Cover-Bild Die Affäre Agatha Christie
13,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Insel Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Krimi: Historisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 16.01.2023
  • ISBN: 9783458774983
Nina de Gramont

Die Affäre Agatha Christie

Roman | Basierend auf einer wahren Begebenheit
Susanne Hornfeck (Übersetzer), Sonja Hauser (Übersetzer)

Agatha Christie ist bereits 1926 eine schillernde, weltbekannte Autorin. Mit ihrem Mann und der kleinen Tochter lebt sie in London, genießt ihren aufkommenden Ruhm, feiert Partys und verbringt die Wochenenden auf exklusiven Landgütern. Als Agatha aus dem Nichts für elf Tage verschwindet, entspannt sich eine Geschichte voller Irrungen, Wirrungen, Täuschungen und Überraschungen, die einzig die geheimnisvolle Nan O‘Dea auflösen kann.

Die junge Nan kommt aus einer anderen Welt: Nach einer schmerzvollen Kindheit und Jugend im erzkatholischen Irland während des Ersten Weltkriegs lässt sie ihre Vergangenheit hinter sich und beginnt ein neues Leben in England – und sucht die Nähe zur Familie Christie. Denn Agatha hat etwas, das Nan zutiefst begehrt …

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Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei Chrihart in einem Regal.
  • Chrihart hat dieses Buch gelesen.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.02.2023

Krimi in bester Christie-Manier

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Erst dachte ich, der Roman von Nina de Gramont sei eine historisch begründete Lücke des Lebens von Agatha Christie, die die Autorin mit diesem Buch zu schließen gedenkt. Aber das Buch „Die Affäre Agatha ...

Erst dachte ich, der Roman von Nina de Gramont sei eine historisch begründete Lücke des Lebens von Agatha Christie, die die Autorin mit diesem Buch zu schließen gedenkt. Aber das Buch „Die Affäre Agatha Christie“, in dem die amerikanische Autorin die 11 vermissten Tage der Krimiautorin Christie in den Fokus nimmt und zu rekonstruieren versucht, hat noch ganz andere Qualitäten. Es ist ein Kriminalfall in bester Christie-Manier. Das Buch, im Insel Verlag erschienen, behandelt nicht nur die mysteriöse Geschichte rund um das Verschwinden der Krimiautorin, sondern auch die Geschichte der 10 Jahre jüngeren Geliebten von Archie Christie, weswegen er sich von Agatha trennte: Nan. Nan ist eine kühl berechnende Frau im Roman, deren englisches Herz immer noch für die verlorene irische Jugendliebe schlägt.

Hier erzählt Gramont noch eine ganz andere fiktive Geschichte. Denn der Leser folgt im ersten Teil des Buches ihren Erlebnissen mit Archie und Agatha, macht aber auch mit Nan rückblickende Ausflüge in ihre glückliche Jugend, die sie zeitweise bei der Tante in Irland verbrachte. Der Erzählstil ist so gewählt, als wäre Nan eine allwissende Erzählerin. Der Stil ist zwar anders als gewohnt, aber wenn man sich auf dieses sprachliche Experiment einlässt, wirkt er aus der Sicht der nicht durchschaubaren Frau stark hypnotisch.

Der Autorin gelingt der perspektivische Kunstgriff und nimmt Bezug auf die Perspektive, die Christie in dem Buch Alibi erstmalig anwendete, das 1926 erschien und ihren Weltruf begründete. Ebenso verwendet Gramont für den sich entwickelnden Fall Christies Lieblingsmordwaffe. (Gift wählte Christie so oft für ihre Fälle, da sie in einer Apotheke gearbeitet hat und so Wissen darüber sammeln konnte.) Es wimmelt nur so von Querverweisen. Der geübte Fanleser entdeckt sogar Namen, die in den Büchern von Christie vorkommen. Z. B. wären da die Namen Marston, Armstrong und Oliver (Freundin von Poirot) zu nennen. Das weist darauf hin, dass Gramont sich sehr gründlich mit der Person Christie, der Schriftstellerin und deren umfangreiches Werk auseinandergesetzt hat.

Auch gibt es noch eine weitere Handlungsebene. In Rückblenden erfahren wir ebenfalls von dem Schicksal junger lediger Mütter, die zu damaliger Zeit gegen ihren Willen in mitleidslos geführte Magdalenen-Klosterheime gesperrt wurden und denen ihre Kinder abgenommen wurden, um sie zur Adoption freizugeben. Die Klosterwäschereien glichen oftmals einem Arbeitslager, in dem die „gefallenen“ Mädchen zur Schwerstarbeit gezwungen wurden. Manche wurden von Priestern missbraucht. Ein dunkles Kapitel der grünen Insel, das in der Krimigeschichte eine nicht unerhebliche Rolle spielt. Die Schilderungen Nans treffen einen mitten ins Herz.

Die Geschichte dreht sich immer schneller, wie eine Spirale. Die Suche nach der Autorin, die vergangenen Erlebnisse der Geliebten, die Beschreibungen der jungen Mütter und die Untersuchung der aktuellen Mordfälle durch den ermittelnden Inspektor sind so soghaft beschrieben, dass man das Buch als Leser schwer zur Seite legen kann. Die überraschenden Wendungen geben der Story immer wieder eine neue Richtung. Vier miteinander Verschworene zögern das Gefundenwerden heraus und der Leser fiebert mit ihnen mit. Und es sind viele Fäden, die Gramont am Ende geschickt miteinander verwebt und mit denen sie einen schlüssig raffinierten Schluss, ganz im Sinne von Agatha Christie, Gerechtigkeit einfordernd, kreiert. Ich war von dem meisterhaft erzählten Roman begeistert und vergebe die volle Punktzahl!