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  • Verlag: Zsolnay, Paul
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 256
  • Ersterscheinung: 19.02.2024
  • ISBN: 9783552073883
Gaea Schoeters

Trophäe

Roman
Lisa Mensing (Übersetzer)

Gaea Schoeters’ Roman ist ein „ethischer Mindfuck“ (Dimitri Verhulst) – provokant, radikal und eine erzählerische Ausnahmeerscheinung. Am Ende bleibt die Frage: Was ist ein Menschenleben wert?

Gaea Schoetersʼ preisgekrönter Roman ist von einer außerordentlichen erzählerischen Wucht. Die Tiefenschärfe, mit der sie die Geräusche und Gerüche der Natur beschreibt, lässt einen sinnlich erleben, was einen moralisch an die Grenzen zwischen Richtig und Falsch führt.
Hunter, steinreich, Amerikaner und begeisterter Jäger, hatte schon fast alles vor dem Lauf. Endlich bietet ihm sein Freund Van Heeren ein Nashorn zum Abschuss an. Hunter reist nach Afrika, doch sein Projekt, die Big Five vollzumachen, wird jäh von Wilderern durchkreuzt. Hunter sinnt auf Rache, als ihn Van Heeren fragt, ob er schon einmal von den Big Six gehört habe. Zunächst ist Hunter geschockt, aber als er die jungen Afrikaner beim flinken Jagen beobachtet … Ein Roman von radikaler Konsequenz.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.03.2024

Die Grenzen der Jagd

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Meine Meinung und Inhalt

"Der Knall des Schusses zerreißt die morgendliche Stille. Obwohl er alle Muskeln seines Körpers angespannt hat, bringt der Rückschlag des schweren Jagdgewehrs Hunter aus dem ...

Meine Meinung und Inhalt

"Der Knall des Schusses zerreißt die morgendliche Stille. Obwohl er alle Muskeln seines Körpers angespannt hat, bringt der Rückschlag des schweren Jagdgewehrs Hunter aus dem Gleichgewicht; die Kraft der Waffe schleudert seinen linken Fuß fast einen halben Meter in die Luft." (ZITAT)

Hunter, steinreich, Amerikaner und begeisterter Jäger, hatte schon fast alles vor dem Lauf. Endlich bietet ihm sein Freund Van Heeren ein Nashorn zum Abschuss an. Hunter reist nach Afrika, doch sein Projekt, die Big Five vollzumachen, wird jäh von Wilderern durchkreuzt. Hunter sinnt auf Rache, als ihn Van Heeren fragt, ob er schon einmal von den Big Six gehört habe. Zunächst ist Hunter geschockt, aber als er die jungen Afrikaner beim flinken Jagen beobachtet.


Bei der Lektüre kommt man als Leser:in immer wieder ins Grübeln und muss sich die Frage stellen, was ein Menschenleben wert ist. Mehr als ein Tierleben? Wo liegt der Unterschied?


"Der junge Mann, der weiß, dass er sterben wird, und der Jäger, der ihn mit einer kurzen Bewegung seines Zeigefingers töten wird. »Auch Gott tötet mit dem Zeigefinger«, schießt es Hunter durch den Kopf — schon bei den ältesten Göttern liegt das Ende eines Lebens in der Bewegung der drei unscheinbaren Fingerglieder. Gleich krümmt sich sein Finger, und dann ist es vorbei." (ZITAT)


Schoeters' schreibt radikal, direkt, provokativ und mit einer wirklich außerordentlichen erzählerischen Wucht.

Die Tiefenschärfe, mit der die Autorin die Geräusche und Gerüche der Natur beschreibt, lässt einen sinnlich erleben, was einen moralisch an die Grenzen zwischen Richtig und Falsch führt.

Gaea Schoeters hat ein Buch verfasst, das sich auf gänzlich frische und mutige Art einem Thema widmet, welches in der Literatur wenig Beachtung findet, vielleicht eher am Rande existiert – die Jagd. Für mich ein wirklich grandios geschriebenes Werk.


Gaea Schoeters, geboren 1976, ist eine flämische Autorin, Journalistin, Librettistin und Drehbuchautorin. 2012 hat sie den Großen Preis Jan Wauters für ihren kreativen Umgang mit Sprache gewonnen. Für Trophäe wurde sie mit dem Literaturpreis Sabam for Culture ausgezeichnet. Der Roman wurde von der niederländischen Presse sehr positiv besprochen.

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Veröffentlicht am 06.03.2024

Krass

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Bereits als Kind habe ich Afrika-Abenteuer-Filme sehr gern gemocht - auch die alten Hollywood-Klassiker wie Tarzan oder auch Hatari (mit John Wayne) waren dabei.
Bei letzerem ging es ebenfalls um die ...

Bereits als Kind habe ich Afrika-Abenteuer-Filme sehr gern gemocht - auch die alten Hollywood-Klassiker wie Tarzan oder auch Hatari (mit John Wayne) waren dabei.
Bei letzerem ging es ebenfalls um die Jagd, wobei dort (heute so undenkbar - Gottseidank) Tiere lebendig eingefangen werden sollten, für die Zoos der Welt. Das ganze in einer Wild-Romantischen Kulisse mit Männern, die mit den wilden Tieren umzugehen wussten.
Der vorliegende Roman nun bewegt sich hiervon ein ganzes Stück weg, obwohl er gleichzeitig die wilde Afrika-Kulisse aufrecht erhält und an Romane von Joseph Conrad oder Hemingway erinnert.
Wer schon bei Verfilmungen von Tarzan ins Grübeln gekommen ist - dort soll der „Affenmensch“ als wissenschaftliches Fundstück in die Heimat seiner Eltern gebracht werden, der wird hier fassungslos nach Luft schnappen. Wer Gorillas im Nebel nur schlecht ertragen konnte, der wird dieses Buch mehrfach (fast) zur Seite legen.

Was die Autorin hier geschaffen hat, ist ein Werk, welches einen in seinen moralischen Grundfesten erschüttert.

Der Jäger Hunter White (was für ein provozierender Name) ist seit seiner frühesten Kindheit mit dem Großvater durch die die heimatlichen Wälder der USA gestreift und hat bereits mit sieben Jahren seine erste Beute gemacht. Sein gesamtes Leben hat ihn die Jagd nicht mehr losgelassen - sie ist Ausdruck seiner Männlichkeit und seiner Überlegenheit über die Natur. In seiner Macht, einem anderen Geschöpf das Leben nehmen zu können, sieht er seine Erfüllung. Dabei jagt er des Tötens wegen, der Gefahr wegen - die Beute, die Trophäe schenkt er seiner Frau. Er vertritt dabei die Meinung - und so wird es durchweg im Buch erklärt - dass erst die Jagd in Ländern wie Afrika die dortige bedrohte Tierwelt rettet. Das Geld, welches er für die Lizenz zum Abschuss eines Tieres zahlt, wird - so seine feste Auffassung - für den Schutz eben dieser (zum Teil bedrohten) Tierarten eingesetzt. Würden er und andere Trophäenjäger diese Lizenzen nicht kaufen, so wären die korrupten Politiker Afrikas nicht mehr am Schutz der Tiere interessiert, da sie dann mehr Geld von den Wilderern erhalten würden.
Mit dieser fraglichen (vielleicht teilweise begründeten?) Einstellung, musste ich mich während des gesamten Buches auseinandersetzen.
Die Autorin schafft es, aufzuzeigen dass das Kolionialdenken der Weißen noch längst nicht vorbei ist; denn es sind die weißen Jäger, für die es nach wie vor selbstverständlich ist, mit Afrikanern als Führer, Fahrer, Träger etc. in dem Land dieser Afrikaner die Tiere der Afrikaner zu jagen, während die Afrikaner selbst - sofern sie jagen - als Wilderer verfolgt und gnadenlos zur Strecke gebracht werden - von den Rangern, die bezahlt werdenm von dem Geld der Abschusslizenzen.

Hunter hat bislang sein Ziel verfolgt, die Big Five (Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard) zu jagen. „Sein“ Nashorn wird ihm von Wilderern, die nur auf das Horn aus sind, genommen (erschossen).
Er hardert noch mit dieser Situation (denn nur er hatte das Recht, sein Nashorn zu töten), als ihm das Angebot gemacht wird, das gefährlichste Raubtier (den gefährlichsten Jäger) zu jagen und als Trophäe nachhause zu bringen.

Das Buch hat mich von Anfang an gepackt. Natürlich wird die Großwildjagd verherrlicht und bis zum Abwinken mit Klischees der Männlichkeit gespickt; dabei wird aber schnell klar, dass dies notwendig ist, um den Leser in die Situation zu bringen, aus verschiedenen Perspektiven über dieses Thema nachzudenken. Man erkennt den Irrsinn an der ganzen Sache, man erkennt, wie weit einige Menschen zu gehen bereit sind - man erkennt jedoch, durch das heftige Ende (welches ich hier nicht verraten möchte), wozu dieser Irrsinn letztlich führt bzw. führen kann. Ich hoffe dass es neben den Big Five nicht tatsächlich noch eine Big Six gibt und dass der vorliegende Roman nur einen - aus heutiger Sicht - sehr unzeitgemäßen Jagdgedanken auf eine krasse Weise weiterspinnt, um den Leser ordentlich wachzurütteln.

Wer einen sprachlich hervorragenden Roman mag, der aus packenden Jagdszenen und der Schilderung der afrikanischen Landschaft und den dortigen Verhältnissen besteht, gepaart mit einem Fingerzeig auf die Moral, an die der Weiße Mann sich erinnern muss, der sollte dieses Buch unbedingt versuchen! Wem es zu viel ist, dem sei absolut gestattet, es beiseite zu legen (und es später nochmals zu probieren).

Von mir 5/5 Sternen.

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Veröffentlicht am 04.03.2024

Beeindruckend, erschütternd, überraschend

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In „Trophäe“ von Autorin Gaea Schoeters kommt ein Großwildjäger an seine Grenzen. Die Gier ist größer als die Moral. Für „Trophäe“ erhielt Gaea Schoeters den Literaturpreis Sabam for Culture.

Hunter ...

In „Trophäe“ von Autorin Gaea Schoeters kommt ein Großwildjäger an seine Grenzen. Die Gier ist größer als die Moral. Für „Trophäe“ erhielt Gaea Schoeters den Literaturpreis Sabam for Culture.

Hunter White will seine Big Five vollmachen. Die Jagdlizenz hat er ergattert. Sein Freund Van Heeren ist wieder mit von der Partie. In Afrika steigt die Spannung. Hunter kann es nicht mehr abwarten, bis es endlich so weit ist. Die Reise hält mehr Überraschungen bereit als ihm lieb ist. Bald ist nicht mehr klar, wer ist Jäger und wer Gejagter.

Der Einstieg in die Geschichte entwickelt allein durch Erzählstil und Beschreibungen eine große Intensität. Schon mit den ersten Zeilen hebt sich der Roman ab von anderen Werken. Rückblick, zwei Monate zuvor, Hunter White scheint am Ziel seiner Träume. Es braucht nur noch den einen entscheidenden Augenblick. Was bewegt Menschen dazu, auf Großwildjagd zu gehen? Warum verleitet sie die Schönheit der Tiere nicht zum Schutz? Autorin Gaea Schoeters beleuchtet nicht nur Hunters Welt, sondern auch Afrika und seine Bewohner. Korruption, Wilderei, das Leben der Ureinwohner und ihren Kampf um einen Platz in der modernen Welt. Hunters Jagd und die Entwicklungen sorgen für Spannung. Er hat mit mehr Widrigkeiten zu kämpfen als geahnt. Wer ist ein ebenbürtiger Gegner? Die Geschichte nimmt überraschende, schicksalhafte Wendungen. Hunter weiß bald nicht mehr, wer Freund und wer Feind ist. Ein packender Roman mit vielen Facetten und interessanten Protagonisten. Wie ist Hunter zum Trophäenjäger geworden? Seine eingeschränkte Sicht auf Afrika wird deutlich. Er weiß nichts vom Land, obwohl er es schon oft bereist hat. Mit einer Entscheidung nimmt die Spannung zu. Überall lauern Gefahren. Ein Pageturner, den man nicht mehr aus der Hand legen möchte. Und doch braucht es Lesepausen, um Abgründe zu verarbeiten. Beeindruckend ist die Welt der Ureinwohner, ihr Leben mit der Natur, das wir verlernt haben. Das Buch erschüttert, regt zum Nachdenken an, weckt das Interesse an Menschen, Wildtieren und Lebensräumen. Es zeigt den eigentlichen Schatz auf und hat ungeschönte Wahrheiten parat. Es geht um Selbstachtung, Respekt, Fragen der Moral. Zusammenhänge werden offen gelegt. Detaillierte Landschaftsbeschreibungen sorgen für ein atemberaubendes Afrikaambiente. Nichts lässt sich einschätzen. Sind die Schicksale schon besiegelt? Eine packende, aufrüttelnde Lektüre bis zur letzten Seite.

Das Cover beeindruckt mit einer wilden, kraftstrotzenden Schönheit. Jedes Detail berührt. Perfekt gewählt ist die Hintergrundfarbe, die alles in ein sanftes Licht taucht. Der Titel ist kurz und prägnant und lässt nicht erahnen, was für eine wuchtige Geschichte dahinter steckt. „Trophäe“ von Gaea Schoeters lege ich allen Lesern im Erwachsenenalter ans Herz. Sehr empfehlenswert, ganz sicher unvergesslich und ein Buch, das man mehr als einmal lesen sollte.

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Veröffentlicht am 02.03.2024

Ungewöhnliches Thema raffiniert umgesetzt!

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Hunter White ist ein Großwildjäger. Er nimmt seine schwere Doppelbüchse, ein Erbe seines Großvaters, mit auf die Jagd – irgendwo in Afrika – auf Safari. Der Erwerb einer Jagdlizenz für ein Spitzmaulnashorn ...

Hunter White ist ein Großwildjäger. Er nimmt seine schwere Doppelbüchse, ein Erbe seines Großvaters, mit auf die Jagd – irgendwo in Afrika – auf Safari. Der Erwerb einer Jagdlizenz für ein Spitzmaulnashorn bekam er über eine seiner Firmen. Die Jagd beginnt, die Vorfreude steigt, Van Heeren sein Freund und Führer leitet die Safari, ein Fährtenleser ist ebenso dabei. Bei einer guten Jagd sind Jäger und Beute ebenbürtig und Hunter ist physisch und psychisch in Topkondition. Eine Jagd erfordert Durchhaltevermögen.
Dieses von ihm ausgewählte Nashorn soll die Big Five seiner Großwildjagd vollständig machen. Elefant, Büffel, Löwe und Leopard sind schon erlegt, dokumentiert und ausgestopft – alle Lizenzen zu einem extrem hohen Preis, der die Kosten zur Förderung des Artenschutzes in Afrika decken soll. Soweit so gut – Hunter setzt volle Konzentration auf seine Beute, der Kick des Risikos leitet ihn.
Doch dann entdeckt er sein ausgewähltes Nashorn schon verletzt von Wilderern. Eine unendliche Enttäuschung! Das in die Augen blicken, sich messen mit der Beute, ist ihm nun verwehrt. Der ausgewogene Kampf zwischen Mensch und Tier findet nicht statt. Van Heeren führt Hunter daraufhin auf einen Beobachtungsposten, von dem aus Hunter junge Buschmänner bei einem Initiationsritual zusehen kann. Van Heeren hat über die Zeit Land gekauft und ein großes Areal Bushmen zur Verfügung gestellt zur Reintegration und zur Erhaltung jahrhundertelanger Traditionen. Hunter trifft eine Entscheidung.
Gaea Schoeters beschreibt detailliert das Herz Afrikas so, als ob man hautnah dabei ist. Das bildhaftes Beschreiben der Landschaft ist beeindruckend und sehr anziehend. Sie erzeugt mit stilistischem Feinsinn die Illusion des wilden Afrikas und hält die Distanz des Beobachtens, man spürt die Hitze, die Dürre, ist auf dem Aussichtspunkt, auf der Jagd, unter den Buschmännern – doch andererseits irritiert die Betrachtung des Geschehens mit wachsender Unruhe.
Man spürt förmlich die versteckten Gefahren afrikanischer Wildnis, ist wie die Fährtenleser mittendrin und erfährt viel über die Natur und die Ordnung der Tierwelt. Die Geschichte Afrikas, der Politik und der daraus resultierenden Entscheidungen ergänzen die Handlung. Vom Vordergründigen lenkt uns Gaea Schoeters gekonnt in die Unberechenbarkeit Afrikas und in die Abgründe der menschlichen Seele. Die wahren Triebkräfte ziehen hier im Hintergrund raffiniert die Fäden.
Treffend das anfängliche Zitat von Joseph Conrad aus „Herz der Dunkelheit“ „Es stand geschrieben, dass ich dem Albtraum meiner Wahl treu bleiben sollte.“
Gaea Schoeters widmet den Roman „Afrika - Gerechtigkeit – und Fiktion – was auch immer das ist“.
Das ist eigentlich der Leitfaden des Romans, der alles, was vorher gedacht, sich vorgestellt wird und ethisch vertretbar aufgewirbelt wird und eine Fiktion entstehen lässt, deren Intensität schaudern lässt. Man muss sich nach dem Lesen wieder neu sammeln.Trotz der Fiktion mit der Gaea Schoeters eine Möglichkeit darstellt, ist man durch diesen Roman so irritiert, durchgerüttelt, dass eine naive Sicht auf die Safari nicht mehr möglich ist.
„Van Heeren: „ Deine westliche Moral ist ein Luxusprodukt, das man sich leisten können muss. Der Rest der Welt muss mit Pragmatismus auskommen.“

Ein ungewöhnliches Thema brillant geschrieben, absolut fesselnd, lange nachhallend und großartig umgesetzt!
Gaea Schoeters, geboren 1976, ist eine flämische Autorin, Journalistin, Librettistin und Drehbuchautorin. 2012 hat sie den Großen Preis Jan Wauters für ihren kreativen Umgang mit Sprache gewonnen. Für Trophäe wurde sie mit dem Literaturpreis Sabam for Culture ausgezeichnet.

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Veröffentlicht am 28.02.2024

Große Leseempfehlung

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Eigentlich war es ja längst überfällig, dass sich die Literatur auch einmal mit dem Menschentyp auseinandersetzt, der nach Afrika reist, um dort für eine teuer erworbene Lizenz zu jagen und sich seine ...

Eigentlich war es ja längst überfällig, dass sich die Literatur auch einmal mit dem Menschentyp auseinandersetzt, der nach Afrika reist, um dort für eine teuer erworbene Lizenz zu jagen und sich seine Trophäe anschließend nach Hause schicken zu lassen, wo sie dann Wände, Wohnzimmerboden oder andere Räumlichkeiten ziert.

Was sind das für Menschen? Was treibt sie an und worin liegt der ultimative Kick?

Die flämische Autorin Gaea Schoeters geht dieser Frage in ihrem Roman "Trophäe" nach und versetzt ihre Leser(innen) ins tiefste Afrika, wo ihr Protagonist, der den bezeichnenden Namen Hunter White trägt, auf Nashornjagd ist. Dieses fehlt ihm nämlich noch, um die so genannten "Big Five" voll zu machen. Er hat für den Abschuss eine Lizenz erworben und rechtfertigt die Jagd moralisch vor sich mit der Begründung, dass er mit dem Abschuss eines alten Nashorns, nicht nur zur Auffrischung des Genpools beiträgt, sondern mit seinem Geld auch noch verhindert, dass die Tiere illegal gejagt werden. Denn Politiker und Ranger haben ein Interesse daran , die Tiere für die westlichen Besucher zu schützen.

Doch ein paar Wilderer machen Hunter einen Strich durch die Rechnung. Während er mit seiner Enttäuschung und seinem Frust kämpft, fragt ihn der Organisator der Jagd, ob er schon einmal von den "Big Six" gehört habe ...

Ab hier möchte ich eigentlich nichts weiter zum Inhalt verraten, denn ab hier spitzt sich die Geschichte immer weiter zu, um schließlich in einem überzeugenden Finale zu enden.

Was mir an dem Buch besonders gut gefallen hat, sind Sprache, Erzählton und Schilderungen - sei es die Beschreibung der Natur, oder seien es die Gedanken und Empfindungen Hunters. Hier ist kein Wort und kein Satz zuviel. Man pirscht sich mit Jäger und Fährtenleser durch die Savanne, spürt jeden einzelnen Schmerz und die allgegenwärtige Angst, hört die beunruhigenden Laute von hungrigen Löwen und Hyänen, ist einfach mitten drin im Geschehen. Das war wirklich ganz großes Kino!

Nicht weniger fesselnd ist der moralische Konflikt, in dem man sich mit einem Male wiederfindet. Hier geht es nicht nur um ein totes Nashorn, hier geht es um die Überschreitung von Grenzen, um Jäger und Beute, um afrikanischen Götterglauben und Gefahren, die an ganz anderer Stelle lauern als vermutet... Auch die Motivation Hunters, der schon als Kind mit seinem Großvater jagen war, wird beleuchtet, der Kick, den er aus der Jagd zieht ...

Für mich war das Buch ein unglaubliches Leseerlebnis und ich werde die Gespräche und Besprechnungen verfolgen, die es anlässlich der diesjährigen Leipziger Buchmesse mit dem Länderschwerpunkt 'Niederlande und Flandern' sicherlich geben wird.

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