Cover-Bild Nach Deutschland
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19,99
inkl. MwSt
  • Verlag: C.H.Beck
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Biografien und Sachliteratur
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Ersterscheinung: 24.08.2023
  • ISBN: 9783406806322
Isabel Schayani

Nach Deutschland

Fünf Menschen. Fünf Wege. Ein Ziel
Safi schleppt sich im Winter zu Fuß über die Balkanroute. Ruhi fliegt von Teheran zunächst nach Italien. Omid will nach Deutschland und landet dann doch in Calais. Melika steckt in Moria fest. Und Olena hat als Ukrainerin beinahe freie Fahrt.
Die preisgekrönte Journalistin Isabel Schayani berichtet von fünf verschlungenen Wegen Richtung Deutschland und gewährt uns tiefe Einblicke in das prekäre Leben im Niemandsland zwischen den Grenzen und in den Grauzonen des Asylrechts. im Vordergrund ihres Augen öffnenden Buches steht die große, drängende Frage, wie wir Flucht und Migration menschlicher organisieren können.

Viele Fluchtrouten durch den Vorderen Orient und Afrika haben Deutschland zum Ziel. Hier soll es Freiheit geben, Schulunterricht und medizinische Versorgung gratis, und Frauen dürfen Sport treiben: Für Menschen, die um ihr Leben rennen oder vor Verelendung fliehen, ist das ein großes Versprechen. Sie lassen ihr vertrautes Leben meist erstaunlich uninformiert hinter sich, mit Kind und ohne Kreditkarte, im freien Fall in eine bessere Zukunft. Isabel Schayani hat fünf Geflüchtete auf ihren Wegen teils über mehrere Jahre immer wieder getroffen. Sie lässt uns die Schikanen der Schlepper, illegale Reisebüros, Grenzen, Registrierungen, Lager, Anträge und Internierungen aus der Perspektive der Heimatlosen erleben. Im Gespräch mit Verantwortlichen, Experten – und mit den fünf Geflüchteten selbst – sucht sie nach Antworten auf die große Frage: Wie können wir Flucht und Migration menschlicher organisieren?

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Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei reni74 in einem Regal.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.11.2023

Ermöglicht einen anderen Blickwinkel

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Deutschland als gelobtes Land, als Land in dem es Arbeit gibt, jeder seiner Religion nachgehen darf, man kostenlos zum Arzt gehen kann und jeder ein eigenes Auto hat. Deutschland, das Sehnsuchtsland für ...

Deutschland als gelobtes Land, als Land in dem es Arbeit gibt, jeder seiner Religion nachgehen darf, man kostenlos zum Arzt gehen kann und jeder ein eigenes Auto hat. Deutschland, das Sehnsuchtsland für so Viele, die in ihrer Heimat in Armut leben, verfolgt werden, oder Krieg erleben. Die Journalistin Isabel Schayani berichtet schon seit vielen Jahren immer wieder über Flüchtlinge und ihre Schicksale, in diesem Buch begleitet sie fünf ganz verschiedene Menschen auf ihrem langen und gefährlichen Weg in die vermeintliche Freiheit.

Die Autorin erzählt hier sehr einfühlsam die Geschichten der Geflüchteten, denen sie während ihrer Arbeit immer wieder in verschiedenen Stadien ihrer Flucht begegnet. Aus zahllosen Gesprächen rekonstruiert sie die zurückgelegten Wege, spürt den Bewegründen nach und ergründet, ob das Ziel der Flucht letztlich so ist wie erhofft, trotz allem Mitgefühl bleibt sie hierbei aber immer professionell. Die fünf ausgewählten Schicksale beleuchten das Thema aus ganz verschiedenen Perspektiven, der Leser wird mit den unterschiedlichsten Fluchtgründen konfrontiert und geht die verschiedensten Wege, immer mit dem einen Ziel - Deutschland.

Ich habe tasächlich lange gebraucht, bis ich mir darüber klar war, wie ich diese Rezension schreibe. Ich wusste nicht, ob ich nur das Buch an sich bewerten soll, oder ob ich auch meine Gefühle und persönliche Erfahrungen hier mit einfließen lasse. Irgendwie bin ich mir dessen immer noch nicht ganz klar, ich denke es ist generell schwierig bei einem solchen Thema tatsächlich objektiv zu bleiben. Das Thema polarisiert, es ist wichtig darüber zu berichten, zu schreiben, zu lesen, zu diskutieren. In Zeiten, in denen täglich Menschen auf der Flucht sterben, Kinder, Frauen, Männer, sie ertrinken im Mittelmeer, erfrieren irgendwo in einem Wald, sterben an unbehandelten Infektionen in einem überfüllten Flüchtlingslager, werden von den Behörden schikaniert und von der Polizei, die ihnen eigentlich helfen sollte verprügelt und im Nirgendwo aus dem Auto geworfen, in solchen Zeiten ist es unerlässlich diesen Personen ein Gesicht zu geben und über sie zu sprechen.

Das Buch hat mich sehr betroffen gemacht, mir einen neuen Blickwinkel auf Geschehnisse ermöglicht, die mittlerweile so alltäglich in den Nachrichtensendungen sind, dass man sie nur noch an sich vorbeirauschen lässt. Es hat mich aber auch wütend gemacht. Wütend auf die Politik in den Herkunftsländern ebenso wie in unserem Land. Wütend aber teils auch auf die Geflüchteten selbst, wenn man liest, wie naiv sie an die Flucht herangehen, mit welchen Versprechungen sie sich ködern lassen, wie unvorbereitet sie ihr Leben und das ihrer Kinder in die Hände von unbekannten Schleusern legen. Wütend auf eben diese Schleuser, Menschen, die ohne Skrupel das Geld der Verzweifelten annehmen, ihnen Versprechungen machen, Lügen erzählen, billigend ihren Tod in Kauf nehmen.

Ich lebe in einem Land, in einer Zeit, in der ich zum Glück nie Krieg, oder Entbehrung kennenlernen musste. Ich kann mir kaum vorstellen, wie es ist meine Kinder zu nehmen, alles hinter mir zu lassen und ins Unbekannte zu fliehen. Mir schnürt sich das Herz zusammen bei all diesen Schicksalen, trotzdem habe ich dieses Buch gelesen, trotzdem werde ich weitere solcher Bücher lesen, einfach weil es wichtig ist.

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