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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kanon Verlag Berlin
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 128
  • Ersterscheinung: 11.08.2021
  • ISBN: 9783985680009
Katharina Volckmer

Der Termin

Roman
Milena Adam (Übersetzer)

Dieser Roman ist obszön - und grandios!

Katharina Volckmer ist mit ihrem Debüt zum internationalen Shootingstar einer neuen Literatur geworden. Auf Englisch verfasst, zielt ihr radikaler Roman auf die Deutschen und ihre Scham.

In einer Londoner Praxis entblößt sich eine junge Frau aus Deutschland vor ihrem Arzt Dr. Seligman. Obwohl sie nur seinen Hinterkopf sehen kann, vertraut sie ihm ihr Innerstes an: ihre heimliche Lust, ihre Schuldgefühle und ihr Ringen um sich selbst. Obwohl sie sich von ihrer katholischen nachkriegsdeutschen Familie abgewandt hat und seit Jahren in London lebt, verfolgen sie die alten Geister. In einem messerscharfen Monolog nabelt sie sich noch einmal von ihrer Vergangenheit, aber auch von ihrer Gegenwart ab. Vom Umkleiden in der Badeanstalt bis zum Toilettenfick in der Bar begleiten wir eine junge Frau, die sich von ihrer Scham, ihrer Kultur und ihrer Geschlechtlichkeit fundamental befreit.

»Katharina Volckmer ist eine Draufgängerin erster Güte. Ihr Roman steckt voller hypnotischem, poetischem Erfindungsreichtum und Witz … So düster und brillant wie Naked Lunch und dabei hinreißend schön.« Ian McEwan

»Erstaunlich, originell, verstörend und wunderschön. Der Termin ist ein lang überfälliger, radikaler Eingriff.« Chris Kraus, Autorin von "I Love Dick"

»Dieses Buch ist ein Befreiungsschlag, für die Literatur, für das eigene Denken und Fühlen, ja, für das Hoffen.« Frank Witzel

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.09.2021

... dieses Buch ist anders ...

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Eine Frau. Ein Stuhl zur „Untenrum-Untersuchung“. Ein kahler Kopf von Dr. Seligmann. Ein Monolog. Eine gnadenlose Abrechnung mit der Welt.

Dieses Buch ist wie ein Tsunami in die Literaturwelt gebrandet ...

Eine Frau. Ein Stuhl zur „Untenrum-Untersuchung“. Ein kahler Kopf von Dr. Seligmann. Ein Monolog. Eine gnadenlose Abrechnung mit der Welt.

Dieses Buch ist wie ein Tsunami in die Literaturwelt gebrandet und überrollt einen Wort für Wort. Was Euch erwartet? Nichts für schwache Nerven. Das Aushalten einer Sprachlawine, auf teils straight, teils vulgäre Art, gepaart mit Wut, Ironie und Humor. Ein Text, der radikal daherkommt.

Die namenlose Protagonistin hat vor kurzem ein Erbe erhalten und sitzt nun, untenrum frei, am Stuhl. Zwischen ihren Beinen der jüdische Dr. Seligman, vor dem sie ihr Innerstes nach außen stülpt. Sowohl anatomisch als auch in geballter Sprachexplosion. Von ihrer Familie hat sie sich abgewandt, die ja nur scheinheilig katholisch zu sein scheint, mit ihrer deutschen Herkunft will sie nichts mehr zu tun haben, thematisiert ihre persönliche Scham aufgrund deutscher Herkunft, sympathisiert ihre Sexträume mit Hitler und Sexrobotern. Trotzdem verfolgt sie ihre Vergangenheit und ihre Überlegungen zur sippenhaften Schuld zum Holocaust. In ihren geistigen, verbal sprunghaften Ergüssen rechnet sie gesellschaftlich gnadenlos alles auf 0 herunter. Die persönliche Biografie der jungen Frau prasselt auf Dr. Seligmann von oben herab, wo sie ihre Ängste, Identitätsfragen, Gedanken und anderes kundtut. In all dieser Lesezeit bleibt der liebe Dr. Seligmann ein einziger Hinterkopf mit einer kahlen Stelle drauf. Sie redet sich alles radikal (erbricht sich quasi), tlw. in rotziger Manier und unverblümt von der Seele, auf eine Art, wie wir es vermutlich nie tun (nicht mal in Gesprächen mit uns selbst!?).

Leseempfehlung? JA!!!
Gewagt und vulgär? Definitiv, ja!
Knallhart, intensiv, ehrlich und trotzdem ernst? Zum Henker, ja!
Lerneffekt und (denk-)anstößig?? OH JA!!
Verstörend?? Jup!!
Hier wird aufgeräumt, Wut verarbeitet, mutig gedacht, ausgebrochen und auf die Etikette geschi..en: auf ca. 120 Seiten!

Ich weiß nicht, ob ich dieses literarische Werk vollkommen begriffen habe, aber ich feiere es!! Berührungsängste mit vulgären Themen wie Oralsex mit Fremden, Toilettenficks und Sex mit Hitler, darf man hier nicht haben. Ich habe mir oft gedacht „bäääääh“ und mich hat‘s geschüttelt, ich habe gelacht und mir aufs Hirn geklopft … dennoch: große Kunst!

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Veröffentlicht am 18.09.2021

Katharina Volckmer - Der Termin

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Sarah, die Erzählerin, befindet sich in einer exklusiven Londoner Klinik. Während Dr Seligman sie behandelt, sprudelt es geradezu aus ihr heraus. Es wird ein intimes Geständnis über ihre Beziehungen, ihre ...

Sarah, die Erzählerin, befindet sich in einer exklusiven Londoner Klinik. Während Dr Seligman sie behandelt, sprudelt es geradezu aus ihr heraus. Es wird ein intimes Geständnis über ihre Beziehungen, ihre Sexualität, die schwierige Beziehung mit ihrem Psychologen Jason, aber auch ihre Obsession mit Hitler und den Nazis; über die Scham, die sie als Frau, als Tochter, als Deutsche empfindet. Es gibt kein Tabu, das sie bei diesem Termin nicht bricht, kein Vorurteil über ihre Heimat, das sie nicht leichter Hand vom Tisch wischt. Eine Konsultation der anderen Art.

„Ich will Sie nicht provozieren, Dr. Seligman, erst recht nicht hetzt, da Sie ihren Kopf zwischen meinen Beinen haben, aber (…)“

Genau das ist es jedoch, was die deutsche Autorin Katharina Volckmer, die in London lebt und ihren Debutroman „Der Termin“ in englischer Sprache verfasste, erreichen möchte. In Interviews betont sie stets, dass ihr Text auf Deutsch und für ein deutsches Publikum nicht funktioniert. Zu sehr wären Leser schockiert von den Offenbarungen und der Abrechnung mit der fehlgeschlagenen Vergangenheitsbewältigung, die sich hinter der Prüderie und Pedanterie verstecke.

Es ist vor allem die Verbindung von Holocaust und Sexualität, die irritiert. Dass die Erzählerin ein Fetisch für Männer hat, die sie dominieren, unterwerfen, ausnutzen, missbrauchen, ist eine Sache. Ob ihr Wunsch nach Transition aus dem Gedanken, den totgeborenen Bruder ersetzen zu wollen - sie, die Nachgeburt, der übrig geblieben Zellhaufen - resultiert, bleibt unklar. Keine Zweifel gibt es jedoch daran, dass sie in ihrer eigenen Wahrnehmung als Tochter den elterlichen Erwartungen nie gerecht werden konnte und dass sie zu der Erkenntnis gekommen ist, als Frau immer nur Mensch zweiter Klasse zu sein.

Bewusst fordert sie den jüdischen Arzt heraus, will ihn schockieren, ihn, der geschichtsbedingt auf der anderen Seite steht, keine Schuld mit sich trägt wie sie, für ewig die Absolution erhalten hat und über jeder Form von Anschuldigung steht. Dies erlaubt es ihm auch zu schweigen, er scheint zwar Fragen zu stellen, doch werden diese nicht widergegeben und könnten ebenso schlicht Sarahs Gedankenfluss entspringen.

Ob das Buch wirklich tiefgründig ist oder doch nur oberflächlich reizen möchte, ist tatsächlich schwer zu sagen, immerhin hat der Roman in der internationalen Presse viel Aufmerksamkeit erhalten. Die Frage danach, was die eigene Identität ausmacht, inwieweit Erziehung insbesondere bezogen auf das Geschlecht und damit verbundene Erwartungen formen bzw. inwieweit die Geschichte unserer Familie, unseres Landes sich auswirkt, eine andere. Bisweilen schwer zu ertragen ob der brutalen und schamlosen Wortwahl – umgekehrt mit dem Schluss des Kreises, indem sie am Ende wieder zu ihrem Ausgangsthema, den Nazis und ihre eigene familiäre Schuld, zurückkehrt, jedoch überzeugend konstruiert.