Cover-Bild Quicksand: Im Traum kannst du nicht lügen
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11,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Lübbe
  • Themenbereich: Belletristik - Thriller: Polit und Justiz
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Seitenzahl: 464
  • Ersterscheinung: 04.04.2019
  • ISBN: 9783404179633
  • Empfohlenes Alter: ab 16 Jahren
Malin Persson Giolito

Quicksand: Im Traum kannst du nicht lügen

Roman
Thorsten Alms (Übersetzer)

Stockholm: Nach einem Blutbad an einem Gymnasium steht die achtzehnjährige Maja vor Gericht. Sie hat geschossen, und unter den Toten sind ihre beste Freundin Amanda, ihr Freund Sebastian und der Lehrer Christer. Wie konnte es dazu kommen, dass dieses einstmals so beliebte Mädchen zur meistgehassten Person Schwedens wurde? Und ist sie überhaupt eine Mörderin?




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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.08.2019

Schwierig

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Dieses Buch ist vor allem eins: anstrengend.
Bevor man es aufschlägt, sollte man wissen, dass man sich während der gesamten Geschichte im Kopf der Protagonistin Maja befindet. Und die ist ätzend, nervig, ...

Dieses Buch ist vor allem eins: anstrengend.
Bevor man es aufschlägt, sollte man wissen, dass man sich während der gesamten Geschichte im Kopf der Protagonistin Maja befindet. Und die ist ätzend, nervig, verurteilend, überheblich, fies, egoistisch - mit Absicht, denn die Autorin weiß, was sie da tut.

Die Story beginnt, als Maja vor Gericht sitzt. Alles ist bereits vorbei, wir erfahren am Rande von einem Schulmassaker, an dem sie hauptsächlich beteiligt gewesen sein soll.
Und während die Staatsanwältin die Anklageschrift verliest, während Tag um Tag der Verhandlung vergeht, fängt Maja an, zurückzudenken, abzuschweifen, zu überlegen.
Vieles hat am Anfang wenig mit der eigentlichen Geschichte und dem, was man so dringend wissen will, zu tun.
Es geht oft um kleine Anekdoten, Erinnerungen an früher und darum, wie Maja sich das Leben anderer so vorstellt.
Dabei steckt sie Menschen, die sie kaum kennt, in winzig kleine Schubladen - und ärgert sich darüber, dass andere das mit ihr machen.
In seitenlangen gedanklichen Monologen ergießt sie sich in diesen Vorstellungen. Es geht die ganze Zeit so "sie ist der Typ, der...", "ich schätze mal, er wird jeden Tag...", "ich kann mir richtig vorstellen, wie..."
Das sagt sehr wenig über die gemeinten Personen aus, dafür aber umso mehr über Maja selbst. Sie mag niemanden, findet jeden und jede scheiße und hält sich für ach so viel besser als alle anderen.
Um dem ganzen dann die Krone aufzusetzen, werden relativ zum Schluss die Lesenden selbst angesprochen und Maja mutmaßt, wie wir so drauf sind, aus welcher Gesellschaftsschicht wir kommen etc.
Im Prinzip liest man also hunderte Seiten, auf denen sie erklärt, wie "blöd" und "hässlich" und "oberflächlich" und "unwissend" jemand ist, wie deep sie selbst ist und dass sie die Partys und den oberflächlichen Kram eigentlich gar nicht mag (und da kann sie uns an manchen Stellen noch so oft sagen, dass sie sich ja auch manchmal dumm vorkommt oder irgendwas nicht verstanden hat, sie ist und bleibt arrogant).
Sie beleidigt gedanklich ihre Eltern und ihre beste Freundin (man bekommt regelrecht den Eindruck, die würde sie richtig hassen) und erklärt uns dann, dass sie diese Menschen trotzdem sehr liebt.
All das lesen wir, damit uns Maja am Ende sagt: "Na? Ihr mögt mich nicht, was? Ihr habt auch so gar nichts verstanden!"
Hm, ja, wahrscheinlich. Augenrollen

Im Buch werden außerdem wahnsinnig viele Themen untergebracht: Sexismus, Rassismus, Wirtschaft, Steuern, Drogen, (sexualisierte) Gewalt, psychische Erkrankungen, die Schere zwischen arm und reich...
Dabei hat Maja von allem eine Vorstellung, aber von nichts so wirklich Ahnung, was wiederum zu ihrem Alter und ihrem behüteten Lebensstil passt.
Gelegentlich fühlte ich mich sogar an mich selbst als Teenie erinnert (bis auf den Lebensstil) und war fast schon ein wenig peinlich berührt.

Eine Sache, die mir in diesem Buch ebenfalls eher weniger gefallen hat, waren die Beziehungen und die Glaubwürdigkeit.
Ich habe halt z.B. einfach nicht verstanden, was die Jungs von ihr wollten, warum sie was mit ihr anfingen. Viel showing, wenig telling, wie wir Engländer sagen. ;)
Es wird nichts romantisiert und es gibt auch keinen dicken Zuckerguss, was ich der Autorin hoch anrechne. Grade zum Schluss (ohne das ich spoilern will) fand ich Majas Stimme am stärksten, ihre Bürde schlimm und ihr Umfeld und den Umgang mit dem Thema noch schlimmer.
Dennoch habe ich nicht verstanden, wieso es überhaupt angefangen hat. Gut, dafür bräuchte man vielleicht Sebastians Stimme, oder die des anderen Jungen, Maja kann ja auch nicht alles wissen.

Gut gefallen hat mir dagegen aber das etwas zurechtgerückte Bild von Schweden, das mir dieses Buch durch die Wirtschafts- und Steuerthemen vermittelt hat. Grade hier in Deutschland neigt man ja dazu, die skandinavischen Länder als reinstes Paradies, in dem alles immer super läuft, darzustellen und das ist selbstverständlich Unsinn.
Natürlich gibt es auch dort Probleme, der Kapitalismus greift um sich, die Reichen werden reicher... verglichen mit Deutschland ist Schweden aber immer noch meilenweit vorne und die geben sich wenigstens Mühe und versuchen, ihr Land zu einem schöneren Ort für alle zu machen.

Bei der Art der Erzählung (alles in Majas Kopf und ausschließlich durch ihre Brille und Rückblenden) war ich meistens hin- und hergerissen. Mal hielt ich sie für ein großartiges Konzept für den Spannungsbogen, mal für völlig unnötiges in die Länge ziehen.

Der Schreibstil ist für mich das beste am gesamten Buch. Ich halte die Autorin für unheimlich klug und talentiert und das ist auch der Grund, warum ich dem Buch trotz meiner harschen Kritik 3 Sterne gebe. Weniger hat es einfach nicht verdient, schon gar nicht nur, weil hier anscheinend mein Geschmack nicht immer so getroffen wurde.

Für mich war es im Endeffekt aber leider zu überladen, zu viel pubertäres Geschwurbel und Teenie-Drama, zu viele gewollt unsympathische Charaktere, zu gewollt deep, zu gewollt provokant, einfach zu gewollt. Ich war ziemlich erleichtert, als ich die letzte Seite gelesen hatte und das Buch schließen konnte.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Unbeteiligt

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Maria Norberg ist angeklagt an der Planung und Durchführung der Ermordung ihrer Klassenkameraden beteiligt zu sein. Jetzt steht sie vor Gericht. Aber was führte zu dieser schrecklichen Tat?

„Quicksand ...

Maria Norberg ist angeklagt an der Planung und Durchführung der Ermordung ihrer Klassenkameraden beteiligt zu sein. Jetzt steht sie vor Gericht. Aber was führte zu dieser schrecklichen Tat?

„Quicksand – Im Traum kannst du nicht lügen“ ist die Geschichte eines Amoklaufs und seiner Nachwirkungen aus der Sicht der der Mittäterschaft angeklagten Maria „Maja“ Norberg, die hier als Ich-Erzählerin auftritt. Allerdings konnte Maja mich weder als Charakter noch als Erzählerin wirklich überzeugen. Dabei war der Anfang des Buches vielversprechend. Denn der Anfang ist eindringlich und bedrückend zugleich und von einem regelrecht spannungsgeladenen Schweigen umgeben, der alles wie unter einer Glocke erscheinen lässt. Im positiven Sinne. Was allerdings nicht lange so bleibt. Denn die Spannung verflüchtigt sich, aber die Glocke bleibt, was Maja seltsam unbeteiligt erscheinen lässt, als würde sie dies alles gar nichts angehen. Und die Gefühle, die aus ihrer Richtung kommen sind Sarkasmus, Wut und Genervtheit, was diesen Eindruck nur noch verstärkt.
Gleichzeitig wirkt die ganze Geschichte langatmig und schwerfällig, was sich natürlich auch im Lesetempo niederschlägt. In der zweiten Hälfte des Buches wird es zwar etwas besser und Geschichte und Maja scheinen aus ihrer Schockstarre zu erwachen und Gefühle brechen sich ihre Bahn, aber zu fesseln weiß das Buch trotzdem immer noch nicht.

Allein schon die erschreckende Tat, die im Mittelpunkt des Buches steht, sollte eigentlich dafür sorgen, dass man sich an die Seiten gefesselt fühlt, weil man die Hintergründe ergründen will, die letztendlich dazu führten. Aber bis auf den Anfang fehlt dem Buch einfach etwas. Es ist zu nüchtern, ohne rechten Tiefgang. Das Thema hätte besser verpackt sein können.