Cover-Bild Nullerjahre
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kiepenheuer & Witsch
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Biografien und Sachliteratur
  • Genre: Sachbücher / Film, Kunst & Kultur
  • Seitenzahl: 336
  • Ersterscheinung: 10.02.2022
  • ISBN: 9783462000948
Hendrik Bolz

Nullerjahre

Jugend in blühenden Landschaften

Vom Austeilen und Auf-die-Fresse-Kriegen: eine Nachwendejugend in Mecklenburg-Vorpommern.

Hendrik Bolz, geboren 1988, ist in Stralsund aufgewachsen, im nordöstlichsten Winkel Deutschlands, in einer Welt, die, obwohl das Land längst nicht mehr »DDR« heißt, wenig mit dem zu tun hat, was im Westen als Normalität durchgeht. Lediglich das RTL-Nachmittagsprogramm, das im Hintergrund zu hören ist, deutet darauf hin: Es sind dieselben Nullerjahre.

Während in den Plattenbauten von Knieper West immer mehr Erwachsene die Suche nach einem Platz im neuen System aufgeben, nehmen Hendrik und seine Freunde die Herausforderung an: Sie finden Auswege aus der Langeweile und Fluchtwege, um keine Prügel zu kassieren. Langsam zerfallen die Frontlinien der Baseballschlägerjahre, an die Stelle der Springerstiefel treten Turnschuhe, die Böhsen Onkelz werden von Aggro Berlin abgelöst, die Optionen bleiben die gleichen: Fressen oder Gefressenwerden.

Im Kindergarten, in der Schule und im Fußballverein haben sie gelernt, dass ein großer Junge nicht weint und dass der Klügere nur so lange nachgibt, bis er der Dümmere ist. Nun gilt es, härter zu werden, um, wenn es drauf ankommt, dem anderen die Nase zu brechen. Und stumpfer zu werden, um dabei nicht zu zögern. Die Mittel finden sich – Kraftsport, Drogen, Rap. Und bald sind es neue »Kleine«, die sich verstecken müssen.

Hendrik Bolz erzählt eindringlich von einem Jahrzehnt im Osten Deutschlands, das uns ein Stück bundesrepublikanische Gegenwart erklären kann.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.03.2022

Anstrengende Lektüre

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MEINUNG:

Eine Freundin hat mich auf Nullerjahre von Henrik Bolz aufmerksam gemacht, da wir häufig über unsere Herkunft aus der ehemaligen DDR sprechen. Ohne sie hätte ich vermutlich nicht zu dem Buch ...

MEINUNG:

Eine Freundin hat mich auf Nullerjahre von Henrik Bolz aufmerksam gemacht, da wir häufig über unsere Herkunft aus der ehemaligen DDR sprechen. Ohne sie hätte ich vermutlich nicht zu dem Buch gegriffen, denn das Cover ist zwar ein Hingucker, aber so richtig angesprochen hat es mich nicht.

Henrik Bolz ist 1988 in Leipzig geboren und Stralsund, im Stadtteil Knieper West aufgewachsen. Die DDR erlebt er praktisch nicht mehr mit und doch ist sein Leben doch nicht mit dem zu vergleichen, was in Westdeutschland unter Normalität bekannt ist. In diesen Jahren kann man als Jugendlicher praktisch nur überleben, wenn sich der breiten Masse fügt. Die Jahre sind geprägt von Perspektivlosigkeit, Mitläufertum, Drogen, Langeweile und ein Stück weit auch Gewalt.

Henrik Bolz ist Teil des Rap-Duos Zugezogen Maskulin. Musik und Textzeilen sind ein großer Bestandteil und Stilmittel dieses biographischen Romans, der ausschließlich aus der Sicht von Henrik Bolz selbst erzählt wird. Gleich zu Beginn des Romans wird auf die sehr explizite Sprache hingewiesen, d.h. es kommen rassistische, antisemitische, homophobe und Gewalt verherrlichende Begriffe vor. Das kann ich auch absolut bestätigen. Es macht die Geschichte authentisch, aber mir, die dahingehend nicht zart besaitet ist, wurde es teilweise schon zu viel. Manchmal habe ich mich gefragt, wer so etwas lesen möchte. Die Sprache und die eintönige Jugend, in der fast immer das Gleiche passiert, machten es für mich anstrengend der Geschichte weiterhin zu folgen. Es gibt einige geschichtliche und sozialpolitische Passagen, in denen Bolz auf die jeweilige Zeit eingeht, im Allgemeinen in Deutschland und natürlich auch speziell in Stralsund, die wissenswert und interessant sind. Da habe ich mich natürlich wieder gefunden. Bolz' Mittel der Wahl bleiben aber immer noch die Textzeilen von Liedern, die wirklich in großer Zahl eingestreut werden. Wenn man sie erkennt, denkt der ein oder andere sicher auch an die Zeit zurück.

Leider muss ich sagen, dass Nullerjahre nicht mein Buch war. Ich bin zwar im gleichen Jahr wie der Autor in DDR geboren, aber das scheint fast schon alles an Gemeinsamkeiten gewesen zu sein. Bei allem was hier beschrieben wird, hat sich mir die ganze Zeit die Frage gestellt, was mit Henriks Eltern gewesen ist. Nicht nur bei ihm glänzen diese in dem Buch mit Abwesenheit, sondern auch bei den meisten seiner Freunde und Bekannten. Ich habe mich immer gefragt, wie kann der Zustand ihrer Kinder unbemerkt geblieben sein. Natürlich hatte diese vielleicht auch ihre eigenen Probleme, aber das bleiben Vermutungen. Ich habe mich auch gefragt, woher das Geld für die Drogen kommt, welche hier in rauen Mengen konsumiert werden.

FAZIT:

Nullerjahre ist ein schonungsloses Buch. Bolz beschreibt in epischer Breite seine düsteren, aber auch unfassbar eintönigen von Drogen und Alkohol geprägten Jugendjahre vor dem Leserschaft aus. Für mich ab einer gewissen Stelle wirklich zu viel des Guten. Ich hätte mir mehr Reflexion und mehr Einordnung in Ort und Zeit vom nun erwachsenen Hendrik Bolz gewünscht als ein reine Beschreibung seines Alltag als Jugendlicher in den Nullerjahre in Stralsund.

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