Cover-Bild Ministerium der Träume
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Blumenbar
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 384
  • Ersterscheinung: 05.02.2021
  • ISBN: 9783351050870
Hengameh Yaghoobifarah

Ministerium der Träume

Roman

Als die Polizei vor ihrer Tür steht, bricht für Nas eine Welt zusammen: ihre Schwester Nushin ist tot. Autounfall, sagen die Beamten. Suizid, ist Nas überzeugt. Gemeinsam haben sie alles überstanden: die Migration nach Deutschland, den Verlust ihres Vaters, die emotionale Abwesenheit ihrer Mutter, Nushins ungeplante Mutterschaft. Obwohl ein Kind nicht in ihr Leben passt, nimmt Nas ihre Nichte auf. Selbst als sie entdeckt, dass Nushin Geheimnisse hatte, schluckt Nas den Verrat herunter, gibt alles dafür, die Geschichte ihrer Schwester zu rekonstruieren – und erkennt, dass Nushin sie niemals im Stich gelassen hätte. »Ministerium der Träume« ist ein Roman über Wahl- und Zwangsfamilie, ein Debüt über den bedingungslosen Zusammenhalt unter Geschwistern, das auch in die dunklen Ecken deutscher Gegenwart vordringt.

»Hengameh Yaghoobifarah packt den Kopf so voll mit Bildern und das Herz mit Gefühlen, dass man es kaum aushält. Ein oft genutzter Vergleich, aber hier ist er wirklich treffend: Diese Geschichte ist so aufregend, angsteinflößend, lustig und aufrüttelnd wie eine Achterbahnfahrt.« Alice Hasters

»Hengameh Yaghoobifaras ›Ministerium der Träume‹ ist ein Hurrikan, der um ein Angstauge kreist, eine Traumafabrik, die mitten in Deutschland steht.« Karen Köhler

»Auch in ›Ministerium der Träume‹ sind Yaghoobifarahs Worte eine sanfte Waffe, fein und brutal. Eine Geschichte zum Schreien und Weinen, voll von eindrücklichen Bildern und poetischer Schönheit.« Giulia Becker

»Dieser Text ist wie die heiß ersehnte köstliche Süßigkeit, nur besser. Viel besser. Er ist völlig anders als alles bisher Dagewesene, und Sie müssen ihn unbedingt kennenlernen.« Olga Grjasnowa

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.09.2021

Queer und Migrantin in Deutschland

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Um was geht es? Um Enttäuschung, Liebe, Hass, Ausgrenzung, Einsamkeit, Drogen, Sex, Szene, Migration, Rechtsextremismus, viel Angst und Verlust. Ja der Auslöser zu diesem urbanen Queerkrimi (müsste so ...

Um was geht es? Um Enttäuschung, Liebe, Hass, Ausgrenzung, Einsamkeit, Drogen, Sex, Szene, Migration, Rechtsextremismus, viel Angst und Verlust. Ja der Auslöser zu diesem urbanen Queerkrimi (müsste so als Genre etabliert werden) ist der Unfalltod der Schwester der Ich-Erzählerin Nasrin. Oder war es gar kein Unfall? Nasrin lebt in Berlin und arbeitet als Türsteherin bei einer Queerbar. Und führt nebenher ein ziemlich ungesundes Leben. Der Tod der Schwester bringt ihr Leben komplett durcheinander. Sie erinnert sich an die gemeinsame Kindheit. Alte Geschichten kommen wieder hoch. Neben anderen Stories erzählt sie als Rückblende auch von der tragischen Migration ihrer Mutter mit ihren zwei Töchtern - eine davon Nasrin - aus dem Iran nach Deutschland in den 1970iger Jahren.

Dieses Buch geht unter die Haut, da es ohne großes Tamtam die Geschichte einer Lesbe erzählt, die in einem Umfeld aufwuchs, in dem Homosexualität schlicht nicht existieren darf. Erst durch die Flucht nach Berlin in die Szene gelingt ihr eine gewisse Etablierung ihrer Lebensvorstellung. Auf dem Weg dahin hat sie leider viel Schlimmes erleben müssen, das ihr das Leben auch heute noch sehr schwer macht. Denn lesbisch zu sein ist eines, aber ein mittelloses iranisches Mädchen zu sein, das lesbisch ist, noch einmal etwas anderes.
Das Buch zeigt auch auf, wie das Leben für Migrant:innen in Deutschland aussehen kann. Die einen passen sich an, andere gehen unter und wieder andere ziehen sich in eine Community zurück. Es wird ein äußerst lesenswerter und direkter Einblick in die Welt Migrant:innen in Deutschland gewährt, und was dieses Leben mit den Menschen macht.

Fazit: Schonungslos, aber sehr gut. Klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 27.02.2021

Hengameh Yaghoobifarah - Ministerium der Träume

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Der Tod ihrer Schwester und engsten Vertrauten trifft Nasrin unerwartet. Ein Unfall sagt die Polizei, aber war es vielleicht doch eher ein Suizid? Immer wieder ging es Nushin nicht sonderlich gut. Nushins ...

Der Tod ihrer Schwester und engsten Vertrauten trifft Nasrin unerwartet. Ein Unfall sagt die Polizei, aber war es vielleicht doch eher ein Suizid? Immer wieder ging es Nushin nicht sonderlich gut. Nushins Tochter Parvin hingegen vermutet einen Anschlag hinter der ganzen Sache, wie auch immer sie darauf kommen mag. Die queere Türsteherin sieht sich plötzlich als Ersatzmutter einer Teenagerin und gleichzeitig mit der Trauer konfrontiert, die jedoch immer mehr Fragen aufzuwerfen scheint. In Rückblenden wird klar, dass diese nicht von der Hand zu weisen sind. Die beiden Schwestern sind einst mit der Mutter vor dem Terrorregime des Iran, das auch den Mord am Vater veranlasste, nach Deutschland geflüchtet, haben in den 90er den aufkeimenden Hass gegenüber Ausländern live erlebt und gleichzeitig mit ihren eigenen Dämonen kämpfen müssen. Je weiter sich Nasrin von ihrer Nichte entfernt, desto näher rückt sie jedoch der Wahrheit, deren Ursprung genau dort liegt, wo sie nie mehr hin zurückkehren wollte.

Hengameh Yaghoobifarah wurde als taz-Kolumnistin bekannt, „Ministerium der Träume“ ist ihr Debütroman. Geschickt verbindet sie dabei die ganz persönlichen Probleme der beiden Schwestern mit politischen Entwicklungen, die wir überwunden glaubten – die Realität der vergangenen Jahre hat uns jedoch wieder eingeholt. Sie reißt auch die Frage auf, wie gut man einen Menschen wirklich kennen und wie nah man sich tatsächlich stehen kann.

Nasrin und Nushin wachsen in Lübeck auf, die Mutter ist durch den Verlust des Partners und den nicht leichten Start im fremden Land kaum in der Lage, sich um die beiden Mädchen zu kümmern. Je klarer diesen die Distanz zwischen sich und ihnen deutschen Mitschüler:innen wird, desto näher rücken sie und ihr enger Zirkel an Freunden mit ähnlichem Schicksal zusammen. Erlebnisse, die man keinem Kind wünschen würde, müssen sie durchleiden, Hilfe von Erwachsenen ist Fehlanzeige und so flüchten sie schließlich nach Berlin, um ein Leben nach ihren Vorstellungen in der Großstadtanonymität zu führen. Es ist die queere Szene und jene der Prostitution, in der die beiden Frauen sich zum ersten Mal angenommen fühlen.

Der Erzählton ist oft ruppig und rau, passt jedoch ehrvorragend zur Protagonistin, die verzweifelt nach Antworten sucht. Ihre teenagerhafte Rebellion hat sie noch nicht ganz überwunden, obwohl schon die nächste Generation mit identischem Verhalten parat steht. Die junge Nasrin kennt nur zwei Kategorien: wir und die anderen. Auch als Erwachsene kann sie dies nicht ganz ablegen, auch wenn nun die Grenzen an anderer Stelle – bürgerlich vs. queere Lebensweise – verlaufen. Immer wiederkehrende Alpträume zeugen von nicht verarbeiteten Traumata, wirkliche Träume hegt jedoch kaum jemand im Roman. Erfrischend anders einerseits, unbarmherzig und hart andererseits, auf jeden Fall aber bemerkenswert.

Veröffentlicht am 07.04.2021

Emotional packend

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Meine Meinung und Inhalt

"Was Queerness bedeutet, habe ich ihr erst im Auto erklärt, das ist vielleicht zwei Stunden her, genug Zeit für sie, meine eigenen Waffen gegen mich zu nutzen. Sie lässt mich ...

Meine Meinung und Inhalt

"Was Queerness bedeutet, habe ich ihr erst im Auto erklärt, das ist vielleicht zwei Stunden her, genug Zeit für sie, meine eigenen Waffen gegen mich zu nutzen. Sie lässt mich gar nichts erst darauf antworten – wozu auch, ihre Frage war rhetorisch – und setzt gleich hinterher: „Weißt du, Nas, es gibt uns nicht nur in Berlin. Und auch nicht nur im fortschrittlichen Almanya. Wir kennen vielleicht nicht alle Labels, die ihr euch verpasst, aber wir existierten schon lange bevor es eine Sprache für uns gab.“ (ZITAT)

Als die Polizei vor ihrer Tür steht, bricht für Nas eine Welt zusammen: ihre Schwester Nushin ist tot. Autounfall, sagen die Beamten. Suizid, ist Nas überzeugt. Gemeinsam haben sie alles überstanden: die Migration nach Deutschland, den Verlust ihres Vaters, die emotionale Abwesenheit ihrer Mutter, Nushins ungeplante Mutterschaft. Obwohl ein Kind nicht in ihr Leben passt, nimmt Nas ihre Nichte auf. Selbst als sie entdeckt, dass Nushin Geheimnisse hatte, schluckt Nas den Verrat herunter, gibt alles dafür, die Geschichte ihrer Schwester zu rekonstruieren – und erkennt, dass Nushin sie niemals im Stich gelassen hätte.

Der Roman handelt von Frauen, die mit anderen Frauen reden, füreinander da sind, sich streiten und unterstützen, lieben und aneinander reiben (psychisch und physisch). Ein absolut fesselndes Buch, ein ganzer Sog aus Emotionen, der einen als Leser packt und man kann sich dem auch nur schwer entziehen. Sie regt außerdem sehr zum Nachdenken an und konfrontiert Leser/innen vielleicht auch mit eigenen Vorurteilen und Schubladendenken.

Hengameh Yaghoobifarah, geboren 1991 in Kiel, studierte Medienkulturwissenschaft und Skandinavistik in Freiburg und Linköping. Nach einem Zwischenstopp in Wien zog Hengameh Yaghoobifarah 2014 nach Berlin und arbeitet dort seitdem in der Redaktion des Missy Magazine. Außerdem schreibt Hengameh Yaghoobifarah frei für deutschsprachige Medien, seit 2016 etwa die Kolumne »Habibitus« für die taz. 2019 hat Hengameh Yaghoobifarah gemeinsam mit Fatma Aydemir die viel beachtete Anthologie »Eure Heimat ist unser Albtraum« herausgegeben.

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Veröffentlicht am 15.02.2021

wie im Fieber

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Es geht um eine Familie, die aus dem Iran gekommen waren und jetzt schon lange in Deutschland leben.
Die Mutter, ihre zwei erwachsenen Töchter und Enkelin.
Als eine der Töchter stirbt, unklar ob Autounfall ...

Es geht um eine Familie, die aus dem Iran gekommen waren und jetzt schon lange in Deutschland leben.
Die Mutter, ihre zwei erwachsenen Töchter und Enkelin.
Als eine der Töchter stirbt, unklar ob Autounfall oder Suizid, brechen die Emotionen der anderen durch. Das gilt besonders für die Erzählerin Nasrin, die Probleme mit ihrer Mutter hat. Sie glaubt an Selbstmord.
Sie wird Vormund für ihre 14jährige Nichte Parvin. Keine einfache Aufgabe, für einen aufmüpfigen Teenager zu sorgen.

Von Anfang an herrscht ein krasser, manchmal fiebriger Ton. Da muss man sich als Leser erst dran gewöhnen.

Gelegentlich gibt es Rückblicke.Diese werden aber nur sparsam eingesetzt, um den Hauptplot nicht aufzuhalten.
Schwerpunkte bleiben die Frage nach dem Grund des Todes von Nushrin und wie Nasrin und Parvin jetzt zusammen klarkommen.
Hengameh Yaghoobifarah macht das geschickt und die Geschichte entfaltet sich schließlich.

Veröffentlicht am 30.04.2021

Traum(a)fabrik

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nahe war?

Der Einstieg ins Buch fiel mir recht schwer. Anfangs kam ich mit der Sprache nicht zurecht, die Figuren verwenden meist Umgangs- und Jugendsprache, in die ich mich erst mit der Zeit besser einfühlen ...

nahe war?

Der Einstieg ins Buch fiel mir recht schwer. Anfangs kam ich mit der Sprache nicht zurecht, die Figuren verwenden meist Umgangs- und Jugendsprache, in die ich mich erst mit der Zeit besser einfühlen konnte. Außerdem werden viele Themen wie Depression, Rassissmus oder Sexismus angesprochen, die auch durchaus ergreifend dargestellt werden - aber leider dennoch meistens nur recht oberflächlich bleiben. Ich hätte mir da an vielen Punkten einfach mehr Tiefgang und mehr Ausführichkeit gewünscht.

Natürlich will ich mich aber auch nicht nur beschweren, denn es gibt auch Einiges, was mir gut gefallen hat: Sobald man sich erstmal auf die Protagonisten eingelassen hat, kann man ihre Standpunkte gut nachvollziehen, und gerade Nas macht im Laufe des Buches eine schöne Entwicklung durch. Auch Themen wie Freundschaft und Verantwortung und Sorge umeinander werden angesprochen und verleihen dem Roman trotz all der Härte etwas Warmes.

Insgesamt hat mich das "Ministerium der Träume" nicht so sehr gepackt wie ich gehofft hatte; eine Leseerfahrung war es aber allemal wert!