Manchmal muss man das Leben nicht verstehen, sondern nur leben.
Nora Seed möchte nicht mehr leben. Sie erlebt Einsamkeit und fühlt sich von allen Menschen in ihrem näheren Umfeld verlassen. Als sie dann auch noch ihren Job verliert, ihr Klavierschüler den Unterricht ...
Nora Seed möchte nicht mehr leben. Sie erlebt Einsamkeit und fühlt sich von allen Menschen in ihrem näheren Umfeld verlassen. Als sie dann auch noch ihren Job verliert, ihr Klavierschüler den Unterricht bei ihr beendet und ihre Katze tot am Straßenrand gefunden wird, sieht Nora keine andere Lebensperspektive und versucht sich mit einem Tablettencocktail das Leben zu nehmen.
Doch zu ihrer Überraschung ist sie nicht sofort tot, sondern landet in einer Art Zwischenwelt: der Mitternachtsbibliothek. Eine Bibliothekarin, die wie ihre alte Schulbibliothekarin aussieht führt sie durch diese Zwischenwelt und zeigt ihr unterschiedliche Leben, die Nora hätte leben können: Als erfolgreiche Polar- und Gletscherforscherin, als Sängerin einer berühmten Band, als Katzenmama, als Ehefrau ihres letzten festen Freundes mit dem sie gemeinsam einen Pub betreibt, als Mutter und Frau eines Chirurgen, der sie einmal auf einen Kaffee eingeladen hat, als Winzerin oder als Olypiasiegerin im Schwimmen. Eins wird Nora beim bereisen der Leben nach und nach klar. Sie kann bestimmte Entscheidungen im Leben treffen, doch das Leben hält immer noch wieder unerwartete Überraschungen bereit und lässt sich nicht in allen Bereichen vorhersehbar gestalten. Sie gelangt zu der Erkenntnis, dass man nicht immer alles verstehen und begreifen kann, was im Leben passiert, sondern das man manchmal das Leben, gerade wenn es nicht so läuft wie man es sich vorgestellt hat, einfach nur leben muss. Eine weitere Erkenntnis ist, dass sie, obwohl sie es nicht mitbekommen hat, doch Einfluss auf das Leben anderer Menschen gehabt hat. Manchmal in negativer Art und Weise, doch meistens sehr positiv. Als Mensch in seiner eigenen Lebenswelt erfährt man diese Effekte jedoch häufig nicht, weil sie eher nebensächlich erscheinen. Und die wichtigste Erkenntnis ist, dass sie doch nicht sterben möchte, sondern ihren Lebensmut zurückgewinnt, um ihr eigenes Leben wieder in positivere Bahnen zu lenken.
Ich habe das Buch gelesen, weil ich mich derzeit selber in einer sehr schwierigen Phase befinde. Seit ein paar Jahren veräuft das Leben überhaupt nicht so wie ich es mir vorgestellt habe und ich kann es nur begrenzt verändern - zumindest in einem bestimmten Bereich nicht. Anfang des Jahres habe ich aber beschlossen mich aus dieser Warteschleife zu befreien und mich über die kleinen Dinge des Lebens zu freuen und aktiv Lebenshighlihts zu gestalten. Dieses Buch hilft mir sehr dabei und gibt mir Hoffnung auf ein erfülltes Leben, das zwar anders läuft als erwartet, aber dafür andere Sachen bereit hält, die ich sonst nicht erfahren hätte. Und in einem parallelen Leben sieht mein Leben ganz anders aus. Das macht Mut und schenkt einen Perspektivwechsel, der die Einmaligkeit des Lebens betont. Ähnlich wie Nora fühle ich mich noch ziemlich unter Wasser und es ist noch ein weiter Weg bis an die Oberfläche, aber ich weiß, dass ich schwimmen kann und das auch wieder seichtere Gewässer kommen werden.