Cover-Bild Von ganz, ganz unten
(1)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
15,90
inkl. MwSt
  • Verlag: Bundeslurch
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Biografien und Sachliteratur
  • Genre: Sachbücher / Geschichte
  • Seitenzahl: 372
  • Ersterscheinung: 15.12.2023
  • ISBN: 9783963500862
Ivar Buterfas-Frankenthal

Von ganz, ganz unten

Der Holocaust-Überlebende Ivar Buterfas-Frankenthal berichtet in seinem Buch, das er mit seiner Frau Dagmar – mit der er 67 Jahre verheiratet ist – gemeinsam geschrieben hat, über ein turbulentes Leben voller Aufregung und Spannung, das man sich so überhaupt nicht vorstellen kann.

Autobiographie eines Zeitzeugen

1933 in Hamburg geboren, Vater Jude, Mutter Christin. Er der Jüngste von insgesamt acht Kindern, vier Mädchen, vier Jungs.

1933 kam der Vater vom Aufbau des KZ Esterwegen zu den bekannten Moorsoldaten, später ins Stammlager Sachsenhausen. 1945 kam er zur Familie zurück, die Ehe wurde geschieden. Sein Leben in der Lagerzeit wurde von Grausamkeiten bestimmt.

Die Mutter musste jeden Monat zur Gestapo. Sie kämpfte um das Leben ihrer Kinder wie eine Löwin. Was sie alles erleiden musste, kann man gar nicht beschreiben. 1938 ließ sie ihren Jüngsten Ivar noch in Hamburg-Horn einschulen. Hätte sie ihm das bloß erspart. Seine Erlebnisse sind an Grausamkeit nicht zu überbieten. Was Sie darüber in seinem Buch lesen, ist Wort für Wort wahr! Bis heute plagen ihn Albträume.

1942 verliert die Familie, außer der Mutter, die deutsche Staatsbürgerschaft und die Deportation drohte. Die 9-köpfige Familie hält zusammen wie Pech und Schwefel. Die Kinder vergöttern ihre Mutter für die unglaublichen Leistungen bis an das Lebensende.

Der 3. Mai 1945 beendete die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten. Aber was kam dann? 1946 wurden Ivar und seine Schwester Felicitas wieder eingeschult. Aber die beiden mussten bereits nach 6 Wochen die Schule abbrechen. Erneut hatte der Antisemitismus sie vertrieben.

Im Alter von 15 Jahren beschloss Ivar, die Familie mit über Wasser zu halten und nahm die unmöglichsten und schwierigsten Jobs an. Unter anderem reinigte er auf einem großen Tanker die Süßwassertanks – beschwerlich und lebensgefährlich.

Im Jahre 1954 lernte er seine spätere Ehefrau Dagmar kennen – der absolute Wendepunkt in seinem Leben! Seiner Frau verdankte er praktisch seine „Wiedergeburt“. 1963 Firmengründung mit einem Partner – Firma Buterfas & Winkelmann. Nachdem sein Partner ihn auf das Widerwärtigste betrog, gründeten Dagmar und Ivar 1970 die neue Firma Buterfas & Buterfas. Sie feierte 50-jähriges Bestehen und wird vom Schwiegersohn erfolgreich geführt.

Die wunderbare Hamburger Kathedrale St. Nikolai würde 1943 im Feuersturm zerstört. Sie ist mit 148m heute noch die dritthöchste Kirchturmspitze der Welt. Nur der Turm und Reste des Kirchenschiffes überstanden den Bombenhagel. Niemand kümmerte sich um die mahnenden Überreste. Als erster Vorsitzender des Förderkreises „Rettet die Nikolaikirche“ sammelte Ivar – auch mit Unterstützung des Hamburger Senates – circa 20 Millionen DM und auch Euro, um das nun international bekannte Mahnmal zu erhalten. Viele Zeitungen nannten ihn den „Retter von St. Nikolai“.

Eines der schlimmsten Kapitel deutscher Nachkriegsgeschichte ist das ehemalige Lager Sandbostel in der Nähe von Bremervörde. Das Lager Sandbostel wurde 1939 von den Nazis errichtet. Es entwickelte sich zu einer Massenvernichtungsstätte. Nahezu 40.000 Menschen aus 80 Nationen sind hier bestialisch gequält worden und umgekommen. Bei der Befreiung im April 1945 lagen die Toten auf der Wiese und in den Baracken. Die Engländer bezeichneten dieses Lager als Klein Bergen-Belsen. Die aktive Hilfe für die Mitglieder des Gedenkstättenvereins in Bremervörde bezahlte Ivar mit handfesten Morddrohungen gegen seine Ehefrau und seine eigene Person. Sein privates Haus gleicht einer Festung.

Erschreckenderweise ist bei beiden Projekten – St. Nikolai und Sandbostel – der Antisemitismus gegenüber den Autoren aus den eigenen Reihen offen zutage getreten. Von Mitstreitern im Ehrenamt – unglaublich!

Ein Zeitzeuge des Holocaust – das Alter von fast 90 Jahren hindert Ivar Buterfas-Frankenthal nicht daran, weiterzumachen. Das Thema ist aktueller denn je.

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei Jumari in einem Regal.
  • Jumari hat dieses Buch gelesen.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.02.2024

Ivar Buterfas hat sich nicht unterkriegen lassen

0

Der Holocaust war 1945 zu Ende, die Schwierigkeiten und der Antisemitismus aber nicht. Dass es auch für "Halbjuden" im Dritten Reich lebensgefährlich werden konnte, das weiß ich von meiner Mutter. Sie ...

Der Holocaust war 1945 zu Ende, die Schwierigkeiten und der Antisemitismus aber nicht. Dass es auch für "Halbjuden" im Dritten Reich lebensgefährlich werden konnte, das weiß ich von meiner Mutter. Sie war das Kind einer "arischen" Deutschen und eines jüdischen Vaters. Nur mit viel Geschick und Mühe hat meine Großmutter immer im letzten Moment wohl das Schlimmste verhindern können. Dass die Probleme auch in der SBZ, der späteren DDR nicht verschwunden waren, wenn auch durchaus subtiler und hinter vorgehaltener Hand, das musste meine Mutter aber auch erleben. Ich habe nur kleine Ausläufer erlebt, aber auch die waren schlimm genug.

Was aber Ivar Buterfas-Frankenthal und seiner Ehefrau Dagmar so alles im Westen widerfahren ist, das fand ich in diesem Buch schon recht erschütternd. Umso mehr bewundere ich den Autor, der nicht nur dieses Buch geschrieben hat, sondern selbst jetzt noch im höchsten Alter vor Jugendlichen über seine Erfahrungen spricht.

Ich kann verstehen, dass viele Leser vorrangig ein Buch über die Unterdrückung und Gefahr unter der Hitlerdiktatur erwartet haben. Das ist eigentlich die gängige Literatur der Holocaust-Aufarbeitung. Gerade deshalb fand ich dieses Buch recht außergewöhnlich.

Da mir der Schreibstil und die Erzählweise nicht so ganz gefielen, hat es eine Weile gebraucht, das ganze Buch zu lesen. Warum das Buch in viele kleine, überschaubare Kapitel unterteilt ist und das Kapitel St. Nikolai sich endlos hinzieht, ohne jede Zwischenüberschrift, das hat sich mir nicht erschlossen. Hier hätte das Lektorat den Autor besser beraten müssen.

Zur Gestaltung: Das Cover ist gut gelungen. Heute ein Buch auf Hochglanzpapier zu drucken, ist eher ungewöhnlich. Einerseits blendet es teilweise beim Lesen, wenn das Licht einer Lampe darauf fällt, andererseits macht es das Buch unnötig schwer. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich lieber ein E-Book erworben. Zum Glück war die Schriftgröße gut lesbar, da wurde nicht gespart, was für mich als Brillenträger hilfreich war.

Fazit: Heute aktueller denn je. Lesenswert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere