Cover-Bild Ein geschenkter Anfang
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Atlantik Verlag
  • Themenbereich: Belletristik
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 368
  • Ersterscheinung: 17.03.2017
  • ISBN: 9783455600568
Lorraine Fouchet

Ein geschenkter Anfang

Sina de Malafosse (Übersetzer)

»Wer auf meiner Beerdigung weint, mit dem rede ich kein Wort mehr«, hat Lou oft gewitzelt. Lou, die auf der kleinen bretonischen Insel ein echter Paradiesvogel war und von allen geliebt wurde. Lou mit ihren Spleens – Champagner, bitte, aber nur von Mercier! – und Macken – sie kochte miserabel, aber mit Liebe –, einem Lachen, das lauter war als das Kreischen der Möwen, und einem Herzen so weit wie das Meer. Nun ist Lou tot – und die Familie droht auseinanderzubrechen. Im Testament bittet sie ihren Mann Jo, ihr einen letzten Wunsch zu erfüllen: Er soll das zerrüttete Verhältnis zu ihren erwachsenen Kindern Cyrian und Sarah wieder kitten und beide glücklich machen. Erst dann darf er Lous letzten Brief lesen – der versiegelt, natürlich in einer Champagnerflasche, auf ihn wartet. Eine Flaschenpost, die das Leben einer ganzen Familie verändert.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.04.2017

Message in a Bottle

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Diese Geschichte beginnt, wo manch andere enden: mit dem Tod.....dem Tod von Lou, der Frau unseres Protagonisten Jo. Das Paar war eine Einheit und die Liebe überstrahlte selbst die zu ihren beiden Kindern ...

Diese Geschichte beginnt, wo manch andere enden: mit dem Tod.....dem Tod von Lou, der Frau unseres Protagonisten Jo. Das Paar war eine Einheit und die Liebe überstrahlte selbst die zu ihren beiden Kindern Cyrian und Sarah. Beide sind bereits erwachsen, aber nicht wirklich glücklich in ihrem Leben. Das hat auch Lou erkannt und stellt Jo in ihrem Testament die Aufgabe, ihre gemeinsamen Kinder wieder glücklich zu machen. Falls ihm dies gelingen sollte, erhält er eine weitere Botschaft, die sie in einer Champagnerflasche aufbewahrt und beim Notar hinterlegt hat. Diese Aufgabe stellt Jo vor ein schwieriges Problem, denn seit dem Tod von Lou scheint die Familie noch mehr auseinanderzubrechen.

Ein melancholischer und wehmütiger Anfang, der jedoch nicht anhält. Man spürt trotzdem den Verlust von Jo zwischen den Zeilen und obwohl Lou tot ist, steht sie im Mittelpunkt des Romans. Sie war das Herz der Familie, die alle zusammengehalten hat. Joe führt immer wieder Zwiegespräche mit ihr und hat selbst den Lebenswillen verloren. Nach und nach erfährt man woran Lou erkrankt ist und wie das Leben der Familie früher ausgesehen hat. Denn obwohl Joe ein liebevoller Ehemann war, war er kein guter Vater. Sein Beruf als Kardiologe stand stets an erster Stelle. Sein Sohn scheint nun einen ähnlichen Fehler zu begehen. Er hat zwei Töchter von zwei verschiedenen Frauen. Die eine, Maelle, liebt er noch immer und mit der anderen, Albane, ist er verheiratet. Doch das Ehepaar hat sich auseinander gelebt und denkt an Trennung. Die beiden Töchter, Pomme und Charlotte, könnten unterschiedlicher nicht sein. Pomme liebt die Insel und bewegt sich frei und unbeschwert auf Groix, vermisst jedoch die Liebe des Vaters, der sie gerade mal zu Weihnachten und zu Ostern besucht. Charlotte hingegen wird von ihrer Mutter überbehütet, darf weder Rad fahren, noch hat sie Freunde. Lou und Jo's Tochter Sarah hat ein anderes Handycap: sie ist wunderschön, aber leidet an einer seltenen Krankheit und benötigt Gehhilfen. Durch diese hat sie auch ihren Verlobten verloren und hat seitdem den Männern abgeschworen bzw. trifft keinen öfters als zweimal. Doch auch für sie hat das Schicksal etwas Besonderes vorgesehen.....

Die Charaktere sind alle sehr liebevoll gestaltet und haben ihre Ecken und Kanten. Der Autorin gelingt es den Leser zu überraschen und auch Schwächen oder Stärken bestimmter Figuren aufzuzeigen, die man zuerst ganz anders eingeschätzt hat.
Besonders die zehnjährige Pomme ist mir ans Herz gewachsen. Mit dem Versuch die Liebe ihres Vaters zu gewinnen, hat sie mich sehr berührt. Sehr gefallen hat mir auch ihre Idee Saxophon spielen zu lernen - wie der Papa. Und hier habe ich mit Freude entdeckt, dass ich endlich einen Roman vor mir habe, wo der Autor wirklich etwas von Musik versteht bzw. selbst Saxophon spielen muss. Wie oft habe ich schon Geschichten gelesen, wo mir bereits auf den ersten Seiten klar war, dass der/die Autor/in entweder selbst nichts von Musik versteht oder schlecht recherchiert hat. Hier erklärt Lorraine Fouchet nicht nur wie ein Saxophon aufgebaut ist, was man alles dazu benötigt, sondern auch wie man darauf spielt. Da ich aus der Musikbranche komme, war ich begeistert!

Schreibstil:
Der Schreibstil von Lorraine Fouchet ist poetisch und gefühlvoll, aber auch der Humor kommt zwischendurch nicht zu kurz. Die Kapitel sind eher kurz gehalten. Durch den Perspektivenwechsel der erzählenden Personen hat der Leser Einblick in die Gedanken aller Protagonisten und erhält einen perfekten Überblick in das Leben der Familie. Dabei hat die Autorin auch ein paar Überraschungen parat.

Die Landschaftsbeschreibungen der bretonischen Insel Groix und die Eigenheiten der Inselbevölkerung sind sehr lebendig und bildhaft beschrieben. Man spürt auch Jo's Liebe zu diesem Eiland im Atlantik, die sein Sohn nicht mit ihm teilt. Dieser lebt in Paris und genießt die Vorzüge der Stadt. Aber vorallem seine Frau Albane ist eine Stadtfrau durch und durch. Sarah lebt ebenfalls in der Stadt, an die sie vorallem beruflich gebunden ist. Sie besucht aber Groix immer wieder gerne.

Fazit:
Ein sehr gefühlvoller Roman, der mich erst ein paar Tage nachdem ich die letzte Seite gelesen hatte, mehr und mehr zu faszinieren begann. Die berührende Familiengeschichte mit dem französischen Flair schwirrte noch tagelang in meinem Kopf herum und hat mir so einige Gedanken über das Leben beschert.

Veröffentlicht am 31.03.2017

Ein geschenkter Anfang

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»Wer auf meiner Beerdigung weint, mit dem rede ich kein Wort mehr«, hat Lou oft gewitzelt.

Lou war eine besondere Frau. Sie hatte Humor und wurde von jedem gemocht und geliebt. Nach ihrem Tod hinterlässt ...

»Wer auf meiner Beerdigung weint, mit dem rede ich kein Wort mehr«, hat Lou oft gewitzelt.

Lou war eine besondere Frau. Sie hatte Humor und wurde von jedem gemocht und geliebt. Nach ihrem Tod hinterlässt sie ein Testament mit ihrem letzten Wunsch: Ihr Mann Jo soll sein zerrüttetes Verhältnis zu seinen beiden Kindern Sarah und Cyrian kitten und beide glücklich machen. Keine leichte Aufgabe für Jo. Doch er will seiner geliebten Lou diesen Wunsch erfüllen. Insbesondere deshalb, weil er erst dann Lous letzten Brief lesen darf - der in einer​ Champagnerflasche auf ihn wartet.

Der Schreibstil war sehr angenehm und die Geschichte daher flüssig zu lesen. Das Buch ist in diverse Tage unterteilt. Innerhalb dieser Tage gibt es Überschriften mit dem Namen desjenigen, aus dessen Sicht man liest. Dadurch hatte ich einen prima zeitlichen Überblick, so dass ich gut folgen konnte. Und ich konnte sehr gut in die Gedanken und Gefühle aller beteiligten Personen eintauchen. Diese verschiedenen Blickwinkel brachten mir die Charaktere sehr nahe.
Lou hatte einen ganz besonderen Humor, der durch die Erinnerungen aller, besonders aber von Jo, deutlich hervorkam. Selbst bei ihrem Testament hatte sie sich einen Spaß erlaubt. Das fand ich unheimlich sympathisch, weil so ein Teil des Ernstes und der Traurigkeit genommen wurde.
Jo muss irgendwie mit dem Verlust fertig werden. Gleichzeitig muss er sich aber noch um seine Kinder kümmern und Lous letzten Wunsch erfüllen. Keine leichte Aufgabe. Dass er manchmal auch vorm Aufgeben steht, ist nur verständlich. Ich mochte ihn sehr und konnte mit ihm mitfühlen.
Auch alle anderen Charaktere, die Kinder Sarah und Cyrian sowie Cyrians Kinder Pomme und Charlotte, sind liebevoll und authentisch beschrieben, so dass ich sie mir sehr gut vorstellen konnte. Die Entwicklungen von Lous Kindern und Enkeln waren verständlich beschrieben und ich habe sie gerne verfolgt.

Ich fand die Geschichte einfühlsam und mit einem dezenten Humor gespickt. Ich vergebe vier Sterne.

Veröffentlicht am 21.03.2017

Berührende Familiengeschichte über einen Witwer, der für das Glück seiner Kinder sorgen soll

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Joseph und Lou sind als Frührentner von Paris zurück auf die Île de Groix gezogen. Doch nach einer kurzen, unbeschwerten Zeit kam Lou mit nur sechsundfünfzig Jahren ins Pflegeheim und verstarb bald danach. ...

Joseph und Lou sind als Frührentner von Paris zurück auf die Île de Groix gezogen. Doch nach einer kurzen, unbeschwerten Zeit kam Lou mit nur sechsundfünfzig Jahren ins Pflegeheim und verstarb bald danach. Zurück bleibt ein einsamer, zweifelnder Jo, der sich um seine beiden Kinder nie sonderlich gekümmert hat. Das will Lou in ihrem Testament ändern. Sie trägt ihm auf, dafür zu sorgen, dass sie glücklich sind. Erst dann dürfe er ihren letzten Brief lesen. Jo weiß nicht so recht, wie er das angehen soll, denn vor allem sein Sohn beginnt nach Lous Tod, den Kontakt aufs Nötigste zu reduzieren. Mittels Google Alerts und hilfsbereiten Freunden beginnt er, erst einmal mehr über das Leben seiner Kinder in Erfahrung zu bringen…

Das Cover des Buches zeigt eine Küste mit Leuchtturm in Hintergrund, an der ein Mann mit einem Mädchen spielt. Die Kulisse passt gut zur Île de Groix sein, auf der ein Großteil der Geschichte spielt. Die abgebildeten Menschen könnten Jo mit seiner Enkelin Pomme sein, wobei letztere mit ihren zehn Jahren eigentlich schon zu alt für das gezeigte Kind ist.

Das Buch startet bedrückend mit der Beerdigung von Lou. Sowohl Jo als auch Pomme sprechen währenddessen in Gedanken zu ihr und teilen mit ihr, was ihnen durch den Kopf geht. Um den Leser gleichzeitig abzuholen, erzählen sie Lou Dinge, die sie eigentlich wissen sollte. Dadurch wirkte die Sprache auf mich etwas holprig. Das gibt sich aber bald und ich fand immer besser in die Geschichte hinein.

Die Autorin hat Charaktere erschaffen, ich die ich mich schnell einfühlen konnte. Jo fühlt sich von Lou allein gelassen; er kann mit ihrem Auftrag wenig anfangen und hat auch wenig Antrieb, allein weiterzumachen. Aufheiterungsversuche seiner Freunde und seiner Enkelin Pomme sind nicht sonderlich erfolgreich. Jo zieht sich zunehmend zurück und es kommt zu berührenden Szenen, in denen er in Erinnerungen schwelgt und Entscheidungen trifft, in denen eine Depression aus ihm spricht. Der Entschluss, mehr über das Leben seiner beiden Kinder herauszufinden, gibt ihm schließlich eine neue Aufgabe.

Zu Erzählabschnitten aus Jos Sicht gesellen sich recht früh Abschnitte aus Pommes Perspektive und später auch aus derer seiner Kinder und einiger wichtiger Nebencharaktere. Pomme habe ich schnell ins Herz geschlossen. Sie hängt sehr an ihrem Großvater und wünscht sich eine bessere Beziehung zu ihrem Vater, dessen Besuche immer seltener werden. Sie ist lebensfroh und geht Dinge beherzt an. Darin unterscheidet sie sich von ihrer Halbschwester Charlotte, deren altkluge Sprache für mich nicht zu einer Neunjährigen passte und die aus dem Stehgreif eine psychologische Selbstanalyse zum Besten gibt. Auch Jos Kinder Sarah und Cyrian lernt man besser kennen. Beide sind in ihren Jobs äußerst erfolgreich. Doch erstere trifft keinen Mann mehr als zweimal, seit ihr Verlobter sie aufgrund ihrer Erkrankung verlassen hat und letzterer führt eine erkaltete Ehe mit der Mutter seiner zweiten Tochter, die er regelmäßig betrügt.

Mit dem Beginn von Jos Nachforschungen zum Leben seiner Kinder dringt man immer tiefer in das Beziehungsgeflecht der Familie vor. Man versteht zunehmend, was die einzelnen Charaktere antreibt und warum sie in bestimmten Verhaltensmustern gefangen sind. Der bedrückende Ton der Geschichte wird gelegentlich durch amüsante Szenen aufgelockert, zum Beispiel wenn Jo sich Google Alerts zur Beobachtung seiner Kinder einrichtet oder Freunde als Schauspieler instruiert, die Charakterstärke der Frauen in Cyrians Leben zu prüfen. Unauffällig und punktuell mischt sich Jo in Sarahs und Cyrians Leben ein, um sie in die richtige Richtung zu schubsen – mit unterschiedlichem Ergebnis. Schließlich kommt es zu einem dramatischen Ereignis, das alle stark ins Nachdenken bringt und schließlich zu einem versöhnlichen Ende, das ich sehr passend fand.

„Ein geschenkter Anfang“ erzählt von der Familie der verstorbenen Lou, die von ihrem Mann verlangt, für das Glück der gemeinsamen Kinder zu sorgen. Der Fokus verschiebt sich langsam von ihm und seiner Trauer hin zur Frage, was im Leben seiner Kinder denn fehlt. Mit der Zeit fand ich immer besser in die Story hinein, begegnete Charakteren, in die ich mich hineinfühlen konnte und erlebte Momente, die mich berührten. Diese nachdenkliche und doch nach vorn schauende Familiengeschichte vor der Kulisse der traumhaften Île de Groix empfehle ich gern weiter.