Cover-Bild Lied der Weite
Band 2 der Reihe "Ein Holt Roman"
11,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 12.01.2018
  • ISBN: 9783257608656
Kent Haruf

Lied der Weite

Rudolf Hermstein (Übersetzer)

Victoria, siebzehn und schwanger, wird von ihrer Mutter vor die Tür gesetzt. Da überredet ihre Lehrerin Maggie die Brüder McPheron, zwei alte Viehzüchter, das Mädchen bei sich aufzunehmen. Ein erst widerwilliger Akt der Güte, der das Leben von sieben Menschen in der Kleinstadt Holt in Colorado umkrempelt und verwandelt.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.03.2018

tolles Leseerlebnis

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„Das Lied der Weite“ heißt das neue Buch von Kent Haruf.

Was mir daran gefallen hat?
Das Cover passt gut zum Setting. Irgendwo in der Mitte der Vereinigten Staaten. Pferde und Rinder sind Bestandteil ...

„Das Lied der Weite“ heißt das neue Buch von Kent Haruf.

Was mir daran gefallen hat?
Das Cover passt gut zum Setting. Irgendwo in der Mitte der Vereinigten Staaten. Pferde und Rinder sind Bestandteil des Lebens dieser Menschen. Und die Weite der Felder.
Die Protagonisten der Geschichte sind sympathisch. Mit großem Interesse verfolgt man die Geschehnisse. Dabei ist für jede Generation etwas dabei. Es gibt das junge Mädchen, welches ungewollt schwanger wird und – nachdem sie keine Unterstützung von der eigenen Mutter bekommt – bei einer Lehrerin Hilfe sucht. Es gibt den Vater, der sich alleine um seine Söhne kümmern muss, da die Mutter die Familie wegen psychischer Probleme verlässt. Es gibt zwei Farmer, die schon gut über 70 noch immer ihre Ranch alleine bewirtschaften und eigentlich ganz zufrieden mit ihrem einsamen unspektakulären Leben sind, bis sie einwilligen, dem Mädchen und dem Baby Unterkunft in ihrem Haus zu geben. Nach und nach werden all diese Geschichten miteinander verwoben. Dies geschieht ganz leise und unauffällig. Ohne viel Worte.
Erfrischend sind die Dialoge. Hier zeigt sich, wie gut Haruf seine Charaktere beschreiben kann. Das bringt zum Lachen, aber berührt auch.
Am Ende bleibt manches ungesagt und dennoch ist man zufrieden und hofft, dass sich alles weiter zum Positiven entwickelt.

Was mir nicht so gefällt?
Das Buch ist vom Diogenesverlag und gewohnt hochwertig aber auch ziemlich dünn. Dafür ist es wirklich sehr teuer. Dafür gibt es natürlich keinen Stern Abzug aber ich denke, so manchen könnte der Preis abschrecken, was schade ist, denn es ist ein echtes Leseerlebnis.

Veröffentlicht am 12.01.2018

Lebensecht

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Inhalt: Die 17-jährige Victoria wird von ihrer Mutter vor die Tür gesetzt, weil sie schwanger ist. Sie hat niemanden, der ihr helfen kann. Also bittet ihre Lehrerin zwei alte Viehzüchter, das Mädchen bei ...

Inhalt: Die 17-jährige Victoria wird von ihrer Mutter vor die Tür gesetzt, weil sie schwanger ist. Sie hat niemanden, der ihr helfen kann. Also bittet ihre Lehrerin zwei alte Viehzüchter, das Mädchen bei sich aufzunehmen. Daraus entwickelt sich eine tiefe Verbundenheit, die niemanden kalt lässt.
Auch der Lehrer Guthrie hat es alles andere als leicht, da seine Frau nicht mehr dieselbe ist wie früher und er sich um seine zwei Jungs kümmern muss.

Meinung: „Das Lied der Weite“ ist ein trauriger, mitfühlender und sehr lebensecht wirkender Roman. Ich könnte mir vorstellen, dass sich eine so ähnliche Geschichte tatsächlich irgendwo abspielen könnte.
Es werden eigentlich zwei parallele Geschichte erzählt. Einmal die von Victoria und den McPheron-Brüdern und dann noch die von Lehrer Guthrie und seinen Jungs. Die Verbindung ist wohl ganz klar Lehrerin Maggie, die mit beiden irgendwie zu tun hat, selbst aber nur am Rand mitspielt.
Die Figuren wirken ungekünstelt und auch ungeschönt. Neben den Hauptcharakteren, aus deren Sichtweisen abwechselnd erzählt wird, gibt es noch allerlei Unsympathen wie den Vater von Victorias Kind oder Guthries Schüler.
Von den Protagonisten haben mir die McPherons am besten gefallen. Sie haben eine raue Schale, aber einen total weichen Kern und ich mochte, wie sie mit der schwangeren 17-Jährigen umgegangen sind.
„Das Lied der Weite“ ist eine sehr interessante Spiegelung unserer Gesellschaft, die gleichzeitig betroffen macht, als auch Hoffnung schürt.
Manchmal hat die Geschichte zwar einige Längen, trotzdem finde ich sie recht unterhaltend.

Meinung: Lebensechter Gegenwartsroman. Für Fans des Genres auf jeden Fall zu empfehlen.

Veröffentlicht am 08.01.2018

Von Sprachlosigkeit und fragilem Glück: Leise, melancholisch und anrührend

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Der bereits verstorbene Schriftsteller Kent Haruf hat sechs Romane verfasst. Alle spielen in der fiktiven amerikanischen Kleinstadt Holt, die er in Colorado angesiedelt hat. „Lied der Weite“ hat mich das ...

Der bereits verstorbene Schriftsteller Kent Haruf hat sechs Romane verfasst. Alle spielen in der fiktiven amerikanischen Kleinstadt Holt, die er in Colorado angesiedelt hat. „Lied der Weite“ hat mich das erste Mal nach Holt gebracht und ich könnte mir durchaus vorstellen, mit einem von Harufs anderen Romanen dorthin zurückzukehren. Sein „Lied der Weite“ hat eine leise Melodie und ist in Moll geschrieben. Für die Protagonisten des Romans läuft eine ganze Menge nicht so, wie es sollte.

Die 9- und 10-jährigen Brüder Bobby und Ike müssen mit dem schleichenden Verlust ihrer depressiven Mutter klarkommen und Teenagerin Victoria Roubideaux ist schwanger und wird zu Hause vor die Tür gesetzt. Die Jungen kennen das Mädchen nicht und haben auf den ersten Blick auch nichts mit ihr gemeinsam – außer ihrer Sprachlosigkeit: In Holt scheint das Klima generell rau, jeder muss selbst schauen, wo er bleibt und über Gefühle, Ängste und Sehnsüchte wird stets geschwiegen; vermutlich werden sie noch nicht einmal sich selbst eingestanden. Und so wirken die jugendlichen Protagonisten oft etwas einsam und verloren. Die resolute Lehrerin Maggie Jones nimmt sich allerdings der schwangeren Victoria an und bringt sie kurzerhand bei einem alten Brüderpaar unter, das eine Farm betreibt. Und auch Bobby und Ike erhalten ab und an von unerwarteter Seite Zuwendung. Für den Leser gibt es so doch immer wieder Anlass, vorsichtig Hoffnung für die drei zu schöpfen, die einem immer mehr ans Herz wachsen.

So sprachlos seine Romanfiguren scheinen, so wortmächtig ist Kent Haruf mit seinen Beschreibungen. Zwar lässt er einen nicht direkt ins Innenleben seiner Protagonisten schauen, aber was diese sehen und tun, wird so anrührend wie detailliert beschrieben. Auch das Städtchen Holt entsteht vor dem geistigen Auge des Lesers so lebendig, dass seine Nicht-Existenz kaum vorstellbar ist.
Mich hat „Lied der Weite“ in eine ziemlich melancholische Stimmung versetzt, aber auch immer wieder gerührt. Die Einsam- und Sprachlosigkeit der Protagonisten war für mich stellenweise schwer zu ertragen, gleichzeitig erschien sie in diesem Kleinstadt-Panorama so stimmig und passend, dass ich mir die Figuren gar nicht anders vorstellen konnte. Ein leiser, melancholischer und anrührender Roman, der trotz einer gewissen Schwermut auch Hoffnung keimen lässt: Hilfe und Zuneigung können von gänzlich unerwarteter Seite kommen, Fremde zu Familien werden. Auch im rauen Holt gibt es einen Silberstreifen am Horizont.