Cover-Bild Und du bist nicht zurückgekommen
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15,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Insel Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 111
  • Ersterscheinung: 06.09.2015
  • ISBN: 9783458176602
Marceline Loridan-Ivens, Judith Perrignon

Und du bist nicht zurückgekommen

Eva Moldenhauer (Übersetzer)

Marceline ist fünfzehn, als sie zusammen mit ihrem Vater ins Lager kommt. Sie nach Birkenau, er nach Auschwitz. Sie überlebt, er nicht. Siebzig Jahre später schreibt sie ihm einen Brief, den er niemals lesen wird.

Einen Brief, in dem sie das Unaussprechliche zu sagen versucht: Nur drei Kilometer sind sie voneinander entfernt, zwischen ihnen die Gaskammern, der Geruch von brennendem Fleisch, der Hass, die Unausweichlichkeit der eigenen Verrohung, die ständige Ungewissheit, was geschieht mit dem anderen? Einmal gelingt es dem Vater, ihr eine kleine Botschaft auf einem Zettel zu übermitteln. Aber sie vergisst die Worte sofort – und wird ein Leben lang versuchen, die zerbrochene Erinnerung wieder zusammenzufügen.
Marceline Loridan-Ivens schreibt über diese Ereignisse und über ihre unmögliche Heimkehr, sie schreibt über ihr Leben nach dem Tod, das gebrochene Weiterleben in einer Welt, die nichts von dem hören will, was sie erfahren und erlitten hat. Und über das allmähliche Gewahrwerden, dass die Familie ihren Vater dringender gebraucht hätte als sie: »Mein Leben gegen deines.«

Und du bist nicht zurückgekommen ist eine herzzerreißende Liebeserklärung, ein erzählerisches Meisterwerk, ein einzigartiges Zeugnis von eindringlicher moralischer Klarheit – das wohl letzte Zeugnis seiner Art.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Und Du bist nicht zurückgekommen

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Eigene Inhaltsangabe:
Marceline wird zusammen mit ihrem Vater deportiert als sie 15 ist. Jedoch kommt sie nach Birkenau und er nach Ausschwitz. Es ist nicht weit voneinander entfernt und doch ist es für ...

Eigene Inhaltsangabe:
Marceline wird zusammen mit ihrem Vater deportiert als sie 15 ist. Jedoch kommt sie nach Birkenau und er nach Ausschwitz. Es ist nicht weit voneinander entfernt und doch ist es für die beiden sehr weit voneinander weg. Ihr Vater lässt ihr einmal einen Zettel zu kommen, doch das Problem ist das Marceline sich heute nur noch an den Anfang „Mein liebes Mädchen“ und das Ende dem Namen ihres Vaters erinnert. Diese Tatsache quält sie Jahre lang doch auch macht sie klar, dass man vergessen musste, um überhaupt zu überleben. In dem Buch erzählt sie von ihrer „Reise“, dem Erlebten, der Zeit nach der Rückkehr und ihrem neuem Leben.

Meine Meinung:
Das Buch ist nicht sonderlich dick (111 Seiten), jedoch ist es sehr intensiv. Ich konnte es einfach nicht aus der Hand legen und habe es an einem Stück durchgelesen. Bildlich konnte ich mir die Szenen teilweise vorstellen und mich überfiel eine Gänsehaut. Das Leben in Birkenau z.B. kaum Nahrung, Schläge, Kleidung von Toten durchwühlen, Kleidung von Toten tragen, Gräber für die bald Sterbenden ausheben und der grässliche Geruch der von den Krematorien ausging. Für jemanden der nicht dort war unvorstellbar. Doch Marceline beschreibt es so, dass man selber Angst beim Lesen bekommt…
Auch beschreibt sie das Leben nach ihrer Rückkehr. Normalerweise sollte man Freude erwarten. Auf Marcelines Seite und auf der Seite der verbliebenen Familie. Doch Marcelines Mutter will das sie einfach nur vergisst und funktioniert. Fragt sie sogar ob sie vergewaltigt wurde, was nichts anderes heißen sollte wie: „Bist Du noch rein und zur Heirat geeignet?“ Da stockte mir wirklich der Atem. Teilweise fand ich das noch schlimmer, wie alles andere. Da konnte ich einfach nur tiefstes Mitleid empfinden.
Schön hingegen war, dass Marceline ihren Weg doch noch gefunden hat und davon berichtet. Von ihrem zweiten Ehemann, der 30 Jahre älter war und demnach im Alter von ihrem Vater. Ich fand es schön das sie betont, dass er kein Vaterersatz in dem Sinne war, denn diesen Platz konnte keiner einnehmen.

Fazit:
Ein wirklich intensives Buch, dass die Erinnerung an die damalige Zeit festhält und vor Augen führt. Ich schätze für Marceline Loridan-Ivens (geb. Rozenberg) war das ein wichtiger Schritt, endlich jedem ihre Geschichte mitteilen zu können und ihrem Vater an den das Buch/Brief gerichtet ist ihre, Liebe zu vermitteln.

Veröffentlicht am 12.01.2021

Du hättest überleben können

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„Du sollst wissen, dass unsere Familie es nicht überlebt hat. Sie ist zerbrochen. Du hattest Träume, die für uns alle zu groß waren, wir sind ihnen nicht gewachsen gewesen.“

Inhalt

Marceline und ihr ...

„Du sollst wissen, dass unsere Familie es nicht überlebt hat. Sie ist zerbrochen. Du hattest Träume, die für uns alle zu groß waren, wir sind ihnen nicht gewachsen gewesen.“

Inhalt

Marceline und ihr Vater erleben die Schrecken des Holocaust aus nächster Nähe, sie wird in das Vernichtungslager Birkenau deportiert, ihr Vater kommt nach Auschwitz, nur wenige Kilometer voneinander entfernt, fristen sie, behandelt wie Tiere auf dem Weg zum Schlachthof, ihr Dasein. Jeden Tag sterben tausende Menschen in den Gaskammern, durch Heldenmut oder einfach in Reihen aufgestellt vor ihren selbstausgehobenen Gräbern und einen fast gnädig anmutenden Rückenschuss. Alle die heute nicht sterben, könnten morgen tot sein oder übermorgen – das Überleben scheint zunächst das einzige Ziel aber die Wahrscheinlichkeit auf ein gutes Ende sinkt mit jedem Tag in Gefangenschaft.

Marceline schafft es dennoch, sie kehrt irgendwann zurück nach Hause zu ihrer Mutter und den Geschwistern, dies hat ihr Vater ihr damals kurz vor der Trennung prophezeit, weil sie jung ist, wird sie es schaffen. Doch ihr Lebensweg und der der anderen Hinterbliebenen wird nie mehr so sein, wie erhofft, denn Marceline glaubt, es wäre besser gewesen, ihr Vater wäre an ihrer statt nach Hause gekommen. Im hohen Alter von 86 Jahren schreibt sie ihm diesen Brief, einen Abriss über ihre Gedankenwelt und markante Lebenspunkte, die er nie mit ihr teilen konnte und die sie dennoch erzählen möchte, damit er weiß, wie sehr sie ihn all die Jahre vermisst hat.

Meinung

Die Thematik der Judenverfolgung ist für mich immer eine ganz Besondere, nicht nur weil solche Erzählungen auch Jahrzehnte nach ihrem Geschehen tief beeindrucken können, sondern auch, weil diese Schrecken nicht in Vergessenheit geraten dürfen. Immer wieder zieht es mich auf dieses literarische Feld, egal ob es sich dabei um einen autobiografischen Text oder eine fiktive, realitätsorientierte Geschichte handelt.

Gerade wenn eine Überlebende erzählt, beschleicht mich beim Lesen des Textes normalerweise eine große Betroffenheit. In diesem Brieftext ist das meines Erachtens nicht so gut gelungen, weil Marceline gerade die Zeit im Konzentrationslager weitestgehend ausblendet und sich stattdessen mit der eigenen Schuld auseinandersetzt. Sie versucht sich zu erklären, ihren Lebensweg irgendwie zu rechtfertigen und das Auseinanderbrechen der Familie zu schildern, die nichts nötiger gebraucht hätte, als eine starke Vaterfigur und nicht eine hilflose Jugendliche, die zwar überlebt hat, aber nie mehr so sein konnte, wie vor ihrer Internierung.

Der Schreibstil des Buches ist sehr gut, die einzelnen Sätze sind kurz, prägnant und von immenser Kraft, aber alles bleibt fragmentarisch, weil sich hier Vergangenheit und Gegenwart auf so engem Raum begegnen, dass der Leser immer nur kurz das persönliche Leid aufblitzen sieht. Diese Erzählung hätte gerne den doppelten oder dreifachen Umfang haben können und gerade die Zeit in Birkenau und die Verwandlung eines Mädchens angesichts der traumatischen Erlebnisse hätte einen größeren Stellenwert bekommen können.

Doch Marceline erzählt lieber Episoden aus ihrem Erwachsenenalter, als sie einen 30 Jahre älteren Mann geheiratet hat, der vielleicht mit ihrem Vater harmoniert hätte und der genau diese Funktion in ihrer Beziehung einnahm – ein verlässlicher, älterer Partner, der den verlorenen Menschen ein wenig ersetzen sollte. Emotional ist mir dieser Text leider nicht nahegekommen, ein sehr seltenes Ereignis bei dieser Art der Lektüre, die mich im Normalfall sehr mitnimmt und tief bewegt. Allerdings entscheidet jeder selbst, gerade bei einer Biografie, was er zum Ausdruck bringen möchte, deshalb möchte ich über den Inhalt und die für mich fehlenden Puzzleteile auch nicht urteilen, denn rein literarisch ist es ein gutes, lesenswertes Zeitdokument.

Fazit

Ich vergebe 4 Lesesterne für diese kurze Liebeserklärung an den Vater, der eine so große Lücke im Leben seiner Tochter und der Familie hinterlassen hat, dass dieser Umstand in Anbetracht der menschenverachtenden Verhältnisse in den Lagern so schwer wiegt, wie nichts anderes. Marceline schreibt erstaunlich neutral und immer in Erinnerungen schwelgend, so dass die Realität zu einer Hintergrundmelodie verklingt, während das Vermissen des geliebten Menschen ganz im Zentrum des Textes steht. Und der Rückblick auf das eigene Leben steht genau unter diesem Stern – Marceline hat gelebt, weil ihr Vater es so wollte, nicht weil sie es tatsächlich konnte.

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