Cover-Bild Die Geschichte des Regens
22,99
inkl. MwSt
  • Verlag: DVA
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 416
  • Ersterscheinung: 12.10.2015
  • ISBN: 9783421046871
Niall Williams

Die Geschichte des Regens

Roman
Tanja Handels (Übersetzer)

Ein Buch wie irisches Wetter, plötzlich breitet sich die Sonne wie Glück über dem frischen Grün ausDie neunzehnjährige Ruth leidet an Leukämie und darf ihr Bett nicht verlassen. So liegt sie in ihrem Zimmer hoch über dem Fluss Shannon, während der irische Regen unablässig auf das Dach prasselt, und liest sich durch die dreitausendneunhundertfünfundachtzig Bücher, die ihr Vater Virgil Swain ihr hinterlassen hat. Inspiriert von der Lektüre und ihrer eigenen überbordenden Fantasie lässt sie vor den Augen des Lesers ihre Ahnen aufmarschieren: Urgroßvater Absalom Swain, den Reverend, Großvater Abraham, der beim Stabhochsprung das Fliegen lernte, und schließlich ihre Eltern Virgil und Mary, die sich vornahmen, die unfruchtbarsten vierzehn Morgen Erde, die Westirland zu bieten hat, urbar zu machen.Eine vielschichtige, tragische, oft aber auch sehr amüsante Familiengeschichte aus Irland, voller Pointen und Anekdoten und berührender Gedanken über das Leben und die Literatur. Ein Roman, in dem die Worte selbst zu einem Fluss werden, der den Leser davonträgt.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.07.2017

Regenmärchen

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Dieses Buch ist ein Genussbuch. Es gibt sie diese Bücher, die man schnell lesen muss, weil man wissen will, wie sie enden. Aber meist haben diese Bücher auch Erzählpausen, in denen nichts neues passiert. ...

Dieses Buch ist ein Genussbuch. Es gibt sie diese Bücher, die man schnell lesen muss, weil man wissen will, wie sie enden. Aber meist haben diese Bücher auch Erzählpausen, in denen nichts neues passiert. Dieses Buch ist kein solches Buch. „Die Geschichte des Regens“ zwingt einen dazu, Pausen einzulegen, denn sie hat in jeder Zeile einen Tropfen Welt. Mit jedem Tropfen Geschichte entsteht ein Fluss. Ruth nennt ihre Geschichte einen Flusstext. Und in dem Sinne bedeutet der Titel auch, dass es hier darum geht, wie die Swain Geschichte zum Fluss wurde. Darum, wie viele Tropfen zusammenflossen, um diese Geschichte zu erzählen.

„Wir sind unsere Geschichte. Wir erzählen sie, um am Leben zu bleiben.“ (S.11)

Ruth Swain liegt im Sterben. Ihre Geschichte befindet sich in einer Erzählpause. Das Leben fließt genauso an ihr vorbei, wie der Shannon an ihrem Haus. Und deswegen tut sie das einzige, was ihr, als Tochter eines Dichters und Büchersammlers, in einem Haus voller Bücher, sinnvoll erscheint. Sie schreibt ihre Geschichte auf.

„Wir erzählen Geschichten. Wir erzählen, um uns die Zeit zu vertreiben, um die Welt ein Weilchen hinter uns zu lassen oder tiefer in sie vorzudringen. Wir erzählen, um den Schmerz des Lebens zu lindern.“ (S. 207)

„Die Geschichte des Regens“ ist die Geschichte darüber, wie es dazu kam, dass Ruth in einem Bootbett liegt und auf dem Flusstext ihrer Vergangenheit treibt bis sie im Krankenhaus liegt, während Faha, ihr Heimatort, zu versinken droht. Es geht darum, wie Virgil, Ruths Vater, nach Faha kam und warum er dorthin kam. Wie Virgils Vater, der Reverend, ihm einbläute auf den Ruf Gottes zu hören, und wie Virgil deswegen immer zwischen dieser und der nächsten Welt mit dem Kopf in den Wolken lebte. Es geht darum, wie Virgil Swain Ruths Mutter Mary kennenlernte und wie sich die beiden in einander verliebten. Wie der Buchkauf der Familie Swain viel wichtiger als das Überleben war und die Familie deswegen mehr schlecht als recht überlebte. Es geht darum, dass Ruth einen Zwilling hatte und wie die Beiden von ihrem Vater die Sehnsucht erbten. Ruth, die hin zu den Wolken und damit zur Literatur und ihr Zwilling, die zum Wasser. Regen ist die Kombination der beiden Sehnsüchte und stellt die Sehnsucht Virgils dar. Es geht auch darum, wie die Sehnsucht Ruths Zwilling zum Verhängnis wurde. Das sind viele Geschichten. Aber es gibt noch viel mehr davon in diesem Buch. Und über allem liegt die Liebe zur Literatur und zum Wasser. Diese Liebe durchdringt das Buch und macht es lebendig. Ruth sagt über ihr Buch:

„Ich will, dass es atmet, denn Bücher sind lebendig, sie haben einen Rücken, einen Duft, eine Lebensdauer, und manche haben vom vielen Leben auch Tränen und Kerben und einiges an Flecken zurückbehalten.“ (S. 402)

„Die Geschichte des Regens“ ist wunderschön geschrieben, humorvoll und träumerisch, aber auch traurig. In jeder Zeile liegt die Sehnsucht. Ruth lebt in einer Welt, in der Jeder Literatur atmet. Mit ihrem Kopf in den Büchern und in den Wolken erzählt sie ihre Geschichte und die ihrer Vorfahren. Ich habe hier einen Schatz lesen dürfen, mich in einen irischen Geschichtenquilt kuscheln dürfen und ich habe jede Seite davon genossen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein wunderbares Buch, das auf meiner persönlichen TopTenListe GANZ WEIT OBEN stehen wird!

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Ein wunderbares Buch, mit unglaublicher Sprachgewalt und großer Bildhaftigkeit. Niall Williams beschreibt in „Die Geschichte des Regens“ eine irische Familiengeschichte aus Sicht eines leukämiekranken, ...

Ein wunderbares Buch, mit unglaublicher Sprachgewalt und großer Bildhaftigkeit. Niall Williams beschreibt in „Die Geschichte des Regens“ eine irische Familiengeschichte aus Sicht eines leukämiekranken, bettlägrigen Mädchens: Ruth. Man lernt vordergründig Irland und seine schroffen, aber liebenswürdigen Bewohner kennen. Zwischen den Zeilen eröffnen sich allerdings viele kleine Überraschungen, die dazu führten, dass all meine Erwartungen an dieses Buch übertroffen wurden. Wenn man sich auf Williams' fulminanten Schreibstil und seine unglaubliche Tiefgründigkeit einlässt, entdeckt man gleich zu Anfang eine große Intensität und Vielfalt von Inhalten und gedanklichen Diskursen philosophischer und wissenschaftlicher Natur. Zudem gibt Niall Williams seiner Hauptprotagonistin Ruth ein mächtiges Stilmittel an die Hand, lässt sie aus ihrer Sicht wichtige Inhalte entgegen richtiger Rechtschreibung „groß“ schreiben, dadurch Elementares hervorheben. Die Sprache, Ruth's Blickwinkel, ist überwiegend frech, manchmal melancholisch, doch meistens sehr direkt. Ruth trotzt allem mit ihrem ganz eigenen Humor, was sich im gesamten Buch widerspiegelt. Trotzdem könnte man sagen, dass Williams mit seinem Stil etwas Magisches schafft. Fast liebevoll lässt er auf die Protagonisten und ihre Eigenschaften und Charaktere blicken. Ich war während des Lesens häufig berührt, musste dann aber auch wieder über Inhalte schmunzeln. Besonders erwähnenswert finde ich in diesem Kontext auch die außerordentliche Leistung der Übersetzerin Tanja Handels. Diesen Roman ins Deutsche zu übertragen erfordert meines Erachtens viel Können und Feingefühl für die sehr eigene Sprache Williams! Das Buch hat meiner Ansicht nach einen recht hohen Anspruch, man benötigt Ruhe und Zeit, um die Vielschichtigkeit verstehen zu können. Und es ist wohl eines dieser besonderen Bücher, die man entweder liebt oder hasst. Mir gefiel das Gesamtpaket einfach wahnsinnig gut und ich kann es jedem Liebhaber anspruchsvoller Literatur nur ans Herz legen! Ein wahrlich großartiger Roman! Deswegen: 5 Sterne und LESE-EMPFEHLUNG!!!

Veröffentlicht am 06.10.2016

Nicht so meins

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Die Erzählerin des Romans ist die neunzehnjährige Ruth Swain, die mitten in Irland zwischen den tausenden Büchern ihres Vaters lebt. Sie ist ans Bett gefesselt, weil sie Leukämie hat und erzählt die ...



Die Erzählerin des Romans ist die neunzehnjährige Ruth Swain, die mitten in Irland zwischen den tausenden Büchern ihres Vaters lebt. Sie ist ans Bett gefesselt, weil sie Leukämie hat und erzählt die Geschichte ihrer Familie.

Meine Meinung:

Als ich das Buch anfing, war ich zu Anfang sehr irritiert von Ruths Schreibstil. Sie springt von einem Ereignis der Vergangenheit zur Beschreibung ihrer Stadt ( und das in jedem Detail, sodass sich die Beschreibung bis zu 20 Seiten hinzieht ) zur Beschreibung ihres jetzigen Gesprächen mit ihren Lehrern oder Freunden. Man muss sich schon äußerst konzentrieren, um am Ball zu bleiben und das Gehirn nicht einfach auszuschalten. Nach 150 Seiten hat man sich zwar einigermaßen an den Schreibstil gewöhnt, jedoch ist es auch jetzt immer noch eine herbe Herausforderung heranzukommen. Spannend fand ich das Buch nicht und was mich ziemlich gestört hat, waren die sehr langen Beschreibungen von wirklich Unwichtigen Dingen. Zudem wird der Gesundheitszustand von Ruth fast garnicht beschrieben ( womit ich jedoch auch nicht gerechnet hatte ). Was ich jedoch mochte, waren die zahlreichen Bezüge zu berühmten Klassikern ( z.B. Jane Austen oder Charles Dickens ). Alles in allem war es jedoch ein Buch, dass mir nicht lange in Erinnerung bleiben wird und ich es auch nicht nochmal lesen würde.

Wenn man jedoch eine Herausforderung sucht und einen außergewöhnlichen Schreibstil bevorzugt, wäre dieses Buch vielleicht das Richtige für einen.