Cover-Bild Vardo – Nach dem Sturm
(25)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diana
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: historischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Historische Romane
  • Seitenzahl: 432
  • Ersterscheinung: 02.03.2020
  • ISBN: 9783453292369
Kiran Millwood Hargrave

Vardo – Nach dem Sturm

Roman
Carola Fischer (Übersetzer)

Vardø, Norwegen am Weihnachtsabend 1617. Maren sieht einen plötzlichen, heftigen Sturm über dem Meer aufziehen. Vierzig Fischer, darunter ihr Vater und Bruder, zerschellen an den Felsen. Alle Männer der Insel sind ausgelöscht – und die Frauen von Vardø bleiben allein zurück.

Drei Jahre später setzt ein unheilvoller Mann seinen Fuß auf die abgelegene Insel. In Schottland hat Absalom Cornet Hexen verbrannt, jetzt soll er auf Vardø für Ordnung sorgen. Ihn begleitet seine junge norwegische Ehefrau. Ursa findet die Autorität ihres Mannes aufregend und hat zugleich Angst davor. Auf Vardø begegnet sie Maren und erkennt in ihr etwas, das sie noch nie zuvor erlebt hat: eine unabhängige Frau. Doch für Absalom ist Vardø nur eins - eine Insel, die von Gott verlassen wurde und die er von teuflischer Sünde befreien muss.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.06.2020

Sturmbrausen

0

Um Weihnachten 1617 wird die kleine norwegische Insel Vardø von einem starken Sturm getroffen. Die Frauen standen auf ihre Männer wartend am Ufer und mussten mit ansehen, wie die gestandenen Seeleute umkamen. ...

Um Weihnachten 1617 wird die kleine norwegische Insel Vardø von einem starken Sturm getroffen. Die Frauen standen auf ihre Männer wartend am Ufer und mussten mit ansehen, wie die gestandenen Seeleute umkamen. Fast alle Familien sind betroffen. Einige - wie Maren - haben mehrere Familienmitglieder verloren. Vater, Bruder, Verlobter, die wie ausgelöscht sind. Zwar gibt das Meer die Toten zurück, aber das ist nur ein geringer Trost. Anstatt die Leichen aufzubahren und mit ihnen auf den Sommer zu warten, um die Erde für die Bestattungen aufbrechen zu können, würden die Frauen lieber gemeinsam mit ihren Lieben das neue Jahr begrüßen.

Maren leidet sehr unter dem Verlust. Obwohl sie froh ist, dass Dimma, die Frau ihres Bruders da ist, fühlt sei auch etwas Neid auf die Schwangere. Doch Kristin ist eine Frau, die vorwärts denkt. Da große Hilfe von außen nicht zu erwarten ist, schlägt sie vor, die Dorfbewohnerinnen sollen selbst aufs Meer hinausfahren und die Netze ausbringen. Bald kommt ein neuer Pfarrer in den Ort, dem das Treiben nicht so gefällt. Und spätestens jetzt kommt ein Keil zwischen die Frauen, die einen, die zur Kirche gehen, und die anderen, die dies eben nicht für nötig halten.

In ihrem ersten Roman für Erwachsene nimmt die Autorin ein Ereignis, welches tatsächlich stattgefunden hat, als Ausgangspunkt für ihre ungewöhnliche Geschichte. Im Jahr 1617 ist es durchaus ungewöhnlich, das die Frauen ihr Leben selbst in die Hand nehmen. Aus der Not heraus sind sie ihrer Zeit voraus. Doch nicht einmal im Dorf gefällt das allen. Mit den dramatischen Ereignissen um den Sturm beginnt das Buch, um dann recht behäbig weiterzugehen. Gerade, wenn man sich ein Urteil bilden will, bekommt die Handlung eine überraschende Wendung, aus der die ganze Kraft des Romans hervorscheint. Die Frauengestalten haben es wirklich in sich, sie strahlen förmlich. Wie schade, dass es Missgunst, Neid und Bigotterie gibt. Die Menschheit könnte so viel besser sein, wenn sie Positives einfach anerkennen würde, auch wenn es anders ist als üblich.

Ein packender Roman, dessen wahrer Gehalt sich aus dem Klappentext leider oder zum Glück nicht erschließt.

Veröffentlicht am 29.03.2020

Vardo

0

Vardo, Nach dem Sturm,
von Kira Millwood Hargrve

Cover:
Das „Düstere“ passt hier voll.

Inhalt:
Handlungsort: Vardø , eine norwegische Insel weit im Norden.
Zeit: es beginnt an Weihnachten 1617.
Bei ...

Vardo, Nach dem Sturm,
von Kira Millwood Hargrve

Cover:
Das „Düstere“ passt hier voll.

Inhalt:
Handlungsort: Vardø , eine norwegische Insel weit im Norden.
Zeit: es beginnt an Weihnachten 1617.
Bei einem Sturm kommen alle Männer der Insel ums Leben. Für die Frauen beginnt ein Kampf ums Überleben der auch die gesellschaftlichen Strukturen verändert.
Dann taucht ein Mann auf der Insel auf. Absalom Cornet, schon in Schottland hat er Hexen verbrannt und jetzt soll er auf Vardø für Ordnung sorgen.

Meine Meinung:
Ein historischer Roman, der meiner Meinung nach, durch seine besondere Schreibweise von gängigen Romanen abweicht. Sehr gewählt (poetisch!?) und sehr sachte (fast ruhig) beginnen die Ereignisse Fahrt aufzunehmen.
Auch wenn die Geschichte mit einer unglaublichen Katastrophe, dem Sturm und dem Tod der vielen Männer, beginnt.
Wir erfahren vom Leben auf der abgelegenen Insel, den Frauen und ihrer Lebensweise. Hier wird schon deutlich, dass eine deutlich Spaltung durchs Dorf geht. Die Sami, werden schon in gewisser Weise ausgegrenzt.

Als der Hexenjäger Absalom Cornet auf die Insel kommt, beginnt das Drama seinen Lauf zu nehmen. Wir können die eigene Dynamik dieser schrecklichen Zeit miterleben und bis zum grausamen Ende voller Entsetzen begleiten.

Weitere Dramatik wird dadurch aufgebaut, dass sich Maren, eine Bewohnerin der Insel und Ursa, die Frau des Hexenjägers, mehr als Freundschaft entgegenbringen.

Dies alles wird in einer sehr spannenden und emotionalen, unglaublich tragischen und auch grausamen aber nicht reißerischen Geschichte erzählt.

Autorin:
Kiran Millwood Hargrave wurde 1990 in Surrey geboren. In ihrem ersten Jahr an der Universität begann sie Lyrik zu verfassen und veröffentlichte drei Gedichtbände und ein Theaterstück. »Vardø. Nach dem Sturm« ist ihr erster Roman für Erwachsene. Mit ihrem Mann Tom und der Katze Luna lebt die Autorin in Oxford direkt am Fluss.

Mein Fazit:
Ein, durch seine Schreibweise, ungewöhnlicher, aber sehr gut recherchierter und eindringlicher historischer Roman, der die Dynamik der Hexenverfolgung sehr deutlich aufzeigt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.03.2020

Menschliche Abgründe

0

„Vardo – Nach dem Sturm“ ist der erste Roman der britischen Autorin Kiran Millwood Hargrave.

Weihnachten 1617: Durch einen heftigen Sturm kommen alle Männer der Insel Vardø beim Fischen ums Leben. Die ...

„Vardo – Nach dem Sturm“ ist der erste Roman der britischen Autorin Kiran Millwood Hargrave.

Weihnachten 1617: Durch einen heftigen Sturm kommen alle Männer der Insel Vardø beim Fischen ums Leben. Die Frauen sind auf sich gestellt, werden aktiv und kämpfen und es gelingt ihnen nach und nach zurecht zu kommen. Auch Maren - die ihren Verlobten, ihren Bruder und ihren Vater verloren hat – kämpft. Nach drei Jahren schickt die Regierung Hilfe in Form von Kommissar Absalom Cornet, der die Ordnung auf der Insel wieder herstellen soll. Aber mit ihm kommt keine Hilfe, er ist ein Hexenjäger, entsetzt darüber, dass nicht alle Frauen selbstverständlich zum Gottesdienst gehen und hat nichts anderes als Hexenprozesse, Verbrennungen und Folter im Sinn. Seine Frau Ursa, die ihn begleitet, freundet sich mit Maren an und erkennt nach und nach, wer ihr Mann wirklich ist.

Der Schreibstil ist packend, mitreißend und sehr detailliert. Man kann sich gut in die Situation von Maren und Ursa hineinversetzen. Die Atmosphäre ist düster, beklemmend und gibt einen intensiven Einblick in das Leben der Frauen im 17. Jahrhundert. Die Protagonistinnen sind zwei sehr unterschiedliche Charaktere und besonders Ursa macht eine interessante Entwicklung durch.
Aus heutiger Sicht erscheinen einem die Ereignisse regelrecht absurd, aber die Angst der Frauen, die sie zu erschreckenden Taten untereinander bringen, zeigen die menschlichen Abgründe, die bei Angst und Not zum Vorschein kommen.

Obwohl es sich um einen fiktiven Roman handelt, gibt es historische Hintergründe, die die Autorin in einer abschließenden Anmerkung zusammenfasst und die den Roman – ebenso wie die durch Karten gestalteten Innencover – wunderbar abrundet.

Fazit: Ein atmosphärischer, fesselnder Roman, der nichts für schwache Nerven ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.07.2020

Berührender Roman

0

Meine Meinung:

Ich habe lange keinen Historischen Roman gelesen, weshalb ich mich sehr auf dieses Buch gefreut habe.

In Vardo geht es um ein Dorf, das einen furchtbaren Verlust erleidet.
Die Männer ...

Meine Meinung:

Ich habe lange keinen Historischen Roman gelesen, weshalb ich mich sehr auf dieses Buch gefreut habe.

In Vardo geht es um ein Dorf, das einen furchtbaren Verlust erleidet.
Die Männer des Dorfes kommen alle an einem Tag um. Sie sind draußen auf dem Meer um zu fischen, doch dann gibt es einen Sturm und keiner Überlebt.

Wir lernen nach und nach die zurückgebliebenen Frauen kennen. Besonders Maren sticht hervor. Sie ist eine der jüngsten und war mit einem der Männer verlobt.

Dann gibt es noch Ursula, die von allen Ursa genannt wird. Sie zieht mit ihrem frisch gebackenen Ehemann auf die Insel Vardo.
Für sie ist es sehr schwierig anzukommen, da die Frauen von Vardo sie nicht wirklich annehmen.
Ich muss aber sagen, ich mochte sie gerne. Sie ist eine ruhige Frau und wird in ein Leben geworfen das sie nicht will. Dennoch bleibt sie immer sie selbst und fügt sich ihrem Schicksal.

Den Schreibstil mochte ich sehr gerne. Er war ruhig und hat einen guten Einblick in das Leben von damals geworfen.
Es passiert nicht wirklich etwas spannendes, was ich jedoch nicht schlimm fand. Es war ein gemütlicher Roman zum runterkommen. Mir hat er super gefallen.

Veröffentlicht am 13.05.2020

Ein wunderschön ruhiger Roman!

0

Rezensionsexemplar

Inhalt

Am Weihnachtsabend 1617 geschieht in Vardø, Norwegen, ein schreckliches Unglück: bei einem plötzlichen und heftigen Sturm kommen vierzig Fischer ums Leben. Alle Männer der Insel ...

Rezensionsexemplar

Inhalt

Am Weihnachtsabend 1617 geschieht in Vardø, Norwegen, ein schreckliches Unglück: bei einem plötzlichen und heftigen Sturm kommen vierzig Fischer ums Leben. Alle Männer der Insel sind auf einen Schlag ausgelöscht und die Frauen von Vardø bleiben allein zurück.
Marens Bruder und Vater kommen an diesem Abend ums Leben, ihre Mutter verliert sich ganz in der Trauer, ihre schwangere Schwägerin spricht kaum mehr und zieht sich von Maren zurück. Einzig Kirsten, eine resolute Frau, deren Ehemann ebenfalls starb, sieht die Dringlichkeit, der die Frauen nun ausgesetzt sind: sie müssen anfangen sich selbst zu versorgen.
Zwei Jahre nach dem Sturm betritt jedoch ein unheilvoller Mann die Insel: Absalom Cornet. Er verbrannte in Schottland Hexen und soll nun auf Vardø für Ordnung sorgen. Cornet wird von seiner jungen norwegischen Ehefrau Ursula begleitet, die von seiner Autorität gleichzeitig angezogen als auch abgestoßen wird.
Auf Vardø begegnet Ursula Maren und sieht in ihr etwas, das sie noch nie zuvor erlebt hat: eine unabhängige Frau. Absalom hingegen sieht nur eines: die Insel ist von Gott verlassen und muss von der teuflischen Sünde befreit werden.


Es war einer dieser Zufälle, die mich zu „Vardø“ gebracht haben. Auf der Seite des Bloggerportals wurde mir das Buch vorgeschlagen, ich habe einige Zeit nichts angefragt und als ich den Klappentext gelesen habe wurde mir klar, dass ich dieses Buch gerne lesen würde. Frauen, die vor einer schier unlösbaren Aufgabe stehen, denn im 17. Jahrhundert unabhängig von Männern zu sein, ist eigentlich nicht vorstellbar. Dennoch müssen sie es irgendwie meistern, denn ihre Männer sind allesamt gestorben. Ich wollte einfach wissen, was mit diesen Frauen passiert und wie Cornet in diese Geschichte passt.

Zu Beginn hatte ich so meine Schwierigkeiten mit diesem Buch. Nicht nur, dass der Schreibstil etwas eigentümlich abgehacktes hat, sondern auch die Langsamkeit der Handlung, hat mich etwas gestört. Es ist nicht so, dass diese Ruhe nicht passend wäre. Sie war sehr passend, vor allem da die Geschichte ihren Anfang am Weihnachtsabend 1617 nimmt. Maren sitzt mit ihrer Mutter und ihrer schwangeren Schwägerin zu Hause und flickt ein Segeltuch, als der Sturm völlig unvermittelt über die Insel hereinbricht. Sie blickt hinaus und sieht, was sie nicht glauben will: die Boote ihrer Männer, die zum Fischfang hinausgefahren sind, zerschellen an den Felsen und werden vom Meer verschluckt. Ihr Vater und ihr Bruder, ihr Verlobter und 37 weitere Männer verlieren ihr Leben. Die Frauen stehen vor dem Nichts. Die Verzweiflung dieser Situation wird durch Maren aber auch durch ihre Mutter und Schwägerin wunderbar dargestellt. Sie sind vor Trauer wie gelähmt, wissen nicht, wie sie leben sollen und können. Nichts ist mehr, wie es vorher war und jeder Tag wirkt auf sie verloren. Die Art und Weise wie die Autorin diese Situation beschreibt ist bedrückend aber sehr eindrücklich. Man bekommt direkt ein Gefühl für die Protagonistin Maren aber auch für die Situation ihrer Familie. Sie sind eher ärmlich, leben in einem kleinen Häusschen, welches lediglich einen Raum hat. Dort schläft Maren mit ihren Eltern, während ihr Bruder mit ihrer Schwägerin einen Anbau bewohnt, der aber keine Kochstelle besitzt, sondern lediglich als Schlafzimmer dient. Als Vater und Bruder nicht zurückkehren könnte man meinen, dass die Frauen zusammenrücken würden und ihre Verbindung enger wird. Doch das genaue Gegenteil geschieht. Diinna, die Schwägerin, gehört dem Volk der Sàmi an. Sie sind keine Christen und gehen ihren eigenen Bräuchen nach. Sie war schon vor dem Sturm im Dorf eher argwöhnisch betrachtet worden, nun, ohne den Schutz ihres Ehemannes, mit offener Feindseligkeit. Während Maren irgendwie versucht, das Band zu ihrer Schwägerin nicht zerreißen zu lassen, sucht Diinna die Einsamkeit. Sie spricht kaum mehr, zieht sich zurück und ist nicht mehr die, die sie früher war. Ebenso ergeht es Maren mit ihrer Mutter. Sie geht völlig auf in ihrer Verzweiflung und Trauer. Ist nicht mehr wiederzuerkennen.

Maren ist auf sich gestellt und hält sich aus diesem Grund an Kirsten. Kirsten ist eine große, resolute Frau, die sich von Gebräuchen nicht unterkriegen lässt. Sie zieht in ein Haus, eines verstorbenen alleinlebenden Mannes, kümmert sich um seine Rentiere und beginnt die alltäglichen Arbeiten von Männern zu erledigen. Schließlich bringt sie auch Frauen, unter anderem Maren, dazu, mit ihr aufs Meer hinaus zu fahren, denn irgendwie müssen sie doch für ihr Überleben sorgen. Der Fischfang gehört größtenteils dazu und deshalb fahren sie hinaus aufs Meer. Der Pastor sieht es zwar nicht gerne, lässt die Frauen jedoch gewähren.
Maren fühlt sich frei, auch wenn sie trotzdem Respekt vor dem Meer hat, welches ihr den Vater und Bruder nahm. Sie hat das Gefühl, sich daran gewöhnen zu können aufs Meer hinaus zu fahren und für sich selbst zu sorgen. Bald schon wird es zur Gewohnheit, dass es keine Männer mehr auf Vardø wird, auch wenn nicht mehr über den schrecklichen Sturm gesprochen wird. Ungefähr zwei Jahre nach dem Sturm jedoch, zieht ein anderes Unheil auf die Insel.

Nach ca. 70 Seiten wird Ursula als zweite Protagonistin eingeführt. Sie lebt ein behütetes und reiches Leben in Bergen. Ihre Mutter starb bei der Geburt eines Sohnes, welcher ebenfalls nicht überlebte und seither geht es der Familie finanziell sehr viel schlechter. Ursas, wie sie genannt wird, Vater ist nicht mehr derselbe, seit seine geliebte Frau ihn verließ. So muss sich Ursa mit einer Dienerin um ihre kranke jüngere Schwester kümmern, die nicht nur ein steifes Bein hat, sondern auch an einer Lungenkrankheit leidet. Als etwas Aufregung in ihr Haus gelangt ist Ursa schnell klar, dass eine Hochzeit bevorstehen muss und dass es wohl ihre sein wird. Sie ist nicht wirklich darauf vorbereitet eine verheiratete Frau zu sein und einen eigenen Haushalt zu führen, da sie sich fast ausschließlich um ihre kranke Schwester kümmerte und kaum die alltäglichen Pflichten einer Ehefrau lernte. Doch sich gegen eine Heirat auszusprechen ist undenkbar und aus diesem Grund fügt sie sich in ihr Schicksal, welches Absalom Cornet sein würde. Der Schotte ist grobschlächtig aber nicht unattraktiv. Dennoch wirkt er weder besonders liebevoll noch glücklich über die Ehe mit Ursa, obwohl er sie eindeutig begehrt.
Ursa wird schnell eröffnet, dass es weit in den Norden gehen wird, nach Vardø. Sie war nie so weit von zu Hause entfernt und hat große Angst, was auf sie warten würde. Sie hat keinerlei Vorstellung wie abgeschottet Vardø tatsächlich ist und als sie nach einer längeren Schiffsreise dort angelangt ist sie schockiert. Sie hat ein kleines Haus zur Verfügung, das nur ein einziger Raum ist. Sie weiß weder wie man Brot backt, noch Feuer in Gang hält (oder entzündet) noch wie man sich sonst in einer solchen Welt zurecht findet. Sie friert, denn sie ist eindeutig nicht richtig für die Insel gekleidet und fühlt sich sehr verloren. Ursa ist eine liebenswürdige, schüchterne und zurückhaltende junge Frau, die gelernt hat, sich zu fügen. Sie ist unterwürfig ihrem Mann gegenüber und versucht nicht aufzufallen. Sie ist sehr sympathisch aber auch das graue Mäusschen, das keinerlei Beachtung bekommt.

Als Maren bei Ursa vorbeischaut, um ihr Felle für den Boden zu bringen, treffen sie eine Vereinbarung: Ursa soll von Maren lernen, wie ein Haushalt auf der Insel geführt wird.
Bei diesen Treffen freunden sich die beiden Frauen an und es entsteht eine tiefe Verbundenheit zwischen ihnen. Es ist sehr schön zu lesen wie die Unsicherheiten zwischen ihnen langsam abgebaut werden und sich eine tiefe Vertrautheit bildet. Sie klammern sich aneinander, wie zwei Ertrinkende. Sie finden beieinander Halt, Beistand und etwas, das sehr viel tiefer geht als Freundschaft. Die Autorin schafft es auf wunderbare Weise dies zum Ausdruck zu bringen und das lässt die Dramatik, die dann folgt, nur noch grausamer erscheinen. Schließlich ist Absalom Cornet nicht einfach nur so auf die Insel berufen worden: er soll sie von der teuflischen Sünde befreien und das tut er auch. Frauen werden beschuldigt, festgenommen und warten auf ihre Prozesse. Keine der Frauen auf Vardø weiß mehr, wem sie trauen können und Ursa wird klar, dass auch ihre Freundin in Gefahr sein könnte. Die Angst um Maren scheint sie fast zu lähmen und gleichzeitig weiß sie nicht, wie sie sie beschützen soll. Absalom ist unnachgiebig und wirkt wie im Glück, wenn er eine Frau verhaften und als Hexe bezichtigen kann. Alles, was dann folgt ist unglaublich tragisch und hat mich so wütend gemacht…

Unabhängige, mutige Frauen sind für Vardø eingetreten, haben das Überleben der anderen Frauen gesichert. Sie haben nichts Böses oder Verwerfliches getan und werden aus Eifersucht, kleineren Streitereien, Missgunst und Neid hintergangen und der Hexerei bezichtigt. Dass dies alles nicht Rechtens ist, wird erst deutlich, als es viel zu spät und die gesamte Maschinerie nicht mehr aufzuhalten ist.
Heute, im 21. Jahrhundert ist es kaum mehr denkbar, dass so etwas geschieht. Doch die Mechanismen der falschen Beschuldigungen und des Gruppenzwangs, sind noch immer dieselben. Es gibt zu heute und damals kaum Unterschiede. Auch wenn die Tragweite heute natürlich nicht immer annähernd so dramatisch und vor allem tödlich sind.
Die letzten 100 Seiten habe ich mit einer großen Wut und Verzweiflung gelesen. Es ist ungerecht und beängstigend gewesen. Doch es war klar, dass es so passieren musste. Das wussten alle Beteiligten irgendwann.

Fazit

Vardø ist eine sehr ruhige Geschichte, die aber in ihrer Dringlichkeit und Botschaft nicht lauter rufen könnte. Die Charaktere sind liebenswürdig, das Leben auf der Insel wird sehr eindrücklich dargestellt und man lernt zu lieben, dort zu sein. Als Cornet auftaucht wird diese Idylle zerstört und die Dunkelheit dieser Zeit rückt deutlicher denn je in der Vordergrund. Ich war wütend, traurig, enttäuscht und habe am Ende der Geschichte doch eine Träne geweint. Das hier ist ein Buch, das durch seine dramatische Ruhe ebenso tödlich sein kann, wie die See. Eine klare Empfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere