Cover-Bild Wie Frau Krause die DDR erfand
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18,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kunstmann, A
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 180
  • Ersterscheinung: 25.09.2019
  • ISBN: 9783956143168
Kathrin Aehnlich

Wie Frau Krause die DDR erfand

Für eine Fernsehserie »Wild Ost« gibt es ein klares Konzept, die Inhalte stehen fest, man braucht nur noch die Menschen, die authentisch erzählen, »wie es wirklich war«. Sie zu finden ist Frau Krauses Auftrag. Was aber, wenn jene, die nicht dort gelebt haben, besser wissen, wie es »im Osten« war? Was wird dann erzählt?
Zehn Ostdeutsche zu finden, die für eine Fernsehserie aus ihrem Leben erzählen, sollte für Isabella Krause einfach sein. Schließlich ist sie in der DDR aufgewachsen, auch wenn sie mehr Jahre im vereinten Deutschland verbracht hat als in der DDR. Sie kehrt also an die Orte ihrer Kindheit zurück und findet Menschen, die sie für DDR-repräsentativ hält: die Traktoristin, den Stahlwerker, die Köchin, den ehemaligen Staatsschauspieler.
Doch der Filmautor kommt aus München und hat ein eigenes Bild von der DDR. Und das ist, dreißig Jahre nach dem Mauerfall, auf Diktatur, Mangelwirtschaft und Staatssicherheit geschrumpft. Doch was ist mit dem Leben der Anderen? Der ganz Anderen, die ihre Arbeit mochten, das Land tolerierten und am Wochenende »Ein Kessel Buntes« guckten? Und was unterschied das Familienleben Ost vom Familienleben West?
Davon erzählt Kathrin Aehnlich, wie es nur wenige können, mit Witz und Empathie, und zeigt, wie wichtig es ist, einander zuzuhören.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.09.2019

Ein kleines, aber feines Buch

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Isabella Krause, eine 49jährige erfolglose Schauspielerin, die in der DDR aufgewachsen ist, erhält unverhofft den Auftrag, Zeitzeugen aus der DDR für eine Dokumentation anlässlich des dreißigjährigen Jahrestags ...

Isabella Krause, eine 49jährige erfolglose Schauspielerin, die in der DDR aufgewachsen ist, erhält unverhofft den Auftrag, Zeitzeugen aus der DDR für eine Dokumentation anlässlich des dreißigjährigen Jahrestags der Wiedervereinigung zu finden. Die Leute sollen aus ihrem Leben „drüben“, jenseits der Mauer berichten. Isabella fährt nach Jahren zurück in ihr Heimatdorf und findet Leute, die bereit sind, vor der Kamera von damals zu berichten. Doch was sie erzählen, entspricht nicht dem, was sich die westdeutschen Produzenten vorgestellt hatten. Ein Kindergarten in dem einfach nur gebastelt und gesungen wurde? Sicher wurden die Kinder doch politisch indoktriniert! Unbeschwerte Sommerurlaube an der Ostsee? Haben sich die Leute nicht nach fernen Ländern verzehrt?
Augenzwinkernd berichtet Kathrin Aehnlich von Vorurteilen und Klischees auf beiden Seiten der ehemaligen Mauer und der Leser erfährt, dass es durchaus möglich war, jenseits von Stasi und Politik Spaß zu haben und ein normales Familienleben zu führen. Natürlich gab es auch Leute, die unter dem Regime zu leiden hatten, doch die wollen nicht vor die Kamera. Guter Rat ist teuer, doch dann hat Isabella eine zündende Idee...
„Wie Frau Krause die DDR erfand“ ist für meine Begriffe ein äußerst kurzweiliges Buch, das ich gern gelesen und aus dem ich so manches gelernt habe, das für mich neu war. Oder haben Sie etwa schon einmal vom „Lipsi“ Tanz gehört?

Veröffentlicht am 14.09.2019

Der Alltag in der DDR

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Isabella Krause, ihres Zeichens Schauspielerin, wenn auch seit Jahrzehnten mehr als erfolglos, erhält einen Auftrag: sie soll 10 ehemalige DDR-Bürger finden, die bereit sind, über ihr damaliges ...

Isabella Krause, ihres Zeichens Schauspielerin, wenn auch seit Jahrzehnten mehr als erfolglos, erhält einen Auftrag: sie soll 10 ehemalige DDR-Bürger finden, die bereit sind, über ihr damaliges Leben zu berichten. Das Ganze soll eine Art Retrospektive anlässlich der nahenden 30jährigen Wiedervereinigung beider Deutschlands werden.

Gesagt, getan - da Frau Krause, wie sie schon im Titel heißt, ihr gesamtes Leben "davor" in der Zone verbracht hat, ist diese Aufgabe für sie absolut lösbar. Mehr als das. Allerdings sind die Macher des Films alles andere als zufrieden mit ihrer Auswahl; sie halten sie nicht für repräsentativ. Schlimmer noch, all das, was die ehemaligen Wegbegleiter der Isabella Krause berichten, soll nicht realistisch, nicht zutreffend sein!

Frau Krause weiß aber ganz genau, dass es so ist. Was also ist passiert?
Isabella Krause entstammt einer Familie von Tanzlehrern, das ist passiert! Ihr Leben und das der von ihr angeheuerten Protagonisten spielte sich in der elterlichen Tanzschule ab, zwischen Proben und Bällen. Auch das war DDR, auch wenn man das nicht glauben kann!

Sie haben es sicher bereits erraten: die Filmemacher sind Wessis und wissen genau, was sie von der DDR sehen wollen. Das jedenfalls nicht! Und tatsächlich hat Frau Krause noch was in petto, einen Plan B sozusagen. Aber ob der aufgehen wird?

Kathrin Aehnlich ist wieder da und mit ihr ihr besonderer, unverwechselbarer Erzählstil. Sentimental, teilweise auch morbide, aber immer voller Respekt, ja voller Andacht. Und mit warmherzigem Humor. Ach, es fällt mir schwer, diesen Stil zu beschreiben, Kathrin Aehnlich muss man lesen! Und dann wird man sie auch stets wiedererkennen.

Ich hatte befürchtet, es würde hier West gegen Ost gehen, im Sinne einer Verherrlichung - oder gar zweier. Doch das ist nicht der Fall, die Autorin nimmt sich und ihre ehemaligen Landsleute ebenso auf die Schippe wie diejenigen westlich der Mauer - es bekommen also alle derzeitigen Bewohner von Deutschland ihr Fett weg, egal, wo sie früher lebten. Nicht in Form einer Posse, oh nein, Frau Ähnlich widmet all diesen Menschen - und somit auch sich - einen Roman, wenn auch einen kurzen. Wer Kathrin Aehnlich kennt, weiß: kurz und lakonisch - das ist ihre Art.

Dennoch beileibe kein Romänchen für zwischendurch. Nein, einer den man sich ordentlich zur Brust nehmen und genießen sollte!

Veröffentlicht am 10.09.2019

Zeitreise in die DDR

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Für eine Fernsehserie »Wild Ost« gibt es ein klares Konzept, die Inhalte stehen fest, man braucht nur noch die Menschen, die authentisch erzählen, »wie es wirklich war«. Sie zu finden ist Frau ...

Für eine Fernsehserie »Wild Ost« gibt es ein klares Konzept, die Inhalte stehen fest, man braucht nur noch die Menschen, die authentisch erzählen, »wie es wirklich war«. Sie zu finden ist Frau Krauses Auftrag. Was aber, wenn jene, die nicht dort gelebt haben, besser wissen, wie es »im Osten« war? Was wird dann erzählt?
Zehn Ostdeutsche zu finden, die für eine Fernsehserie aus ihrem Leben erzählen, sollte für Isabella Krause einfach sein. Schließlich ist sie in der DDR aufgewachsen, auch wenn sie mehr Jahre im vereinten Deutschland verbracht hat als in der DDR. Sie kehrt also an die Orte ihrer Kindheit zurück und findet Menschen, die sie für DDR-repräsentativ hält: die Traktoristin, den Stahlwerker, die Köchin, den ehemaligen Staatsschauspieler.
Doch der Filmautor kommt aus München und hat ein eigenes Bild von der DDR. Und das ist, dreißig Jahre nach dem Mauerfall, auf Diktatur, Mangelwirtschaft und Staatssicherheit geschrumpft. Doch was ist mit dem Leben der Anderen? Der ganz Anderen, die ihre Arbeit mochten, das Land tolerierten und am Wochenende »Ein Kessel Buntes« guckten? Und was unterschied das Familienleben Ost vom Familienleben West?

Ich fand das Buch total witzig, emotional und erfrischend erzählt. Gerade für mich, lange nach der Wende geboren, ist es sehr interessant zu lesen. War doch die DDR für mich immer Anstellen für Banane und der eiserne Vorhang.
So bekam ich einen Einblick, ob er ernst gemeint ist sei mal dahingestellt.
Mir hat Frau Krause jedenfalls sehr gut gefallen und ich habe mich prima unterhalten. Ein kleines, feines Büchlein zur dreißigjährigen Wiedervereinigt, für zu lesen, spannend und emotional.

Veröffentlicht am 08.09.2019

Es gibt nicht nur eine Erinnerung

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In diesem recht kurzen Büchlein begegnen wir Isabella Krause, die für eine Fernsehproduktion Zeitzeugen finden soll, die über das Leben in der DDR berichten. Das Titelbild läßt das Thema sofort erkennen, ...

In diesem recht kurzen Büchlein begegnen wir Isabella Krause, die für eine Fernsehproduktion Zeitzeugen finden soll, die über das Leben in der DDR berichten. Das Titelbild läßt das Thema sofort erkennen, vor dem im "mangelwirtschaftsmattblau" gehaltenen Hintergrund, das eine typische Trabant-Farbe war, blicken uns von zwei Fernsehbildschirmen diverse DDR-Symbole entgegen, wie das Sandmännchen, der Wartburg, der Fernsehturm und die Weltzeituhr.

Wir lernen Isabella als eher erfolglose Schauspielerin kennen und erfahren im Laufe des Buches durch ihre Erinnerungen Stück für Stück mehr über sie. Gerade die Erinnerungen an ihre Kindheit und an ihre teils ungewöhnliche Familie sind unterhaltsam zu lesen, in einer schönen Mischung aus amüsant und liebevoll. Überhaupt ist der Schreibstil eine Freude. Die Autorin hat ihren ganz eigenen Stil, trocken, prägnant, bildhaft. Ich habe schon nach einigen Seiten des Buches nachgesehen, welche Bücher sie noch geschrieben hat, denn sie fällt sprachlich angenehm auf.

Isabellas Auftrag für die Fernsehproduktion stößt uns gleich auf die gängigen Ost-West-Vorurteile, denn die Produktionsfirma ist aus dem Westen. Und wir sehen, daß auch fast genau 30 Jahre nach dem Mauerfall noch nicht wirklich zusammengewachsen ist, was zusammengehört und gerade bei den Altersgruppen, die die Teilung noch bewußt miterlebt haben, die Vorurteile recht lebendig sein können.

Isabella schaut sich in ihrem eigenen Umfeld nach Zeitzeugen um und präsentiert so ein etwas betuliches Bild vom gemütlichen Dorf-/Kleinstadtleben, das den Westproduzenten nicht ins Konzept paßt. Diese in der Gegenwart spielenden Szenen wechseln immer wieder mit Isabellas Erinnerungen und auch ihren Gedanken darüber, wie diese DDR nun eigentlich war. "Das Gedächtnis war ein Kaufmannsladen, in dem Erinnerungen feilgeboten wurden. Einige gab es umsonst, andere waren bereits nach kurzem Nachdenken zu haben. Aber es gab auch Dosen und Schachteln, die sich nur mit Mühe öffnen ließen, und Schubladen, die hartnäckig klemmten" heißt es im Buch. So bekommt man im Mittelteil des Buches zunächst einen fast ostalgischen Eindruck, der die "bei uns konnte man sehr gut leben"-Leser sicher erfreuen wird. Kleine Bemerkungen weisen aber schon darauf hin, dass die DDR mehr war als Sandmännchen und Pittiplatsch. So denkt Isabella an ihren ersten Berlinbesuch und stellt fest: "Was war das für eine Grenze gewesen, an der die Soldaten das Gesicht dem eigenen Volk zuwandten und dem Feind den Rücken?"

Die Szenen, in denen die westdeutschen Fernsehleute mit den von Isabella ausgewählten Zeitzeugen aufeinandertreffen sind teils erhellend, teils für meinen Geschmack ein wenig zu skurril und erscheinen manchmal etwas plakativ. Manche Szenen (wie die in einem Altersheim für Künstler) strahlen in dem großartig beschreibenden Stil der Autorin, aber insgesamt war dieser Mittelteil des Buches eher durch die Erinnerungen Isabellas für mich lesenswert. Von den Gegenwartsszenen hatte ich mir mehr erwartet, weil gerade zwei davon einfach zu skurril sind und für mich die Chance verschenkt wurde, etwas mehr über das ganz normale DDR-Leben zu erfahren. Die Interviews mit einer Kindergärtnerin und einem Werksarbeiter hätten hier viel berichten können, waren aber zu kurz und dienten hauptsächlich dazu, die enttäuschten Erwartungen der Fernsehleute recht wiederholend darzustellen. Zum Ende hin gewinnt das Buch wieder, zeigt uns zudem auch einige der Facetten des Unrechtsstaates DDR, der in putzigen DDR-Museen und heiteren Ostprodukteläden gerne übersehen wird und verbindet diese gut mit Isabellas unbeschwerter Kindheit.

Denn genau das zeigt dieses Buch ausgezeichnet auf: es gibt nicht die "eine" wahre Erinnerung an die DDR (wie es ohnehin so gut wie nie die eine, wahre Erinnerung an etwas gibt). Die heiteren, gemütlichen Erinnerungen der einen haben ebenso ihren Platz wie die tragischen, dunklen Erinnerungen der anderen, solange man nicht vergißt, dass es viele kleine Puzzleteile gab, dass man Menschen nicht Jahrzehnte ihres durchaus zufriedenen Lebens in ihrem Heimatland absprechen darf, andererseits aber auch beschönigende Ostalgie fehl am Platze ist. Kathrin Aehnlich bringt uns diese viele Facetten hier nahe, ebenso wie die gegenseitigen Ost-West-Vorteile und das Gefühl vieler Ostdeutscher, vom Westen nicht ganz für voll genommen zu werden. Auch hier wird es an einzelnen Stellen ein wenig zu plakativ, zu offensichtlich für mich, aber insgesamt bringt uns "Wie Frau Krause die DDR erfand" das Ost-West-Thema durchaus gelungen dar und liefert zahlreiche Impulse, das eigene Bild, die eigenen Vorstellungen und (Vor)urteile zu hinterfragen.

Veröffentlicht am 06.09.2019

Eine kleine Zeitreise

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Ich selbst bin Jahrgang 1985 und damit noch in der DDR geboren. War jedoch zu jung um noch viel davon mitzubekommen. Daher hatte mich das Buch sehr interessiert, denn ein paar Erinnerungsstücke hat man ...

Ich selbst bin Jahrgang 1985 und damit noch in der DDR geboren. War jedoch zu jung um noch viel davon mitzubekommen. Daher hatte mich das Buch sehr interessiert, denn ein paar Erinnerungsstücke hat man ja dennoch und auch einige Gegenstände gab es noch lange Zeit in den Haushalten. So werden wir also auf eine recht witzige Art und Weise in die Erinnerungen von Frau Krause und deren Protagonisten mitgenommen.

Warum deren Protagonisten? Nun Frau Krause wollte eigentlich einen Job als Schauspielerin ergattern, stattdessen soll sie nun 10 Menschen finden, die ihr im Rahmen einer Dokumentation über deren Leben in der DDR erzählen. Also geht es auf in die alte Heimatstadt um eben diese zu finden. Und siehe da - es war doch nicht alles schlecht. Es gibt viele schöne und lustige Geschichten und so richtig schlecht machen möchte keiner die DDR. Auch wenn das nicht so ganz die Vorstellung der Produzenten war, denn eigentlich sollte doch eine Dokumentation über all die furchtbaren Schrecken daraus entstehen. Wie es weiter geht? Dazu darf jeder der selbst das Buch in die Hand nehmen und lesen :)

Die Sprache des Buches ist wunderbar flüssig und man kann sich das Geschriebe sehr gut vorstellen. Es ist definitiv ein kurzweiliger und spaßiger/leicht satirischer Roman über ein altes Land. Allerdings finde ich persönlich den Preis für die Länge des Buches ein bisschen hoch.