Cover-Bild Dschihad Online
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14,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Ravensburger Buchverlag
  • Genre: Kinder & Jugend / Jugendbücher
  • Seitenzahl: 256
  • Ersterscheinung: 24.08.2016
  • ISBN: 9783473401185
Morton Rhue

Dschihad Online

Nicolai von Schweder-Schreiner (Übersetzer)

Er hat gute Noten, er geht auf Partys, er flirtet mit dem hübschesten Mädchen der Schule – auf den ersten Blick wirkt Khalils Leben wie das seiner amerikanischen Mitschüler. Doch der Schein trügt: Khalil und sein älterer Bruder Amir leben in einem heruntergekommenen Loch und halten sich nur notdürftig über Wasser. Amir sieht sich im Internet immer häufiger gewalttätige Videos von islamistischen Hasspredigern an. Außerdem twittert er über den Kampf gegen den >>heuchlerischen Westen<<. Schon bald gerät auch Khalil in die Fänge der Islamisten …

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.02.2021

Sehr aktuelles Thema

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Das Buch handelt vom Zerplatzen des amerikanischen Traums und die langsame Zuwendung zweier Brüder zum radikalen Islam. Der Schreibstil ist wie gewohnt flüssig und die Handlung gut durchdacht. Man kann ...


Das Buch handelt vom Zerplatzen des amerikanischen Traums und die langsame Zuwendung zweier Brüder zum radikalen Islam. Der Schreibstil ist wie gewohnt flüssig und die Handlung gut durchdacht. Man kann dem roten Faden der Geschichte sehr gut folgen und merkt auch, wie der Autor gut für das Buch recherchiert und tolle Argumente bringt. Für beide Seiten der Argumentation. In der heutigen, teilweise sehr fremdenfeindlichen Situation ist es wichtig, dass man sich mit dem Islam und auch dem radikalen Islam auseinandersetzt. Der Autor ergreift keine Partei, nimmt weder Märtyrer in Schutz, noch lässt er den Westen verschont, er erhebt nur das Wort gegen den Krieg. Er hält der westlichen Welt gnadenlos den Spiegel vor das Gesicht und bringt den Leser dazu, Dinge zu hinterfragen.

Das Buch ist sehr dynamisch, obwohl sich die Story behutsam und überhaupt nicht hastig entwickelt. Dieser Widerspruch gibt dem Buch etwas Besonderes. Seine Aktualität ist nahezu erschreckend und zeigt dem Leser ungeschönt, wie leicht man sich doch von Dingen und grade seinem Umfeld beeinflussen lässt. Daher ist es umso wichtiger, sich eigene Gedanken zu machen.
Die Personen sind realistisch, die Dialoge authentisch. Es gibt nur wenige spannende Szenen. Dafür nimmt man das Buch umso ernster, da es eben kein fiktiver Actionroman ist, sondern so wirklich hätte stattfinden können.

Spoiler! Das Ende ist kein typisches Heile Welt - alles ist gut! Ende, sondern realistisch und das mag ich gerne. Auch wenn man sich als Leser sicherlich für Khalil gewünscht hätte.

Auch wenn es eher ein Jugendbuch ist, kann ich es auch wirklich ans Herz legen, da die Thematik sehr gut umgesetzt wurde.
5/5 ⭐

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Veröffentlicht am 03.10.2020

Im Krieg hat am Ende nur einer Recht – der Gewinner

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Von 1992 bis 1995 befanden sich die Bewohner der damaligen Jugoslawischen Teilrepublik Bosnien-Herzegowina im Krieg. Während der serbische Teil der Bevölkerung für einen Verbleib in der jugoslawischen ...

Von 1992 bis 1995 befanden sich die Bewohner der damaligen Jugoslawischen Teilrepublik Bosnien-Herzegowina im Krieg. Während der serbische Teil der Bevölkerung für einen Verbleib in der jugoslawischen Föderation kämpfte, wollten die Bosniaken einen unabhängigen Staat bilden.

Dieser Krieg eskalierte zwischen dem 11. und 19. Juli 1995 und diese schrecklichen Kriegstage gingen als „Massaker von Srebrenica“ in die Geschichte ein. Rund um die Stadt Srebrenica wurden circa 8.000 Bosniaken getötet (wohl eher abgemetzelt), in der Regel handelte es sich um männliche Personen im Alter zwischen 14 bis 78 Jahren.

Viele Menschen flüchteten damals vor Folter, Krieg und Zerstörung aus ihrem Heimatland.

Auch die Eltern von Amir und Khalil sind vor diesem Krieg geflüchtet und haben in Amerika eine neue Heimat gefunden. Während Amir in Bosnien geboren ist und – genau wie seine Eltern – nur eine Aufenthaltsgenehmigung hat, wurde Khalil in den USA geboren und hat somit die amerikanische Staatsbürgerschaft.

Die Eltern entschließen sich, wieder zurück nach Bosnien zu gehen, um dem Rest der Familie zu helfen und lassen ihre beiden Söhne zurück. Khalil ist 16 Jahre alt, Amir ist älter, aber sein genaues Alter hat sich mir irgendwie nicht erschlossen (oder ich habe es überlesen). Amir ist gläubiger Moslem, Khalil nimmt es mit der Religion nicht ganz so genau.

Bevor die Eltern ihre Söhne verlassen, zahlen sie die Miete für 6 Monate im Voraus. Weil Amir aber wegen Ladendiebstahls verurteilt wurde, soll er ausgewiesen werden und so verlassen beide die Wohnung und ziehen in die Souterrainwohnung von Bekannten.

Khalil ist der beste Schüler seiner Klasse, er schwärmt für ein Mädchen und hat einen soliden Freundeskreis. Nach und nach verschlechtert sich ihre Lage, sie haben kein Geld mehr für die Miete, sie haben kein Geld zum Leben. Sie wohnen in einem kalten und klammen Keller (Wohnung kann man das nicht nennen) und halten sich mit Diebstählen über Wasser. Der letzte große Coup war der Diebstahl eines kompletten Geldautomates.

Khalil schwänzt immer öfter die Schule und lügt immer öfter seine Freundin an. Amir schaut sich auf YouTube Videos von Dschihadisten an, die dafür Werbung machen, sich ihnen anzuschließen und dafür im Paradies die Belohnung zu erhalten. Da Amir innerlich sehr zerrissen ist, fallen die Worte dieser Islamisten aus den Videos auf fruchtbaren Boden. Auf Facebook folgt er einigen radikalislamistischen Seiten.

„Ich schwöre bei Allah, ich fühle mich verloren. Ich würde so gern in einem muslimischen Land leben. Immer wieder sage ich mir, wenn ich in einem muslimischen Land leben würde, wäre ich strenggläubig. Hier in den USA bin ich mit so vielen Haram-Dingen (verbotenen Dingen) in Berührung gekommen. Alles, was ich brauche, sind ein guter Rat und ein paar schöne Worte, die meinem Herzen helfen.“ (Seite 67)

Amir zieht seinen Bruder immer mehr hinein in diesen Strudel und irgendwann fährt Khalil zu einer Mission … im Kofferraum seines Autos befindet sich eine Bombe.

Drückt Khalil tatsächlich auf den Auslöser?

Morton Rhue hat auch mit diesem Buch ein aktuelles Thema aufgegriffen, genau wie in seinem Buch „Die Welle“. Es handelt sich hier um ein Jugendbuch mit welchem der Autor seine Leser dazu bringen möchte, die Dinge zu hinterfragen. Es gibt immer 2 Seiten der Medaille, aber man sieht immer nur das, was andere einen sehen lassen.

Bei Amir und Khalil handelt es sich um 2 Jugendliche, die ihren Platz im Leben noch nicht gefunden haben. Sie fragen sich – zu Recht – warum es im Nahen Osten Dutzende von US-Militärstützpunkten gibt oder warum US-Kriegsschiffe im Persischen Golf liegen, die sofort Raketen und Kampfflugzeuge losschicken könnten. An keiner Stelle im Atlantik oder Pazifik liegen jedoch islamische Flotten. Es gibt auch keine muslimischen Drohnen, mit deren Hilfe amerikanische Bürger getötet werden. Wohl gibt es aber amerikanische Drohnen (Predator / Reaper), die zum Zweck der gezielten Tötung von Menschen in Afghanistan, Pakistan, Bosnien, Serbien, Irak, Lybien, im Jemen und in Syrien eingesetzt werden/wurden. Wenn bei solchen Aktionen unbeteiligte Zivilisten ums Leben kommen, so wird das als eine schreckliche Tragödie dargestellt.

Warum bezeichnet man einen amerikanischen Soldaten, der bereit ist, sein Leben für sein Volk zu opfern, als Patrioten und Helden, und einen Moslem, der dasselbe tut, als Extremisten und Terroristen? Warum wird der Tod von unschuldigen muslimischen Frauen und Kindern durch eine amerikanische Drohne als Unfall abgetan, als Versehen, als „Kollateralschaden“? Aber wenn ein Moslem amerikanische Frauen und Kinder tötet, ist das eine Gräueltat, „ein barbarisches Massaker an unschuldigen Zivilisten“? (Seite 149)

Die Geschichte von Amir und Khalil soll zum Nachdenken anregen. Der Schreibstil des Autors ist – meiner Meinung nach sehr kühl, auf Abstand. Tatsächlich lese ich die Seiten des Buches einfach so runter, emotionslos. Ich fühle nicht die Zerrissenheit der beiden Jungs, ich kann sie aber trotzdem verstehen. Jugendliche brauchen Führung, die sie normalerweise von ihren Eltern bekommen sollten. Die Eltern der Beiden sind in Bosnien und sie haben ihre Kinder sich selbst überlassen. Es ist meiner Meinung nach nicht verwunderlich, dass sie sich von den Versprechungen der Islamisten einwickeln lassen. Jeder Jugendliche, egal welcher Nationalität, driftet ab, wenn er nicht von zu Hause entsprechende Führung und Rückhalt bekommt in seinem Leben.

Mit 250 Seiten ist dieses Buch schnell gelesen und auch wenn es vom Schreibstil her eher nüchtern ist, kann man sich gedanklich mit dem Thema auch weit über das Lesen hinaus befassen.

Genau wie „Die Welle“, könnte ich mir „Dschihad online“ als Schul-Lektüre vorstellen, über die man im Anschluss diskutiert und sich austauscht. Mit solchen Themen sollen Kinder/Jugendliche nicht alleine gelassen werden. Das Buch ist empfohlen ab 14 Jahren.

Veröffentlicht am 07.10.2016

Ich habe viel Spannung erwartet...

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Ich wurde nicht enttäuscht. Das Buch behandelt ein sehr heikles Thema und zwar die Radikalisierung von Jugendlichen. Erzählt wird alles aus der Sicht von Kahlil, einem 16 jährigen Jungen, der in den USA ...

Ich wurde nicht enttäuscht. Das Buch behandelt ein sehr heikles Thema und zwar die Radikalisierung von Jugendlichen. Erzählt wird alles aus der Sicht von Kahlil, einem 16 jährigen Jungen, der in den USA geboren ist und mit Islamismus eigentlich nichts am Hut hat. Bis sein Bruder auf einmal immer mehr Videos von Enthauptungen oder Kriegshandlungen anschaut und das Leben der Beiden aus den Fugen gerät.

Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen, da es das ernste Thema aus der Sicht eines Jugendlichen anspricht und auch erzählt, wie man in einem Strudel immer weiter nach unten gezogen werden kann. Es ist teilweise schonungslos brutal, also auch nichts für Zartbesaitete. Es wird viel mit Vorurteilen gespielt, die es in der Gesellschaft immer wieder gibt.

Schade ist natürlich, dass sich diese dann auch bewahrheiten. Auch wenn erklärt wird, wieso und weshalb und die Radikalisierung so zum Teil nachvollziehbar wird, muss man doch dann sehr schlucken, als es soweit ist. Ich habe teilweise mir den Tränengekämpft und hätte Kahlil am liebsten geschüttelt!

Gut dagegen finde ich die Zweifel von Kahlil, die man als Leser sehr direkt miterlebt. Der Protagonist ist eine sehr lebendige Hauptfigur, mit der sich Jugendliche sicher auf eine gewisse Art und Weise identifizieren können.

Das liegt auch an der recht jugendlichen Sprache. Da bin ich ja nicht unbedingt ein Fan von, aber das Buch lässt sich sehr leicht und flüssig lesen. Manchmal bin ich über fremdsprachliche Begriffe gestolpert, konnte sie aber aufgrund des Kontextes gut verstehen.

Allerdings befürchte ich, dass Schüler das Buch nicht als das begreifen, was es ist, sondern es eher lustig finden. Das wäre sehr schade. Als Lektüre ist es mir deswegen zu komplex. Das traue ich mir momentan noch nicht zu. Ich werde es aber nochmal ins Auge fassen, sobald es Unterrichtsmaterial vom Verlag gibt.