Cover-Bild »Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« und »Einladung zum Klassentreffen«
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9,50
inkl. MwSt
  • Verlag: Engelsdorfer Verlag
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 119
  • Ersterscheinung: 06.12.2016
  • ISBN: 9783960084082
Martin Schörle

»Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« und »Einladung zum Klassentreffen«

Zwei Theaterstücke
Der kabaretteske Monolog »Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« beschert dem geneigten Leser Einblicke in das Leben des Vollblutverwaltungsgenies Hans Fredenbek, der sich in seinem ganz eigenen Gedankengewirr aus Aktenzeichen, Dienstverordnungen, statistischen Erhebungen zusehends verheddert. Es wird deutlich, dass er sich von dem Leben jenseits seines Büros nahezu völlig verabschiedet hat. Vor allem aber wird schonungslos aufgedeckt, dass es zwischen Slapstick und Tragik eine Nahtstelle gibt. Und dass diese Nahtstelle einen Namen hat. Und dass dieser Name Hans Fredenbek ist. Mit einer Lesung aus seinem Stück war Schörle 2008 beim Autorenwettbewerb »Perlen vor die Säue« im Literaturhaus Hamburg erfolgreich (2. Platz von acht Finalteilnehmern aus insgesamt rund 100 eingereichten Beiträgen). Das Stück wurde außerdem im Rahmen der »Hamburger Theaternacht« als offizieller Beitrag des Hamburger Sprechwerks von »Caveman« Erik Schäffler auszugsweise gelesen. - »Einladung zum Klassentreffen« In ihrer Schulzeit hatten Marina und Carsten eine Liebesbeziehung. Nach 20 Jahren soll ein Klassentreffen stattfinden. So meldet sich Carsten, einer der Initiatoren, auch bei Marina, deren Leben nach Schicksalsschlägen zeitweilig aus den Fugen geraten war. Die gemeinsame innige Zeit ist für sie längst Vergangenheit, ein Früher. Aber an Carstens Gefühlen hat sich anscheinend nichts geändert. Sein Anruf weckt auch bei Marina Erinnerungen. Das unverfänglich begonnene Telefonat führt beide in ein Wechselbad der Gefühle ... Inhaltlich eine Liebesgeschichte wagt das Stück den Spagat zwischen Komik & Tragik, Lachen & Weinen. »Einladung zum Klassentreffen« wurde vom Publikum beim Wettbewerb »Stücke Schießen - Neue Dramatik. Neue Autoren. Neue Theatertexte« der Theaterliga zum Gewinnertext gekürt und erreichte bei der Spielplanwahl 2012/2013 des Thalia Theaters Hamburg den 8. Platz.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.01.2020

interessant und humorvoll

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»Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« und »Einladung zum Klassentreffen« sind zwei Theaterstücke. Geschrieben wurden sie von Martin Schörle und veröffentlich im Jahr 2016 im Engelsdorfer Verlag.
Als ...

»Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« und »Einladung zum Klassentreffen« sind zwei Theaterstücke. Geschrieben wurden sie von Martin Schörle und veröffentlich im Jahr 2016 im Engelsdorfer Verlag.
Als der Autor mich fragte, ob ich Lust hätte sein Buch zu lesen, war ich zunächst skeptisch, da ich zuvor noch kein Theaterstück gelesen hatte.
Und die wenigen in der Schule sind doch schon ein paar Jährchen her ;) Aber nach der Leseprobe konnte ich mir gut vorstellen die beiden Theaterstücke
zu lesen. Also sagte ich Martin Schörle zu.

Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten hat mich sehr gut unterhalten. Ich musste öfter schmunzeln und machmal den Kopf schütteln.
Ich konnte mir den Herrn Fredenbek sehr gut vorstellen, wie er auf der Bühne steht und in seinem Monolog vertieft ist. Die Bilder, die ich im
Kopf hatte waren eine Mischung von "Baumann und Clausen", den beiden Beamten von Radio FFN ( Ich weiß nicht, ob ihr sie kennt?) und einem
Komedian wie Hans Herrman Thielke.
Das Theaterstück wurde in einem Text mit wenigen Absätzen geschrieben. Das bereitete mir leider nach einiger Zeit etwas Schwierigkeiten, dran zu bleiben. Was mir anfangs gut gefiel wurde dann anstrengender. Dennoch hat mich das erste Stück sehr gut unterhalten.

Das zweite Theaterstück heisst Einladung zum Klassentreffen. Dieses war wesentlich einfacher zu lesen, da es abwechselnd mit ER und SIE beschriftet wurde.
Ab und an kommen noch ein paar andere Protagonisten ins Spiel. Hier waren es kurze und einfache Sätze, denen man sehr gut folgen konnte. Und auch trotz der
kurzen Sätze und einfachen Worte, kamen die Emotionen bei mir an. Oder vielleicht auch gerade deswegen. Auch hier musste ich das ein oder andere mal schmunzeln.
Die Setbeschreibungen waren auch hier wieder so gut, dass ich immer ein Bild vor Augen hatte und mich gedanklich vor der Bühne befand.

Alles in allem hat mich das zweite Theaterstück ein bisschen mehr mitgenommen. Aber auch der Beamte Fredenbek hatte seine tollen Momente.
Ich hätte nicht gedacht, dass dieses Buch sich so leicht lesen lässt, aber auch für Theaterfremde ist es gut zu lesen. Vor allem das zweite
Theaterstück. Ich kann euch also »Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« und »Einladung zum Klassentreffen« von Martin Schörle empfehlen.

Veröffentlicht am 29.11.2019

Ein überdrehter Beamter und ein überraschendes Wiedersehen

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„Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten“
Vorweg möchte ich anmerken, dass ich selber im Öffentlichen Dienst arbeite und mir das Beamtentum nicht ganz fremd ist.

Hans Fredenbek steht mitten in ...

„Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten“
Vorweg möchte ich anmerken, dass ich selber im Öffentlichen Dienst arbeite und mir das Beamtentum nicht ganz fremd ist.

Hans Fredenbek steht mitten in seinem spartanisch eingerichteten und veralteten Beamtenbüro und ergeht sich in einem Monolog unter Einbeziehung des Publikums. Einzig das Laufband im Büro zeugt von einer gewissen Modernität. Herr Fredenbek referiert teils absturs, bisweilen sehr amüsant über Rechtschreibung bis Allgemeinwissen und kommt dabei vom Hundertsten ins Tausendste. Auch die zwischenmenschlichen Beziehungen kommen durch eine Art Flirtanleitung zur Sprache – wobei die Fantasie weitaus größer erscheint als die Realität. Das Verschwinden bzw. Nichtvorhandensein eines Radiergummis bringt seinen herrlichen Monolog erst ins Rollen und sein starres Verharren in der Enge seines Büros, in dem sich seit Jahren nichts geändert hat, ins Wanken.
Der Autor bedient sich dem „vermeintlich typischen Klischee eines staubtrockenen Beamten“ und macht daraus ein Feuerwerk an Abstrusität, wirren Gedankengängen, völlig neuen Einblicken in die Seele der Frau und auch ins Beamtendasein an sich. Von unterhaltsam bis urkomisch erstreckt sich die Bandbreite des Monologs eines eingeschworenen Beamten, dem (fast) nichts wichtiger ist als die Einhaltung von Gesetzen, Vorschriften und Vorgängen, außer sie verlangen ihm ausgesprochen viel Einsatz ab. Die Einbeziehung des Publikums in diesem Theaterstück finde ich genauso ansprechend und gekonnt inszeniert, wie die Stimmen aus dem Off. Herrlich!

„Einladung zum Klassentreffen“
Dieses Stück ist so ganz anders als das erste. Hier geht es um zwei Menschen, die sich einst sehr nahe waren und sich verloren haben – warum auch immer. Das digitale Zeitalter spielt hier eine große Rolle und auch die Neugier der Mitmenschen, die alleine schon durch ein Telefonat im Zugabteil befördert wird. Doch es hat nichts Übergriffiges, sondern ein Wohlwollen, mit dem die Fahrgäste im Zug an dem Telefonat von ihm und ihr teilhaben. Am meisten hat mich überrascht, dass mit ganz wenig Bühnenbild oder erklärenden Worten, ein so warmherziger Ton erzeugt werden kann. So ergibt sich für mich eine schöne Liebesgeschichte, die auch auf die Unwägbarkeiten und Enttäuschungen des Lebens eingeht, so dass der Dialog nicht ins Kitschige abdriften kann. Dazu eine Prise Humor … Dieses Theaterstück kann ich mir sehr gut auf der Bühne vorstellen. Was mich zu der Frage bringt, ob es bereits aufgeführt wurde oder noch darauf wartet.

Beiden Stück ist anzumerken, dass der Autor a) weiß wovon er schreibt (ich sage nur Beamter), b) mit Worten sehr gut umgehen und mit wenig Aufwand ganz unterschiedliche Stimmungen erzeugen kann, c) sich in die Situationen und Emotionen der Schauspieler hineinversetzen kann – steht er doch selbst auf der Bühne und schließlich d) auch vor Irrungen und Wirrungen in einem ausufernden Monolog nicht zurückschreckt und dabei den roten Faden stets im Blick behält.

Es war mir eine Freude und Genuss, diese beiden Stück zu lesen. Bisher kannte ich Theaterstücke aus der Schule und durfte sogar schon selbst als Werther (Die Leiden des jungen Werther) in einer Dreiviertelbergsteigerhose (in Ermangelung einer Knickerbocker) vor der Schulkamera jede Menge Text zum Besten geben. Danach saß ich lieber vor der Bühne und habe mich vom musikalischen und schauspielerischen Talent (manchmal auch Unvermögen) anderer Personen berieseln lassen. Nachdem ich ein bekennender Krimi-Thriller-Junkie bin, ist meine Neugierde geweckt, was den Kurzkrimi „Schöne Bescherung“ betrifft.

Veröffentlicht am 26.11.2019

Absurdes Beamtentheater!

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Es gibt wahrscheinlich kaum zwei Welten, die weniger zusammenpassen als die Beamten- und die Theaterwelt. Auf der einen Seite ist in unserer Vorstellung alles bürokratisch, langsam und starr, auf der anderen ...

Es gibt wahrscheinlich kaum zwei Welten, die weniger zusammenpassen als die Beamten- und die Theaterwelt. Auf der einen Seite ist in unserer Vorstellung alles bürokratisch, langsam und starr, auf der anderen chaotisch, lebendig und impulsiv! Wenn dann jemand versucht, eine Brücke zwischen diesen so unvereinbar scheinenden Bereichen zu bauen, dann ist das einfach nur spannend, neu und mutig. Martin Schörle, selbst Verwaltungsbeamter und Schauspieler, hat zwei Theaterstücke geschrieben, von denen eins auch in der “Beamtenwelt” spielt. Diese beiden Stücke - "Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten" und "Einladung zum Klassentreffen" sind - laut meinem Verständnis - tatsächlich für die Bühne geschrieben worden und keine reinen Lesedramen (obwohl man sie auch wunderbar als solche betrachten und rezipieren kann).

"Herr Fredenbek" ist nun der einzige Darsteller im Monodrama "Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten". Dieses Stück besteht aus einem einzigen langen Monolog, der gelegentlich durch Regieanweisungen -Telefonate, Stimmen aus dem Off, etc. - und Brechtsches Anreden des Publikums durchbrochen wird. Dieser Monolog ist wiederum ein einziger langer Seelenstriptease dieser satirisch überzeichneten Beamtenfigur, die es der Zuschauer/Leser "liebt zu hassen".

Fredenbeks Dämonen liegen vor allem darin begründet, dass er mit seinem Beamtentum so verwoben scheint, dass er nur noch in der Welt der Paragraphen und Verordnungen sicher existieren kann. Die Zwischentöne des gesellschaftlichen und menschlichen Zusammenlebens jenseits der Amtsstube vermag er kaum noch zu entziffern. Wenn zum Beispiel seine Frau ihn fragt, ob sie abends das Auto haben könne, dann kann er die Bedeutung dieses Satzes nicht entschlüsseln. Muss er eine Steuerklasseänderung als Konsequenz befürchten?
Auch das "ewig Weibliche" zieht ihn ganz faustisch hinan - in Gestalt seiner Kollegin Karin Umlauf. Wie soll er nur mit diesem gepunkteten Kleid und den ganzen erotischen Spannungen klar kommen - ganz ohne Kopierauftrag?

Obwohl das Stück sehr schwarzhumorig und damit sicher Geschmackssache ist und Herrn Fredenbeks Tiraden alles andere als politisch korrekt, hätte es für mich ruhig noch länger sein dürfen. Sehr amüsiert habe ich mich über so manche Lebensweisheit ("soziales Umfeld", Seele der Frau, etc.) und Verschwörungstheorie Fredenbeks (Papst Ratzinger, 3. Oktober, etc.).
Wahrscheinlich hat Martin Schörle aber einem potenziellen Darsteller mit der verhältnismäßigen Kürze des Einakters einen großen Gefallen getan - es dürfte definitiv eine schauspielerische Herausforderung darstellen.

Das zweite im Buch enthaltene Stück ist nun ein ganz anderes Kaliber. Ein Mehrpersonenstück ist "Einladung zum Klassentreffen", wobei die beiden Hauptrollen "Sie" und "Er" den Löwenanteil ausmachen. Es ist ein Kammerspiel zweier ehemals Liebender, die sich nun nach 20-jähriger Pause - zunächst im Rahmen eines Telefongesprächs - wieder annähern. Sie, Marina, ist 40 und von ihrem Exmann, Holger, getrennt, weil dieser keine Kinder wollte. Mittlerweile hat er aber eins und ist wieder verheiratet. Carsten, ebenfalls in Marinas Alter da Mitabiturient, ist Marina nach wie vor verbunden, denn so richtig geklappt hat es bei ihm mit dem anderen Geschlecht ebenfalls nicht.
Das Stück ist tragikomisch wie es nur sein könnte. Es erinnert mit seinem Wortwitz und der sympathischen Unbeholfenheit seiner Protagonisten in der Midlife-Crisis an so manche Szene von Loriot und Evelyn Hamann.
Insgesamt ist dieses Stück um einiges zahmer und “mainstreamiger” als das Drama um Herrn Fredenbek. Aber das bringt die Thematik rund um das Thema verflossener Beziehungen mit sich, mit dem sich sicher mehr Leser/Zuschauer identifizieren können als mit einem psychisch instabilen Beamten.

Diese beiden Stücke von Martin Schörle waren für mich eine positive Überraschung und vielleicht bietet sich in Zukunft ja öfter die Gelegenheit, dass sie ihrer wahren Bestimmung zugeführt werden: als von Schauspielern gespielte Stücke auf der Bühne - vor Publikum.

Veröffentlicht am 30.10.2019

Überzeugendes Buch mit zwei Theaterstücken

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Dankenswerter Weise habe ich von Martin Schörle sein Buch "»Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« und »Einladung zum Klassentreffen«: Zwei Theaterstücke" als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt ...

Dankenswerter Weise habe ich von Martin Schörle sein Buch "»Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« und »Einladung zum Klassentreffen«: Zwei Theaterstücke" als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen. Über die Anfrage habe ich mich sehr gefreut und gern möchte ich mich hier nochmal bedanken für die Möglichkeit dieses außergewöhnliche Buch lesen und rezensieren zu dürfen. Selbstverständlich hat dies keinen Einfluss auf meinen im folgenden geschilderten ganz persönlichen Eindruck des Buches genommen.

Bisher habe ich privat noch kein Buch mit Theaterstücken gelesen. Lediglich in der Schule habe ich mich mit Klassikern wie Woyzeck befasst. Es war deshalb eine ungewohnte und sehr interessante Leseerfahrung für mich. Besonders schön finde ich, dass zu Beginn in der Beschreibung des Autors gesagt wird, dass er sich mit diesem Buch den Traum erfüllt, seine Theaterstücke zu veröffentlichen. Es ist toll, wenn man den Mut hat, sich seine Träume zu erfüllen und einen Weg findet dies zu schaffen.

Da es sich um zwei für sich abgeschlossene Theaterstücke handelt, werde ich meinen Eindruck jeweils einzeln schildern. Die Hauptfragen, die mich jedoch beim Lesen begleitet haben, waren: Kann ich mir das Stück gut auf der Bühne vorstellen, könnte es das Publikum fesseln? Und spricht es mich als Leser des reinen Textes an?

»Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten«

In diesem ersten Theaterstück erlebt der Leser einen Bürotag des "Vollblutverwaltungsgenies" Fredenbek mit. Wer jetzt jedoch vermutet, dass es sich um lustige und sarkastische Darstellungen handelt, wie sie bei Baumann & Clausen zu finden sind, irrt. Dieses Stück geht weit darüber hinaus. Denn Fredenbek vermag nicht mehr zu trennen zwischen Büroalltag und seinem Leben. Seinen ganzen Lebenszweck definiert er über das erfolgreiche Erledigen seiner täglichen Arbeitsroutine. "Problematisch wird's nur an den Wochenenden und im Urlaub. Wenn meine Frau verreisen will, mutieren Urlaube mit einer ununterbrochenen Abwesenheit von der Dienststelle von mehr als einer Woche zu ernsthaften Krisen."
Beginnt dieses Theaterstück sehr amüsant und herrlich überspitzt, bleibt das Lachen schnell im Hals stecken. Fredenbek gerät immer mehr zu einer tragischen Figur, die vollkommen neben der Realität lebt und darüber auch seine sozialen Kontakte einbüßt. Und so verfasst er gedanklich für sich selbst einen Nachruf :"Wir verneigen uns vor einem Mann, der sein eigener Freund sein musste, weil da niemand war, der sein Freund hätte sein können."

Der Schreibstil ist sehr eigen und hat eine individuelle Note. Es wird deutlich, dass Martin Schörle Freude an Sprache hat und mit Fredenbek eigene berufliche Erfahrungen verschriftlicht hat. Vieles hat einen allzuwahren Kern. Durch die übertriebene Darstellung wird es jedoch leicht gemacht die versteckte Kritik anzunehmen und sich zwischen dem Lachen zu fragen, ob man nicht selbst ungewollt manchmal etwas zu sehr mit der Arbeit verheiratet ist. Außerdem wäre ich ohne den angenehmen Schreibstil vermutlich bei so mancher Beschreibungen leicht genervt oder sogar abgestoßen gewesen, konnte so jedoch milde darüber hinwegsehen und Mitleid mit der Figur des Fredenbek entwickeln.

Als Leser des reinen Textes konnte mich dieses Theaterstück mit leichten Einschränkungen, durchaus überzeugen. Stelle ich mir vor, es als Theaterstück auf der Bühne aufgeführt zu erleben, bin ich mir dessen nicht so sicher. Über einiges muss man länger nachdenken, so dass ich vermutlich nicht in den vollen Genuss gekommen wäre, wenn ich Fredenbeks Monolog lediglich gehört und nicht gelesen hätte.

»Einladung zum Klassentreffen«

In diesem zweiten Theaterstück verfolgt der Leser ein Telefonat zwischen Carsten und Marina. Beide telefonieren nach zwanzig Jahren erstmals wieder anlässlich eines bevorstehenden Klassentreffens miteinander. Eine Geschichte, die zunächst mit einem bissigen, aber sehr realitätsnahen, Austausch über die gemeinsamen Klassenkameraden und deren momentane Leben beginnt. Schnell konzentrieren sich Carsten und Marina jedoch auf die gemeinsame Vergangenheit und unterhalten sich bald auf einer sehr emotionalen Ebene. "Ich rede hier mit dir... wie ich mit niemandem rede. Du bist mir so nah und vertraut."

Besonders charmant finde ich die Idee, das Publikum des Gespräches geschickt in das Theaterstück einzubinden. Auch hier wird, wie bei Fredenbek, mit einer Übertreibung gearbeitet, die einen allzuwahren Kern hat. Ich konnte über die Szenen herzhaft lachen und ungläubig den Kopf schütteln, denn ja, so abwegig ist das Verhalten der 'Lauscher' nicht.

Mich hat dieses Stück sprachlich und emotional mehr angesprochen und war deshalb überzeugender für mich. Es war ein leichtes sich in Marina und Carsten hineinzuversetzen. Sehr schön ist auch die Botschaft, dass es diesen einen Menschen gibt, bei dem gleich wieder eine Nähe und Verbundenheit da ist, auch wenn einiges an Raum und Zeit dazwischenstehen.

Als Leser des reinen Textes konnte mich dieses zweite Theaterstück komplett überzeugen. Es war sehr angenehm dem Dialog zu folgen, ein leichtes mit den beiden warm zu werden und viele Überlegungen durchaus nachvollziehbar. Stelle ich mir vor, es als Theaterstück auf der Bühne aufgeführt zu erleben, wäre ich begeistert gewesen. Genau solche Stücke mit leisen Tönen, aus dem Leben gegriffen, emotional und dennoch mit einer Portion Humor, machen einen Theaterbesuch zum Erfolg.

»Gesamteindruck«

Insgesamt hat mir das Buch "»Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« und »Einladung zum Klassentreffen«: Zwei Theaterstücke" von Martin Schörle gut gefallen. Es war ein ganz neues, kurzweiliges Leseerlebnis, an dem ich Freude hatte. Da mich Fredenbek und damit das erste Stück, nicht ganz überzeugen konnte, vergebe ich lediglich vier Punkte.
Eine Leseempfehlung kann ich auf jeden Fall aussprechen. Interessant könnte das Buch sein für alle begeisterten Theaterbesucher oder Laien-Schauspieler und für Leser, die sich gern mal an ungewöhnliches wagen.

Veröffentlicht am 23.07.2019

Was für ein Theater!

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Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten

Fredenbek ist der klassische Beamte.
Träge, kennt sich aus mit den Regeln und stets bemüht, sein Tagessoll zu erfüllen.

Doch Fredenbek bringt es tatsächlich ...

Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten

Fredenbek ist der klassische Beamte.
Träge, kennt sich aus mit den Regeln und stets bemüht, sein Tagessoll zu erfüllen.

Doch Fredenbek bringt es tatsächlich fertig, über allen Radiergummisorten, die im deutschen Büroartikelhandel zur Verfügung stehen, zu referieren.

Und was wäre er schon für ein Beamter, wenn er nicht die Vorzüge dieser fleißigen Bürohelferlein kennen würde?

Aber Fredenbek wäre nur ein Durchschnittsbeamter, wenn er nicht ab und an mal so richtig sein Können an den Mann bringen würde.

Im Urlaub, selbstverständlich immer in Italien im gleichen Hotel und am gleichen Strand. Natürlich mit einer waschechten Beamtenehegattin, die sich nach der nächsthöheren Rangfolge umguckt.

Dort angekommen führt Fredenbek auf der Bahnhofstoilette dann sein finales Stück auf.

Die Leser, die selbst schon im öffentlichen Dienst gearbeitet haben oder gar noch arbeiten werden feststellen, das uns hier nicht so ganz unbekannte Szenerien vorgespielt werden.


Einladung zum Klassentreffen

Marina, frisch geschieden und scheinbar glücklich darüber erhält einen Anruf im Zug. Ihre Fahrt verläuft jetzt alles andere als trist, hat sie doch einen alten Klassenkameraden am Telefon.

Ihre alte Liebschaft Carsten steht bei ihr zuhause vor der Tür und hofft auf ein Wiedersehen und will eigentlich zum anstehenden Klassentreffen einladen.

Marina verstrickt sich in ihrem Beziehungsdrama mit ihrem Ex-Ehemann, der sich zufälligerweise auch noch der neue Nachbar von Carsten herausstellt.

Carsten hingegen flirtet was das Zeug hält und hofft inständig auf ein Wiedersehen mit Marina. Er versucht, Marina aus ihrer alten Beziehung zu befreien, tritt dabei aber in ein Fettnäpfchen nach dem anderen.

Ein Handydrama im Zug mit vielen mehr oder weniger ungeplanten Zuhörern.

Martin Schörle hat mit seinen beiden Theaterstücken kleine kurze Kuriositäten unserer Zeit geschaffen. Wir alle sitzen im gleichen Hamsterrad und es fällt uns schwer, aus gewohnten Pfaden auszubrechen.