Cover-Bild The Girls
10,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Hanser, Carl
  • Themenbereich: Belletristik - Sonstiges
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 25.07.2016
  • ISBN: 9783446254046
Emma Cline

The Girls

Roman
Nikolaus Stingl (Übersetzer)

Kalifornien, 1969. Evie Boyd ist vierzehn und möchte unbedingt gesehen werden – aber weder die frisch geschiedenen Eltern noch ihre einzige Freundin beachten sie. Doch dann, an einem der endlosen Sommertage, begegnet sie ihnen: den „Girls“. Das Haar, lang und unfrisiert. Die ausgefransten Kleider. Ihr lautes, freies Lachen. Unter ihnen ist auch die ältere Suzanne, der Evie verfällt. Mit ihnen zieht sie zu Russell, einem Typ wie Charles Manson, dessen Ranch tief in den Hügeln liegt. Gerüchte von Sex, wilden Partys, Einzelne, die plötzlich ausreißen. Evie gibt sich der Vision grenzenloser Liebe hin und merkt nicht, wie der Moment naht, der ihr Leben mit Gewalt für immer zerstören könnte.

Weitere Formate

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.10.2016

Ein Mädchen auf der Suche nach sich - Kalifornien 1969

0

Durch das Auftauchen der beiden Jugendlichen Jonathan und Sasha wird Evie in ihre Vergangenheit zurückversetzt und erkennt in Sasha sich selbst in ihrer Teenagerzeit. Diese Erinnerungen sind bisweilen ...

Durch das Auftauchen der beiden Jugendlichen Jonathan und Sasha wird Evie in ihre Vergangenheit zurückversetzt und erkennt in Sasha sich selbst in ihrer Teenagerzeit. Diese Erinnerungen sind bisweilen sehr schmerzhaft für Evie, denn sie geriet in den Bann einer Kommune.
Im Jahre 1969 ist Evie Boyd 14 Jahre alt und auf der Suche nach sich selbst und Anerkennung bei ihren Eltern und ihrer Umwelt. Die unscheinbare und naive Evie leidet unter der Trennung ihrer Eltern: ihr Vater ist mit seiner Geliebten weggezogen und ihre Mutter beschäftigt sich lieber mit ihrem eigenen Leben und ihrem Freund Frank/Sal. Connie ist Evies einzige Freundin, doch sie ist nur Mittel zum Zweck, denn Evie hat sich in deren Bruder Peter verguckt. Eines Tages begegnet Evie den Hippie-Mädchen Suzanne, …. die so ganz anders aussehen und ein vermeintlich freies Leben in einer Kommune führen. Sie schließt sich ihnen an und lernt so Russell, den Kopf der Kommune kennen. Er spricht von Liebe und Freiheit und scheint Evie endlich zu sehen. Zunächst tastet sie sich ganz langsam an die Hippies heran. Die Mädchen und vor allem Suzanne scheinen Russell fast schon hörig zu sein und es gibt auch Kinder auf der Ranch. Auf einer heruntergekommenen Ranch leben sie zusammen, haben kaum etwas zu essen und beschaffen sich ihre Lebensmittel aus den Containern der Supermärkte. Besitz ist für sie nicht wichtig und so teilen sie sich auch ihre Kleidung. Immer mehr gerät Evie in den Sog von Suzanne und Russell, lässt sich auf sexuelle Spiele und Drogen ein und belügt ihre Mutter, wenn sie sogar Nächte auf dem Hof verbringt. Im Rückblick auf diese Zeit muss sich Evie eingestehen, dass es viele Warnsignale für den Zerfall und das Ende der Kommune gab und nicht alles so märchenhaft war, wie sie sich das eingebildet hatte. Alles endet in einer unheilvollen Nacht, die schlagartig die Kommune „sprengt“ und nicht nur Evies Leben für immer verändert.

Russell – trotz geringer gesanglicher Talente und Ausstrahlung schafft er es auf subtile Weise, junge Mädchen um sich zu scharen. Auch Drogen und Gerede von einer tiefen Liebe, die in der bestehenden Gesellschaft nicht möglich sei, gehören zu seiner Philosophie. Dabei ist er feige, selbstgerecht und davon überzeugt ein musikalisches Genie zu sein. Er nutzt die Bedürftigkeit der Mädchen schamlos aus und erhebt sich über seine Kommune, die angeblich ohne Hierarchie auskommen soll. Russell ist ein Blender.
Suzanne – sie steht unter dem Einfluss von Russell und folgt ihm blind. Sie lässt sich von ihm manipulieren und wird so zu seiner Gehilfin.
Evie – ist blind für den Verfall der Ranch und befindet sich im Sog von Suzanne und Russell. Für jedes bisschen Zuneigung von ihr, ist Evie bereit, sich gegen ihre Eltern zu stellen. Evies Mutter ist blind für die Veränderungen ihrer Tochter und glaubt ihr bereitwillig, dass sie bei Connie ist. Sie fragt nicht nach und beschäftigt sich lieber mit ihrem neuen Freund, von dem sie sich ebenso Anerkennung wünscht wie Evie sich von ihrer Umwelt. Auch Evies Vater steht seiner Tochter hilflos gegenüber.

Emma Cline ist ein eindrucksvoller, unheimlicher, aufwühlender Debütroman gelungen. Ihre Sprache ist klar und zieht den Leser schnell in seinen Bann. Die Rückblenden in Evies Zeit auf der Ranch und jene unheilvolle Nacht machen die Geschichte von Evie und den „Girls“ sehr lebendig und lassen einem immer wieder das Blut in den Adern gefrieren. Als Eltern fragt man sich schon, ob man sein Kind genug wahrnimmt und begleitet. Eine zutiefst erschreckende und wachrüttelnde Geschichte über elterliche Hilflosigkeit, dem Wunsch nach „Gesehenwerden“, falsche Vorbilder und das Ignorieren von Warnungen, die unterschwellig aus dem eigenen Inneren heraus kommen. Der Titel ist gut gewählt, denn im Grunde dreht sich die Geschichte hauptsächlich um Suzanne und ihre Freundinnen, in deren Bann Evie gerät. Russell spielt da eher eine Nebenrolle. Das Cover täuscht sehr über die Dramatik des Buches hinweg und vermittelt den Eindruck von einer „blühenden“ Zeit. So sahen es wohl viele Menschen während der Hippie-Zeit.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Sex, Drogen, Blutrausch

0

Kalifornien, 1969: Die 14-jährige Evie Boyd verbringt ihre endlos scheinenden letzten Sommerferien bevor sie ins Internat geschickt wird. Sie muss gerade einiges wegstecken: Ihr Vater hat die Familie verlassen, ...

Kalifornien, 1969: Die 14-jährige Evie Boyd verbringt ihre endlos scheinenden letzten Sommerferien bevor sie ins Internat geschickt wird. Sie muss gerade einiges wegstecken: Ihr Vater hat die Familie verlassen, ihre Mutter ist auf einem Selbstfindungstrip, dann verkracht sie sich auch noch mit ihrer einzigen Freundin Connie - dadurch fühlt Evie sich einsam und von aller Welt verlassen. Da begegnet sie den "Girls": eine Gruppe Mädchen, alle ein wenig älter als Evie, die von zuhause ausgerissen sind und sich dem charismatischen Russel angeschlossen haben, mit dem sie auf einer heruntergekommenen Farm als Kommune hausen.
Evie, die behütete Tochter aus gutem Hause, ist völlig fasziniert von dieser neuen, freien Welt voller Sex und Drogen, und sie verfällt Suzanne, der Anführerin der Mädchen, mit Haut und Haar. So bemerkt Evie nicht, in welch unheilvolle Richtung ihr Leben driftet.

Emma Cline lässt ihre Ich-Erzählerin Evie auf zwei Zeitschienen ihr Leben schildern. In beiden Fällen ist es die erwachsene Evie, die einmal die Ereignisse aus dem Jahr 1969 im Rückblick schildert, während der Leser auch in kürzeren, eingeschobenen Passagen erfährt, wie die Evie in den mittleren Jahren in der Gegenwart ihr Leben zubringt.
Innerhalb der Rückblenden in Evies Zeit mit den Girls verläuft die Erzählung nicht linear, es ist eher so, als würde Evie die Geschichte bei ein paar Drinks erzählen. So erfährt der Leser schon auf den ersten Seiten, dass die Gruppe sich nicht einfach aufgelöst hat, sondern dass eine schreckliche Tat das Ende des Hippie-Lebens auf der Farm einläutete. Oftmals analysiert Evie auch die Hintergründe oder rechtfertigt sich, und schildert darum auch Begebenheiten, die sich vor oder nach dem schicksalhaften Sommer ereignet haben.
Diese Erzählweise ist gut gelungen, denn die Spannung wird bis zum Ende aufgebaut und gehalten, aber "The Girls" ist kein Buch, das man an sich vorbeiplätschern lassen kann - man muss als Leser wirklich bei der Sache sein, um nicht den Faden zu verlieren.

Da die Protagonistin Evie als Ich-Erzählerin eingesetzt wird, kommt sie dem Leser natürlich am nächsten, und sie lässt mich ein wenig zwiegespalten zurück, was wohl auch die Absicht der Autorin ist. Es gelingt ausgezeichnet, dem Leser diese verwirrenden frühen Teenager-Jahre wieder vor Augen zu führen: Evie ist eine typische 14-jährige. Sie steckt voller Komplexe, sieht sich als völlig unattraktives Mädchen, das niemand je lieben wird. Sie will um jeden Preis irgendwo dazugehören und hungert nach der Aufmerksamkeit anderer Menschen. Ihre Eltern sind unglücklicherweise zu sehr mit sich selbst und ihrer Scheidung beschäftigt um zu bemerken, dass Evie keine Freunde mehr hat, und haben keine Ahnung, mit welchen Leuten sich ihre Tochter herumtreibt. Wenn sie nachts wegbleibt, nimmt ihre Mutter einfach an, sie hätte bei Connie geschlafen.
Manchmal fühlte ich mich der jungen Evie sehr nah, manchmal war ich aber auch geradezu von ihr abgestoßen.
Die anderen Figuren treten - je nach Evies Blickwinkel - mal mehr, mal weniger in den Vordergrund. So hab ich zum Beispiel von Suzanne ein sehr klares Bild, während Russel (der eigentliche Mittelpunkt der Gruppe, für Evie aber eher ein Hintergrundrauschen) recht verschwommen bleibt.

Manchmal ist das Buch ziemlich verstörend, besonders wenn das Leben auf der Farm mit all den Drogen- und Sexexzessen recht bildhaft geschildert wird. Ich hatte beim Lesen ständig im Hinterkopf, wie jung Evie doch ist - ich glaube, für Eltern mit Töchtern im Teenager-Alter ist das noch schwerer auszuhalten.
Trotzdem ist die Geschichte absolut fesselnd und entwickelte sich für mich zu einem Pageturner. Emma Cline lässt die beginnende Hippie-Ära lebendig werden, und führt dem Leser nicht nur die weichgespülten Klischees von bekifften, aber harmlosen Fans der freien Liebe vor Augen, sondern zeigt auch abgründige und hässliche Facetten, die man mühelos in die Gegenwart übertragen kann. Ich konnte das Buch gar nicht mehr weglegen, und von daher gibt es von mir auch eine klare Empfehlung: auf jeden Fall lesenswert!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Schockierend und fesselnd !

0

Bei dem Buch „The Girls“ von Emma Cline fühlt ich mich schon von dem Cover direkt angesprochen und war gespannt wer sich hinter dem Auge verbringt, das mich direkt anzuschauen schien.

Erzählt wird die ...

Bei dem Buch „The Girls“ von Emma Cline fühlt ich mich schon von dem Cover direkt angesprochen und war gespannt wer sich hinter dem Auge verbringt, das mich direkt anzuschauen schien.

Erzählt wird die Geschichte von Evie Boyd. Dabei wechselt die Autorin zwischen zwei Zeitebenen. Einmal wird das Leben von Evie als 14-jährige 1969 beschrieben und einmal das in der Gegenwart. In dieser ist Evie arbeitslos und lebt im Haus eines Bekannten. Dort begegnet sie dem Sohn ihres Bekannten und dessen Freundin und erzählt von ihrer Zeit als Jugendliche in der sie sich ungeliebt, unverstanden und unsichtbar fühlte. In dieser Zeit gerät sie an eine Gruppe von Mädchen, die sich „The Girls“ nennt und bei der es sich um eine Sekte handelt. Schnell ist klar, dass Evie in den Fängen der Sekte einiges wiederfahren sein muß. Man wird in den Bann des Buches gezogen und möchte wissen, was in dieser Zeit vorgefallen ist.

Der Autorin gelingt es in ihrem Buch sehr nachvollziehbar und glaubhaft zu vermitteln wie leicht ein junges Mädchen in die Fänge einer Sekte geraten kann. Neben den Rückblicken erfährt man durch die Erzählungen in der Gegenwart, was Evie nach dieser Zeit aus ihrem Leben gemacht hat.

Mir gefiel der flüssige aber durchaus anspruchsvolle Schreibstil von Emma Cline ausgesprochen gut und ich fühlte mich in die Geschichte hineinversetzt. Die einzelnen Charaktere wurden detailliert beschrieben, wirkten keineswegs glatt oder farblos, sondern sehr authentisch.

Mein Fazit:
Mich hat das Buch gefesselt. Ich fand die Geschichte von Evie nachvollziehbar, erschreckend und lesenswert. Ein schockierender Rückblick um die Zeit um 1969, der Zeit wie wenige Wochen ein Leben verändern können.

Veröffentlicht am 26.09.2017

Angelegt an die Manson-Family – gut umgesetzt

0

Evie Boyd ist 14 Jahre alt als sie 1969 in Kalifornien lebt. Ihre Eltern sind frisch getrennt und mit ihrer einzigen Freundin funktioniert es auch nicht mehr so gut. Da trifft sie auf die Girls. Von Suzanne ...

Evie Boyd ist 14 Jahre alt als sie 1969 in Kalifornien lebt. Ihre Eltern sind frisch getrennt und mit ihrer einzigen Freundin funktioniert es auch nicht mehr so gut. Da trifft sie auf die Girls. Von Suzanne ihrer Anführerin ist Evie gleich begeistert. Sie besucht die Girls auf ihrer Farm. Auf der sie mit Russell zusammenleben – ähnlich wie die Manson-Family um Charles Manson. War es eine gute Entscheidung von Evie sich Suzanne anzuschließen?

Die gesamte Geschichte wird aus Evies Sicht in der Ich-Perspektive erzählt. Evie ist nun eine alte Frau und erinnert sich zurück. Der Leser erfährt neben der Vergangenheit – was 1969 passierte – auch was sie gerade erlebt. Deshalb gibt es einige Zeitsprünge. Wodurch es ab und zu verwirrend wird und man etwas braucht, bis man wieder weiß in welcher Zeit man sich gerade befindet. Das hätte man besser lösen können. Teilweise ist zwar über den Kapiteln die Angabe 1969 zu finden. Allerdings gibt es keine Angabe wann es im Jetzt ist.
Die Sprache ist locker und leicht. Sehr angelehnt an ein junges Mädchen. Auch war der Schreibstil sehr bildlich und beschreibend, so dass man sich ins Kalifornien der 60er Jahre versetzt fühlte.
Mir hat die Geschichte gut gefallen. Allerdings hatte ich mir vorgestellt, dass mehr vom Leben auf der Ranch berichtet wird. So richtig kam das nicht rüber. Beispielsweise was sie dort alles gemacht haben. Es gab auch nur einzelne Szenen, in denen Evie mit den Farmmenschen redet. Der Rest spielt sich eher in Evies Kopf ab. Dennoch hat mir dieses Buch gut gefallen und ich vergebe vier von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 03.06.2017

Verstörende Vergangenheitsgeschichte

0

Evie Boyd ist noch ein Teenager und gerade einmal vierzehn Jahre alt. Ihre Eltern trennen sich. Evies Vater lebt mit der wesentlich jüngeren Tamar zusammen. Ihre Mutter lebt aktuell mit Frank zusammen. ...

Evie Boyd ist noch ein Teenager und gerade einmal vierzehn Jahre alt. Ihre Eltern trennen sich. Evies Vater lebt mit der wesentlich jüngeren Tamar zusammen. Ihre Mutter lebt aktuell mit Frank zusammen. Und dann ist Evie mit ihrer Mitschülerin Connie befreundet. Man könnte im ersten Augenblick denken, es ist eine durchschnittliche amerikanische Familie. Nein, es ist Sommer im Jahr 1969. Das Jahr des Sex, Drugs and Rock’n Roll. Evie lebt bei ihrer Mutter, fühlt sich bei immer weniger wohl seitdem Frank mit ihnen in einem Haus zusammenleben. Durch Zufall trifft sie Suzanne beim Einkaufen. Suzanne wirkt anders als Evies Mutter oder andere Frauen. Evie fasziniert diese Frau. Durch eine Art Mutprobe gelingt es Evie Anschluss an Suzanne und den anderen Frauen zu bekommen, mit denen Suzanne draußen auf einer Ranch lebt. Außerdem lebt dort noch Russel, dem das Haus gehört und wechselnde Sexualkontakte mit den dort lebenden Frauen hat. Das Leben wirkt spartanisch, dennoch fühlt sich Evie dort hingezogen. Endlich wird Evie wahrgenommen, was sie im Elternhaus vermisst. Aber diese Erfahrungen auf der Ranch bleiben nicht ohne Risiko.
Emma Cline gelingt es in ihrem ersten Roman eine Atmosphäre zu schaffen, die einer Vorstellung von Leben in den 1960er Jahren gleichen, wenn man sie nicht selbst erlebt hat. Die Menschen damals, die in den Tag hineingelebt haben, und deren Tagesrythmus aus Schlafen, Drogenkonsum und Gelegenheitsaufgaben bestand, bekommen hier diesen sogenannten Hippie-Touch. Bei dieser Geschichte stellt man sich häufig das Leben in Sekten vor, bei denen ein charismatischer Anführer – hier Russel – den Alltag dirigiert. Berauscht von unterschiedlichen Drogen können diese Menschen keinen Alltag wie andere Menschen, die ihrer Arbeit und Privatleben mit Familie nachgehen. Suzanne und die anderen Frauen spiegeln diese Lebenskultur wider. Evie scheint die pubertierende Tochter zu sein, die zu Hause rebelliert und auf der Ranch von Russel Anerkennung bekommt. Evies Mutter mit wechselnden Partnern ist nicht gerade das passende Vorbild für Evie. Ihr Vater lebt mit einer wesentlich jüngeren Frau zusammen. Tamar versucht zumindest sich in Evie hineinzuversetzen. Diese Geschichte wird aber nicht nur aus dem Jahr 1969 erzählt, sondern auch aus der Gegenwart. Denn Jahre später wirken die Ereignisse auf der Ranch noch nach.
Dieser Roman wirkt teilweise verstörend, weil man sich ein Leben, das von von-der-Hand-in-den-Mund-leben, Dreck, Drogen und sexuellen Praktiken geprägt ist, nicht vorstellen kann. Aber das wiederum die Genialität der Autorin, dass sie die Leserschaft dazu bringt, wütend oder traurig über die Lebensumstände der Figuren in diesem Roman zu sein. Manchmal scheinen die Szenen grenzwärtig, denn juristisch gesehen kann man von sexuellem Missbrauch von Minderjährigen ausgehen. Da ich den Roman vor einigen Monaten im Original gelesen habe, fand ich die deutsche Übersetzung milder und nachvollziehbarer als in der Originalverfassung, die wesentlich härter wirkte.