Cover-Bild Schnee im Mai
(1)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: NAGEL & KIMCHE
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 304
  • Ersterscheinung: 11.04.2022
  • ISBN: 9783755600060
Kseniya Melnik

Schnee im Mai

Erzählungen
Hella Reese (Übersetzer)

Magadan, im äußersten Nordosten Russlands: In neun miteinander verbundenen Erzählungen fängt Kseniya Melnik das Leben an der Peripherie ein. Eindringlich und einfühlsam erzählt Kseniya Melnik etwa von der achtzehnjährigen Olga, die aus enttäuschter Liebe das südlich-warme Stawropol gegen die eisigen Winde von Magadan eintauscht, von einem Pensionär im amerikanischen Exil, der sich nach dem unerwarteten Anruf seines einst besten Freundes die gemeinsame Vergangenheit schönlügt, und von Sonja, deren Großvater ihr die Geschichte von der gefährlichen Freundschaft mit einem verfemten Sänger anvertraut, die ihn ins Gefängnis hätte bringen können. Und von Tanja, die Ende der siebziger Jahre mit der reizvollen Möglichkeit spielt, auf ihrer Durchreise in Moskau einen Seitensprung mit einem italienischen Fußballspieler zu wagen – und angesichts der unverhofften Möglichkeit, ihrer Familie so etwas Exotisches wie Bananen mitbringen zu können, durch das Schlangestehen das Rendezvous versäumt. In einer anderen Geschichte erkennt die kleine Alina, die wegen ihrer häufigen Migräneanfälle zu einer fragwürdigen Heilerin gebracht wird, dass nicht alles so ist, wie es scheint – und dass die vermeintlich böse Hexe auch bloß mit Wasser kocht.

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.06.2022

Die Hoffnung ist in uns

0

Es handelt sich hier um ein Buch mit neun Kurzgeschichten, die sich fast alle um die Stadt Magadan drehen, die im äußersten Nordosten Russlands liegt. Die Wege der Menschen in diesen Geschichten kreuzen ...

Es handelt sich hier um ein Buch mit neun Kurzgeschichten, die sich fast alle um die Stadt Magadan drehen, die im äußersten Nordosten Russlands liegt. Die Wege der Menschen in diesen Geschichten kreuzen sich, das aber nicht immer offensichtlich, sodass es mir irgendwann ein großes Anliegen war, herauszufinden, in welcher Verbindung sie zueinander stehen. Es erzählt ein Mann seine Lebensgeschichte und erst später passt ein Ereignis im Leben seiner Tochter dazu. Ein anderes Mal erfahre ich die Geschichte einer Frau, deren Enkelin mich viele Seiten später mit einer eigenen Episode entzückt. Da ein Onkel, da eine Oma, immer wieder ordne ich Personen ihrer Familie zu. Gar nicht so einfach, wenn die tatsächlichen Namen den Kosenamen weichen, nur der Verwandtschaftsgrad genannt wird oder ein russischer Ausdruck. Da kann das angehängte Glossar nur bedingt helfen, wenn ich es auch bei vielen Begriffen sehr hilfreich fand. Dennoch war ich nicht verwirrt, das meiste ergab sich von selbst.

Die Stories fand ich dabei sehr interessant, ganz besonders, weil diese in verschiedenen Jahrzehnten spielten. Daraus resultiert, dass ich sehr viel über die jeweiligen Umstände, die zu dieser Zeit in Russland herrschten, erfahren habe. Das war äußerst faszinierend, wenn auch manchmal sehr befremdlich, wenn zum Beispiel die sogenannte Kommunalka erwähnt wurde, bei der es sich um eine Gemeinschaftswohnung handelt, in der jede Familie ein Zimmer bewohnt und sich ansonsten Küche und Bad teilen muss. Feste Koch- und Waschzeiten natürlich inklusive. Eine Wohngemeinschaft, in der jede Person ein Zimmer bewohnt, kann ich mir vorstellen, aber dass ganze Familien so wohnen, ist für mich undenkbar.

Viele dieser Stories haben mich sehr berührt. Diese Menschen, die oft ohne viele Privilegien aufgewachsen sind, manche gänzlich ohne, die uns hier gar nicht mehr auffallen; ob warmes Wasser oder eine Toilette, dieser Luxus ist nicht jedem vergönnt, nicht einmal die eigenen vier Wände. Und trotzdem sind manche Träume und Hoffnungen so alltäglich, so schrecklich normal, dass es wehtut und das soll es wohl auch. Eine wunderbare Sammlung von Kurzgeschichten, die mir Lust darauf macht, mehr von dieser Autorin lesen zu wollen. Von mir gibt es vier Sterne und eine Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere