Cover-Bild Der Sprengmeister
21,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Zsolnay, Paul
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 192
  • Ersterscheinung: 23.07.2018
  • ISBN: 9783552059016
Henning Mankell

Der Sprengmeister

Roman
Verena Reichel (Übersetzer), Annika Ernst (Übersetzer)

Als junger Mann wird der Sprengmeister Oskar Johansson bei einer fehlgeleiteten Zündung schwer verletzt. Seine Freundin bricht ihm die Treue, und er heiratet ihre Schwester Elvira. Die beiden führen ein bescheidenes, entbehrungsreiches Leben, damit der knappe Lohn auch für drei Kinder reicht. Trotz seiner Verwundungen kehrt Oskar zurück in seinen Beruf. Er wird politisch aktiv und glaubt an eine Revolution, die nie kommt. Als sein Wohnblock abgerissen wird, kauft er auf einer Schäre ein Saunahäuschen, wo er im Sommer leben kann. Henning Mankells erster Roman erzählt ein Arbeiterleben in der aufblühenden Industrie in Schweden und gibt den Benachteiligten eine unverwechselbare, eindrucksvolle Stimme.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.07.2018

Ein Arbeiterleben auf knapp 200 Seiten zusammengefasst

0

Ich kenne sowohl Henning Mankells Krimis als auch seine Afrikaromane und mag seine Schreibweise und seine Charaktere sehr. Daher war ich sehr gespannt auf einen Debütroman aus dem Jahr 1973, der erst jetzt ...

Ich kenne sowohl Henning Mankells Krimis als auch seine Afrikaromane und mag seine Schreibweise und seine Charaktere sehr. Daher war ich sehr gespannt auf einen Debütroman aus dem Jahr 1973, der erst jetzt ins Deutsche übersetzt wurde.

Oskar Johansson ist Sprengmeister und überlebt mit 23 Jahren eine Sprengung aus nächster Nähe. Dabei verliert er das linke Auge und die rechte Hand; außerdem hat er schwere Verletzungen am und im Unterleib. Obwohl er so schwer verletzt ist und ihn seine Verlobte nach dem Unfall verlässt, gibt Oskar nicht auf, er arbeitet sogar wieder als Sprengmeister.

Oskars Arbeiterleben wird aus zwei unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Da gibt es einerseits den Erzähler und andererseits erzählt Oskar selbst Episoden aus seinem Leben. Die Reihenfolge dabei ist nicht chronologisch sondern richtet sich danach, was Oskar wann berichten mag.

Die Sätze sind teils sehr knapp und fragmentiert, aber gerade deswegen sehr eindringlich.

Ich finde es erstaunlich, dass Henning Mankell bereits mit 25 Jahren einen derart sozialkritischen Roman geschrieben hat. Anhand seines Protagonisten, dessen Leben und dessen politischen Einstellung, der Hoffnung auf eine Revolution und der damit einhergehenden Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Lebenssituation für die Arbeiterschicht werden die Verhältnisse der schwedischen Gesellschaft Anfang des 20. Jahrhunderts sehr eindringlich und anschaulich dargestellt.

Der Sprengmeister ist ein stiller und ruhiger, aber sehr eindringlicher Roman.

Veröffentlicht am 22.07.2018

Mankells Debütroman

0

Gebundene Ausgabe: 192 Seiten
Verlag: Paul Zsolnay Verlag (23. Juli 2018)
ISBN-13: 978-3552059016
Originaltitel: Bergsprängaren
Preis: 21,00 €
auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich

Mankells Debütroman

Henning ...

Gebundene Ausgabe: 192 Seiten
Verlag: Paul Zsolnay Verlag (23. Juli 2018)
ISBN-13: 978-3552059016
Originaltitel: Bergsprängaren
Preis: 21,00 €
auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich

Mankells Debütroman

Henning Mankells erster veröffentlichter Roman erschien in Schweden bereits 1973. Warum es so lange gedauert hat, bis er nach Deutschland kam, ist mir ein Rätsel.

Mankell erzählt darin das Leben des Oskar Johansson, 1888 -1969. Als junger Mann wird er bei einem Arbeitsunfall, bei einer Tunnelsprengung, aufs Schwerste verletzt. Kein Mensch hätte es für möglich gehalten, dass er den Unfall überleben könnte. Doch Oskar ist zäh. Er macht das Beste daraus und arbeitet sogar sein ganzes weiteres Berufsleben weiter als Sprengmeister. Elvira, die Frau an seiner Seite sorgt dafür, dass er sich nicht gehenlässt. Nach deren Tod kauft sich Oskar ein altes Saunahäuschen am Rand des Schärengartens, wo er die Sommer verbringt. Hier besucht ihn der namenlose Ich-Erzähler immer wieder und versucht, mehr über Oskar zu erfahren. Fragmentartig trägt er nach und nach einzelne Episoden aus Oskars Leben zusammen, nicht chronologisch, sondern so, wie Oskar zum Erzählen bereit ist bzw. sich erinnern kann. Manchmal habe ich dieses Sprunghafte als etwas verwirrend empfunden.

So entsteht schließlich ein mehr oder weniger komplettes Bild eines ganzen Arbeiterlebens und nebenbei auch ein Bild der Gesellschaft und ihrer Entwicklung, da Oskar und Elvira auch politisch aktiv sind.

Trotz der relativ geringen Seitenzahl erreicht die Erzählung eine enorme Tiefe. Sicher ist es dabei auch nicht verkehrt, ein wenig zwischen den Zeilen zu lesen.

Sprachlich entwickelt sich der Roman ganz unterschiedlich. Teilweise sind es nur kurze Sätze, die dadurch umso eindringlicher wirken. Teilweise wird es richtig poetisch.

Und wie all die anderen Arbeitslosen bewegen sie sich langsam aus den dreißiger Jahren hinaus und in einen Krieg hinein, der fast sechs Jahre dauern wird. An diesem Abend im Jahr 1936 ist Oskar achtundvierzig, und er geht an Elviras Seite, den Blick auf den Bürgersteig gerichtet. (S. 116)

Für Liebhaber der etwas anderen Literatur sehr zu empfehlen.

★★★★☆

Veröffentlicht am 21.07.2018

Gelungenes Debüt

0

Mit seinem Debütroman ist Henning Mankell ein ganz besonderes Buch gelungen. "Der Sprengmeister" hat mir wirklich besser gefallen als so mancher Mankell-Kriminalroman, von denen ich viele gehört oder gelesen ...

Mit seinem Debütroman ist Henning Mankell ein ganz besonderes Buch gelungen. "Der Sprengmeister" hat mir wirklich besser gefallen als so mancher Mankell-Kriminalroman, von denen ich viele gehört oder gelesen habe. Der Sprengmeister ist ganz anders als alle mir bekannten Mankell-Romane. Vielleicht hätte der Autor doch auch öfter mal das Genre wechseln sollen.

Zum Inhalt: Wäre Oskar Johansson als junger Mann bei einer Sprengung nicht schwer verletzt worden, hätte er ein einfacheres Leben führen können. Da er überlebt, kann er den Leser an seinem Leben und seinem Schicksal teilhaben lassen. Das besteht u.a. darin, dass er nicht mehr seine Verlobte, sondern nur deren Schwester heiraten kann. Später wird er dann in bescheidensten Verhältnissen auf den Schären leben.

Fazit: Der Leser taucht ein in das Arbeiterleben in Schweden. Viel Luxus durfte man nicht erwarten, viel Freizeit ebenso nicht. Dass Urlaub nicht typisch war, war auch in anderen Ländern nicht anders. Und so geht Oskars schweres Leben dahin, aber er meistert es ohne viel Aufhebens um die Dinge, die er nicht ändern kann.

Ich habe dieses Buch sehr gern gelesen, trotz einiger Längen. Das ist für mich gute Literatur, die ohne viel Spannung auskommt. Schön, dass der Sprengmeister nun auch bei uns zu lesen ist!

Veröffentlicht am 21.07.2018

Ein ruhiges, besonderes Buch

0

Mankell kennt man normalerweise eher aus dem Krimi Genre, daher war es interessant, ihn mal außerhalb dieses Genres zu lesen. In dem Buch "Der Sprengmeister" geht es um das Leben von Oskar Johansson, ...

Mankell kennt man normalerweise eher aus dem Krimi Genre, daher war es interessant, ihn mal außerhalb dieses Genres zu lesen. In dem Buch "Der Sprengmeister" geht es um das Leben von Oskar Johansson, schwedischer Sprengmeister, der bei einem Unfall als junger Mann ein Auge und seine rechte Hand verliert.

Das Besondere an diesem Buch ist, dass es einen Erzähler gibt, der Oskars Leben in vielen Fragmenten und kurzen Episoden darzustellen versucht, in anderen Kapiteln wiederum kommt Oskar selbst zu Wort.
An diesen fragmentierten Schreibstil muss man sich gewöhnen, doch mir hat er sehr gefallen. Der Autor schafft es, mit wenigen Worten viel auszudrücken und auch emotional in die Tiefe zu gehen.

Obwohl Johansson selber immer wieder betont, dass er nichts Besonderes ist ("Ich habe die Spiele gespielt, die jeder gespielt hat."), macht ihn genau diese Bescheidenheit und die Art und Weise, wie er mit seinem Schicksal umgeht, besonders und einprägsam.

"Der Sprengmeister" ist ein sehr ruhiges Buch mit einer aussagekräftigen Sprache. Es zeichnet nicht nur ein Bild von Oskar, sondern von der gesamten schwedischen Gesellschaft und deren Wandlung am Anfang des 20. Jahrhunderts.
Man sollte sich Zeit für dieses Buch nehmen, denn ich finde, dass es erst dann, wenn man hin und wieder innehält und seinen eigenen Gedanken über das gerade Gelesene nachhängt, sein wahres Potential entwickeln kann. Wenn man dazu bereit ist, gibt es von mir eine definitive Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 20.07.2018

Über das Leben eines Arbeiters

0

Henning Mankell ist sicher vielen durch seine Romane um Kommissar Wallander ein Begriff. Das vorliegende Buch ist nun sein Debütroman, geschrieben im Jahr 1973. Er ist kurz und besonders, gerade deshalb ...

Henning Mankell ist sicher vielen durch seine Romane um Kommissar Wallander ein Begriff. Das vorliegende Buch ist nun sein Debütroman, geschrieben im Jahr 1973. Er ist kurz und besonders, gerade deshalb aber so lesenswert. Mit Oskar Johansson einen einfachen Arbeiter aus Schweden zum Protagonisten zu machen, ist sehr ungewöhnlich. Obwohl dieser sich tatsächlich als niemand Besonderem ansieht, stellt sich beim Lesen rasch heraus, dass dem überhaupt nicht so ist. Sein Leben wird nämlich von seiner sozialistischen Grundüberzeugung sowie dem Glauben an die Revolution geprägt, außerdem von dem Umstand, dass er als 23jähriger 1911 während der Arbeit bei einer Sprengstoffexplosion zum Krüppel wurde, überlebte und in seinem Beruf weiter arbeitete. Im Alter erzählt er einem unkonkret bleibenden Ich-Erzähler aus seinem Leben. Er selbst bestimmt das Erzähltempo, auf Fragen geht er nicht ein, die Geschehnisse sind nicht chronologisch geordnet, es erfolgen Wiederholungen. Heraus gekommen ist eine fragmentarische Aneinanderreihung von wesentlichen Ereignissen aus Oskars Leben und von seinen politischen Vorstellungen, die aber ein vollständiges Bild von Oskar zeichnen.