Cover-Bild Zeugin der Toten
20,95
inkl. MwSt
  • Verlag: Hörbuch Hamburg
  • Themenbereich: Belletristik - Krimi: Polizeiarbeit
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Ersterscheinung: 02.03.2011
  • ISBN: 9783844901689
Elisabeth Herrmann

Zeugin der Toten

Nina Petri (Sprecher)

Spuren eines quälend langsamen Todes, Blutlachen wie Seen, Hände, die verzweifelt Halt suchen. Judith Kepler hat viel gesehen. Sie wird gerufen, wenn die Spurensicherung geht. Sie macht aus Tatorten wieder bewohnbare Räume. Sie ist ein Cleaner. In der Wohnung einer grausam ermordeten Frau begegnet sie ihrer eigenen Vergangenheit. Die Tote kannte Judiths Geheimnis. Unter mysteriösen Umständen war Judith als Kind in ein Heim gebracht worden. Herkunft unbekannt. Immer im Schatten dabei: die Staatssicherheit. Als Judith Fragen zu stellen beginnt, gerät sie in das Visier mächtiger Gegner.

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.03.2019

Toll geschrieben, extrem viele Logiklücken, zu dick aufgetragen, tolle Hauptfigur

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Ich habe das HC mit genau diesem Motiv

udith Kepler reinigt das, was andere nicht wahrnehmen wollen: die Hinterlassenschaften der Toten. Ob sanft entschlafen, lange bei Hitze unentdeckt in der Wohnung ...

Ich habe das HC mit genau diesem Motiv

udith Kepler reinigt das, was andere nicht wahrnehmen wollen: die Hinterlassenschaften der Toten. Ob sanft entschlafen, lange bei Hitze unentdeckt in der Wohnung gelegen oder Gewaltverbrechen, sie sieht (und putzt) alle diese Orte. Die Antwort auf das Warum fällt ihr nicht leicht. „Vielleicht hätte sie ihm sagen sollen, dass der Unterschied zwischen Aufstehen und Weiterschlafen genauso groß war wie der zwischem allem und nichts. Und dass sie jeden Tag aufs Neue gegen das Nichts kämpfte und immer noch nicht dahintergekommen war, warum sich dieser Kampf eigentlich lohnen sollte.“ S. 86

Als die 32jährige eine Wohnung gegenüber ihrer eigenen in Berlin reinigen soll, nimmt sie eine für die erschossene Wohnungsinhaberin bestimmte Expresslieferung an, in der sich überraschend ihre eigene Akte aus ihrer Heimkindheit in der DDR findet. Dabei sei die Akte vernichtet worden, hieß es. Sie sei ein Asozialen-Kind, nichts wert, sagte man ihr immer. Gleichzeitig wartet in Berlin Ex-BND-Agent Quirin Kaiserley auf eine Informantin, die nie kommt. Sie wollte ihm die „Rosenholz-Akte“ aushändigen, eine Liste mit den Klarnamen sämtlicher Auslandsagenten der DDR.

Ich habe das Buch zum zweiten Mal gelesen und bin gespaltener als zuvor. Das Buch ist toll geschrieben, spannend, actionreich und hat ein Thema, das ich wichtig finde und das mich brennend interessiert. Die Hauptperson wirkt in ihrer Sprödheit glaubwürdig auf mich, ich finde aber auch die anderen Charaktere meist gut (Angelina ist ein Klischee).

Jetzt die wirklich zahlreichen Kritikpunkte: da passt einiges nicht. „Christina Borg“ wurde als Kind misshandelt (die Spuren von Knochenbrüchen), galt als nicht sehr helle und lebt später mit der gleichen Mutter normal, lernt eine Fremdsprache und plant den Coup um die Rosenholz-Akte; wie wahrscheinlich ist das? Außerdem hebt sie ein Spielzeug aus der Kindheit über Jahre auf, klar (tue ich auch, aber halt nicht sehr viele Leute). Agentinnen sehen in Büchern/Filmen immer aus wie Männer oder Sexbomben, normal geht natürlich nicht. Außerdem hat Angelina echt mit allen Männern im Buch was gehabt, Quirin, Teetee, Kellermann,…? Ganz zu Beginn, Martha Jonas geht zu einem toten Briefkasten – und was soll das für die Handlung bringen, das kommt nie wieder? Wer als 5jährige zum letzten Male ein Heimkind war, stellt 25 Jahre später noch die Hausschuhe wie im Heim verordnet unter das Bett? Woher wissen Christina Borg und ihre Mutter überhaupt von Sassnitz, sie waren damals doch nicht eingeweiht, keine echten Insider (sie dürften nur mitbekommen haben, dass dort ein Fluchtversuch geplant war)? Und gaaaanz zufällig bekommt ausgerechnet Judith diese Wohnung als Cleanerin zugeteilt? Wer findet exakt gegenüber von jemandem, den man beobachtet (Judith), eine Wohnung („Christina Borg“)? Warum wurde die Akte an Christina Borg geschickt – wer schickte die, sie sich selbst, was soll das? Warum wurde Judith überhaupt in ein Heim geschickt, sie war fünf Jahre alt – man hat viel ältere Kinder von Republikflüchtigen zu Adoption freigegeben und ihre Identitäten „umfrisiert“ – die waren sicherlich nicht einmal so traumatisiert wie Judith? Warum wurde Judith nicht zu Verwandten gegeben, um sie „republiktreu“ zu erziehen?

Den großen Showdown (Aquarium) musste ich nochmals lesen – vorher kommt die Information scheibchenweise, in diesem Abschnitt geballt, so dass ich erst gar nicht mitbekam, wer da wen weshalb verriet; das war mir schon beim ersten Lesen so gegangen – es ist eine dieser Szenen, bei denen man „wow“ sagt und erst später merkt, dass man bei der Logik hinterherhinkt. Immerhin scheint das hier alles zu passen, beim Nachlesen.

Nö. Das ist mir insgesamt zu dick auftragen mit zu vielen Logiklücken. 3 Sterne, bedauernd.

(ich kenne auch die Verfilmung mit Anna Loos: Dombrowski ist zu jung und definitiv kein väterlicher Freund, Teetee fehlt glaube ich, die Rollen der anderen Agenten wurden irgendwie getauscht und zusamengefasst, Judiths Eltern sind weniger zweischneidig. Vom Ton her ist die Verfilmung hingegen gut getroffen)