Cover-Bild Darwin schlägt Kant
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28,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Orell Füssli Verlag
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Biografien und Sachliteratur
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Seitenzahl: 480
  • Ersterscheinung: 13.03.2020
  • ISBN: 9783280057223
Frank Urbaniok

Darwin schlägt Kant

Über die Schwächen der menschlichen Vernunft und ihre fatalen Folgen

Der Verstand gilt als schärfste Waffe des Menschen. Durch den Verstand ist er anderen Lebewesen überlegen. Er ist das Beste, was die Evolution in Millionen Jahren hervorgebracht hat, ihr ultimatives Erfolgsmodell. So weit die Legende. Fakt aber ist: Der primär evolutionäre Zweck der Vernunft, nämlich die Überlebensfähigkeit der menschlichen Art zu steigern, wird oft zu wenig beachtet. Ihr Potenzial hingegen wird überschätzt.

Denn in den menschlichen Verstand wurden viele Mechanismen eingebaut, die sich in der Evolution über Millionen von Jahren als sehr erfolgreich erwiesen: stereotype Automatismen und emotionale Kurzschlüsse, sogenannte evolutionäre Stoßdämpfer, die oft zu verzerrten Beurteilungen führen. Diese Mechanismen stehen im Widerspruch zu den Ideen der Aufklärung und des Humanismus und werden bis heute in Diskussionen stark vernachlässigt.

Frank Urbaniok analysiert differenziert, welche fatalen Folgen daraus für das Individuum und die Gesellschaft resultieren können. Nicht zuletzt, so sein Fazit, zielen gerade populistische und extremistische Kräfte mit ihrer Propaganda genau auf diese Schwächen und erschüttern die Demokratien bis in die Grundfesten.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.04.2021

Argumentatives Totalversagen

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Wenn ich nach der Lektüre den Klappentext noch einmal betrachte, muss ich sagen, dass ich vielleicht zu Beginn etwas anderes erwartet hätte. Vermutlich dachte ich, es würde sich um ein psychologisch-philosophische ...

Wenn ich nach der Lektüre den Klappentext noch einmal betrachte, muss ich sagen, dass ich vielleicht zu Beginn etwas anderes erwartet hätte. Vermutlich dachte ich, es würde sich um ein psychologisch-philosophische Analyse der Kant‘schen Lehren vor dem Hintergrund der modernen Erkenntnisse über die Evolution sein. Oder, dass es darum ginge, inwiefern die Philosophie des Aufklärers der menschlichen Natur aus evolutionspsychologischen Gesichtspunkten widerspricht.

Das ist es aber alles nicht. Ich denke, am Anfang stand irgendwo der Versuch letzteres zu schreiben, aber der Autor hat vollständig den Faden verloren. Es ist ein Werk geworden, das immer wieder über dutzende und dutzende Seiten vollständig von den Kernthemen abschweift, lächerliche Argumentationsketten über unglaubliche Längen auswalzt und sehr fragwürdige Meinungen als wissenschaftliche Tatsachen darstellt. Und ganz nebenbei Folter gutheißt.

Um den Einstieg kurz zu machen: Es geht weder um Darwin noch wirklich um Kant. Darwin wird tatsächlich kaum erwähnt und dient vielmehr als Symbol für alles, was der Autor irgendwie mit Evolution in Verbindung bringt. Da ist meiner Ansicht nach in Ordnung, da dies auch in der Umgangssprache gerne so gehandhabt wird. Kant hingegen kommt öfter, zumindest namentlich, vor und hat tatsächlich einige Seiten, die fast ausschließlich ihm gewidmet sind. Und das ist meiner Meinung nach ein Problem.

Während Darwin Symbol bleibt, wird auf Kants Philosophie rudimentär eingegangen – er und seine Ideen aber immer wieder als gleichbedeutend mit der Aufklärung in ihrer Gesamtheit dargestellt. Somit liefert Urbaniok ein unwahres Zerrbild dieser Epoche als moralisch erhabene und menschliche Denkrichtung. Andere Strömungen werden ignoriert. Dass es auch die Köpfe der Aufklärung waren, die Arbeitshäuser und Anbindehaltung erdacht und „unnützes“ Leben definiert haben, scheint er nicht zu wissen oder es passt nicht in sein Bild.

Statt um Aufklärung gegen Evolution geht es tatsächlich eigentlich nur darum, dass Wahrnehmung und Denken des Menschen fehleranfällig sind. Dies klingt nicht besonders kompliziert und ist es, wie es Urbaniok darstellt, wohl auch nicht. Schließlich meint er, den gesamten Mechanismus der menschlichen Informationsaufnahme und -verarbeitung auf drei Buchstaben „RSG“ eindampfen zu können. Dabei handelt es sich um ein psychologisches Modell, das so grundlegend und simpel ist, dass es eigentlich keine praktische Bedeutung mehr hat, obwohl der Autor diese zum Ende hin alle paar Seiten herbeiredet.

Warum hat das Buch dennoch 450 Seiten reinen Text? Nun, hier liegt der Hund begraben. Es ist wirklich zu lang für die Aussage, die es trifft.

Es ist schwierig, diesem Werk etwas positives abzugewinnen, darum möchte ich darum beginnen. So ist der generelle Aufbau durchdacht: In den ersten Kapiteln soll einem das geistige Handwerkszeug für das Verständnis der Prinzipien der weiteren Themen nahegelegt werden. Tatsächlich sind diese theoretischen und philosophischen Grundlagen der beste Teil des Buches. Zum anderen habe ich sicher durch die Lektüre vieles erfahren, was ich noch nicht wusste.

Leider haben schon diese beiden Punkte einen Pferdefuß: Die theoretischen Kapitel haben mit den praktisch orientierteren nicht viel zu tun und werden in keinster Weise vertieft. Zum zweiten untergräbt Urbaniok im Laufe des Buches seine eigene Glaubwürdigkeit so systematisch, dass ich alle für mich neuen Fakten aus diesem Buch zutiefst in Frage stelle.

Die negativen Aspekte des Buches haben, wie bereits angedeutet, eine direkten Bezug zur Länge des Buches. Sie lassen sich gut darstellen, da sie zum großen Teil systematisch im gesamten Buch vorhanden sind. Ich würde hier folgende Punkte nennen: 1. Übermäßige Themenvielfalt, 2. Ausufernde und ungeschickte Verwendung von Beispielen, 3. Fragwürdige Argumentationen.

1. Übermäßige Themenvielfalt

Urbanioks Buch beginnt mit einer leichten Abwandlung eines Zitats des US-amerikanischen Wissenschaftsjournalisten Michael Shermer, den der Autor aber niemals erwähnt. Was Shermer nur als Anekdote gedacht hat, nimmt Urbaniok als wissenschaftlichen Fakt und baut darauf sein ganzes Verständnis der Evolutionspsychologie auf.

An einer anderen Stelle argumentiert Urbaniok damit, dass der Tachometer eines Autos stets eine 20% weniger anzeige, als das Auto tatsächlich fahre. Ein Schreibfehler, könnte man meinen, wenn nicht eine ganze Argumentationskette an diesem Schnitzer, der kaum einem Fahrschüler unterlaufen würde, hängen würde. In der Biologie hat der Autor deutliche Probleme mit klar definierten Standardbegriffen, wie etwa „Schwarm“ oder „Rudel“, die er falsch verwendet. Ganz salopp wird bei ihm jegliches tierisches Lernverhalten zum Instinkt. Er zitiert Filme falsch und verdreht berühmte Phrasen, wenn er sie indirekt wiedergibt. Er zeigt, dass er nicht versteht, wie künstliche Intelligenzen Entscheidungen treffen und glänzt mit Halbwissen über das Mittelalter, dass wohl aus Fernsehdokumentationen stammt.

Am schmerzhaftesten sind jedoch seine Wissenslücken beim Thema Evolution, welches für ihn im ersten Drittel des Buches so wichtig ist. Er zeigt deutlich, dass er ein vollkommen falsches Verständnis dieses Vorgangs hat. Für ihn scheint die Evolution ein zielgerichteter Vorgang zu sein, welcher stets die immer bessere Anpassung eines Wesens an seinen Lebensraum fördert. Er versteht nicht, dass es keineswegs eine lineare Entwicklung ist und fast niemals das Ideal, sondern das Ausreichende begünstigt wird. Somit ist für Urbaniok jeder Denkfehler des Menschen eigentlich ein Atavismus einer ehemals absolut sinnvollen Anpassung. Hier möchte ich dem Autoren Nathan E. Lents leicht verständliches Buch „Human Errors“ empfehlen. Damit würde er vielleicht erkennen, dass er hier einen seiner beliebten Denkfehler, den Kausalitätsfehler, selbst begeht – denn vieles, was die Evolution hervorbringt, hat nie in irgendeiner Form viel Sinn gemacht, nur nicht bei der Fortpflanzung gestört.

Zwar sieht Urbaniok mitunter auch ein, dass ihm die Expertise zu einem Nischenthema fehlt und er zitiert besser informierte Autoren. Seitenweise, ja sogar Kapitelweise, ohne selbst viele Kommentare oder Überlegungen zu machen. Man fühlt sich teilweise wie in einer schlechten Seminarsarbeit, wenn man plötzlich zwei Seiten direkt aus einem besseren Buch vorgesetzt bekommt, dass man gerade erst gelesen hat.

Dies ist bezeichnend für die Arbeitsweise des Buches, denn man sieht hier, dass es dem Autoren an Sachverstand mangelt. Aufgrund des enorm breiten Themenspektrums des Buches ist dies nicht verwunderlich: Es geht um fast alles, aber niemand kann alles wissen. Urbaniok hätte gut daran getan, sich ein wenig zu beschränken. Seitenlanges zitieren, garniert mit einem Halbsatz eigener Überlegung ist kein guter Stil in einem nichtakademischen Werk – vor allem dann nicht, wenn es sich um aktuelle Literatur handelt.

2. Ausufernde und ungeschickte Verwendung von Beispielen

Es mag seltsam klingen ein Buch dafür zu kritisieren, dass es zu viele Beispiele enthält. Das Problem ist, dass der Autor nicht weiß, wie man Beispiele zur Illustration von Argumenten oder Zusammenhängen benutzt. Meist erklärt er zwar zunächst den Sachverhalt und bringt dann zur Veranschaulichung Beispiele, lässt diese dann aber vollkommen im luftleeren Raum hängen. Nur sehr selten zeigt er auf, wie sich das Beispiel in die Argumentation einfügen, was es erläutern soll oder welchen Sinn es überhaupt hat. Viele seiner Anekdoten sind nämlich entweder unpassend, oder ziehen sich so lange, dass sie vollkommen den Fokus verlieren.

So folgen beispielsweise auf eine Erklärung, dass Menschen unsozial und unmoralisch handeln können, mehrere Seiten über die Geschichte der amerikanischen Mafia. Nicht etwa eine Analyse ihrer Methoden oder ihres Selbstverständnisses, sondern einfach nur ein historischer Abriss. Ein Block Text, zitiert aus einschlägiger Literatur. Dann ist das Kapitel zu Ende.

Noch schlimmer sind Urbanioks hypothetische Beispiele, die er sich selbst einfallen hat lassen. Hier schafft er es zwar viel besser tatsächlich auf das einzugehen, was sein eigentlicher Punkt ist, doch sind sie eine Qual zu lesen. Es sind über Seiten und Seiten ausgewalzte Erzählungen zu Busfahrplänen (mehrmals!), Einkaufsgewohnheiten eines Ehepaars oder anderen Banalitäten. Man hat nach etwa einer halben Seite den Sinn erfasst und dennoch geht es immer weiter. Dabei schleudert er einem mitunter noch Massen an völlig hypothetische Zahlen und stochastische Rechnungen im Fließtext entgegen. Vielleicht kann man diese mit etwas Konzentration nachvollziehen – da sie aber vollkommen unwichtig erscheinen, habe ich mich dagegen entschieden es überhaupt zu versuchen.

Mitunter verkommen seine Beispiele auch zum Hauptinhalt ganzer Kapitel, so dass es schwer wird, nachzuvollziehen, warum er sie überhaupt in dieser Weise und nicht anders aufbringt. Er vergisst völlig ein Statement oder Argument abzugeben.

Andernorts erklärt er zwar das Ziel seiner Beispiele, scheint sich dann aber an einem Exempel so in Rage zu schreiben, dass es direkt lächerlich ist. So gibt es ein Kapitel, welches Medien- und Informationspolitik zu Inhalt haben soll. 35 der 69 Seiten benutzt Urbaniok davon um über „Ausländerkriminalität“ zu wettern und ein paar mehr um angeblich missverstandene Individuen, die angeblich fälschlich in die Rechte Ecke gedrängt wurden, zu rehabilitieren.

3. Fragwürdige Argumentationen

Der größte Vorwurf, den man dem Autor in Bezug auf dieses Buch machen kann, ist, dass er unsauber und unehrlich argumentiert. Erstens tut er sich häufig schwer damit, seine Plädoyers sinnvoll zu gliedern und seine Haltung letztendlich überzeugend darzulegen. Dies trifft auf die Argumente im einzelnen und die Aufteilung des gesamten Buches zu. Zweitens scheut sich Urbaniok nicht durch gezieltes weglassen wichtiger Informationen, veraltete Fakten, statistische Tricks oder einfache Polemik, Punkte zu machen.

Die Schwäche seiner Argumentationsstruktur fällt bereits zu Beginn des Werks auf. Schon hier lässt er kontroverse Aussagen ohne Erläuterung im Raum stehen oder lehnt sie ohne Begründung ab. Er wirft einem Thesen als Brocken hin, die man dann schlucken kann – oder eben nicht. Er argumentiert scheinbar nur wenn er möchte, nicht, wenn das Thema es gerade verlangt. Dies deckt sich mit seiner ungeschickten Verwendung von Beispielen.

So ergeben sich Argumentationsketten, die nur aus Thesen und Beispielen bestehen, nicht aber aus Begründungen, warum die beispielhaften Sachverhalte genau so zu interpretieren seien. Oftmals erscheint der Standpunkt des Autoren so schwach, dass man der Ansicht sein kann, er wollte einen auf eine falsche Fährte locken. Es wirkt, als wolle er dadurch einen Denkfehler demonstrieren. Dies macht er aber nie.

Dies zeigt sich besonders deutlich im Kapitel zum „Würfelgericht“ und seinem absolut ernst gemeintem Eintreten für die Folter. Beide Male hatte ich angenommen, dass er irgendwo schreiben würde, dass die gerade dargelegte Argumentation natürlich aus diesen und jenen Gründen absolut nicht haltbar sei. Denn beide Male stehen und fallen seine Ansichten damit, dass es unfehlbare, absolut unbestechliche und uneigennützige Menschen, sogenannte „Kreative“ und „absolut Integere“, gäbe. Und dies schreibt Urbaniok in einem Buch, welches uns hunderte von Seiten lang erklärt, warum der Mensch fehlbar sein muss. Vermutlich meint er, dass allein die Kenntnis der Wahrnehmungsschwächen nach seinem RSG-System zu einer vollständigen Läuterung führen könnte.

Sehr häufig fällt auch auf, dass sich der Autor um klare Begriffsdefinitionen drückt. Dadurch entstehen schwammige Aussagen, die man je nach Gusto für falsch oder richtig halten kann. Oder er stellt Behauptungen, oft einfache Lösungen hochkomplexer Sachverhalte, auf, die nur funktionieren, weil er Begriffe stillschweigend umdeutet, die im allgemeinen Sprachgebrauch anders verwendet werden.

Solche Patzer finden sich viele und meist genau dann, wenn der Autor gut daran getan hätte, sauber zu argumentieren, weil er sich weit aus dem Fenster lehnt.

Andernorts schafft er es Themen vollständig totzuargumentieren: Einmal kritisiert er die Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens ohne zu einem Punkt zu kommen, warum er dies tut, oder was eigentlich zu verbessern wäre. Das Paradebeispiel ist hier aber erneut sein Kapitel zur „Ausländerkriminalität“:

Er ist überzeugt, dass „Ausländer“ (diesen Begriff verwendet er völlig unkritisch) krimineller sind als Deutsche, lässt aber keine einzige Begründung dafür gelten, warum das so sein soll. Erneut bietet er keine eigene Idee an. Er zerstört, baut aber nicht auf, könnte man sagen.

Auch verschweigt er dabei wohl bewusst wichtige Fakten um seine Argumente zu legitimieren: So verteidigt er die Aussagen eine Prominenten und wirft der Presse vor, sie unfairerweise als rechtslastigt bezeichnet zu haben. Dass die betreffende Dame seitdem eine steile Karriere als Publizistin in einschlägigen Verlagen hingelegt hat, lässt er unter den Tisch fallen.

Insgesamt muss man sagen, dass Urbaniok generell seine Seite als wissenschaftlich bestätigt bezeichnet. Seinen Gegnern dagegen wirft er vor, dass sie entweder wüssten, dass sie im Unrecht sind oder dass sie Sinnestäuschungen oder Denkfehlern unterliegen. Studien sind dann gut, wenn er es meint (z.B. das längst diskreditierte „Florida“-Experiment und der Priming-Effekt).

Das ist keine Basis für eine sachliche Diskussion. Dabei beweist er nur all zu oft, dass er die gleichen Fehler macht, die er andern unterstellt – manchmal im nächsten Satz. Er tut ganze Begründungskomplexe im Handstreich als monokausal ab und kennt selbst nur einfache Ursachen für Probleme. Er schreibt direkt, dass das gleiche Ergebnis nicht unterschiedliche Auslöser haben könne. Bei aller Komplexität des Buches sind seine Erklärungswege und Lösungsansätze meistens trivial.

Nach hunderten von Seiten stellt man schließlich fest, was man hier eigentlich gelesen hat: Es ist kein philosophisches Werk, keine psychologische Betrachtung und kein politologischer Bericht. Es ist einfach nur Meinung. Es ist Frank Urbanioks Sicht der Welt, die er nur all zu oft als objektiv einschätzt. Er schreibt eben, was ihm eben gefällt:

So wünscht er sich in seinen Arbeitsbereichen, der Justiz und der Medizin größtmögliche Freiheiten. Darum befürwortet er die gezielte Anwendung von Folter, Justiz ohne Gesetzesgrundlage und lehnt ärztliche Leitlinien als Deckmäntelchen für mittelmäßige Mediziner ab. Er sieht sie für kreative Ärzte als einschränkend an. Ich denke, solche kennt man ja aus Horrorfilmen. Denn die ärztlichen Leitlinien sind nicht, wie Urbaniok meint, zum Schutz vor unfähigen Ärzten gedacht – gegen diese ist kein Kraut gewachsen. Sie sollen vielmehr den Patienten vor Medizinern schützen, die meinen es wäre besser aus eigener Erfahrung und Kreativität zu behandeln, als nach erprobten, wissenschaftlichen Grundsätzen. Dies finde ich in diesem Buch richtig verstörend.

Andererseits möchte er vor Bereichen, in welchen er nicht selbst schaltet und waltet, wie etwa der Wirtschaft, durch harte Regeln bestmöglichst geschützt werden. Dabei wird auch deutlich, dass er unheimliche Angst vor Kriminalität haben muss.

Insgesamt kann ich dieses Buch nur Leuten empfehlen, die aus irgendeinem Grund genau wissen wollen, wie Frank Urbaniok über die Welt denkt. Sollte er politische Gegner haben – und das nehme ich einmal stark an – so hat er ihnen vermutlich mit diesem Buch selbst genügend Munition für Jahre geliefert.

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