Cover-Bild Ein wenig Leben
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18,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Piper
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 960
  • Ersterscheinung: 04.09.2018
  • ISBN: 9783492308700
Hanya Yanagihara

Ein wenig Leben

Roman | Shortlist des Man Booker Prize 2015. „Eines der aufwühlendsten Bücher, das ich seit langem gelesen habe.“ Denis Scheck
Stephan Kleiner (Übersetzer)

Jude, JB, Willem und Malcolm: Vier New Yorker, die sich am College kennengelernt haben. Jude St. Francis, brillant und enigmatisch, ist die charismatische Figur im Zentrum der Gruppe – ein aufopfernd liebender und zugleich innerlich zerbrochener Mensch. Immer tiefer werden die Freunde in Judes dunkle, schmerzhafte Welt hineingesogen, deren Ungeheuer nach und nach hervortreten. »Ein wenig Leben« ist ein rauschhaftes, mit kaum fasslicher Dringlichkeit erzähltes Epos über Trauma, menschliche Güte und Freundschaft als wahre Liebe.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.11.2020

Die langsame Zerstörung eines Menschen!

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Erschütternd, deprimierend, zutiefst human mit einem tiefen Verständnis des Zwischenmenschlichen, traurig und poetisch - ein Meisterwerk!

Das Buch macht mich wirklich sprachlos und brachte mich zum Weinen. ...

Erschütternd, deprimierend, zutiefst human mit einem tiefen Verständnis des Zwischenmenschlichen, traurig und poetisch - ein Meisterwerk!

Das Buch macht mich wirklich sprachlos und brachte mich zum Weinen. Es gefällt mir sehr gut, daß die Autorin der Realität verpflichtet ist. Die Ereignisse, die in diesem Buch passieren, sind so oder ähnlich im wahren Leben tragischerweise abgelaufen. 

Kann ein Mensch in der Tat verloren fürs Leben sein? Selbst wenn sich die Umstände zum Guten wenden? 

Jude ist ein sechzehnjähriger Student, der gerade erst das College beginnt. Dort lernt er Willem, JB und Malcolm kennen. Alles Aspiranten auf DIE große Karriere. Jude in Jura, Willem im Schauspiel, JB in der Kunst und Malcolm in der Architektur. 

Sie werden sehr enge Freunde. Jude weiß bald alles über die anderen drei, aber er bleibt mysteriös und sie erfahren kaum etwas von und über ihn.

Es dauert bei dem Quartett zwar unterschiedlich lange, aber alle schaffen sie in ihrem Feld den Durchbruch. Jude ist erfolgreicher Firmenanwalt, Willem Schauspieler der A - Liga, JB hat Kontrakte mit großen Galerien und verkauft seine Gemälde wie warme Semmel. Malcolm macht sich mit seiner Frau als Architekt unabhängig. 

Dies alles ist aber nur die strahlende, polierte Oberfläche. Ökonomische Sicherheit garantiert noch lange nicht das Glück. 

Jude hat eine sehr finstere Vergangenheit. Als Kind wurde ihm das Schlimmste angetan, was einem Kind angetan werden kann, durch Männer. Überhaupt wurde er bereits als Baby ausgesetzt und weiß gar nicht, wer seine Eltern sind. Sein Alptraum beginnt er bereits, als er in einer Mönchsabtei "erzogen" wird und das ist erst der düstere Anfang seiner Kindheit, die keine sein wird ...

Als Erwachsener verfolgen ihn seine Traumata kontinuierlich weiter. Er verletzt sich massiv selbst mit Rasierklingen und überhaupt ist er gehbehindert sowie leidet unter massiven Nervenschmerzen, - Schäden infolge eines "Unfalls", den er als 15jähriger erlitt. Er bekommt immer wieder unerträgliche Anfälle der Pein.

Und auch in anderen Bereichen seines Lebens werden die Nachtschatten seiner Kindheit und Jugend unberechenbare Folgen zeitigen. 

Malcolm sieht sich immerzu im Schatten der omnipotenten Schwester und Eltern. Willem leidet unter dem frühen Tod seines behinderten Bruders. JB verfällt Crystal Math, weil er trotz seiner großspurigen Fassade von tiefen Minderwertigkeitsgefühlen geplagt wird.

So werden sie von ihrem eigenen Ballast zerdrückt und bemerken dadurch nicht die gesamte Tragweite der Tragödie, die sich um Jude zu entwickeln droht. Sie lieben ihn alle sehr, sind echte Freunde, aber kann diese Liebe reichen, um ihn zu retten, während er zwar in Zeitlupe ertrinkt, aber dabei verzweifelt winkt? 

Das Buch hat 720 Seiten. Davon sollte man sich aber nicht abschrecken lassen. Denn die Autorin besitzt das richtige Timing und das Fingerspitzengefühl, ihren Protagonisten Raum zum Entwickeln zu geben. Es treten keine Längen auf oder unnötige Lückenfüller, nur um mehr Seiten vollzubekommen. 

Es ist im Gegenteil eher so, daß man am Ende angekommen, sagt, daß man gerne noch zweihundert Seiten mehr gelesen hätte. 

Es sind ihr äußerst tiefgründige, plastische Charaktere gelungen, die sehr authentisch sind. Sympathisch und liebenswert. Vor allem Jude schließt man sehr schnell ins Herz. Sein Schicksal geht einem sehr nahe. Wie auch das gesamte Geflecht der Beziehungen der Figuren zu - und untereinander. 

Die grauenvolle Vergangenheit Judes wird stückchenweise enthüllt. Es bleiben also zum Ende hin keine Fragen ungeklärt. Und wenn sich dem Leser erst einmal dieses ganze Panorama der Traumata aufgeschlossen hat, ist man schier fassungslos über solche Niedertracht. 

Vor allem besteht ein Aspekt der Meisterschaft der Autorin darin, daß sie es nicht nötig hat Horror bis ins allerkleinste Detail auszuführen. Sie reißt es an, skizziert es "nur", aber das reicht ja schon. Der Leser hat bekanntlich Phantasie und die Imaginationskraft ist erschreckend beim Visualieren. Während des Lesens empfindet man Zorn, Rachegelüste, Traurigkeit, aber auch Glück und Zuneigung. 

Das Buch ist ein emotionaler Hammer im besten Sinne. Es haut einen um u d betäubt einen zum Teil, aber der größere Anteil wird sehr aufgewühlt. Kitschfrei wird man von dieser Wucht mitgenommen, ganz "normaler" Menschen, die allesamt außergewöhnlich sind. Melancholie, Poesie, Trauer, um das, was hätte sein können ... Ihre Sprache verfügt über einen reellen, sehr hypnotischen Sog, der die Sinne schärft. Es spricht Herz, Seele, Psyche und Intellekt an, bietet keine märchenhafte Verlogenheit an ( die es oft genug nicht gibt! ), aber eine zarte Hoffnung bleibt, wie ein fragiler Regenbogen nach dem Wolkenbruch.

Außerdem ist noch ein absoluter Pluspunkt: die Autorin hat Protagonisten verschiedener Ethnien und variabler sexueller Identitäten. Sie schreckt nicht davor zurück, heiße Eisen anzupacken, ohne daß das Buch bleischwer und problembeladen ist. Nein, es hält ein tolles Equilibrium aus Leichtigkeit und Schwere, wie unser aller Leben. Hanya Yanagihara hätte den Man Booker Prize 2015 erhalten sollen! Ein exzeptionelles Meisterwerk!



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Veröffentlicht am 12.05.2020

Eine schreckliche, gefühlvolle und ganz wunderbare Geschichte

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Willem, Malcom, JB und Jude werden schon in jungen Jahren enge Freunde, mit Höhen und Tiefen. Bekannt waren sie als < Boys in the hood Bist du glücklich? < hatte er Jude einmal gefragt ( sie mussten betrunken ...

Willem, Malcom, JB und Jude werden schon in jungen Jahren enge Freunde, mit Höhen und Tiefen. Bekannt waren sie als < Boys in the hood<.

Willem ist das einzigste, überlebende Kind seiner Eltern. Er fühlt sich für Jude auf gewisse Weise verantwortlich und hinterfragt nicht das Tun und Handeln von Jude.

Malcom, kommt aus gut situiertem Hause ohne jegliche Geldsorgen. Er ist Architekt und möchte endlich aus dem Schatten seines Vaters treten.

JB, ist ein innerlich zerrissener Mensch. Er wird von seiner Kunst aufgerieben und auch aufgetrieben.

Jude, in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, betört mit seiner charismatischen Art und verschleiert so etwas seine Gehbehinderung.

Vier Leben zu einem großen Ganzen innigst verbunden. Jude, die gequälte Seele, keiner seiner Freunde weiß von seiner Vergangenheit. Er hält die furchtbaren Erlebnisse ganz tief unten in seinem gebeutelten Herz verborgen. Nur manchmal reagiert sein geschundener Körper und dann hat Jude sehr große Mühe seine Emotionen in Zaum zu halten.



> Bist du glücklich? < hatte er Jude einmal gefragt ( sie mussten betrunken gewesen sein).

> Ich glaube, Glücklichsein ist nichts für mich<, hatte Jude nach einem kurzen Zögern geantwortet, so als hätte Willem ihm etwas zu essen angeboten, auf das er keinen Appetit hatte.

> Aber für dich schon, Willem.< ( Seite 311)



JB fügt, durch eine sehr unverschämte Aktion, dem starken Vierblättrigen – Freundschafts – Kleeblatt, empfindliche Risse zu.

Mein Fazit: Es fällt mir schwer diesem Buch wohl wirklich gerecht zu werden. Diese Männergemeinschaft ist eine Ode an die Freundschaft. Eine Freundschaft mit gegenseitiger Zuneigung und Fürsorge. Sie wird gebeutelt und schwer geprüft. Diese miteinander verwobenen Leben, sind faszinierend beschrieben und vermögen so ein leichtes Abtauchen in diesen Roman. Ein Roman der mit gewaltigen Gefühlen randvoll gefüllt ist. Hanya Yanagihara hat in ihrem Buch > Ein wenig Leben< einen ganz besonderen Epos geschaffen. Alle Charaktere sind detailreich coloriert und in sieben Kapiteln zu finden. Die Stimmungen und Schwingungen vortrefflich herausgearbeitet. Da finden wir innigste Glückseligkeit aber auch den heftigsten, ja sogar brutalsten Schmerz. Und dennoch, oder gerade weil dieses Buch so konzipiert ist, ist es ein Buch zum verschlingen und abtauchen. Ein wahrlich schrecklicher und sehr schöner Roman. Große Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 05.03.2019

Berührend, bedrückend, gewaltig

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Taschenbuch: 958 Seiten
Verlag: Piper Taschenbuch (4. September 2018)
ISBN-13: 978-3492308700
Originaltitel: A Little Life
Übersetzung: Stephan Kleiner
Preis: 16,00 €
auch als Hardcover, als E-Book und ...

Taschenbuch: 958 Seiten
Verlag: Piper Taschenbuch (4. September 2018)
ISBN-13: 978-3492308700
Originaltitel: A Little Life
Übersetzung: Stephan Kleiner
Preis: 16,00 €
auch als Hardcover, als E-Book und als Hörbuch erhältlich

Berührend, bedrückend, gewaltig

Inhalt:
Jude, Willem, Malcolm und JB - vier Jungs, die sich in New York auf dem College kennenlernen und ein Leben lang befreundet bleiben. Den Mittelpunkt der Gruppe bildet Jude, dessen Vergangenheit ihm schwer zu schaffen macht, was auch die Interaktionen in der Gruppe beeinflusst.

Meine Meinung:
Selten fiel es mir so schwer, etwas über einen Roman zu schreiben. Ähnlich wie der Protagonist Jude bin ich nach der Lektüre innerlich zerrissen. Zu nah habe ich das beschriebene Leid an mich herankommen lassen.

Die Geschichte von Jude, Willem und den anderen hat mich auf eine Achterbahn der Gefühle geschickt, bei der es allerdings mehr abwärts als aufwärts geht. Was Jude in seiner Kindheit und Jugend passiert ist, ist mehr, als ein Mensch ertragen kann. So ist es kein Wunder, dass Jude alles andere als psychisch gesund ist. Ohne seine Freunde, die bedingungslos für ihn da sind, wäre er von Anfang an verloren gewesen. Die wunderschönen Szenen der Freundschaft und Liebe holen die Lesenden immer wieder aus dem tiefen Loch hoch, doch hält dieser Zustand nie lange an.

Hanya Yanagiharas Schreibstil fand ich sehr ansprechend, bildhaft, eindringlich, wortgewaltig, dabei aber locker zu lesen. Mich konnte sie damit tief in die Geschichte hineinziehen. Auch wenn manche Handlungsweisen bei Außenstehenden nur ein Kopfschütteln bewirken, war es für mich doch stets nachvollziehbar, warum die Leute so und nicht anders handeln.

Dieses Buch ist keine leichte Kost, aber absolut lesenswert. Jede einzelne der 958 Seiten hat ihre Berechtigung, trägt zur Handlung bei, beleuchtet Hintergründe, schafft Verständnis.

Die Erzählung erstreckt sich dabei über einen Zeitraum von über fünfzig Jahren. In Rückblenden wird nach und nach der Panzer, den Jude um sich geschaffen hat, aufgebrochen und die brutalen Verletzungen der Kinderseele und des Kinderkörpers kommen immer mehr zum Vorschein. Für zartbesaitete Leser*innen ist das nichts. Alle anderen sollten Taschentücher bereitlegen.

★★★★★

Veröffentlicht am 24.02.2019

Unglaublich gut und mutig erzählt

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Es ist jetzt schon ein paar Tage her, daß ich Ein wenig Leben beendet habe...und noch immer geht das Buch in meinem Kopf herum.

Das ist ein Buch, bei dem ich durch alle Gefühlslagen gegangen bin. Ich ...

Es ist jetzt schon ein paar Tage her, daß ich Ein wenig Leben beendet habe...und noch immer geht das Buch in meinem Kopf herum.

Das ist ein Buch, bei dem ich durch alle Gefühlslagen gegangen bin. Ich war wütend, entsetzt, traurig, amüsiert, glücklich, neidisch, unglücklich. Ich habe gelacht und geweint (mehrmals war mir richtig übel), und natürlich habe ich mit Jude gelitten. Ein Buch, das niemanden kalt lassen kann, ob man es nun für gut oder für schlecht hält. Manchmal habe ich es zugeschlagen und erstmal weggelegt, weil ich es nicht mehr ertragen konnte, um dann, Minuten später, weiterzulesen. Auch wenn sich das Geschehen immer um Jude dreht, darf man die anderen Charaktere nicht unterschlagen, die allesamt Menschen mit ihren Stärken und Schwächen sind; alle sind sie für mich lebendig geworden, auch wenn sie nicht alle liebenswürdig sind.

Vorsicht: Kleiner Spoiler!

Das ist unglaublich gut und mutig erzählt; und auch wenn ich die ganze Zeit auf ein Happy-End, zumindest ein kleines, für Jude gehofft habe, konnte ich mir denken, daß es das nicht geben kann und nicht geben darf. Das macht die gute Erzählerin Hanya Yanagihara aus; sie bleibt sich und der Geschichte auch am Ende treu und ich bin diesen Weg weinend mit ihr gegangen. Auch wenn der ganze Roman Fiktion ist, möchte ich ich nicht darüber nachdenken, daß es solche Schicksale tatsächlich gibt.

Für mich schon jetzt ein Highlight meines Lesejahres!

Veröffentlicht am 14.09.2018

Emotional, aufwühlend und tiefgründig

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Es ist schwer in Worte zu fassen, was das Buch mit mir angestellt hat. Es ist emotional, tiefgründig und extrem aufwühlend. Es regt so sehr zum Nachdenken an und ist zugleich das wohl traurigste Buch, ...

Es ist schwer in Worte zu fassen, was das Buch mit mir angestellt hat. Es ist emotional, tiefgründig und extrem aufwühlend. Es regt so sehr zum Nachdenken an und ist zugleich das wohl traurigste Buch, das ich bisher gelesen habe.
Ich startete das Buch, ohne wirklich zu wissen, worum es geht und vermutlich ist das Grund dafür, weshalb es mich so schockiert und mitgenommen hat.
Zunächst einmal möchte ich sagen, dass die Autorin sehr talentiert ist. Sie hat nicht nur den Mut gehabt, dieses Buch zu schreiben, sondern es auch sehr gut umgesetzt. Ihr Schreibstil liest sich flüssig und war sehr angenehm. Ich mochte die Sprache, die sie präsentiert und zugleich hat sie ein Buch geschaffen, dessen Worte eine Sogwirkung auf den Leser haben. Es ist, als ob das Buch den Leser mit seinen Worten, aber natürlich auch dem erdrückenden Inhalt, verschlingt.
Trotz der zahlreichen Figuren, habe ich es geschafft, mir schnell ein Bild von allen zu machen. Das liegt daran, weil sie so detailliert geschildert werden und alle echt wirken. Genauso wie die Handlung an sich real wirkt. Man hat beim Lesen den Eindruck, dass alles wirklich passiert wäre und muss sich immer wieder in Erinnerung rufen, dass sich die Autorin die Handlung nur ausgedacht hat.
Judes Vergangenheit kommt man als Leser immer nur nach und nach näher. Währenddessen hat man natürlich Vermutungen, aber dennoch schockiert es einen, wenn man davon liest, was ihm passiert ist. Vor allem, weil die Autorin gegen Ende noch eins drauflegt und alles schlimmer als erwartet wird.
Das Buch erzählt größtenteils vom Alltag der vier Freunde, jedoch ist die Handlung nicht langweilig. Es ist viel mehr das Gegenteil der Fall, weil die Autorin geschickt Momente einbaut, die einem den Atem rauben und zum Weiterlesen animieren. Ich bin mir sicher, dass nicht jeder es hinbekommen hätte, Judes Lebensgeschichte mit so viel Spannung und Feingefühl zu erzählen.
Ich habe bereits erwähnt, dass das Buch emotional ist und kann das hier nur nochmals sagen. Es wird alles gefühlvoll beschrieben und geht dem Leser wirklich unter die Haut. Oft wurde der Inhalt so dramatisch geschildert, dass ich das Buch am liebsten pausiert hätte, weil es mir zu viel wurde.
Außerdem hat die Autorin Judes Leid und die Folgen seines Traumas sehr realistisch beschrieben. Man merkt, dass sie sich ernsthafte Gedanken zu ihm und seinem Innenleben gemacht hat, weshalb nichts an seinen Gefühlen zu übertrieben wirkt.
Neben Judes Trauma geht es jedoch um noch so viel mehr, nämlich das Leben an sich. Hanya Yanagihara schafft es Passagen einzubauen, die einen dazu bringen, über das Leben nachzudenken und darüber, was in diesem wichtig ist.
Einfühlend vermittelt sie die Verbindung von Hoffnung und Liebe und zeigt, dass Erfolg nicht alles ist, sondern, dass es auf die Menschen ankommt, die einem durchs Leben begleiten. Genauso wie sie die Kraft wahrer Freundschaft präsentiert, die sogar stärker als die der eigenen Familie sein kann.
Nur die letzten 200 Seiten wirkten auf mich zu übertrieben in Bezug auf die dramatischen Dinge, die passiert sind. Es wurde dann so viel aufgesetzt, dass es in diesen leider nicht mehr echt wirkte, was schade ist und für Distanz zwischen mir und der Geschichte sorgte.
Dennoch ist das Buch eins, das mir lange im Kopf bleiben wird und eins der Besten, das ich gelesen habe. Es passiert selten, dass ein Buch so viel mit einem anstellt und so aufwühlt. Trotzdem kann ich das Buch nicht uneingeschränkt empfehlen, weil es sicher nicht für jeden geeignet ist und triggern kann. Wer jedoch offen für den Stoff ist, kann sich durch die Geschichte bereichern lassen.

Fazit: Emotional, aufwühlend und tiefgründig! Eins der besten und traurigsten Bücher, das ich je gelesen habe.