Cover-Bild Der Garten über dem Meer
12,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Berlin Verlag Taschenbuch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 240
  • Ersterscheinung: 01.06.2016
  • ISBN: 9783833310546
Mercè Rodoreda

Der Garten über dem Meer

Roman
Kirsten Brandt (Übersetzer)

Katalonien in den späten Zwanzigern. Sechs Sommer lang beobachtet der Gärtner eines Herrenhauses über dem Meer das Kommen und Gehen der jungen Besitzer Francesc und Rosamaria. Sie feiern ausgelassene Partys und leben einen beneidenswerten Sommernachtstraum. Doch dem Gärtner entgehen auch die feinen Risse in dem Idyll nicht. Spätestens, als auf dem Nachbargrundstück jemand eine noch größere Villa errichtet, werden die unübersehbar, denn der neue Nachbar ist niemand anderes als Rosamarias Jugendliebe Eugeni ...  

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.10.2019

Eine herzliche Leseempfehlung für dieses zarte Buch

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Schreibstil und Handlung:

Diese leise und zart erzählte Parabel über das Leben und die Liebe stimmt melancholisch und lädt zum Reflektieren über das eigene Selbst ein. Wie die Pflanzen im Garten blühen ...

Schreibstil und Handlung:

Diese leise und zart erzählte Parabel über das Leben und die Liebe stimmt melancholisch und lädt zum Reflektieren über das eigene Selbst ein. Wie die Pflanzen im Garten blühen und wieder welken, ist es auch im Leben und der Liebe der Fall und so erstaunt es nicht, dass ausgerechnet beim Gärtner eines grossen Anwesens alle Fäden des täglichen Lebens der Angestellten und der schönen jungen Besitzer Rosamaria und Francesc zusammenlaufen.

Der Gärtner, ein aufmerksam beobachtender Ich-Erzähler, ist es nämlich, der jedes Ereignis - wenn auch aus der Ferne und sich nicht immer genau erinnernd - betrachtet, in sich aufnimmt und ein Stück mit sich mitträgt. Er versteht vieles und rätselt um die Deutung dessen, was Fragen aufwirft und er begegnet der Natur und den Menschen um sich herum mit einer Ehrfurcht und einem Respekt, die sehr für seinen liebenswerten, angenehmen Charakter sprechen. Diese einfühlsame Art ist es, welche die Menschen dazu bringt, ihn in ihre Geheimnisse einzuweihen und gerade deshalb weiss er fast immer, was im Hause vor sich geht und erkennt aus seiner Perspektive schnell die ersten Risse und Unregelmässigkeiten in der Fassade von Schönheit und Reichtum. Fast stoisch, aber auf jeden Fall sehr duldsam, pflegt er den Garten des Anwesens und verzweifelt auch dann nicht, wenn die Herrschaften die Beete wieder einmal in einer wilden Partynacht zerstört haben. Er pflanzt neu, pflegt, schneidet und bindet Blumensträusse und nicht nur der Garten gedeiht und vergeht, auch das Meer trägt die Geheimnisse, Sorgen, Nöte und den Schmerz der Menschen mit sich und wenn es am Abend dunkel wird, ist es die Brandung, schwarz wie die Nacht, welche jedes Geräusch schluckt, aber unter der Oberfläche stets weiderbrodelt.


Meine Meinung:

Selten hat mich ein Buch so sehr in eine andere Gefühlslage versetzt und mich noch lange in dieser verweilen lassen, wie "Der Garten über dem Meer". Es hat mich begeistert, wie ruhig die Erzählung dahingeplätschert ist und dass ich auf ein wenig mehr als zweihundert Seiten die Ereignisse aus sechs Sommern und so vielen Leben erfahren durfte. Immer wieder tauchen neue Gerüchte, Personen oder Fügungen auf, welche dem Gärtner zugetragen werden oder begegnen und welche tief einblicken lassen in den Schmerz, das Leid, die Trauer und das fragile Glück der Protagonisten, die wie die Figuren des viel bespielten Schachbretts im Schatten der Zypressen hin und her geschoben werden oder sogar ganz verschwinden und Monate später wieder auftauchen.

Rodoreda ist mit diesem Buch eine zarte Gesellschaftsstudie voller feinsinniger Beobachtungen gelungen, die mit bunten, lebensnahen Beschreibungen und ganz viel Liebe zum Erzählen und den Menschen begeistern kann. Der Gärtner ist es, der von Anfang an da ist, er ist es, der die Spuren der anderen beseitigt und er ist es, welche die Pflanzen am Blühen hält. Wie schön es doch ist, dieser spannenden Figur über die Schultern zu schauen und sich dabei in den sanft dahinfliessenden Gedanken, Formen und Farben zu verlieren...


Meine Empfehlung:

Für dieses feinsinnige und zarte Buch mit dem liebenswerten Ich-Erzähler gibt es eine sehr herzliche Leseempfehlung von mir.

Veröffentlicht am 28.06.2019

Leselebenshighlight!

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Eines meiner Leselebenshighlights und ein Klassiker der Literatur, welcher zum Träumen einlädt und mich stets zu Tränen rührt, erfreut zurücklässt und mir Gänsehaut beschafft. Ein wunderbar poetisch geschriebener ...

Eines meiner Leselebenshighlights und ein Klassiker der Literatur, welcher zum Träumen einlädt und mich stets zu Tränen rührt, erfreut zurücklässt und mir Gänsehaut beschafft. Ein wunderbar poetisch geschriebener Roman, den man gelesen haben sollte ! So wie im übrigen alle Romane der Schriftstellerin !

Veröffentlicht am 17.07.2019

Konnte mich weder erzählerisch noch atmosphärisch überzeugen

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Die Prämisse des Buches hat mich gereizt: ein Sommerhaus am Meer, ein Einblick in das Leben in Spanien vor dem Bürgerkrieg und der Diktatur, das Ganze berichtet durch einen eher unbeteiligten Beobachter. ...

Die Prämisse des Buches hat mich gereizt: ein Sommerhaus am Meer, ein Einblick in das Leben in Spanien vor dem Bürgerkrieg und der Diktatur, das Ganze berichtet durch einen eher unbeteiligten Beobachter. Ich dachte ein wenig an "The Enchanted April" - eine atmosphärische Geschichte, die uns die Schicksale und Hintergründe der Personen allmählich aufdeckt. Leider hat mich der vielbeschworene Zauber nicht erreicht.

Erzähler ist hier der Gärtner des Sommerhauses, der den üppigen Garten mit Hingabe und Können pflegt, in Trauer um seine früh verstorbene Frau gefangen ist und die Geschehnisse recht lakonisch berichtet. Das Haus gehört einem jungen wohlhabenden Paar, das die Sommermonate dort mit einem Kreis von Freunden verbringt. Über sechs Jahre hinweg berichtet uns der Gärtner von diesen Freunden, aber auch ihrem Umkreis.

Zu Beginn ist alles denkbar heiter, eine Gruppe Leute mit zu viel Geld und zu viel Zeit amüsiert sich recht oberflächlich und teils recht albern. Das Personal hat seine eigenen Querelen und der Gärtner beobachtet und berichtet uns. Es sind viele Personen, es werden auch immer mehr und die meisten davon blieben mir völlig fremd. Das war für mich der eine große Nachteil der Geschichte - wir erfahren die Charaktere aus der Distanz, manche tauchen Jahr für Jahr nur als vorbeischwebende Namen auf. Nur vereinzelt konnten sie mich etwas anrühren, die meisten blieben mir so weit entfernt, daß auch die Geschehnisse mich nicht berühren konnten.

Die Methode, alles über den Gärtner zu erfahren führt zudem zu für mich etwas seltsamen Konstrukten. Er beobachtet einiges, aber das meiste wird ihm zugetragen, vom Hauspersonal, von Nachbarn, von Dorfbewohnern, von anderen Angestellten usw. Das führt dazu, daß sich alle möglichen Leute umgehend zum Gärtner hingezogen fühlen und ständig bei seinem Häuschen auftauchen, um ihm ihre Seele zu entblößen oder ihm alles Mögliche über andere Menschen zu erzählen. Das ist unglaubwürdig und ging mir auch ein wenig auf die Nerven. Einmal sagt auch jemand: "Und wie kommt es, dass ich Ihnen das alles erzähle?" - Ja, genau das habe ich mich beim Lesen auch immer gefragt. Das Konstrukt hakt für mich schlichtweg.

Im Nachwort wird erwähnt: "Das eigentliche Element dieses Romans, das ist die Luft zwischen den Informationen, das ist seine Atmosphäre voller Schwingungen und Halbtöne." Ja, vieles wird nicht gesagt, vieles ergibt sich aus dem Zusammenhang, was an sich ganz interessant ist. Leider führt dies in Zusammenhang mit der o.e. Distanz zu den Figuren dazu, daß die Geschehnisse an mir vorbeiflossen. Von der Atmosphäre hatte ich mir ebenfalls mehr erwartet, auch wenn Haus und Garten durchaus reizvoll vor dem geistigen Auge auferstehen und die sich verändernde Stimmung über die Jahre gut eingefangen wird. Die "Luft zwischen den Informationen" führt an vielen Stellen zu nichtssagenden banalen Dialogen. Banal fand ich hier vieles. Auch stilistisch war dies nicht mein Buch. Ich habe es inspiriert vom sprachlich fulminanten "Nada" gelesen. Hier ist der Schreibstil aber leider so gar nicht bemerkenswert, oft nahezu flach und auch wieder: banal.

Insofern kann ich mich dem Lob für dieses Buch nicht anschließen. Die vielversprechenden Elemente waren für mich nicht gelungen umgesetzt, ich war nicht sonderlich berührt und auch nicht sehr beeindruckt.