Berührend und aufwühlend
Geschichtliche Erzählungen lese ich mit Vorliebe und mit hohem Interesse. Ist es doch nicht zuletzt das vergangene Zeitgeschehen, was unsere Gegenwart und damit auch die Zukunft prägt und weiterhin prägen ...
Geschichtliche Erzählungen lese ich mit Vorliebe und mit hohem Interesse. Ist es doch nicht zuletzt das vergangene Zeitgeschehen, was unsere Gegenwart und damit auch die Zukunft prägt und weiterhin prägen wird. Viele geschichtliche Darstellungen, die ich gelesen habe, handeln vom Zweiten Weltkrieg. Und ja, auch „Von Ostpreußen in den Gulag. Eine Reise auf den Spuren meiner Großmutter“ von Marcel Krueger handelt von dieser schrecklichen Zeitepoche, die das Leben aller auf unserem Erdball verändert hat. Und doch geht die Erzählung vom Autor viel weiter. Und ich muss gestehen, ich war in dieser Hinsicht noch völlig uninformiert. Klar wusste ich, dass es nach dem Zweiten Weltkriege sowjetische Kriegsgefangene gab, um den Wiederaufbau des Landes voranzutreiben. Aber so richtig Gedanken habe ich mir da nie gemacht. Die Kriegsgefangenen waren eher ein Nebensatz, auch in unserem Geschichtsunterricht, zumindest wenn ich in meinen schulischen Erinnerungen nachforsche. Doch der Autor Marcel Krueger zeigt dem Leser, dass dies nicht so war. Und nachdem ich dieses Buch, welches mich sogleich fasziniert und natürlich auch abgeschreckt hat, gelesen habe, weiß ich, dass die unzumutbaren, unmenschlichen Zustände der Gefangenen im Zweiten Weltkrieg – speziell der Konzentrationslager – wahrscheinlich dem der Zustände in den Gulags – der Kriegsgefangenenlager – in nichts nachstanden. Besonders erschütternd ist für mich der Umstand, dass viele der Gefangenen, ob sie nun auf der Seite der SS standen oder nicht, einfach so verhungert sind. Und dennoch musste Akkordarbeit geleistet werden. Marcel Krueger beschreibt in seinem Buch „Von Ostpreußen in den Gulag. Eine Reise auf den Spuren meiner Großmutter“ eben die Reise seiner Großmutter als sowjetische Kriegsgefangene. Und parallel reist er ihr nach, wenn auch viele Jahre später. Er kommt an Orte, wo die Oma scheinbar Station gemacht haben muss, unterhält sich mit Land und Leuten und fühlt sich somit seiner verstorbenen Großmutter noch einmal so richtig nah. Für mich ist die Erzählung berührend und gleichzeitig, wie gesagt, auch abschreckend. Und es zeigt dem Leser auch noch mal eine weitere Sichtweise auf die Gräueltaten der Menschheit.