Wir beide, vielleicht
Wir beide, vielleicht hat es mir ganz schön schwer gemacht, obwohl ich mir wirklich Mühe gegeben habe, das Buch zu mögen. Denn schließlich bin ich vom Klappentext ausgegangen und der hat eine wirklich ...
Wir beide, vielleicht hat es mir ganz schön schwer gemacht, obwohl ich mir wirklich Mühe gegeben habe, das Buch zu mögen. Denn schließlich bin ich vom Klappentext ausgegangen und der hat eine wirklich schöne und besondere Geschichte versprochen. Dass mich das Buch nicht wirklich packen konnte, lag nicht an der Idee. Die Buchidee finde ich nach wie vor klasse. Auf mich wirkte es direkt wie eine Mischung aus den zwei Filmen „Wie werde ich ihn los – in zehn Tagen“ und „Love Vegas“ und dem konnte ich ganz und gar nicht widerstehen. Potenzial hatte das Buch also auf jeden Fall. Zwei komplett unterschiedliche Charaktere, denen viel Geld dafür geboten wird, dass sie sich ein Mal die Woche treffen und zwei Stunden einfach nur reden. Da fragt man sich doch: Wer gibt den beiden das Geld? Wer ist für das Angebot verantwortlich? Was ist die Motivation dahinter? Werden sich die beiden darauf einlassen? Und was wird aus den Treffen und den Figuren werden? Viele Fragen hatte ich, doch diese wurden leider eher mäßig spannend beantwortet.
Mein größtes Problem waren wohl die Charaktere. Während ich den besten Freund des Hauptprotagonisten, Keith, wirklich super fand und in mein Herz schließen konnte, haben mich alle anderen Figuren, einschließlich den Hauptprotagonisten Elizabeth und Richard, einfach im Regen stehen lassen. Während des ganzen Buches habe ich versucht, eine Verbindung zu ihnen herzustellen und immer, wenn ich das Gefühl hatte, es ist mir gerade geglückt, waren sie mir wieder fremd.
Gelegen hat das nicht an der Geradlinigkeit, beide Charaktere wirkten schon sehr strukturiert und in ihrem Auftreten waren sie auch durchgängig konsequent, aber ich konnte mich nicht wirklich auf sie einlassen. Obwohl beide sehr unterschiedlich sind, obwohl beide unterschiedlich betrachtet werden und obwohl ich zumindest mit Elizabeth einige Gemeinsamkeiten hatte. Beide waren mir einfach zu blass und zu oberflächlich. Begrenzt auf ihr Aussehen (Richard attraktiv, Elizabeth eine – ich zitiere – „üppige, wolllüstige Latina“), ihre Erfahrenheit mit dem anderen Geschlecht (Richard mit vielen One Night Stands, Elizabeth mit bisher keiner Beziehung und keinem Freund) und ihre Freundschaften (Richard zu seiner besten Freundin und Ex Mike, Elizabeth zu dem Obdachlosen Orpheus). Leider kam bei mir nicht viel mehr an.
Auch die Annäherung zwischen den beiden, die sich anfangs überhaupt nicht verstehen und keine Gemeinsamkeit zu haben scheinen, kam mir einfach zu plötzlich und unerwartet und machte meiner Meinung nach keine Sinn. Vor allem nicht nach der Geschichte, die Elizabeth Richard offenbart. Von einer Liebesgeschichte, die der Klappentext, der Titel und das Cover versprechen, waren die Schilderungen ihrer Treffen und der Gefühle, die sie füreinander zu entwickeln beginnen, schlichtweg zu distanziert und zu lieblos. Es kommt keine romantische Stimmung auf und bis auf den „umfangreichen“ Tanz, den die beiden hatten (den ich übrigens auch nicht so stark und anziehend empfunden habe, wie er danach geschildert wurde), waren es einfach zwei Menschen, die sich treffen, um am Ende des Jahres das große Geld zu kassieren. Berührt hat mich da leider nur sehr wenig.
Der Schreibstil des Autors fand ich anfangs sehr gewöhnungsbedürftig. Einen guten Einstieg in das Buch habe ich leider nicht finden können und ich habe circa 50 Seiten gebraucht, um im Schreibstil und in der Geschichte anzukommen. Wie bei fast jedem Buch habe ich mich aber daran gewöhnen können, auch wenn mir die Geschichte kürzer gehalten, besser gefallen hatte. Oft gab es Passagen voller Ausschweifungen, die die kurzzeitige Spannung in Unterhaltungen, Dialogen oder Gefühlsoffenbarungen unterbrochen haben und den Roman zäher erschienen ließen, als er eigentlich war.
Das Cover dagegen gefällt mir ziemlich gut. Ich mag die relativ schlichte Gestaltung, kein großes Geschnörkel. Außerdem finde ich es gut, dass mal kein Gesicht auf der Front zu sehen ist. Auch die bunten Schriften gefallen mir, auch wenn ich nicht so ganz verstehe, was das Flugzeug da zu suchen hat. :D
Fazit
Auch wenn sich die Rezension sehr negativ liest, so
hat mir die Buchidee doch wirklich sehr gut gefallen. Leider schwächelt die Umsetzung. Diese konnte mich einfach nicht packen, obwohl (oder gerade weil) ich mir davon so viel versprochen habe. Einfach schade.