Das Cover gefiel mir bereits, als ich die ersten Fotos sah. Als ich mein Exemplar dann in den Händen hielt, sprach mich vor allem der schöne Schriftzug an, der sich haptisch vom Rest abhob. Ein Highlight war, dass es eine Karte zur Geschichte gibt. Ich finde es toll, wenn ich zwischendurch die Handlungsorte verfolgen kann.
Die Kapitel wurden aus verschiedenen Perspektiven erzählt, die zu Beginn namentlich gekennzeichnet wurden. Dabei bediente sich die Protagonistin Adelina der Ich-Perspektive und die anderen der eines Erzählers in der dritten Person.
Sie endeten meistens mit einem kleinen Cliffhanger, sodass ich das Buch manchmal nicht aus der Hand legen wollte.
Der Start der Geschichte war rasant, ich wurde unmittelbar ins Geschehen hineingezogen und wollte wissen, was los ist und vor allem, wie Adelina in diese Situation geriet.
Die Spannung konnte recht gut gehalten werden, insbesondere in den letzten 100 Seiten habe ich total mitgefiebert. Die Thematik der Gemeinschaft der Dolche und dem Königshaus fand ich interessant und dynamisch. Adelina befand sich dadurch in einem kontinuierlichen Katz-und-Maus-Spiel. Auch wusste ich als Leser selbst nicht immer genau, wer vertrauenswürdig und wer böse war, oder ob es überhaupt ein „Gut gegen Böse“ gab.
Auch Adelina zeigte sich diesbezüglich schwankend. Sie war verletzlich, aber auch stark. Gefährlich, aber auch beschützend. Die Motivation ihres ambivalenten Handelns lag im Suchen und Wiederfinden einer bestimmten Person, die ihr nahe stand. Auf dem Weg dahin gab es einige überraschende Wendungen. Ihre Gabe, die von bestimmten Gefühlen genährt wurde, und deren Darstellung fand ich interessant. Ebenso die Integration ihrer Alpträume und Flashbacks in ihre Vergangenheit beispielsweise anhand situativ passender gedanklich auftretender Äußerungen ihres Vaters fand ich gelungen, auch schauderte es mich teilweise. Adelina durchlebte eine immense Entwicklung, die jedoch nicht unbedingt positiv, für mich jedoch zum Teil verständlich war. Ich bin sehr gespannt, wie es im zweiten Teil mit ihr weitergeht.
„Niemand will wirklich, dass man ist, wie man ist. Die Menschen wollen, dass man die Version seiner selbst ist, die sie mögen.“ (S. 112)
Die anderen Charaktere waren leider recht blass, obwohl sie für die Gemeinschaft nicht unwichtig waren. Da fehlten mir Emotionen, Hintergründe und Informationen.
Raffaele wirkte wie ein Schönling, war der Elite gegenüber sehr loyal und stellte dessen Sicherheit und Transparenz untereinander stets an erste Stelle.
Dann gab es noch Enzo. Diese „Ich-bin-Enzo-verfallen“-Angelegenheit war für mich weder authentisch noch präsent, auch wenn ich die Entwicklung zum Ende hin sehr dramatisch fand und über das Ergebnis schockiert war. Diesbezüglich hätte ich mir mehr Interaktion und Emotionalität gewünscht, die sich überträgt und mitreißt.
Teren fand ich unangenehm und manipulativ.
Sehr interessant hingegen fand ich Maeve, die zum Ende, das übrigens total offen ist, ihren äußerst interessanten Auftritt hatte. Was es mit ihr auf sich hat erfahren wir sicherlich im zweiten Band, worauf ich wahnsinnig gespannt bin, insbesondere aufgrund der angedeuteten Gabe…
Fazit
Insbesondere die letzten Seiten rasten an mir vorbei, ich hatte das Gefühl, dass etwas in mir zerreißt. Dann war es vorbei, ich wischte den Schweiß von meiner Stirn und dachte innerlich „Oh Gott. Wie zur Hölle soll das gut gehen und was hat SIE damit zu tun??„. Ich kann Young Elites jedem empfehlen, der Lust auf eine spannende, teils dramatische Geschichte hat, aber keinen immensen Wert auf fein ausgearbeitete Charaktere legt. Richtig gut gefiel mir die Gemeinschaft der Dolche an sich, inklusive der dargebotenen Gaben, sowie der vielversprechende Epilog, der mich definitiv neugierig auf den weiteren Verlauf gemacht hat und im Nachhinein mein kleines Highlight in dem Ganzen war.
Vielen Dank an den Loewe Verlag für das Rezensionsexemplar!