Liebesromane gibt es wie Sand am Meer. Dieser Roman ist defintiv anders und auch der Fokus liegt nicht konsequent auf dieser Ebene. Ich würde fast sagen, es ist eher eine Reise in die Schattenwelt, in der man sich mit Konflikten und vollkommen verkorksten Perönlichkeiten auseinandersetzen muss. Die Liebe spielt dabei erst zweitrangig eine Rolle. Was ich hier aber wirklich sehr erfrischend empfand.
Violet ist eine typische Studentin. Bis auf den Umstand, das sie ein dunkles Geheimnis mit sich herumträgt. Die Thematik die dabei erörtert wird, fand ich sehr interessant.Die Umsetzung dessen wurde jedoch nicht völlig ausgeschöpft. Leider empfand ich auch die Auflösung dessen, als zu vorhersehbar.
Violet ist ängstlich, naiv und doch mit einer großen Stärke gesegnet, die sie auf ihrem Weg noch brauchen wird. Man hat oft das Gefühl,sie würde sich am liebsten vor allem verstecken, was natürlich einen Grund hat. Doch als sie auf Aiden trifft, bringt das ihre gesamte Welt durcheinander.
Sie möchte nicht fühlen, was Aiden in ihr auslöst.
Sie möchte nicht klein und unsichtbar sein und gleichzeitig möchte sie das alles doch auch furchtbar gern.
Durch die Gefühle, die Aiden in ihr wachruft, wird gleichzeitig eine völlig neue Violet geboren.
Eine Violet die sich allen Dämonen dieser Welt stellt. Die kämpfen und für andere einstehen kann.
Die vieles hinterfragt und es nicht einfach hinnimmt, was ihr passiert.
Violet ging mir wirklich unter die Haut. Ihr Leben ist nicht einfach, war es nie.
Als sie sich abnabelt und die große weite Welt entdeckt.
Entdeckt sie echte und wahre Freundschaft. Freundschaften die sie zum lachen, lieben und loslassen bringen. Freundschaften die gleichzeitig auch so unglaublich heilend sind.
Ich habe es genossen, wie zwei so unterschiedliche und doch auch unheimliche starke Charaktere mich immer wieder zum lachen brachten. Es war, als zeige dir das Leben, worauf es letztendlich wirklich ankommt.
Diese beiden Menschen haben nicht nur eine Menge Leichtigkeit hineingebracht, sondern auch die Geschichte besonders gemacht.
Und ich habe Violets Liebe zu Cupcakes genossen. es hat seinen ganz eigenen Zauber.
Womit wir auch zu Aiden kommen. Ein Buch mit sieben Siegeln.
So viel Wut, Angst und Stärke.
Soviel Verzweiflung, Intensität und Schmerz, was einem förmlich unter die Haut geht.
Wenn man Aiden erlebt, denkt man nicht an den typischen Bad Boy. Man fragt sich automatisch, wer ihn zu dem gemacht hat, der er ist.
Er war es, der mich immer wieder zum nachdenken gebracht hat. Ich kam nicht umhin, ich konnte nie ahnen, was er als nächstes tut.
Doch Aiden hat noch mehr Facetten. Facetten die nie ein Mensch zu sehen bekommt. Erhascht man erstmal ein Blick hinter die Kulissen, entdeckt man schnell, warum das so ist.
Trauer, Kälte und Schmerz ringen einen dabei nieder. Die Tränen kommen automatisch. Man kann nicht anders als mitzufühlen und dem Ganzen irgendwie Beistand zu geben.
Dieses Buch ist sicher nicht einfach und in seiner Ausarbeitung auch nicht perfekt. Es ist voller Höhen und Tiefen. Voller Umbrüche.
Es gibt mehr Schatten als Licht und doch hat mich die Autorin immer wieder aufs intensivste fühlen lassen, worauf es wirklich im Leben ankommt.
Es gab Momente, da hatte ich pure Gänsehaut auf den Armen , es hat mich bewegt, zum nachdenken gebracht und nicht losgelassen.
Dazu schreibt die Autorin sehr leicht, bildhaft und fließend, wodurch man das Geschehen in einem Rutsch in sich aufnimmt.
Dabei empfand ich die Atmosphäre als sehr schwer, traurig und düster. Alleine dieser Umstand hat mich enorm mitgerissen.
Die Autorin bringt hier Themen auf,die nicht einfach sind und einiges mit sich ziehen. Bei manchen Dingen hätte ich mir gern noch mehr Informationen erhofft. Aber sie hat doch damit auch gezeigt, das nichts einfach oder gar selbstverständlich ist.
Das man jeden Tag aufs neue kämpfen und für sich einstehen muss.
Die Charaktere sind sehr unterschiedlich und dabei sind sie auch authentisch, lebendig und greifbar. Man kann sich gut in sie hineinversetzen und ihrem Handeln folgen. Man blickt hinter die Fassaden und entdeckt, wer sie wirklich sind.
Hier erfährt man alles aus Violets Perspektive, was ihr eine Menge Tiefe verschafft.
Schlussendlich hat mir dieser Roman richtig gut gefallen. Eben weil er so anders war und doch in seiner Handlung überzeugt und zum nachdenken bringt.
Durch Humor und Charme nimmt sie dem Ganzen etwas die Schwere und schafft so eine richtig gute Balance.
Fazit:
Mit “Close to you” hat Isabell May einen eher untypischen Liebesroman geschaffen. Es geht um das Leben,die unterschiedlichsten Koflikte und alles andere als perfekte Persönlichkeiten, die dieses Buch ausmachen.
Es ist ein Kampf und das auf jeder Ebene.
Man fühlt, man leidet , man zittert.
Sie bringt Themen auf, die zum nachdenke bringen und dabei auch nicht loslassen.
Es ist keine typische Good Girl, Bad Boy Romanze.
Es geht tiefer. Wird von Schmerz, Verzweiflung und Ängsten beherrscht.
Ein Roman der in seiner Ausarbeitung einfach komplett unter die Haut geht