Cover-Bild Kindern mehr zutrauen
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kösel
  • Themenbereich: Gesundheit, Beziehungen und Persönlichkeitsentwicklung - Ratgeber für Eltern
  • Genre: Ratgeber / Lebenshilfe
  • Seitenzahl: 384
  • Ersterscheinung: 13.09.2021
  • ISBN: 9783466311521
Michaeleen Doucleff

Kindern mehr zutrauen

Erziehungsgeheimnisse indigener Kulturen. Stressfrei – gelassen – liebevoll - New York Times Bestseller
Ulrike Kretschmer (Übersetzer)

*** Spiegel Bestseller ***
Scheitert unsere westliche Erziehungskultur?


In einer Welt, in der ein pädagogisches Überangebot die Norm ist, führt uns »Kindern mehr zutrauen« zu den Ursprüngen der Kindererziehung . Bei indigenen Völkern sucht die erfolgreiche amerikanische Journalistin Michaeleen Doucleff Antworten auf Fragen, die uns moderne Theorien oft nicht bieten.

Das Buch ist ein faszinierender Bericht über ihre Erlebnisse dort. Es bietet alltagstaugliche Lebenshilfe mit zahlreichen Tipps, die auf unsere moderne Welt übertragbar sind . Doucleff verrät uns die oftmals erstaunlichen Erziehungsgeheimnisse dieser alten Kulturen und zeigt, wie auch wir unsere Kinder natürlich, gelassen und stressfrei begleiten können und wie aus kleinen Menschen selbstbewusste und selbstbestimmte große werden .

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.12.2021

Ein Ratgeber mit praktischen Tipps – aber auch mit Vorsicht zu genießen!

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Inhalt & Handlung:
Ausgehend von den Problemen mit denen sie bei der Erziehung ihrer eigenen dreijährigen Tochter Rosy konfrontiert ist, macht sich Michaeleen Doucleff auf die Suche nach Lösungen. Sie ...

Inhalt & Handlung:
Ausgehend von den Problemen mit denen sie bei der Erziehung ihrer eigenen dreijährigen Tochter Rosy konfrontiert ist, macht sich Michaeleen Doucleff auf die Suche nach Lösungen. Sie macht sich mit ihrem Kind auf die Reise, um bei indogenen Völkern, die oftmals eine völlig andere Herangehensweise zu diesem Thema haben als der „typisch“ amerikanische Erziehungsstil im Sinne einer Kleinfamilie, welche aus Mutter, Vater und Kind besteht. Sie führte dabei unzählige Interviews mit Vertretern indigener Völker wie den Mayas, Inuits und Hadzas, stellte ihre eigenen Beobachtungen an, und bediente sich dabei auch einschlägiger Literatur.

Schreibstil:
Dieser Ratgeber ist kein Ratgeber im landläufigen Stile, der mit erhobenem Finger belehrt, wie „man es richtig macht“, sondern Michaeleen Doucleff möchte niemanden Vorwürfe machen, sondern in einer wertschätzenden Form Tipps und Hinweise geben, die sie aus fremden Kulturen übernommen hat. In einem sehr leicht verständlichen Schreibstil, der sich sehr flüssig liest, stellt sie Vergleiche zwischen den Erziehungsstil unterschiedlicher Kulturen her, pickt sich positive Elemente heraus, und untermauert diese mit wissenschaftlichen Studien.

Cover:
Das Bild eines fröhlich lächelnden Kindes vor einem neutralen Hintergrund nimmt einen in Beschlag, darunter in sehr prominenten Lettern der Buchtitel, der das Ganze aufs Wesentliche fokussiert.

Autorin:
Dr. Michaeleen Doucleff hat in Berkeley an der University of California Chemie studiert. Sie war mehrere Jahre als Redakteurin für Cell, eines der renommiertesten Wissenschaftsmagazine tätig .Sie gewann als Radio Korrespondentin Preise und ist eine der bekanntesten Blogger. Doucleff lebt heute mit Mann und Tochter in San Francisco.

Meinung:
Der Hauptunterschied, wenn man den Erziehungsstil indogener Völker mit den gängigen Methoden westlicher Kulturen vergleicht, ist jener, dass bei Indogenen Völkern das Leben innerhalb der Großfamilie geführt wird. Durch dieses Miteinander werden die Kinder von Anfang an dazu ermuntert, ihren Beitrag zu leisten, da sie früh verstehen, dass es auf die Leistung eines jeden einzelnen ankommt, wenn dieses Gefüge funktionieren soll. In den westlichen Kulturen, in dem historisch bedingt, das Leben in der Kleinfamilie großgeschrieben wird, genießt man zwar mehr Privatsphäre, es bleibt aber zwangsläufig die gesamte Arbeit an den Eltern, respektive den Müttern hängen. Diese fungieren dann als Erzieherin, Spielgefährtin, Haushaltsführende, und „Bespasserin“ in einer Person, was natürlich letztlich zu einer enormen Belastung der Einzelpersonen führt. Um dieses Gefüge am Laufen zu halten, ist man manchmal besser beraten, etwas autoritärer aufzutreten und zu führen, was allerdings oftmals beim Kind negatives Feedback hervorruft, da es sich zu sehr eingeschränkt fühlt. Doucleff möchte hier Hilfestellungen anbieten, um den Einzelnen das Leben zu erleichtern, letztlich liegt es jedoch an jedem von uns selbst, zu entscheiden, ob und wieviel Hilfe man von außen annimmt, zum Preis, einen Teil seiner eigenen Souveränität abzugeben.

Persönliche Kritikpunkte:
Für mich sind Michaeleen Doucleffs einleitende Worte ein bisschen zu viel der Lobhudelei in eigener Sache. Sie erweckt darin den Eindruck, dass sie hier mit diesem Ratgeber mit der Herangehensweise indogener Völker quasi den Stein der Weisen in Sachen Kindererziehung gefunden hat. Die Kernaussage ist hier jedoch lediglich, dass man möglichst breitbandig die Aufgaben verteilt, um sich auf diese Weise das eigene Leben zu erleichtern. Klar, in Gemeinschaft erziehen sich Kinder quasi selbst, weil sie lernen miteinander umzugehen, bzw. sie lernen vieles von unterschiedlichen Generationen. Was mich hier allerdings extrem stört, ist dieses Schlechtmachen westlicher Erziehungsmethoden, kindgerechte Ansätze bzw. Ansichten werden hier völlig außer Acht gelassen. Es fängt schon damit an, dass hier das eigene Kind eingangs als „Feind“ bezeichnet wird. Man kann sich den Eindrucks nicht erwehren, dass das Kind möglichst rasch zu einem gut funktionierenden Teil der Gesellschaft herangezogen werden soll, dessen Bedürfnisse nebensächlich sind. Kinder sollen das sein, was sie sind mit all ihren Marotten und Bedürfnissen, und vor allem: man sollte sie Kind sein lassen! Alleine, wenn ich lese, wenn müsse keine langweilige Zoobesuche oder ähnliches über sich ergehen lassen, wenn es einen nicht freut, kann ich nur verständnislos den Kopf schütteln. Sind solche Aktivitäten für die Autorin bloß lästige Opfer? Ich habe mich immer gefreut, mit meinem Kind Dinge wieder neu zu entdecken, und Gelegenheit zu haben, die Welt mit den Augen eines Kindes zu sehen! Für mich war dies eine Bereicherung und ich wäre nicht im Traum auf die Idee gekommen, dies als lästiges Übel zu sehen, wie man hier den Eindruck gewinnt!
Was ich mich darüber hinaus etwas nachdenklich stimmte: in sämtlichen Berichten von indogenen Völkern, die hier angeführt wurden, klinkte sich die männliche Bevölkerung in Sachen Kindererziehung augenscheinlich völlig aus. Ist es nicht ein Rückschritt, dies auch hier als Maß aller Dinge anzupreisen, und den Frauen das „Projekt Kindererziehung“ als alleinige Verantwortliche zuzuschanzen?

Fazit:
Ein Ratgeber mit zahlreichen guten Tipps, mit guter Recherche, aber sicher nicht der Weisheit letzter Schluss – wie so oft im Leben, sollte man sich hier lieber auf das eigene Bauchgefühl verlassen!

Veröffentlicht am 16.10.2021

Interessante Angehensweise aber schwache Forschung

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Dies ist interessantes Sachbuch in Kindererziehung und bringt einige hilfreiche Ideen ein, z. B. die Einbeziehung von Kindern in die Hausarbeit und wie man ihnen das Gefühl geben kann, Teil des Familienteams ...

Dies ist interessantes Sachbuch in Kindererziehung und bringt einige hilfreiche Ideen ein, z. B. die Einbeziehung von Kindern in die Hausarbeit und wie man ihnen das Gefühl geben kann, Teil des Familienteams zu sein.
Dennoch erwähnt die Autorin keine relevanten Forschungen, um ihre Theorien zu unterstützen, und baut ihre Argumente basierend auf ihre eigenen Erfahrungen auf sowie auf die Verhaltensweise eines einzigen Kindes, ihres eigenen.
Abgesehen davon ist das Hauptproblem in diesem Buch ein anderes: wo sind die Männer bzw. Väter in dem Buch? Das Buch bezieht hauptsächlich Mütter in die Erziehung der Kinder ein und hat am Ende eine sehr sexistische Sicht auf die Kindererziehung. Warum unterliegt zum Beispiel im Maya-Dorf die Hausarbeit ausschließlich der weiblichen Verantwortung? Wo sind die Männer in diesem Dorf und warum sind sie nicht an der Betreuung ihrer Kinder beteiligt?
Ich verstehe den Optimismus der Autorin, da sie das Gefühl hat, eine bessere Perspektive auf die Kindererziehung entdeckt zu haben, aber kein Bildungsansatz kann vollständig oder gültig sein, wenn er nur ein Geschlecht betrifft und Frauen die gesamte Erziehung hinterlässt. Leider hat mich dieser Bestseller nicht überzeugen können.

Veröffentlicht am 21.09.2021

Ich bin nicht ganz überzeugt

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Das Buch ist sehr gut geschrieben. Er ist gut recherchiert und die Autorin belegt sehr vieles Wissenschaftlich, indem sie auf das Wissen und die Experimente aus der Wissenschaft zurückgreift. Dieses erklärt ...

Das Buch ist sehr gut geschrieben. Er ist gut recherchiert und die Autorin belegt sehr vieles Wissenschaftlich, indem sie auf das Wissen und die Experimente aus der Wissenschaft zurückgreift. Dieses erklärt sie ganz toll und fügt eigene Erlebnisse oder die der Familien aus der Maya-Kultur hinzu.
Sehr viele Ansätze nehme ich gerne an, finde aber nicht, dass diese in unserer "westlichen" Kultur neu sind. Wenn ich das beschriebene Bild vom Kind anschaue, finde ich es auch im Hessischen Bildungs- und Erziehungsplan wieder (das kooperative, soziale und kompetente Kind z.B.). In der Montessori Pädagogik findet man auch viele der Ansätze wieder.
Es stört mich, wie die Autorin alles was in der duch sie gennanten "westlichen" Erziehung (also Europa und USA) angewendet wird negativ beschreibt und die Erziehungsmethoden indigener Kulturen hochpreist. Es scheint nur schwarz oder weis zu geben. Ich bekam das Gefühl beim Lesen, dass es ihr absolut nicht um das Kind geht, sondern darum ein bequemes Leben trotz Kind zu haben. Sie unterscheidet immer wieder zwischen "kindzentrierten" und "erwachsenenzentrierten" oder "familienzentrierten" Aktivitäten, und findet "Kindzentriertes" sehr schädlich. Damit meint sie z.B. Zoobesuche auf die sie keine Lust hat (ich habe die Freude in den Augen meiner Kinder genossen, wenn wir etwas unternommen haben, was ich alleine nicht gemacht hätte)oder Treffen mit Kindern, die das Kind mag, jedoch wo sie die Eltern nicht mag. Das bedeutet, dass sie entscheidet, mit welchen Kindern ihr Kind spelen darf. Das is ja sehr pädagogisch😩
Man hat das Gefühl, dass der Schohnraum, der Kindheit heißt, gestrichen wird, und die Kinder zu gut funktionierenden kleinen Erwachsenen umgewandelt werden. Auch alles was Spielzeug ist und das Spielen selbst wird Kritisiert - sogar die Lego-Steine!!!(das geht natürlich zu weit!?).
Mir fehlt an dem ganzen Konzept die freie Entfaltung des Kindes und dessen Kreativität und Persönlichkeit. Trotzdem habe ich das Buch mit großem Interesse gelesen.

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Veröffentlicht am 26.01.2022

✎ Michaeleen Doucleff - Kindern mehr zutrauen

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"Kindern mehr zutrauen - Erziehungsgeheimnisse indigener Kulturen. Stressfrei - gelassen - liebevoll"
Was für ein wundervoller Titel. Er suggeriert, dass Kinder etwas wert sind. Dass man Kindern auf Augenhöhe ...

"Kindern mehr zutrauen - Erziehungsgeheimnisse indigener Kulturen. Stressfrei - gelassen - liebevoll"
Was für ein wundervoller Titel. Er suggeriert, dass Kinder etwas wert sind. Dass man Kindern auf Augenhöhe begleiten sollte. Dass Kinder keine kleinen Tyrannen sind, sondern Menschen, die man liebt.

Das Buch fing auch richtig gut an. Die Autorin sprach mir aus dem Herzen. Sie lud dazu ein, eingeschränkte Sichtweisen, die wir durch unsere eigene Erziehung haben, zu weiten.
Ihre Definition von Beziehung klang herzerwärmend:
- Kooperation, statt Konflikt
- Vertrauen, statt Angst
- persönlich abgestimmte Anforderungen, statt standardisierte Entwicklungsmeilensteine

Doch dann wird der Inhalt teilweise furchtbar. Ich bin vereinzelt sogar richtig schockiert!

Das Hörbuch ist mit seinen 12 Stunden schon keines, welches man mal eben nebenbei hört. Da muss man Ausdauer mitbringen. Bei einem Sachbuch über Kindererziehung? In meinen Augen nicht ganz so gelungen. Denn wer sich solch ein Sachbuch zu Rate zieht, möchte nicht viel drumherum reden, sondern knackige, alltagstaugliche Anregungen bekommen.

Michaeleen Doucleff verliert sich jedoch in stundenlangen Schilderungen bzw. holt mächtig weit aus, geht also weit in die Vergangenheit und bleibt dann dort stecken. Das hätte man alles viel mehr zusammenfassen können. Beim Printexemplar hätte ich es höchstwahrscheinlich sogar übersprungen.

Doch das ist nur einer von vielen Kritikpunkten, die ich habe.

Frau Doucleff hat - genau wie ich - nur 1 Kind. Nichts Verwerfliches. Auch mit 1 Kind hat man Stress, Konflikte, Meinungsverschiedenheiten. Ihre Erfahrungen indessen, die sie außerhalb der USA sammelt, geschehen alle in kinderreichen Großfamilien mit vielen Freunden und Bekannten. Und mit Familien, die - so habe ich das herausgehört - das Familienmodell leben, dass der Mann arbeitet und die Mutter sich um Haushalt und Kinder kümmert.

Schon dieser Vergleich hinkt. Sie sagt, man sollte sich Hilfe holen. Andere Kinder. Andere Erwachsene. Jugendliche. Ältere Menschen. Aus jeder Generation etwas. Auch das ist nachvollziehbar und dem stimme ich absolut zu.

Doch bei den indigenen Völkern existiert dieses sprichwörtliche Dorf, was man benötigt, um Kinder groß zu ziehen. Das heißt, das eigene Kind geht zu anderen Kindern oder Erwachsenen, kann jedoch jederzeit zur Mutter (der Vater findet keine einzige Erwähnung im Hörbuch) zurückkehren, um den inneren Bindungstank aufzuladen. Größere Geschwister sind häufig dazu da, um auf kleinere aufzupassen. Und um allgemein zu helfen. Die Haustüren sind quasi immer und überall geöffnet.

Woraus besteht das "Dorf", welches wir kennen? Vielleicht gibt es zufällig Großeltern in der Nähe. Vielleicht gibt es auch Freunde, zu denen das Kind alleine gehen kann. (Schon mit 3? Das bezweifle ich ...) Auf alle Fälle geht ein Großteil der Kinder in den Kindergarten oder sogar schon in die Kindergrippe.
Doch das ist für mich nicht das Gleiche. Das Kind hat nicht jeder Zeit die Möglichkeit, zur Mutter zurückzukehren. Es entscheidet auch nicht selbst, ob es in den Kindergarten möchte. Das entscheiden die Eltern. Die zudem nicht selten genug arbeiten gehen.

Bei einem 1-Kind-Haushalt kann sich das Kind nun mal nichts von den größeren Geschwistern abgucken. Da bleibt vieles an den Eltern hängen.

Im Werk wird viel vom kindzentrierten bzw. erwachsenenzentrierten Umgang gesprochen. Es wird gesagt, dass sich Eltern in indigenen Völkern nicht den Kindern unterordnen, sondern sich die Kinder den Eltern anpassen sollen.
Konkret auf ihre Situation bezogen, heißt das zum Beispiel, dass sich die Verfasserin nicht mit Eltern trifft, die sie nicht mag - auch wenn ihr Kind die Kinder mag. Und wenn das nun die beste Freundin / der beste Freund ist? Sie bestimmt im Alltag also, mit welchen Kindern ihr Kind Umgang haben darf. Wie traurig!
Sie geht sogar soweit zu sagen, dass alle kindzentrierten Aktivitäten abschafft werden sollen. Dazu zählt sie unter anderem Zoobesuche, Geburtstage, Spieleverabredungen. Aber nur die Geburtstage der Kinder! Auf die Geburtstage und zu Verabredungen ihrer Mutter muss das Kind natürlich mitgehen.
Auch hat sie zwar Lust, auf den Spielplatz zu gehen. Dort möchte sie aber einfach nur sitzen, die Vögel beobachten oder ein Buch lesen. Keinesfalls spielen! Und wenn nun kein anderes Kind zum Spielen dort ist? Muss sich ihr Kind ganz alleine die ganze Zeit beschäftigen. Genauso traurig!
Zu Hause hat sie natürlich auch keine Lust aufs Spielen. Man solle doch das Spielzeug reduzieren. Ein paar Stifte, eine Box mit Lego und ein paar wenige Bücher (man bräuchte keine 100 Stück) würden ausreichen. Ansonsten könne es ja im Haushalt helfen. Wo bleibt da die Individualität des Kindes?
Außerdem wird mit dem Wegwurf des Spielzeuges gedroht und auch gemacht, wenn es nicht sofort aufgeräumt wird.

Einer der "Tipps" mit dem meisten Kopfschüttelpotenzial ist der, dass Frau Doucleff meint, man solle das Kind, wenn möglich, mit zu seinem Arbeitsplatz, auf Geschäftsreise oder zum Geschäftsessen mitnehmen. Man muss das Kind ja am Erwachsenenleben teilhaben lassen. Doch das Kind muss dabei ganz still sein, denn schließlich arbeitet man ja.
Echt jetzt? Sie sagt ihrem 3-jährigem Kind, dass es sich über Stunden (!!!) ruhig verhalten soll? Und das klappt? Unvorstellbar für mich! Vor allem, wenn es überhaupt keine Möglichkeit zwischendurch hat, den Bindungstank irgendwie aufzuladen. Ich mein, ich sehe es bei uns zu Hause, wenn mein Mann im Home-Office ist und mein Kind zu Hause. Das klappt mal mehr, mal weniger gut. Aber keinesfalls so viele Stunden am Stück - auch wenn ich da bin, um mich um unser Kind zu kümmern.

Meine Kritikpunkteliste geht noch weiter:

Kinder, die nicht teilen oder andere Kinder / Geschwister ärgern, werden als "Babys" beschimpft. Nicht-teilen wird mit nicht-mögen gleichgesetzt. Doucleff droht ihrer 3-Jährigen ständig, dass die Freundin / der Freund beim nächsten Mal nicht mehr zu Besuch kommt, wenn sie nicht teilt. Auch die Schnullerentwöhnung wird damit angegangen. Schließlich wollen Kinder keine Babys sein, sondern 'schon groß'. Die Autorin fragt ihre Tochter: "Was hätte ein großes Mädchen getan?"
Laut ihr soll gewünschtes Handeln mit Reife und ungewünschtes mit Unreife verbunden werden.
Merkt die Frau überhaupt, was sie ihrem Kind damit antut? Es wird gedemütigt! Das ist psychische Gewalt! Sie erpresst das Kind, zu teilen. Sie droht dem Kind, das Spielzeug wegzuwerfen. Die Liste ist noch länger ...

Ein weiteres, negatives Beispiel aus dem Hörbuch? Gerne:
"Kinder vorübergehend zu ignorieren, ist ein ausgesprochen wirkungsvolles Werkzeug zur Disziplinierung." (das wird genau so im Hörbuch gesagt) Die Wutanfälle vom Kind sollen einfach ignoriert werden. Laut Autorin wirkt sich Weggehen statt reden positiv aus. Es wird ein Kommunikationskanal geöffnet. Und welcher genau?
Klar hat sie recht, wenn sie schreibt, dass wütend werden nicht das Problem löst, sondern lediglich die Kommunikation zwischen Kind und Mutter beendet. Aber wenn ich weggehe, dann beende ich ebenfalls die Kommunikation. Da wird nichts geöffnet.
Und wie sie ja selbst schreibt: Sie möchte disziplinieren. Das hat für mich besonders in einer Kindheit nichts zu suchen.

Sie führt hier ein eigenes Beispiel an:
Ihre Tochter (3) ist völlig übermüdet, setzt sich auf die Straße und quengelt. Die Autorin ignoriert sie. Das Kind weint und schreit. Es kommt eine andere Person und lenkt sie ab, indem sie ihr irgendetwas Wundervolles in der Natur zeigt. Dadurch soll die Wut des Kindes in Ehrfurcht umgewandelt werden.
Meine Erkenntnis: Die Wut ist unerwünscht. Dem Kind werden also auch seine Gefühle abgesprochen!

Kinder werden auch raus geschickt, wenn das Verhalten für ihr / sein Alter oder dem Grad der Reife nicht akzeptabel ist. Es soll sich Gedanken über seine / ihre soziale Verantwortung machen.

An einer Stelle wird sogar beschrieben, dass eine indigene Mutter, bei der die Autorin zu Besuch war, ihr Kind, nachdem es gehauen hatte (oder dergleichen), auf den Schoß nahm und ihm leicht auf den Po klopfte und sagte, dass Hauen weh tut. Bringe ich durch Gewalt meinem Kind wirklich bei, dass es keine Gewalt anwenden darf?

Als ein 3-Jähriger getragen werden möchte, fragt der Vater: "Was bin ich? Dein Esel?" Damit soll der Impuls gegeben werden, über das Verhalten und die daraus resultierenden Konsequenzen nachzudenken.

Kleine Kinder dürfen nicht um etwas bitten, ohne zu helfen. Und falls sie quengeln, werden sie abgelenkt.

Ein Kind wird als respektlos beschimpft, weil es "nein" zur Sonnencreme sagt. Als die Mutter das sagt, schaut sie das Kind nicht mal dabei an. Es wird überhaupt nicht auf das Kind eingegangen.

Kindern werden angsteinflößende Geschichten erzählt. Sie werden angeblich von Zappelphilipp- und Teilenmonstern geholt, wenn man zum Beispiel nicht ruhig sitzen kann oder nicht teilen mag.

Ein Kind weigert sich, Spargel zu essen. Die Mutter erzählt, dass sie als Kind bei der Oma, die der Boss war, auch Spargel essen musste und schon isst das Kind ebenfalls Spargel.
Eine super Methode, um Essstörungen zu fördern!

Ein Abschnitt des Buches heißt "Verhalten formen". Und genau das ist es, was Michaeleen Doucleff mit ihrer kleinen, 3-jährigen Tochter machen möchte: Einen kleinen funktionierenden Erwachsenen formen, damit sie selbst ein bequemes Leben hat. Man erwartet, dass das Kind teilt, hilft und freundlich ist. Man erwartet, dass es der Gruppe etwas zurückgibt, wann immer möglich.

Mein Fazit?
Michaeleen Doucleff ist eine reiche weiße Dame, die in die Häuser von POC geht, um in ein paar Monaten ein paar Eindrücke zu sammeln, die sie dann wild um sich werfen kann. Sie ist weder Anthropologin, noch hat sie irgendeine andere professionelle Ausbildung, die sie dazu befähigt, Schlüsse über das soziale Leben anderer Völker zu ziehen.
Sie sollte sich erstmal mit sich selbst beschäftigen. Sie sollte aufhören, Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Sie sollte wissen, was sie selber möchte und dies klar kommunizieren. (sie widerspricht sich nämlich ständig selbst) Sie sollte begreifen, dass es nicht nur schwarz-weiß gibt.
Und sie sollte vor allem aufhören, einen kleinen Soldaten auszubilden. Ihre Tochter ist ein kleiner Mensch, kein kleiner Erwachsener.

©2022 Mademoiselle Cake