Cover-Bild Die Schule der Redner
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15,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Heyne
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: historischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Historische Romane
  • Seitenzahl: 768
  • Ersterscheinung: 09.08.2021
  • ISBN: 9783453439627
Johann Seeger

Die Schule der Redner

Historischer Roman
Die Meister der Worte

Mitteleuropa im Jahr 1246. Der Junge Leon, ein in Ungnade gefallener Neffe des deutschen Fürsten Rudolf von Habsburg, wird mit einer gefährlichen Mission betraut: Er soll ein geheimnisvolles Buch in Sicherheit bringen, das dem, der es zu deuten weiß, zu großer Macht verhelfen wird. Unter Einsatz seines Lebens gelingt es Leon, die Schrift an einer rätselhaften Schule für Redekunst nahe St. Gallen abzuliefern. Leon wird als Schüler aufgenommen. Doch selbst hinter den Mauern des mächtigen Ordens sind er und seine neuen Freunde nicht sicher. Welches Geheimnis birgt die alte Schrift? Und wer ist offensichtlich bereit, dafür zu morden?

»Ein historischer Abenteuer-Roman mit allem, was dazu gehört: Kampf, Liebe, Verrat, Freundschaft, ein uraltes Geheimnis – und ganz nebenbei auch noch ein spannendes Rhetorik-Seminar. Klasse!« Oliver Pötzsch

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Veröffentlicht am 26.06.2022

Ein fehlgeschlagenes Debut

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Mitte des 13. Jahrhunderts versinkt Mitteleuropa in blutigem Chaos. In dieser Zeit wird Leon, ein Neffe des Habsburgerfürsten Rudolfs damit beauftragt, ein mysteriöses Buch, dass den Schlüssel zu ungeahnter ...

Mitte des 13. Jahrhunderts versinkt Mitteleuropa in blutigem Chaos. In dieser Zeit wird Leon, ein Neffe des Habsburgerfürsten Rudolfs damit beauftragt, ein mysteriöses Buch, dass den Schlüssel zu ungeahnter rhetorischer Macht beinhaltet, in Sicherheit zu bringen. Und so führt Leons Weg ihn in die Schule der Redner bei St. Gallen, in der die Jugend der europäischen Eliten in ihren rhetorischen Fähigkeiten geschult werden. Zunächst fühlt sich Leon hier in Sicherheit, doch rasch muss er erkennen, dass auch hier ihm die machbesessenen Mächte und finsteren Gestalten, die ihm schon außerhalb der Schule nach dem Leben trachteten, auf der Spur sind.

Auf das Buch wurde ich vor allem durch das Cover aufmerksam, da dieses sehr stark den Covern derjenigen Bücher ähnelt, die ich ansonsten gerne lese. Und so hatte ich mir eine vielschichtige Geschichte ähnlich derer von Ken Follett oder beispielsweise Rebecca Gablé. Allerdings musste ich auf den ersten 50 Seiten bereits feststellen, dass das Buch sowohl sprachlich, als auch von der Konstruktion der Charaktere nicht sehr viel mit dem ereignisreichen Epos gemeinsam hatte, den ich mir erhoffte.

da wäre zunächst einmal der Schreibstil. Mein erster Eindruck war, dass dieser recht unausgeklügelt und unausgefeilt, schon fast platt war. Man kann ihm zwar zu gute halten, dass er einen sehr rasanten Rhythmus erzeugt, der einen beim Lesen vorantreibt. Allerdings kam mir der sprachliche Stil je weiter ich in das Buch vordrang immer mehr so vor, als würde ich ein Jugendbuch lesen. So empfinde ich die Sprache in weiten Teilen des Buches als viel zu modern. Begriffe alten vor allem in den Dialogen Einzug, die ich niemals dem 13. Jahrhundert zuordnen würde.

Der Eindruck, mich in ein Jugendbuch verirrt zu haben, vertiefte sich vor allem im Hinblick auf den Inhalt des Buches. Zu fantastisch, zu gewollt, auf schmerzhafte Art und Weise an den Haaren herbeigezogen. Diese Worte beschreiben meine Gedanken glaube ich sehr gut. Abgesehen von einigen wenigen kleineren Seitensprüngen, deren Einordnung sich im Übrigen meist erst hunderte Seiten später ergeben, gibt es nur einen einzigen Plot, nämlich den rund um Leon, den es zu folgen gilt. Dementsprechend ist man bei den Hintergründen zu Verschwörung und Co. auf die Augen Leons angewiesen, erfährt mit ihm. Auch wenn leider dabei nicht alles zu einhundert Prozent verständlich wird. Abgesehen davon wurde ich auch so mit dem Plot nicht ganz warm. Denn oft hatte ich das Gefühl, mich in ein Fantasybuch verirrt zu haben, dass rein zufälligerweise zur Zeit Rudolfs von Habsburg spielt. Zu nennen wären dabei beispielsweise der Angriff der Assassinen, deren Rolle in der Gesamtkonstruktion der Geschichte immer noch ein wenig hochtrabend erscheint, oder aber auch die übernatürlichen Ereignisse wie Kommunikation mittels Äther und Gedanken. Zwar fand ich die Idee hinter den geheimnissen der Sprache sehr anreizend, verlor mich mit Voranschreiten der Geschichte leider immer mehr in Lachen.

Ein weiterer Punkt, der mich massiv gestört hat, ist die Ausarbeitung und Gestaltung der Protagonist:innen. Diese sind in meinen Augen viel zu flach und wenig individuell ausgefallen, Individualität blieb wirklich auf der Strecke. Dementsprechend wurde ich weder mit Leon, noch mit sonst jemanden wirklich warm, da der Blick in die Gedanken- und Gefühlslage wirklich weitestgehend fehlt, hin und wieder dann aber urplötzlich und sprunghaft auftritt. Irritiert hat mich auch, dass manche Charaktere, die bei ihrem ersten Auftreten von fundamentaler Bedeutung erschienen, plötzlich wieder Bedeutungslosigkeit versinken. Cecile sei nur als Beispiel genannt.

Was mich aber am meisten gestört hat, sind Mängel in Logik und teilweise auch in historischen Hintergründen. Es werden das ganze Buch über Situationen und Sachverhalte geschildert, die mir nur die Fragezeichen ins Gesicht getrieben haben. So verschwinden zwei burgundische Prinzen scheinbar spurlos für mehrere Monate. Wir als Leser:innen wissen, dass diese gerade auf der Suche nach Leon sind, der Rest der Welt wusste davon nichts. dementsprechend finde ich es äußerst bedenklich, dass zwei Mitglieder des europäischen Hochadels plötzlich verschwinden, ebenso plötzlich wieder auftauchen und sich niemand, wirklich niemand auch nur ansatzweise Gedanken darum macht, wo die beiden nun eigentlich waren. Ein weiterer solcher Punkt wäre die Hexenverbrennung im Mittelalter (?!), die richtig schön klischeehaft stattfindet, mit Kräuter, Scheiterhaufen und - nicht zu vergessen - roten Haaren. All diejenigen, die sich auch nur ansatzweise mit der Geschichte der Hexenverbrennungen in Europa auskennen, werden wahrscheinlich auf S. 241 das Grausen bekommen. Mal davon abgesehen, dass sich da die Hexenverbrennungsgesellschaft im Jahrhundert geirrt hat, macht es überhaupt keinen Sinn, dass die Mutter der Angeklagten bzw. deren gesamte Verwandtschaft unbescholten des Weges ziehen darf, ungestraft weiter Satans Werk vollrichtet. Hinzu kommt, dass das Urteil bzw. der ganze Prozess von einem weltlichen Adeligen durchgeführt wird, der zur großen Überraschung dann auch noch einer der großen Hauptfeinde des Buches ist. Abgesehen davon warte ich immer noch auf die peinliche Befragung... Diese Hexenverbrennung ist ein Beispiel dafür, dass der Autor generell immer wieder kleine Hintergrundgeschichten zu den Protagonisten einbaut, die komplett an aus dem Zusammenhang gerissen sind absolut keinen Sinn machen und einfach nur dafür da sind, die Leserschaft zu schocken und das Lesetempo anzuheizen. ich verstehe ja, dass man zu solch billigen Tricks greifen muss, wenn die Geschichte alleine nicht viel mehr hergibt, aber nein danke. Hinzu kommt dann beispielsweise noch die Frage, wie ein Mensch, der nie in seinem Leben Berührungspunkte mit einer Kuh bzw. deren Erzeugnissen hatte, der noch dazu aus der untersten Unterschicht stammt, weiß, wie Butter riecht, oder aber auch Kirchenbänke in der Schweiz des 13. Jahrhunderts?

Rundum war das Buch eine einzige Katastrophe für mich und ich kann es absolut nicht weiterempfehlen, da ich, wie man merkt, von keinem einzigen Aspekt des Gesamtbildes auch nur ansatzweise überzeugt bin. Die Geschichte versucht auf Zwang schockierend zu sein, verliert dabei allerdings den Bezug zur Realität. Dementsprechend wäre es wahrscheinlich besser gewesen, das Buch wäre als reiner Fantasyroman konzipiert worden.

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