Cover-Bild Sag nicht, wir hätten gar nichts
24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Luchterhand
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 656
  • Ersterscheinung: 04.09.2017
  • ISBN: 9783630875200
Madeleine Thien

Sag nicht, wir hätten gar nichts

Roman
Anette Grube (Übersetzer)

Ein preisgekrönter Roman über China von den 1940ern bis heute, über zwei eng verbundene Musikerfamilien und ihr Schicksal. Die herzzerreißenden Lebensgeschichten der Musiker, ihrer Freunde, Familien und Geliebten, die in den Strudel der Politik geraten, in das Auf und Ab von Revolution, Gewalt und Unterdrückung, führen zu der universellsten und zugleich privatesten aller Fragen: Wie kann der Mensch sich selbst treu bleiben, lieben und kreativ sein, wenn er sich verstellen und verstecken muss, weil er um sein Leben fürchtet? Erzählerin dieses vielschichtigen Epos ist Marie, die mit ihrer Mutter in Kanada lebt und nicht versteht, warum ihr Vater nach China zurückgekehrt ist. Als sie zehn Jahre alt war, haben sie einen Gast bei sich aufgenommen, die junge Ai-ming, die nach dem Massaker am Platz des Himmlischen Friedens aus Peking geflohen ist. Marie ahnte bald, dass sie eine gemeinsame Geschichte haben, und nun versucht sie, Licht ins Dunkel der Vergangenheit zu bringen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.08.2023

Musikalische Umerziehung

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Maries Eltern leben in Kanada nachdem sie aus China ausgewandert sind. Allerdings hat der Vater die Familie verlassen und ist nach Hongkong gegangen. Als ihre Mutter im Jahr 1990 erfährt, dass ihr Ex-Mann ...

Maries Eltern leben in Kanada nachdem sie aus China ausgewandert sind. Allerdings hat der Vater die Familie verlassen und ist nach Hongkong gegangen. Als ihre Mutter im Jahr 1990 erfährt, dass ihr Ex-Mann sich umgebracht hat, ist Marie erst zehn Jahre alt. Als kurz darauf die junge Ai-Ming nach den Demonstrationen auf dem Tiananmen Platz bei Marie und ihrer Ma auftaucht, hoffen Mutter und Tochter, eine Erklärung für den rätselhaften Selbstmord des Vaters zu bekommen. Jedoch hat Ai-Ming eine ganz eigene Geschichte zu erzählen. Und gemeinsam erfahren sie eine Geschichte zweier Familien, deren Leben von der Musik und der Kulturrevolution in China geprägt ist.

Sind Marie und ihre Eltern in Kanada heimisch geworden? Allem Anschein nach ist in ihrem Leben eine Leerstelle geblieben. Das gilt wohl in erster Linie für den Vater, der doch sein halbes Leben in China zurückgelassen hat. Ein Teil dieser Hälfte besteht aus Ai-Mings Familie, die auch Verluste zu erleiden hatte. Doch ihren Anfang nimmt die Geschichte in den 1940ern als ein Paar sich findet, über Aufzeichnungen eines Autors und die Affinität zur Musik und einigen großen europäischen Komponisten.

Im Jahr 2016 erstmals veröffentlicht zeigt dieser Roman einen Teil der modernen chinesischen Geschichte. Aus einem in sich ruhenden Land wurde eines, dessen Bevölkerung umerzogen werden musste, um zu guten Kommunisten zu werden. Natürlich blieb dabei einiges auf der Strecke. Menschen, die ein musisches Interesse und Talent hatten, oder die eine Liebe zu alten chinesischen Schriften und auch westlichen Büchern hatten, mussten um ihren Status und mitunter sogar um ihr Leben fürchten. Manchmal blieb keine andere Möglichkeit als das Land zu verlassen. Doch auch in der Ferne ist es nicht immer leicht, selbst wenn man keinen staatlichen Zwängen ausgesetzt ist, so ist es doch nicht jedem gegeben, seinen inneren Frieden zu finden.

Diese vielschichtige Erzählung mag zwar in manchen Bereichen etwas ausführlich geraten sein, doch fasziniert sie durch ihre geschickte Komposition und die liebevollen Worte zur chinesischen Sprache. Diesen Roman kann man nicht einfach so weglesen, doch die Zeit, die man benötigt, ist gut angelegt.

Veröffentlicht am 31.01.2018

Ein gutes Buch

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Marie lebt mit ihrere Mutter in Vancouver, Canada. Ihre Eltern stammen beide aus dem chinesischen Raum und Marie wächst mit viel Einfluss der Kultur der Eltern auf. Ihr Vater war Komponist und zusammen ...

Marie lebt mit ihrere Mutter in Vancouver, Canada. Ihre Eltern stammen beide aus dem chinesischen Raum und Marie wächst mit viel Einfluss der Kultur der Eltern auf. Ihr Vater war Komponist und zusammen hörten sie sich leidenschaftlich gern klassische Musik an, wie zum Beispiel Beethoven. Doch eines Tages verlässt Maries Vater die Familie, um nach China zu gehen. Dort herrscht politische Aufruhr und es findet dann ein Massaker statt, das Massaker am Platz des Himmlischen Friedens. Und dann erreicht Marie die Nachricht: Ihr Vater hat sich umgebracht. Marie ist zu dem Zeitpunkt erst 10 Jahre alt. Einige Zeit nach dem Selbstmord des Vaters nimmt Maries Mutter ein Mädchen aus China auf, die neunzehnjährige Ai-Ming. Sie ist nach dem Massaker aus Peking geflohen. Kurz nach ihrer Ankunft, merken Marie und Ai-Ming, dass ihre Familien eine enge gemeinsame Vergangenheit haben – nicht nur, weil ihre Väter sehr gute Freunde waren und die Leidenschaft zur Musik geteilt haben. Die beiden Familien hüten ein Geheimnis – ein nicht gerade ungefährliches Geheimnis zu jener Zeit in China, als Maris Vater noch dort gewohnt hat. Tausend Fragen schwirren Marie durch den Kopf und über Jahre hinweg versucht sie, diese zu lösen und hinter das Geheimnis ihres Vaters zu kommen. Doch wird ihr das gefallen was sie finden wird? Und in wie weit ändert sich ihr Leben?

Man lernte Marie als zehnjähriges Mädchen kennen und ihr Charakter verläuft im Laufe des Buches einer unglaublichen Verwandlung. Sie wird vom kleinen, unwissenden, neugierigen Mädchen zu einer intelligenten, ehrgeizigen und wissbegierigen Frau. Mir hat ihr Charakter gut gefallen, da man ihre Handlungen oft verstehen konnte.

Madeleine Thien hat einen wirklich außerordentlichen Schreibstil. Mir hat an dem Buch besonders gut gefallen, dass sie die Chinesische Kultur so unglaublich gut miteinbezogen hat. Sie erläutert Schriftzeichen, ohne dass es langweilig oder uninteressant ist. Außerdem kann die Autorin Spannung aufbauen und vor allem auch halten! Die Geschichte hat mir auch gut gefallen, wobei ich allerdings die Beziehung zwischen Marie und ihrer Mutter ein bisschen grotesk fand. Die beiden haben wirklich einen besonderen Draht zueinander und es mag daran liegen, dass die beiden ihren geliebten Vater und Ehemann verloren haben, dass ihr Verhalten mir so ungewöhnlich zueinander vorkam.

Meine Bewertung: 4/5

Veröffentlicht am 09.10.2017

Bewegende Familiensaga!

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In diesem Buch wird die Geschichte von drei Generationen von Musikerfamilien während des Aufstiegs der chinesischen Partei in den 1940er-Jahren und der etwas später darauf folgenden Kulturrevolution. Dabei ...

In diesem Buch wird die Geschichte von drei Generationen von Musikerfamilien während des Aufstiegs der chinesischen Partei in den 1940er-Jahren und der etwas später darauf folgenden Kulturrevolution. Dabei behandelt das Buch vor allem das Thema, wie kann man sich selbst und seiner Leidenschaft treu bleiben, wenn sein eigenes Land durch politische Unruhen zerrüttelt wird und man um sein und das Leben seiner Liebsten fürchtet.

Etwas das ich schon während des Lesens sehr bedauert habe, war die Tatsache, dass ich sehr wenig über die Geschichte Chinas weiß. In meinem Geschichteunterricht beschränkten wir uns vor allem auf die europäische Geschichte. Ich glaube, ich hätte den Roman noch einmal mit ganz anderen Augen betrachtet, wenn ich schon zuvor mehr über die politischen Unruhen in China gewusst hätte. Dennoch muss ich sagen, dass mich das Buch sehr bewegt und einen tiefen Eindruck hinterlassen hat. Gerade dadurch, dass man die Geschichte Chinas durch drei verschiedene Generationen erlebt, zeigt noch einmal deutlicher wie schlimm es für die Menschen in dieser Zeit gewesen sein muss.

Es brauchte jedoch eine Weile bis die Geschichte mich für sich gewonnen hat. Dadurch, dass das Buch sehr viele Charaktere enthält, war ich anfangs sehr verwirrt wie nun die Beziehungen zwischen den Personen sind. Das hat sich leider bis ans Ende durchgezogen, obwohl ich mir von Kapitel zu Kapitel immer leichter tat. Trotzdem hat dieser Aspekt das Lesevergnügen doch etwas eingeschränkt und das finde ich sehr schade. Wäre vorne im Buch ein kurzer Stammbaum, oder zumindest ein Personenverzeichnis gewesen, hätte man dieses Problem gelöst. Ich könnte mich nämlich vorstellen, dass es mehreren Lesern diesbezüglich gleich geht wie mir.

Ansonsten kann ich zu diesem Werk aber keine Kritik finden. Madeleine Thien erzählt in einem wundervollen Schreibstil auf berührende Weise wie viel Schrecken sich in der Geschichte China versteckt. Dabei geht sie sehr stark auf die Gefühle und das Innenleben ihrer vielseitigen Charaktere ein und schafft es, mich vollkommen in den Bann zu ziehen. Das Buch ist wirklich keine einfache Lektüre und mit viel Schmerz verbunden. Gleichzeitig gibt es selbst in dieser dunklen Zeit Momente in denen die Protagonisten Hoffnung schöpften und diese gefielen mir am besten. Ich bin sehr dankbar, dass Madeleine Thien einen Teil der chinesischen Geschichte in ihrem Buch festhält und an uns Leser weitergibt.

FAZIT:
Eine bewegende Familiensaga, die ein erschütterndes Portrait einer Musikerfamilie während der politischen Krisen in China darstellt. Anfangs fiel es mir etwas schwer die Personen zuzuorden, doch je weiter man liest, desto mehr beginnt man sich in der Geschichte zu verlieren und mit den Charakteren zu weinen, zu lachen und zu hoffen.