Cover-Bild Realitätsgewitter
17,95
inkl. MwSt
  • Verlag: Aufbau
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 157
  • Ersterscheinung: 14.11.2016
  • ISBN: 9783351036584
Julia Zange

Realitätsgewitter

Roman
»Das kann nur Julia Zange: Alle zehn Jahre ein Buch schreiben, das man nicht mehr vergisst!« Maxim Biller

Marlas Leben ist ein einziges Realitätsgewitter. Wenig Sex, viel iPhone. Viel Bewegung, wenig Sicherheit. Sehr globalisiert, aber immer noch ganz schön deutsch. Marla funktioniert perfekt. Sie hat immer die richtige Maske auf. Doch plötzlich bekommt ihr hochglänzender Panzer kleine Brüche. Plötzlich ist da eine schwere Traurigkeit, die langsam von ihrem Bauch nach oben spült. Um nicht zu ertrinken, macht sie sich auf den Weg zurück in ihr Heimatdorf. Und landet schließlich auf Sylt. Eine Reise ins Erwachsenwerden und zu sich selbst.

„‘In der Nordsee ist nichts gefährlich!‘, sagt er. Und rennt Richtung Strandkörbe. Ich ziehe mich ganz aus und gehe vorsichtig ins Wasser. Die Wellen werfen mich fast um.“

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.12.2016

Sind wir nicht alle ein bisschen Marla

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Ein Buch, auf das ich tierisch gespannt war, ist Realitätsgewitter von Julia Zange. Auf NetGalley habe ich den berührenden Roman gefunden, von dem Sogar Maxim Biller sagt: „Das kann nur Julia Zange: Alle ...

Ein Buch, auf das ich tierisch gespannt war, ist Realitätsgewitter von Julia Zange. Auf NetGalley habe ich den berührenden Roman gefunden, von dem Sogar Maxim Biller sagt: „Das kann nur Julia Zange: Alle zehn Jahre ein Buch schreiben, das man nicht mehr vergisst. Danke an NetGalley und den Aufbau Verlag für die 157 Seiten, die noch gar nicht so lange zu haben sind.
Marla lebt in Berlin und hat das Studium abgebrochen. Sie jobbt sich durch die Tage, als ihre Eltern ihr die Unterstützung streichen. Richtig erwachsen fühlt sie sich dabei nicht, eher auf der Suche. Nach was, kann sie nicht festhalten. Nach Halt? Liebe? Zu Hause? Zwischen Männern und Sehnsucht, Medien und einer schicksalshaften Heimreise versucht Marla sich selbst zu finden. Und das merkt sie noch nicht mal, bis es fast zu spät ist.
So kurz der Roman ist, so tief und schwer ist er. Von Anfang an ist da eine kühle Distanz, mit der Marla als Ich-Erzählerin ihr Leben betrachtet. So vollkommen unreflektiert und teilnahmslos lässt sie sich treiben. Von einem Mann zum anderen, von Bekannten zu Jobs. Es sind aneinandergereihte Augenblicke, die das große Ganze nicht etwa vermissen lassen, sondern die Lächerlichkeit zeigen, es zu suchen. Marla packt eine unerklärbare Sehnsucht nach irgendwas.
Zwischen Ablehnung und Pseudo-Leben verliert Marla sich selbst. Egal wie viele Freunde sie auf Facebook hat, sie können die Momente der Einsamkeit nicht verhindern. Und egal, wie sehr sie sich an einen Mann hängt, seine Zurückweisung trifft sie immer wieder. Marla will gar nicht erst erwachsen werden. Sie will stagnieren, immer so bleiben, wie sie gerade ist, in einer nimmerlandartigen Zwischenwelt gefangen. Doch die fehlende finanzielle Unterstützung treibt sie zu einem Broterwerb. Ohne, dass es sofort klar wird, schleichen sich Anzeichen der Veränderung ein. Ein neuer Rhythmus, der nach langen Abenden in Tageroutinen besteht. Ein Realitätsgewitter, dass auf sie niedergeht.
Die verschiedenen Stränge in Marlas Leben und Psyche laufen dabei in einem grotesken Moment zusammen, wenn sie ihre Eltern besucht. Psychologisierung. Marla, die eben noch so distanziert war und eine jugendliche Ignoranz gezeigt hat, gewinnt rasant Tiefe. Alles erscheint in einem anderen Licht und wird einfach mehr. Auch für Marla nicht leicht zu ertragen. Die Realität verwirrt sie. Sie kommt in ihr nicht zurecht.
Ein grandioser Roman, der virtuelle Freundschaften neben reale Begegnungen stellt. Einsamkeit neben dutzende Freunde, eine belebte Unterhaltung neben starres Schweigen. So sehr Marla es leicht fällt, im einen zu bestehen, so haltlos fühlt sie sich im anderen. Die Figurenentwicklung ist dabei nuancenhaft und doch unverkennbar. Sehr realistisch zeigt sich Marlas Suche nach sich selbst wischen den Hürden der Realität. Realitätsgewitter ist deswegen so unschlagbar, weil es detailliert und glaubwürdig ist, bis zum letzten Wort.
Das Marla als zentrale Figur, die einzige bleibt, die wirklich charakterisierbar ist, stört dabei nicht, denn die aufgezeigten Stereotype entstehen ja erst durch ihren Blick. Marla ist keine vorsichtige Beobachterin, sondern urteilt schnell und handelt dann trotzdem anders. Sie ist keine sympathische Figur der Literatur, ist aber so unheimlich menschlich, dass trotz allem eine Identifizierung mit ihr möglich ist. Sind wir nicht alle ein bisschen Marla?

Veröffentlicht am 28.03.2018

Social Media und Einsamkeit

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Julia Zange veröffentlicht beinahe zehn Jahre nach «Die Anstalt der besseren Mädchen» ihren zweiten Roman «Realitätsgewitter». Dieser bietet eine zeitgenössische Diagnose der Gesellschaft. Die Protagonistin ...

Julia Zange veröffentlicht beinahe zehn Jahre nach «Die Anstalt der besseren Mädchen» ihren zweiten Roman «Realitätsgewitter». Dieser bietet eine zeitgenössische Diagnose der Gesellschaft. Die Protagonistin Marla versucht ihren Platz im Leben zu finden, stösst dabei jedoch auf einige Hindernisse, die ihr vor allem die moderne Gesellschaft in den Weg stellt.

Wie findet man heute Freunde? Man nimmt sein Smartphone hervor, checkt auf Facebook welche Freunde auf welcher Party sind, geht dahin und findet dort noch mehr Freunde, die man bei Facebook hinzufügen kann. Freunde, die zumeist nur in der virtuellen Welt mit einem befreundet sind. So geht es auch Marla. Sie ist eine junge Studentin, die in Berlin lebt und nicht wirklich weiss, was sie mit ihrem Leben anfangen soll. Sie weiss nicht, was sie weiter studieren will und sie hat auch keinen Job. Ihre Familie steht ihr bei diesen wichtigen Entscheidungen, die sie als junge Frau zu treffen hat, nicht bei, sondern dient lediglich als Geldgeber. Marla fühlt sich einsam und wird sich selbst überlassen. Sie hat zwar ganz viele Freunde, zumindest laut ihrem Facebook-Profil, aber wenn sie jemanden zum Reden und Anlehnen braucht, steht ihr keiner bei. Alle sind zu sehr mit sich selbst beschäftigt und damit unheimlich cool zu sein und jederzeit online erreichbar. Für wirkliche Konversation hat aber niemand mehr etwas übrig.

Julia Zange versucht ein Problem der modernen Gesellschaft aufzuzeigen, nämlich, dass neben diesem allzeit «Erreichbarsein» gar keine Zeit mehr da ist sich wirklich um die Menschen zu kümmern und richtig miteinander zu kommunizieren. Was dazu führt, dass die Menschen keine Unterstützung mehr finden und somit in ein tiefes schwarzes Loch der Einsamkeit fallen, wenn ihnen mal der Boden unter den Füssen wegrutscht oder wenn sie vor allem noch sehr jung sind und den Weg, den sie gehen möchten, noch nicht gefunden haben. Der Plot, den Zange dafür wählt, ist eher einfach gestrickt. Sie hat mit «Realitätsgewitter» einen weiteren Roman der Popliteratur auf den Markt gebracht, der zwar nett geschrieben ist, aber nicht wirklich viel zu bieten hat. Der Stil ist passend, aber es fehlt der Sprache an Witz und Einfallsreichtum, wie man dies etwa im jüngst erschienenen Debütroman „Wir Kommen“ von Ronja von Rönne finden kann. Nach so einer langen Pause zwischen Zanges erstem und zweitem Roman hätte man darauf gehofft, dass sie mehr zu bieten hat als einen einfach gestrickten Roman mit einer noch einfacheren Sprache.

Zange versteht es sich selbst zu inszenieren, wie es die heutige Szene der Popliteratur Szene verlangt und weiss auch wie sie zu Aufmerksamkeit kommt. «Realitätsgewitter» hat nicht wirklich wegen seiner selbst für Aufsehen gesorgt, sondern weil Julia Zanges Eltern offenbar versucht haben, eine einstweilige Verfügung gegen den Roman zu erwirken, zumal sie sich selbst darin portraitiert fanden. Ob dies wirklich so war oder lediglich der Publicity diente, wissen nur die Beteiligten selbst.

Der Roman empfiehlt sich vor allem jungen Leuten, die sich auch ein wenig verloren fühlen in der modernen Welt und sich nach richtigen Freunden sehnen und dient als perfekte Abendlektüre um zu entspannen. Beim nächsten Roman sollte sich Julia Zange jedoch ihren Schlusssatz «Das Leben ist zu kurz, um sich nicht anzustrengen» stärker zu Herzen nehmen.

Veröffentlicht am 20.11.2016

Junge rastlose und orientierungslose Frau

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Marla schaffte ihr Abitur erfolgreich und zieht nach diesem Erfolg in die Großstadt Berlin. Dort lebt sie in einer Zweier-WG mit der finnischen Mitbewohnerin Jenna. In Berlin lernt Marla viele Menschen, ...

Marla schaffte ihr Abitur erfolgreich und zieht nach diesem Erfolg in die Großstadt Berlin. Dort lebt sie in einer Zweier-WG mit der finnischen Mitbewohnerin Jenna. In Berlin lernt Marla viele Menschen, unter anderem den amerikanischen Studenten Ben kennen, der sie sexuell beglückt. Marla kennt viele Menschen aus der Kunst- und Modelszene, und erlangt so auch einen Job für eine Modezeitschrift, für die sie Artikel über prominente Persönlichkeiten schreiben soll. Doch Marla fällt es schwer, diszipliniert, geordnet und verantwortungsbewusst mit ihrem Leben und ihren Aufgaben umzugehen. Mit wenig Geld in der Tasche verbringt sie die Zeit tagsüber schwerfällig und nachts lieber auf Szenepartys. Mal verbringt sie die Nacht mit Ben, dann kann es auch ein One-Night-Stand mit einem anderen Mann sein. Als sie die Weihnachtstage bei ihren Eltern verbringt, kommen alte Konflikte auf. Daraufhin werden ihr die Augen geöffnet.
Die Jungautorin Julia Zange schreibt seit bereits über zehn Jahren Geschichten und Romane. Julia Zanges Protagonistin Marla zieht eher die Schattenseiten des Lebens an. Mehr schlecht als recht stellt Marla die weniger erfolgreiche Nicht-Studentin, Journalistin, Arbeitnehmerin und Liebhaberin dar. Unregelmäßiger Lebensstil auf Pump zieht sich wie ein roter Faden durch Marlas Leben. Sie betrügt Männer und Männer betrügen sie. Man könnte denken, sie rutscht in ein verwahrlosendes Leben ab, aber irgendwie schafft sie es, aus diesem Strudel von Selbstmitleid, Traurigkeit, Hass und Gleichgültigkeit einen Weg zu finden.
Dieser Roman wird nicht jedem Leser und Leserin gefallen, denn Marla ist nicht gerade eine Sympathieträgerin. Dennoch bereichert dieser Roman die Literaturlandschaft, weil es eine herausfordernde Aufgabe ist, eine Figur wie Marla auf über hundertfünfzig Seiten konstant unsympathisch zu entwickeln. Deshalb sehe ich diesen Roman als eine positive Lektüre, bei der man sich auch mit einer schwierigen Figur auseinandersetzt.

Veröffentlicht am 22.12.2016

Leider mehr eine Erzählung als ein Roman

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INHALT:
Marlas Leben ist ein einziges Realitätsgewitter. Wenig Sex, viel iPhone. Viel Bewegung, wenig Sicherheit. Sehr globalisiert, aber immer noch ganz schön deutsch. Marla funktioniert perfekt. Sie ...

INHALT:
Marlas Leben ist ein einziges Realitätsgewitter. Wenig Sex, viel iPhone. Viel Bewegung, wenig Sicherheit. Sehr globalisiert, aber immer noch ganz schön deutsch. Marla funktioniert perfekt. Sie hat immer die richtige Maske auf. Doch plötzlich bekommt ihr hochglänzender Panzer kleine Brüche. Plötzlich ist da eine schwere Traurigkeit, die langsam von ihrem Bauch nach oben spült. Um nicht zu ertrinken, macht sie sich auf den Weg zurück in ihr Heimatdorf. Und landet schließlich auf Sylt. Eine Reise ins Erwachsenwerden und zu sich selbst.
COVER:
Das Cover ist ein Eye-Catcher, obwohl sich mir der Bezug zur Katze nicht wirklich erschließt, auch nach dem Lesen nicht. Trotzdem finde ich es sehr schon schön und wenn das Licht richtig darauf fällt, dann leuchten die gelben Augen der Katze. Wie nicht anders vom Aufbau Verlag gewohnt, ist eines der auffälligsten und schönsten Cover dieses Jahr für mich.
MEINUNG:
Dies war mein erster Roman von Julia Zange. Bis dato habe ich nie etwas von ihr gehört. Im Laufe des Lesens habe ich aber mal zu ihr recherchiert, weil es mich immer sehr interessiert, ob der Autor auch wirklich in der Stadt geboren ist, in der der Roman spielt. Ich bin selbst in Berlin geboren und aufgewachsen. Julia Zange es nicht. Das Bild, welches Julia Zange in dem Roman von Berlin gegeben hat, kam mir sehr fremd vor. Ich muss dazu sagen, dass ich seit fünf Jahren in Hamburg lebe und natürlich verändert sich eine Stadt in der Zeit, aber ich habe immer mehr das Gefühl, dass die Stadt von Zugezogenen geprägt ist. Die Dinge, die man Berliner gerne zuschreibt, kann weder bei mir selbst feststellen, noch bei meinen Freunden, die wirklich auch echte Berliner sind.
Julia Zange vermittelt in diesem Roman ein ultra-hippes, modernes Berlin, das überflutet ist mit viel internationalem Publikum. Das ist zumindest mein Eindruck aus diesem Roman. Marla, selbst zugezogen, also keine echte Berlinerin, hat nur internationale Freunde/ Bekannte bzw. umgibt sich mit diesen. Das vermittelt natürlich auch ein gewisses Bild der Stadt, kann aber auch an Marla selbst liegen, was ich nicht ausschließen will.
Man muss ganz klar sagen, dass man auch der englischen Sprache mächtig sein muss für diesen Roman, denn die Autorin übersetzt die Gespräche nicht. Das wirkt natürlich authentisch, jung und modern, aber ich finde sie schließt damit auch gewisses Publikum aus bzw. verfolgt die allgemeine Erwartung, die in Deutschland herrscht, nämlich dass jeder fließend Englisch kann. Mich hat das persönlich ein bisschen gestört, auch wenn ich die Sätze gut verstanden habe.
Eine gute Geschichte braucht meistens nicht viele Seiten, aber hier waren es einfach zu wenige Seiten. Ich konnte keinen richtigen roten Faden erkennen, geschweige denn eine Handlung. Es vielmehr eine Momentaufnahme aus Marlas Leben. Es mehr Erzählung als ein Roman. Die Seiten sind nur so dahin geflogen, doch am Ende wusste ich nicht recht, was ich davon halten sollte. Eigentlich beschreibt der Klappentext auch schon die komplette Handlung.
Marla ist Anfang 20 und weiß nicht so recht, was sie mir ihrem Leben anfangen soll. Sie lebt zunächst vom Geld ihrer Eltern, hat das Studium nach den ersten 2 Wochen abgebrochen und lebt ohne Ziel in den Tag hinein. Die Klappentext beschriebene Traurigkeit ist allerdings immer spürbar. Ich hatte auch nicht den Eindruck, dass Marla vorgibt perfekt zu sein. Die Menschen, mit denen sie verkehrt, kennt sie eigentlich überhaupt nicht richtig. Natürlich erzählt sie denen nicht ihre ganzen Sorgen und Probleme. Das wirkt eher authentisch als in irgendeiner Art gezwungen. Dieses Zitat beschreibt ihre soziale Situation recht gut:
„Für den Rest des Abends schweigt mein Telefon. Obwohl ich 1675 Facebook-Freunde habe.“ – (S. 94)
Man spürt recht schnell, dass Marla einsam und irgendwie verloren ist und einfach irgendwo einen Rückhalt und Geborgenheit sucht. Zunächst dachte ich, dass sei für dieses Alter relativ normal, bis sie in ihre Heimat fährt. Den Eltern, denen man dort begegnet wünscht man wirklich keinem und ich habe Marla deutlich besser verstanden und wirklich Mitleid mit ihr gehabt. Der Roman hat für mich die Botschaft vermittelt, dass man endlich anfangen muss sein eigenes Leben zu leben und sich nicht in irgendwelche finanziellen und emotionalen Abhängigkeiten bringen, die sowieso nicht für einen gut sind.
FAZIT:
Das Buch, welches ich eher als Erzählung bezeichnen würde, ist sehr kurzweilig und gerät leider schnell wieder in Vergessenheit, da mir einfach ein roter Faden gefehlt hat. Mit dem Bild von Berlin konnte ich auch nicht so viel anfangen, auch wenn ich nicht ausschließen möchte, dass in einigen Kreisen so läuft. Dennoch habe ich Marla als authentische Protagonistin empfunden, über die ich gerne mehr erfahren hätte.
Ich vergebe 3 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 07.11.2016

Realitätsgewitter

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Rezension zu Realitätsgewitter von Julia Zange

Titel: Realitätsgewitter
Autor: Julia Zange
Verlag: Aufbau Verlag
Genre: Gegenwartsliteratur
Seiten: 157
Preis: 17,95 €
Erscheinungsdatum: 14.11.2016
Isbn: ...

Rezension zu Realitätsgewitter von Julia Zange

Titel: Realitätsgewitter
Autor: Julia Zange
Verlag: Aufbau Verlag
Genre: Gegenwartsliteratur
Seiten: 157
Preis: 17,95 €
Erscheinungsdatum: 14.11.2016
Isbn: 978-3351036584

Ich danke dem Aufbau Verlag für das Rezensionsexemplar.

Inhalt:

Marlas Leben ist ein einziges Realitätsgewitter. Wenig Sex, viel iPhone. Viel Bewegung, wenig Sicherheit. Sehr globalisiert, aber immer noch ganz schön deutsch. Marla funktioniert perfekt. Sie hat immer die richtige Maske auf. Doch plötzlich bekommt ihr hochglänzender Panzer kleine Brüche. Plötzlich ist da eine schwere Traurigkeit, die langsam von ihrem Bauch nach oben spült. Um nicht zu ertrinken, macht sie sich auf den Weg zurück in ihr Heimatdorf. Und landet schließlich auf Sylt. Eine Reise ins Erwachsenwerden und zu sich selbst.

Meinung:

Trotz des eindringlichen Schreibstils konnte ich zunächst keinen Bezug zu Marla aufbauen. Ihr Leben, ihr Verhalten, ihre Bekanntschaften. Alles wirkte so surreal auf mich. Sie bewegt sich in anderen Kreisen, aber ich finde es dennoch erstaunlich, welch seltsame Gestalten sie um sich scharrt und in was für bizarre Situationen sie gerät. Diese Aneinanderreihung von kuriosen Ereignissen, die auf mich häufig den Eindruck von Tagebucheinträgen erweckt haben, waren mir in weiten Teilen zu sehr fernab der Realität.

Wirkt Marla in den ersten Kapiteln wie ein Blättchen im Winde, so ziel- und orientierungslos, kristallisiert sich jedoch nach einiger Zeit der wahre Kern ihrer Probleme heraus. Ab diesem Punkt hatte mich der Roman gefangen genommen und ich hätte gerne mehr über die Marla erfahren, die sich hinter der Fassade des unnahbaren Großstadtmädchens verbirgt. Wahrheiten werden an Land gespült, aber nicht weiter aufgegriffen. Weniger sonderbare Erlebnisse und mehr echte Einblicke in ihre Gefühlswelt, wie sie gegen Ende des Romans Preis gegeben werden, hätten mir ein größeres Leseerlebnis verschaffen können.

Zitat:

„Für den Rest des Abends schweigt mein Telefon. Obwohl ich 1675 Facebook-Freunde habe.“ - Seite 94

Fazit:

Julia Zange hat mit ihrem Roman „Gefühlsgewitter“ einen Roman geschaffen, der ein - wenn auch manchmal zu skurriles - Bild auf das Leben der Generation „der Unglücklichen“ wirft und dabei trotz einer bedrückenden Stimmung zu unterhalten weiß. Lässt man die nicht immer all zu real wirkenden Lebensumstände der Hauptcharakerin außer Acht, ist dies ein Werk, mit dem sich sicher viele junge Menschen identifizieren können. Es wird viel Raum für eigene Spekulationen offen gelassen. Genauso offen gestaltet sich der Schluss des Romans. Auch wenn ich dieses Buch gerne weiterempfehle war für mich persönlich der Ausgang nicht all zu zufriedenstellend.