Cover-Bild Verbotene Liebe, verborgene Kinder
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Wallstein
  • Themenbereich: Geschichte und Archäologie - Geschichte
  • Genre: keine Angabe / keine Angabe
  • Seitenzahl: 192
  • Ersterscheinung: 05.02.2018
  • ISBN: 9783835332508
Jürgen Schlumbohm

Verbotene Liebe, verborgene Kinder

Das Geheime Buch des Göttinger Geburtshospitals, 1794-1857
Ein »Geheimes Buch« über anonyme Geburten erlaubt einen ungewöhnlichen Blick
in verbotene Beziehungen und deren Folgen im 19. Jahrhundert.

Wie lebten Frauen und Männer aus »guter Familie« Beziehungen jenseits der Gesetze und Konventionen, und wie gingen sie mit deren Folgen um? Eine jüngst aufgetauchte Quelle, das »Geheime Buch« des Göttinger Entbindungshospitals liefert hier neue, überraschende Perspektiven. Nach detektivischer Entschlüsselung gewährt das Buch tiefe Einblicke in unstatthafte Paarkonstellationen, verheimlichte Geburten und verborgene Kindschaften. Mit welchen Mitteln die Geheimhaltungsstrategien zur Rettung der Familienehre umgesetzt wurden tritt ebenso zutage wie die Folgen, die sich daraus für Frauen, Männer und ihre verschwiegenen Kinder ergaben. Zugleich wird ein Aspekt der Entbindungsklinik sichtbar, der bisher im Dunkeln lag: die »heimlichen« Geburten. Angesichts aktueller Debatten um anonyme oder vertrauliche Geburten kommt dieser spezifischen Funktion des Hospitals besondere Bedeutung zu.

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Lesejury-Facts

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.02.2021

So wird Geschichte lebendig

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"Verbotene Liebe, verborgene Kinder" berichtet über die zahlenden Patientinnen des Göttinger Geburtshospitals zwischen 1794 und 1857, welche, anders als jene Frauen, die dort kostenlos ihre Kinder zur ...

"Verbotene Liebe, verborgene Kinder" berichtet über die zahlenden Patientinnen des Göttinger Geburtshospitals zwischen 1794 und 1857, welche, anders als jene Frauen, die dort kostenlos ihre Kinder zur Welt bringen konnten, eine Garantie auf Anonymität hatten und deren Fallgeschichten deshalb auch separat - in einem "geheimen Buch" - festgehalten wurden. Jürgen Schlumbohm untersucht diese Fallgeschichten auf denkbar informative Weise und wir erfahren beim Lesen weitaus mehr als nur den Besuch im Geburtshospital. Dies wird dann zudem auch noch so unterhaltsam geschildert, daß die Personen wieder zum Leben erwachen, die Schicksale einem nah gehen.

Schlumbohm berichtet über alle in dem geheimen Buch festgehaltenen Fälle, je nach Faktenlage mal ausführlicher, mal recht knapp. Es ist bemerkenswert, welche Detektivarbeit er vornahm, um hinter die Identitäten der dort aufgeführten Personen zu kommen, die manchmal einen falschen Namen angaben oder deren persönliche Informationen im Nachhinein aus Anonymitätsgründen durchgestrichen wurden. Hier bekam ich auch einen guten Einblick in die Vorgehensweisen von Historikern, was sich ebenso spannend las wie die berichteten Schicksale selbst.

Wo immer möglich schildert der Autor das Leben der Personen auch vor und nach dem Besuch im Geburtshospital, verfolgt auch den Weg der Kinder, die dort geboren und in Pflege gegeben wurden. Das gelingt manchmal auf erstaunlich detaillierte Weise; das Leben des unehelichen Kindes einer im 19. Jahrhundert recht bekannten Sängerin können wir so in groben Zügen von 1845 - 1941 (!) verfolgen. - Ich war beeindruckt, welche Vielfalt an Lebensgeschichten Schlumbohm recherchiert hat. Ob es die adlige Ehefrau mit junger Affaire ist; der Student, der reihenweise junge Frauen schwängert und versucht, sich vor der finanziellen Verantwortung zu drücken; der Pastor, der seine Familie nur mit Müh und Not durchbringt - das Buch ist wie ein Kaleidoskop des Lebens in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Neben der lebendigen, hochpersönlichen Betrachtung dieser Menschen erfährt man als Leser zudem zahlreiche interessante historische Informationen über die Zeit, welche ebenfalls unterhaltsam dargebracht werden.

Auf den weniger als 200 Seiten steckt hier also eine ganze Menge - hier werden die Menschen hinter der Weltgeschichte lebendig.

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