Cover-Bild Ein wenig Glaube
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17,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Klett-Cotta
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 382
  • Ersterscheinung: 22.02.2020
  • ISBN: 9783608964349
Nickolas Butler

Ein wenig Glaube

Roman
Dorothee Merkel (Übersetzer)

Ein schmerzhaft-schöner Familienroman, der die Macht und die Grenzen des Glaubens mit besonderem Feingefühl erkundet: Lyle und Peg Hovde empfinden es als großes Glück, dass ihre Tochter Shiloh samt Enkelsohn wieder nach Hause zurückgekehrt ist. Doch bald treibt Shilohs neue Glaubensgemeinschaft einen Keil in das harmonische Familienleben. Als sich abzeichnet, dass auch der fünfjährige Isaac in die Fänge der Sekte geraten könnte, müssen die Großeltern eine folgenschwere Entscheidung treffen, die die Familie vollends entzweien könnte.

Lyle und Peg Hovde genießen im ländlichen Wisconsin ihr Großelternglück. Gerade ist ihre alleinerziehende Adoptivtochter Shiloh mit dem fünfjährigen Isaac nach Wisconsin zurückgekehrt, und die Familie zum ersten Mal seit Jahren wieder vereint. Doch es gibt einen Wermutstropfen, denn während ihrer Abwesenheit hat sich Shiloh einer radikalen Glaubensgemeinschaft angenähert. Lyle beobachtet Shilohs Entwicklung mit Skepsis, vor allem als deutlich wird, welche Rolle der Enkelsohn Isaac in der religiösen Gemeinde spielt. Doch je stärker er sein Unbehagen zum Ausdruck bringt, umso heftiger reagiert Shiloh. Lyle versucht alles, um das Vertrauen seiner Tochter wieder zurückzugewinnen, doch als das Glaubensdogma der Sekte Isaacs Sicherheit bedroht, ist Lyle gezwungen, eine folgenschwere Entscheidung zu treffen. Nickolas Butler widmet sich mit großem Einfühlungsvermögen einem hoch sensiblen Thema. Was darf der Glaube und welche Macht kann er entfalten? Wann muss man Menschen vor ihrem Glauben beschützen und kann das überhaupt gelingen?

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.02.2020

Das Problem des Gesundbetens

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In diesem Roman nimmt sich der Autor in Anlehnung an einen wirklichen Vorfall aus dem Jahr 2008 eines Themas an, das in den USA offensichtlich tatsächlich praktiziert wird – dem Gesundbeten. Nach seinen ...

In diesem Roman nimmt sich der Autor in Anlehnung an einen wirklichen Vorfall aus dem Jahr 2008 eines Themas an, das in den USA offensichtlich tatsächlich praktiziert wird – dem Gesundbeten. Nach seinen Recherchen sterben jährlich Hunderte oder sogar Tausende kranke Kinder, weil ihre Eltern um ihre Gesundung beten, statt Hilfe durch Ärzte zu holen.
Das Ehepaar Lyle und Peg lebt zurückgezogen in einer Kleinstadt in Wisconsin. Ihr leiblicher Sohn starb vor vielen Jahren im Kleinkindalter und sie adoptierten später ihre Tochter Shiloh, die allein erziehende Mutter des fünfjährigen Isaac ist, den seine Großeltern über alles lieben. Shiloh verliebt sich in den Priester einer Sekte, die sehr extreme Ansichten vertritt. Er meint, Isaac habe die Gabe, Kranke durch Handauflegen zu heilen. Lyle, der selbst seinen Glauben nach dem Tode seines Sohnes verloren hat, sorgt sich sehr um das Wohl seines Enkels, umso mehr, nachdem er an Diabetes erkrankt.
Sie ist sehr berührend geschrieben. Die liebevolle Beziehung zwischen Großvater und Enkelsohn ist sehr intensiv geschildert. Der Autor wirft ernste Fragen auf wie „Gibt es einen Gott?“, „Was ist Glaube“?, die zum Nachdenken anregen. Aber irgendwie war mir persönlich das alles zu viel des Guten. Das Thema Kirche und Glaube spielt vermutlich in den USA eine sehr viel größere Rolle als bei uns. Darüber hinaus habe ich mich bei manchen Szenen gefragt, warum sie überhaupt eingearbeitet werden mussten – etwa die ausführlich geschilderte Entladung eines Apfellasters beim Supermarkt oder wie Lyles Versuch, die Apfelplantage vor der Vernichtung durch Eisregen zu retten. Das Ende hätte ich mir weniger abrupt und vor allem kompletter gewünscht.
Leser der Bücher von Kent Haruf werden dieses Buch mögen, an die es ein wenig erinnert, weil es auch in ihnen jeweils um ältere Leute aus amerikanischen Kleinstädten geht, die Herausforderungen im Leben mit Geduld und stoischer Liebe begegnen.

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Veröffentlicht am 02.03.2020

Leicht zu lesender Familienroman mit einigen Schwächen

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Als Shiloh mit ihrem fünfjährigen Sohn in das Haus ihrer Eltern Lyle und Peg zurückkehrt, sind diese überglücklich, die Beiden bei sich zu haben. Die einzige Unstimmigkeit zwischen ihnen gibt es wegen ...

Als Shiloh mit ihrem fünfjährigen Sohn in das Haus ihrer Eltern Lyle und Peg zurückkehrt, sind diese überglücklich, die Beiden bei sich zu haben. Die einzige Unstimmigkeit zwischen ihnen gibt es wegen Shilohs Zugehörigkeit zu einer Glaubensgemeinschaft, die recht rigorose Ansichten vertritt. Als sie mit ihrem Sohn auszieht, um mit dem Pfarrer zusammenzuleben, haben Lyle und Peg Angst, dass ihnen die Beiden völlig entgleiten. Mühsam halten sie den Kontakt aufrecht und müssen bald erkennen, dass ihre Ängste nicht unbegründet sind.
Ein spannendes Thema: Wie intelligente, selbstbewusste Menschen sich in den Fängen einer Sekte verwandeln und selbst das Leben ihrer Kinder aufs Spiel setzen, ist momentan vielleicht kein Thema für die Titelseiten, aber sicherlich noch immer sehr aktuell. Daraus hätte eine gute, packende und aufschlussreiche Geschichte werden können; stattdessen wurde es ein gefühlvoller Familienheimatroman, der jede Menge Längen hat.
Hauptfigur ist der 65jährige Lyle, der nach dem Tod seines erstgeborenen Sohnes mit nur sechs Monaten den Glauben an Alles verloren hat. Voller Liebe für seine Tochter und seinen Enkel versucht er aufrichtig zu verstehen, was dieser Glaube für sie bedeutet. Seine Auseinandersetzungen mit sich selbst machen einen Großteil des Buches aus: seine Gedanken über Schicksal, eine höhere Macht – oder doch nur Zufall? Eine Auslieferung von Äpfeln mit dem LKW beispielsweise zieht sich über 31 Seiten hin, um die Bedeutung von höheren Mächten (oder auch nicht) herauszustellen – 20 Seiten weniger hätten es auch getan.
Nickolas Butlers Sprache ist sehr sehr bilderreich, was mir persönlich schon etwas zu viel des Guten war. Dabei werden Vergleiche herangezogen, bei denen ich nur mit dem Kopf schütteln konnte bzw. lachen musste: "Lyle machte das alles nichts aus, solange sie (die Touristen) ihr Geld im Ort ließen, wie nasse Fußstapfen, die unweigerlich irgendwann verdunsten würden." Oder "... der Kirchenraum drehte sich langsam vor ihren Augen, als säßen sie im Innern eines Fabergé-Eis ..." oder "... die Schreibschrift, die wie Champagner daraus hervorzusprudeln schien ...". Sehr gefühlig wird es bei den vielen Landschaftsbeschreibungen, bei denen man sich denken kann, dass der Autor aus dieser Gegend stammt und seine Heimat liebt.
Nicht so gut gelungen empfand ich die Charakterisierung seiner Figuren. Zwar wird der ‚Bösewicht‘ Steven durchaus ambivalent gezeigt, doch es bleibt bei einem Mal, danach ist er auf seine Rolle festgelegt. Oder Shiloh, Lyles Tochter. Für mich war ihre Wandlung von einer selbständigen jungen Frau hin zu einem praktisch hörigen Sektenmitglied nicht nachvollziehbar.
So bleibt es bei einem unterhaltsamen Familienroman mit einigen Schwächen, der zwar ein ernstes Thema anschneidet, aber bedauerlicherweise nur an der Oberfläche kratzt.

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