. Schon mit dem Cover des Buches beschreitet der Autor neue Wege. Der Wiedererkennungswert der Serie wird dadurch zwar gemildert, mich stört es aber nicht. Ich finde das Cover sehr stimmig und passend zum Inhalt. Auch vom Stil her ist dieser Donner etwas anders. Während ich die anderen Bücher immer als sehr amerikanisch empfunden habe, ist dieses eher an einen klassischen Krimi angelehnt. Die Story könnte gut als Tatort durchgehen, wobei den traditionellen Zuschauern die Figuren eher etwas gewöhnungsbedürftig erscheinen dürften. Besonders der schrullige Kommissar Vogel, der mich immer etwas an Inspector Columbo erinnert, bringt das gewisse Etwas in die Story. Genau das ist es auch , womit sich das Buch für mich abhebt von dem, was man derzeit an Krimi und Thrillern in den Regalen der Buchläden findet.
Der aktuelle Erik Donner ist ein Muss für Fans, ein echter Elias Haller, wenn auch mit einigen neuen Ansätzen. Diese neuen Ansätze werden auch zum Schluss nochmal ziemlich deutlich, den der Autor stellt für das nächste Buch eine Entwicklung in Aussicht, die mich persönlich sehr freut und mit Sicherheit für einiges an Zündstoff sorgt. Nach einer Verschnaufspause für Erik Donner sieht es aber ganz und gar nicht aus. Ich kann es kaum erwarten.
Ganz wichtig finde ich hier noch zu sagen, dass man das Buch nicht ohne Vorkenntnisse lesen sollte. Besonders die Ereignisse aus Band sechs sind wichtig, um die Figur Erik Donner und seinen derzeitigen Gemütszustand zu erfassen. Zwar gibt es kurze Hinweise auf die Vorgeschichte, aber es erfolgt kein erklärender Rückblick.