Cover-Bild Ernst Volland
22,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Hirnkost
  • Genre: keine Angabe / keine Angabe
  • Ersterscheinung: 03.2018
  • ISBN: 9783947380015
Ernst Volland

Ernst Volland

Eingebrannte Bilder, Plakate, Cartoons, Buntstiftbilder, Fakes und Dokumente
Ernst Volland ist ein Außenseiter, mit keiner Schule der Gegenwartskunst und mit keiner Partei liiert. Geboren 1946, aufgewachsen in Wilhelmshaven, zog es ihn bald in die damals geteilte Stadt Berlin. Dort verband er seine Neigung zur Satire mit politischem Engagement und machte sich einen Namen durch Karikaturen, Happenings und Politplakate. Seine Kunst-Happenings erregten weite Medien-Aufmerksamkeit und ließen auch die Polizei nicht ruhen, die eine Ausstellung unter freiem Himmel zerstörte.

Später entwickelte Volland andere Techniken, um Kunst und Öffentlichkeit zu verbinden und in Zeiten des abnehmenden politischen Engagements dennoch politisch wirksam zu bleiben und zu provozieren. Er verfremdete Fotos des kollektiven Gedächtnisses durch Unschärfe und machte sie zu visuellen Rätseln. Die über Jahre hinweg entstandene Serie nannte er anspielungsreich „Eingebrannte Bilder“.

Seit einigen Jahren sind seine Mittel Buntstifte. Es entstehen großformatige Bilder, in denen Volland Fotos, etwa ein Luftbild des zerstörten Hiroshima und andere schockierende Bildinhalte, bearbeitet.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.02.2018

Umfassende Werkschau

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Dieses Buch bietet eine umfassende Werkschau von Ernst Volland, die sich sowohl an den Kenner wie an den neuen Betrachter wendet.
Die Bilderflut erschlägt einen zu Anfang fast, mit den “eingebrannten ...

Dieses Buch bietet eine umfassende Werkschau von Ernst Volland, die sich sowohl an den Kenner wie an den neuen Betrachter wendet.
Die Bilderflut erschlägt einen zu Anfang fast, mit den “eingebrannten Bilder”, die den ersten Teil des Buches einnehmen. Hier sieht man viele historisch bedeutenden Fotos, unscharf, dadurch verfremdet, mit bekannten wie brisanten Motiven, etwa das Foto von Anne Frank, Martin Luther King, Marilyn Monroe, Opfer und Täter aus Deutschlands schlimmer Zeit etc.

Viele Texte begleiten die Abbildungen, darunter auch Interviews und eigene Beiträge von Ernst Volland. Mir gefallen seine Gelassenheit und sein Humor.

In weiteren Kapiteln geht es um Plakate, Zeichnungen und Cartoons. Daran erkennt man, was für ein großer Querschnitt an verschiedenen Mitteln der Künstler nutzt. Dabei ist fast immer provokant gegen die Leute, die Macht haben und sie missbrauchten. Es gab in vielen Zeiten der deutschen Vergangenheit nicht viele, die sich gegen die Machtausüber stellten. Mächtige Konzerne, Atommächte und von der Wirtschaft abhängige Politiker haben nicht viel zugelassen. Der politisch engagierte Ernst Volland hält dagegen, sein Mittel ist die Satire. Themen sind immer wieder Kriegsgefahr insbesondere die atomare, Apartheid, Alkoholmissbrauch, Gewalt etc, dabei wird immer wieder die Vergangenheit herangezogen, um auf aktuelle Gefahren aufmerksam zu machen.

Intimfeinde sind Konzerne wie Esso, Firmen wie Jägermeister, Politiker wie Strauß, natürlich auch andere Politiker.

Ein sehr lesenswertes Buch, gerade in Zeiten, in denen die Mächtigen der Welt skrupellos und ungezügelt wie nie loslegen.

Veröffentlicht am 17.02.2018

Unschärfe als Methode

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Martin Luther King steht da. Hält eine Rede. Erkennbar ist er nur schemenhaft, das Bild ist unscharf. Der Künstler Ernst Volland hat das Bild verfremdet. Seine Methode: die Unschärfe. In dem Band „Eingebrannte ...

Martin Luther King steht da. Hält eine Rede. Erkennbar ist er nur schemenhaft, das Bild ist unscharf. Der Künstler Ernst Volland hat das Bild verfremdet. Seine Methode: die Unschärfe. In dem Band „Eingebrannte Bilder“ findet sich ein Querschnitt aus Ernst Vollands künstlerischem Werk. Versehen ist das Ganze mit umfangreichen Erläuterungen, sei es als Sekundärliteratur, Interview oder persönlicher Annäherung.

In seinen jüngsten Werken lässt Volland die Bilder sprechen. In einem Interview sagt er selbst dazu: „Ich brauche keinen Text, im Gegensatz zu anderen Künstlern, die als Bildtitel daneben schreiben, was der Betrachter sehen soll. Aufgabe des Künstlers ist es, ein Bild
herzustellen. Ich gebe ein Bild vor und lasse mich davon überraschen, was der Betrachter wahrnimmt. Der Betrachter bleibt allein mit der Frage, warum sich bestimmte Bilder in das Gehirn einbrennen, wieso man sie nicht vergessen kann.“

Volland arbeitet sich also an Bildmotiven ab, an die man sich erinnert, die einem bekannt vorkommen, die in die Geschichte eingegangen sind. Ob Drittes Reich, Hitler oder Hiroshima: Vollands Weg der Verfremdung ist die Unschärfe. Und der Betrachter stellt sich die Frage: Was macht das Bild aus? Auf Bildtitel verzichtet Volland weitgehend, ein H steht für Hitler, ein MM für Marilyn Monroe.

Freilich sind in „Eingebrannte Bilder“ auch ältere Bilder Vollands abgedruckt mit Bildtiteln, die daneben stehen, mit klaren Aussagen. Die Bildcollagen etwa, wo auf der linken Seite die Aufnahme eines Profilbilds eines Häftlings zu sehen ist mit der Nummer 78056, ihm steht auf der rechten Seite das Bild eines Soldaten gegenüber, das einem Ehrenmal entstammt. Beide blicken sich in die Augen. Oder: drei Bilder, links und rechts Leichenberge aus den Konzentrationslagern des Dritten Reiches, dazwischen das Ehrenmal für gefallene Soldaten.

Dem gegenüber wirken die politischen Bilder Vollands, die den 70er Jahren entstammen, weit weg und wenig professionell. In unnötiger Ausführlichkeit werden juristische Auseinandersetzungen wie z.B. mit Jägermeister dargestellt, aber auch die Ausführungen zu Volland und der RAF wirken heute doch sehr angestaubt. Hier hätte man sich doch eher eine historische Einordnung gewünscht als ausführliche Darstellungen juristischer Auseinandersetzungen. Schließlich ist nicht mehr alles so aktuell wie das Bild „Freiheitsstatue“ von 1983, das auch als Titelbild abgedruckt ist.

Lächerlich wirkt im Vergleich zum anfänglich gezeigten jüngeren Werk der „Fotocomic Hitler“ (Hitler auf dem Weg zum Einkaufen…) und die Aktion, wie Gott und wie der Teufel aussieht. Volland schickt ein selbst gezeichnetes „Kinderbild“ an kirchliche Stellen und fragt (als ratlose Eltern) an, wie Gott, wie der Teufel aussehe. Die Antworten sind (leider) auch noch abgedruckt. Für mich hat da mein Bild von Volland sehr gelitten. Dagegen hätte ich mir gewünscht, dass die Buntstiftbilder Vollands mehr gewürdigt würden.