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Veröffentlicht am 20.04.2018

Großartiger Roman, absolut lesenswert!

Kleine Feuer überall
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Kurzmeinung:
Auch der zweite Roman von Celeste Ng konnte mich wieder begeistern. Auch diesmal waren es die psychologisch fein beobachteten und gut beschriebenen Charaktere und die Schilderungen der Beziehungen, ...

Kurzmeinung:
Auch der zweite Roman von Celeste Ng konnte mich wieder begeistern. Auch diesmal waren es die psychologisch fein beobachteten und gut beschriebenen Charaktere und die Schilderungen der Beziehungen, die mich so in den Bann gezogen haben.


Meine Meinung:
Der Debütroman von Celeste Ng "Was ich euch nicht erzählte" hat mich absolut begeistert und ich habe sehnsüchtig auf etwas Neues von der Autorin gewartet. Deswegen habe ich mich unglaublich gefreut, als Ngs neuer Roman "Kleine Feuer überall" angekündigt wurde und ich ihn dann sogar vorab lesen durfte. Allerdings war ich auch etwas skeptisch –würde mich die Autorin trotz meiner hohen Erwartungen noch einmal begeistern können? Spoiler: Ja, sie konnte!

Die Geschichte lebt vor allem durch die psychologisch fein beobachteten und gut beschriebenen Charaktere, ihre Entwicklung und die einfühlsam geschilderte Beziehungsdynamik zwischen den einzelnen Personen. Ng schafft es, Personen so gut zu beschreiben, dem Leser / der Leserin einen so tiefen Einblick in ihre Psyche zu gewähren, dass sie einem so nahe werden und berühren.
Auch Charaktere, die mir eigentlich unsympathisch waren und deren Handeln ich anfangs nicht nachvollziehen konnte, hat Ng mir näher gebracht, die Motive beleuchtet, ihre Beweggründe aufgezeigt, so dass ich sie schussendlich doch verstehen konnte.
Ng widmet sich jedem Charakter intensiv und dabei ehrlich; zeigt sowohl Stärken, aber widmen sich auch ohne Scham oder Zurückhaltung den Schwächen.
Sie gibt den Personen Raum sich zu entwickeln, erklärt ihr Handeln und ihre Motive, in dem auf ihre Vergangenheit und ihre Geschichte geblickt wird. Das gibt den Charakteren Tiefe und lässt sie sehr authentisch wirken.

Ein für mich wichtiger Teil in dem Buch war auch ein moralisch schwieriges Thema. Ohne zu viel verraten zu wollen, kann ich sagen, dass Mutterschaft, Erziehung und die Mutter-Tochter-Bindung eine zentrale Rolle spielen. Auch diesem Thema hat Celeste Ng sich einfühlsam genährt. Auch wenn ich am Anfang sofort eine erste Meinung hatte, hat mich die Autorin dann sehr zum Zweifeln und Schwanken gebracht, denn bei ihr gibt es kein schwarz-weiß. Das moralische Dilemma wird von allen Seiten und in allen Grautönen betrachtet und so fiel es mir dann sehr schwer, an meiner Meinung festzuhalten und ein Urteil zu fällen. Ng hat mich dazu gebracht, auch die anderen Seiten zu erkennen und darüber nachzudenken.
Denkanstöße bekam ich auch zum Thema Altruismus. Kann man auch aus den falschen Gründen das Richtige tun? Sich engagieren, weil es sich gut anfühlt. Anderen helfen und dafür dann Dankbarkeit erwarten und das eigene Überlegenheitsgefühl weiter ausbauen. Gibt es überhaupt echten Altruismus? Das alles sind Fragen, die Ng in ihrem Roman aufwirft.

Weitere wichtige Themen sind die Angepasstheit und die starken Reglementierungen, die das Leben und das soziale Miteinander in Shaker Heights. Das Leistungsstreben, der Perfektionismus und die Angst vor Fehlern.
Besonders interessant ist hier der Charakter Izzy. Sie ist eine Unangepasste in einer Stadt, wo der äußere Schein und das Einhalten von Normen das allerwichtigste ist. An ihr wird exemplarisch sehr gut der Konflikt zwischen Echtheit und Authentizität vs. Außenwirkung und Schein dargestellt.

Das Buch braucht kein großes Drama, keine rasanten Actionszenen um große Spannung aufzubauen und mich absolut in den Bann zu ziehen. Es sind gerade die leisen Töne, die teils bedrückende Ruhe, die mich so begeistert und gefesselt haben und die dieses Buch so besonders machen.

Fazit:
Celeste Ngs zweiter Roman Kleine Feuer überall konnte mich trotz meiner sehr hohen Erwartungen restlos begeistern. Ein Buch über Familie, über Angepasstheit und Rebellion, über Mütter und Töchter. Über Altruismus und Moral. Ng wirft hier große Fragen auf, gibt Denkanstöße und macht es den Leserinnen und Lesern nicht leicht, sich ein Urteil zu bilden.
Aber letztendlich waren es vor allem Ngs herausragende Charakterbeschreibungen, die tiefen Einblicke in Psyche und Motive, die mich so sehr begeistern konnten. Ihr gelingt es, psychologisch genaue, komplexe und authentische Charaktere zu erschaffen, die sich entwickeln, die glaubhaft sind.
Und genau darin liegt der große Zauber und die Sogkraft in diesem Buch –in seinen starken Charakteren.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Ein ganz besonderes Leseerlebnis

Dunkelgrün fast schwarz
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Kurzmeinung:
Ein großartiges Buch. Einmal begonnen, entwickelt die Geschichte einen so starken Sog, dass ich es kaum noch aus der Hand legen konnte. Die Charaktere und die Handlung sind irgendwie erfrischend ...

Kurzmeinung:
Ein großartiges Buch. Einmal begonnen, entwickelt die Geschichte einen so starken Sog, dass ich es kaum noch aus der Hand legen konnte. Die Charaktere und die Handlung sind irgendwie erfrischend anders und das Buch hat mich an ganz unerwarteten Stellen gepackt und berührt. Die Sprache ist poetisch, aber auch klar und authentisch. Die Charaktere haben Tiefe, Ecken und Kanten und sind echt. Die Sätze sind voll Weisheit. Ich kann nur sagen: lest dieses Buch!

Meine Meinung:
Wow, was für ein Buch. Die Geschichte hat mich echt von der ersten Seite an gefesselt und mich nicht wieder losgelassen, bis ich das Buch zu Ende gelesen hatte. Eigentlich nicht mal dann.
Die einzelnen Charaktere sind wahnsinnig gut beschrieben. Sie sind speziell, haben Ecken und Kanten und wirken dadurch sehr echt und authentisch.
Da gibt es die zunächst die Mutter, Marie. Sie war der Charakter, der mir beim Lesen am nächsten war, was wahrscheinlich auch daran lag, dass nur ihre Abschnitte in der Ich-Perspektive geschrieben waren.
Dann gibt es noch den Sohn, den lieben, treuen Moritz. Manchmal wollte ich ihn aber auch einfach nur schütteln und seine Passivität hat mich öfters die Haare raufen lassen. Seine Entwicklung hat mir aber gut gefallen. Eine Besonderheit bei ihm ist außerdem, dass er Auren sehen kann. Das hat ihm und dem ganzen Buch eine ganz besondere, etwas mystische Note gegeben.
Und dann haben wir natürlich noch den charmanten, geheimnisvollen Raffael. Ein wirklich einzigartiger Charakter, der sehr viel in mir ausgelöst hat. Er ist nicht nur Draufgänger und Weiberheld, sondern auch ein natürlicher Anführertyp, der seine Macht genießt und sie gern dafür ausnutzt, andere Menschen zu manipulieren, sie bloßzustellen oder gegeneinander auszuspielen.
Und schließlich gibt es noch Johanna. Mit ihr hatte ich die größten Schwierigkeiten, weil sie große psychische Probleme hat und ihre Verletzungen und Verwundbarkeit sehr offen dargestellt werden. Das war teilweise schwer zu ertragen, wirkte aber im Gesamtbild des Romans stimmig.

Die Geschichte wird in mehreren Zeitebenen erzählt.
Der eine Teil der Handlung spielt im Jahr 2017. Moritz, Raffael und Johanna sind Erwachsen. Moritz wird bald Vater werden und ist mit sich und seinem Leben ganz glücklich. Bis plötzlich Raffael, den Moritz seit 16 Jahren nicht gesehen hat, an seine Tür klopft und sein Leben durcheinanderbringt und Erinnerungen ans Tageslicht bringt, die Moritz eigentlich gut vergraben hatte.
Der andere Handlungsstrang führt uns zurück in die Vergangenheit, in die Kindheit von Motz, Raf und Jo. Motz und Raf sind beste Freunde. Unzertrennlich. Allerdings sind sie ein sehr ungleiches Paar. Raf ist der unangefochtene Anführer, der Motz herausfordert, ihn dazu bringt Sachen zu tun, die er eigentlich nicht tun möchte. Und Motz gehorcht. Diese asymmetrische Freundschaft zu verfolgen ist sehr spannend. Beim Lesen hatte ich aber auch die ganze Zeit ein ungutes Gefühl, weil man ahnt, dass diese toxischen Beziehungen irgendwann zu einer Katastrophe führen wird.
Die Geschichte entwickelt eine ungeheure Sogkraft, die aber nicht künstlich durch Cliffhanger erzeugt wird, sondern die der Handlung selbst innewohnt. Ich wollte das Buch am liebsten nicht mehr aus der Hand legen und war völlig in den Bann gezogen von Marie, Motz, Raf und Jo.

Was mich neben den tollen und besonderen Charakteren und den unguten Gefühlen, die das Buch beim Lesen bei mir ausgelöst hat, noch sehr begeistern konnte, was die schöne Sprache. Manchmal war sie sehr poetisch, wunderschön und mit Sätzen, die man sich als Zitat an die Wand hängen wollte. Andererseits war sie aber auch sehr präzise und echt und klar.

Außerdem hat das Buch mich auch zur Selbstreflexion angeregt. Wie hätte ich wohl reagiert, wenn ich jemanden wie Raffael getroffen hätte?
Oder mit Moritz zusammen habe ich überlegt, ob ich eigentlich wirklich das Leben lebe, das ich will, oder ob ich nicht einfach oft die bequemste Option wähle.

"Was hat er alles nicht getan in den letzten Jahren? Wann hat er aufgehört, einen eigenen Weg zu gehen, und angefangen, durch vorgefertigte Bahnen zu schlurfen, sich auszuruhen in seiner Bequemlichkeit?"
Aus Dunkelgrün fast schwarz von Mareike Fallwickl, S. 130


Fazit:
Ich möchte "Dunkelgrün fast schwarz" von Mareike Fallwickl am liebsten allen empfehlen. Denn mich hat es absolut begeistert. Allerdings muss man wissen, dass es ein unbequemes Buch ist. Eins, das mich beim Lesen erschauern ließ mich mitgenommen hat und eine ganze Bandbreite an Gefühlen ausgelöst hat. Es ist wirklich eine besondere Geschichte, besondere Charaktere und eine besondere Sprache. Es ist kein Buch zum nebenher Lesen und rundum wohlfühlen. Aber wenn man sich auf die Geschichte einlässt, wird man mit einem außergewöhnlichen Leseerlebnis belohnt, dass einen so schnell nicht wieder loslässt

Veröffentlicht am 15.01.2018

Verzaubernde Sprache und fantastische Bilder

Die Stadt der Träumenden Bücher (Comic)
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Kurzmeinung:
Was für ein schönes Leseerlebnis. Neben der außergewöhnlichen Sprache von Moers gibt es auf den mit viel Liebe fürs Detail gestalteten Bildern viel zu entdecken. So kann man wirklich völlig ...

Kurzmeinung:
Was für ein schönes Leseerlebnis. Neben der außergewöhnlichen Sprache von Moers gibt es auf den mit viel Liebe fürs Detail gestalteten Bildern viel zu entdecken. So kann man wirklich völlig in die Welt von Buchhaim abtauchen.

Meine Meinung:
Ich bin ein großer Walter Moers Fan und er ist einer meiner Lieblingsautoren und "Die Stadt der träumenden Bücher" ist einer meiner Lieblingsromane. Als Buchliebhaber hat es mir die Geschichte um Buchhaim natürlich besonders angetan. Wie gerne wäre ich auch mal in dieser Bücherstadt, würde durch Antiquariate schlendern, mich mit meinen Schätzen in Kaffeehäuser setzen, einen Muskatkaffeetrinken. Und abends zur Holzzeit bei einem Glas guten Wein einem Meisterleser lauschen, wie er aus meinen Lieblingsbüchern vorliest.
Trotz –oder gerade wegen– meiner großen Buchhaim-Liebe habe ich lange überlegt, ob ich den Graphic Novel wirklich lesen möchte. Moers hat in seinem Roman die Stadt und die Personen so gut beschrieben, dass ich sehr genaue Vorstellungen von allem hatte und etwas Angst hatte, die Bilder könnten da nicht mithalten. Aber die Neugier hat dann doch überwogen und so ist dieses Schmuckstück als Rezensionsexemplar bei mir eingezogen. Ich war erstmal sehr überrascht, weil das Buch so dünn ist. Aber dieser Graphic Novel enthält nur den ersten Teil des ersten Romans. Teil 2 ist Anfang Januar erschienen.

An die Umsetzung als Graphic Novel musste ich mich erst gewöhnen, denn ich liebe besonders die wunderschöne, bildreiche Sprache von Moers. Und naturgemäß musste für das Comic sehr viel vom Romantext gekürzt werden. Da hat mein Herz natürlich schon ein wenig geschmerzt. Aber dafür wurde ich durch wunderschöne Bilder entschädigt. Mit einer großen Liebe zum Detail haben Moers und Biege die Geschichte in Bildern umgesetzt und auf jeder einzelnen Seite gab es viel zu entdecken. Sehr amüsiert war ich zum Beispiel, als ich ein Werbeplakat für "Die 13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär" in einem buchhaimer Antiquariat entdeckt habe.
Die Bilder sind ganz anders, als ich mir alles vorgestellt hatte und sie sind auch recht anders, als die Illustrationen von Moers. Trotzdem haben sie mir sehr gut gefallen. Die Figuren und Landschaften sind so genau gezeichnet, dass sie fast dreidimensional wirken. Das ist beeindruckend.

Fazit:
Ich kann dieses Graphic Novel wirklich sehr empfehlen. Sowohl Fans von Moers, als auch Comic-Liebhaber und natürlich alle Bücherwürmer werden hier auf ihre Kosten kommen.

Veröffentlicht am 08.01.2018

Politisch, kritisch und dabei so witzig!

QualityLand
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Kurzmeinung:
Von diesem Buch bin ich absolut begeistert. Die Lektüre ist einfach nur ein Genuss! Großartige Unterhaltung. Politisch, aktuell, kritisch und dabei sehr witzig!
Definitiv mein Nummer 1 Lesehighlight ...

Kurzmeinung:
Von diesem Buch bin ich absolut begeistert. Die Lektüre ist einfach nur ein Genuss! Großartige Unterhaltung. Politisch, aktuell, kritisch und dabei sehr witzig!
Definitiv mein Nummer 1 Lesehighlight 2017!

Meine Meinung:
Diese Rezension zu schreiben ist mir sehr schwer gefallen, weil ich einfach nicht die richtigen Worte gefunden habe, um meine Begeisterung für das Buch auszudrücken.
Wie viele von euch wahrscheinlich wissen, gehört Marc-Uwe Kling zu meinen Lieblingsautoren und die Känguru-Chroniken lese und höre ich immer und immer wieder, weil ich sie so genial finde. Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen an den neuen Roman. Und was soll ich sagen, wie wurden sogar noch übertroffen.

In QualityLand entwirft Kling eine sehr düstere Zukunftsvision. Menschen werden in der Arbeitswelt von Maschinen verdrängt, rechte und rassistische Parteien sind auf dem Vormarsch und das Denken übernimmt für viele Menschen ein Algorithmus. Das Leben ist in sehr vielen Bereichen fast fremdbestimmt und das Erschreckendste: Die Menschen geben ihre Verantwortung anscheinend freiwillig und sogar gerne ab. Der monopolistische Internetshop TheShop liefert Produkte schon nach Hause, bevor man überhaupt weiß, dass man etwas will. Und der Traumpartner wird von QualityPartner für uns ausgewählt.

Spannend ist dabei, dass diese Zukunftsvisionen nicht sehr weit hergeholt scheinen, sondern nur die aktuellen Entwicklungen konsequent weitergedacht werden. Und so bleibt mir das das Lachen so manches Mal fast im Halse stecken.

Auch die politische Situation in QualityLand scheint erschreckend vertraut.

>>"Man besiegt die verdammten Wölfe nicht, indem man mit ihnen heult", sagt Aisha. "Wir können die Rechten nicht schlagen, indem wir rechte Parolen grölen"<< (Aus QualityLand S. 109)

Dieses Zitat könnte sich so mancher Politiker mal zu Herzen nehmen.

Dabei sind die moralischen Botschaften manchmal schon sehr direkt und drängen sich sehr auf. Allerdings schafft es Kling durch seinen lockeren Schreibstil und eine große Portion Humor, dass ich beim Lesen trotzdem nicht das Gefühl des Erhobenen Zeigefingers hatte.

>>"Nun ja", sagte die Frau lächelnd, "keine Ausländer zu kennen hält ja die wenigsten Leute davon ab, Probleme mit Ausländern zu haben."<< (Aus QualityLand S.115)

Ähnlich wie die Känguru- Bücher, ist auch QualityLand eher episodisch erzählt. In dem Buch verfolgen wir das Schicksal verschiedener Charaktere und es gibt immer wieder Szenenwechsel zwischen den Leben dieser verschiedenen Protagonisten. Die Geschichte ist also episodisch erzählt, es gibt aber dennoch eine übergeordnete Handlung und einen großen Spannungsbogen, anders als bei den Känguru- Büchern. Die einzelnen Erzählstränge der verschiedenen Personen werden durch Kapitel mit Informationen über das Land QualityLand oder ganz schwarzen Seiten mit Werbung und Zeitungsartikeln inklusive passenden Internetkommentaren unterbrochen. Das ist eine tolle Idee und sehr witzig zu lesen.

Nebenbei habe ich beim Lesen auch noch etwas gelernt, zum Beispiel über Computik, KIs, Datenschutz, die Funktionsweise von Algorithmen und wo das alles hinführen könnte. Kling malt hier eine spannende, aber auch erschreckende Zukunftsvision, die definitiv einige Denkanstöße liefert.

Für Fans der Känguru- Chroniken ist dieses Buch auch definitiv zu empfehlen. Nicht nur, weil es den selben Humor hat, sondern auch, weil es zahlreiche Anspielungen gibt.
Zum Beispiel wenn die Transformer Filme in doppelter Geschwindigkeit gesehen werden. Und sogar das Känguru taucht als Nebencharakter auf. Zwar etwas versteckt, aber wer es kennt, wird es trotzdem sofort wieder erkennen.

Fazit:
Ein absolut brillantes Buch. Marc-Uwe Kling legt den Finger genau zur richtigen Zeit in genau die richtigen Wunden. Kling zeichnet eine erschreckend reale Zukunftsvision, verpackt sie aber in viel Witz. Ein wahrer Lesegenuss. Dieses Buch hat es auf Platz 1 meiner literarischen Highlights aus dem Jahr 2017 geschafft.

Fun Facts zum Buch:

Internetseite
Zu dem Buch gibt es auch einen richtig tollen Internetauftritt mit Leseprobe und Hörprobe zum Hörbuch. Wie immer ist die Geschichte von Marc-Uwe Kling selbst eingelesen und das kann er ja einfach herrlich. Außerdem gibt es dort auch sonst noch einiges zu entdecken.

Bist du für die helle, oder die dunkle Seite der Macht?
In QualityLand dreht sich viel um Personalisierung. Verschiedene Algorithmen berechnen deine individuellen Interessen und Wünsche und so wird dir nicht nur hoch personalisierte Werbung angezeigt, auch Bücher lassen sich personalisieren und wenn du ein Fan von Happy-Ends bist, dann leben Romeo & Julia in deiner Ausgabe eben glücklich bis an ihr Lebensende. Ganz so personalisiert ins QualityLand zwar nicht, aber immerhin zwei verschiedene Ausgaben gibt es: eine Helle, für Optimisten, und eine Dunkle, für die Schwarzseher unter uns. Eine sehr witzige Idee, wie ich finde.
Damit man als Leser/in nichts verpasst, wenn man sich für eine Version entschieden hat, kann man übrigens die Seiten der jeweils anderen Ausgabe über einen QR- Code trotzdem lesen.

Videos zu QualityLand
Auf dem YouTube Kanal von Marc-Uwe Kling gibt es auch einige Videos mit Ausschnitten aus den Lesungen zu QualityLand. Wie zum Beispiel dieses Video über Everybody, das Facebook-Pendant des Buches. Um einen kleinen Eindruck vom Buch und dem Schreibstil zu bekommen, sind die wirklich gut geeignet.

Veröffentlicht am 30.08.2017

Eine wunderschöne Liebesgeschichte –ohne Kitsch, dafür mit poetischer Sprache

Das Rauschen in unseren Köpfen
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Kurzmeinung:
Eine Liebe wie ein Rausch; ein Buch wie ein Gedicht. Diese Geschichte überzeugt mit einer wunderschönen, poetischen Sprache und einer intensiven Liebesgeschichte, die nicht seicht oder kitschig ...

Kurzmeinung:
Eine Liebe wie ein Rausch; ein Buch wie ein Gedicht. Diese Geschichte überzeugt mit einer wunderschönen, poetischen Sprache und einer intensiven Liebesgeschichte, die nicht seicht oder kitschig ist.

Meine Meinung:
Was für ein wundervolles Buch. Es erzählt die Geschichte von Lene und Hendrik und der ersten großen Liebe.
Das Thema ist das wohl Älteste der Welt: Mädchen trifft Junge, Junge trifft Mädchen. Doch die Umsetzung ist es, die diese Liebesgeschichte hervorstechen lässt und von der Masse abhebt. Mit einem verträumten, manchmal nostalgischen Blick beschreibt Svenja Gräfen die Menschen und ihre Beziehungen. Die Familie und die behütete Kindheit, das Aufwachsen, das wilde Studentenleben und immer im Zentrum stehend: das Miteinander.

Lene und Hendrik sind komplexe Charaktere, ganz echt und nah; ich konnte mich gut mit ihnen identifizieren. Sie erleben einen Alltag, der typisch ist, für unsere Zeit. Das ausgelassene Studentenleben, angetrunken über die großen Fragen der Menschheit diskutieren und die große Liebe. Dabei erleben die beiden ihre Liebe wie einen Rausch, in seiner Intensität fast schon beängstigend. Die beiden sind beinahe abhängig voneinander.


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"Wir gingen nicht raus, wir wussten nicht, wozu. Es gab keinen Grund. Wir hatten hier alles, was wir brauchten, das heißt: uns. Und wir hätten uns auch in einer Bar gehabt, im Kino, in einem Restaurant, auf der Straße, aber eben nicht so; wir hätten uns teilen müssen mit einer ganzen Welt, die nach Aufmerksamkeit schrie."
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Ein Highlight war für mich der wunderschöne, poetische Schreibstil, voller Bilder. Die Sprache ist sehr außergewöhnlich und und ich musste mich erst daran gewöhnen. Dann habe ich sie aber sehr geliebt. Man merkt, dass die Autorin Poetry Sammlerin ist. Das ganze Buch liest sich wie ein einziges Gedicht. Ich habe wirklich lange keinen so wunderschönen Schreibstil mehr gelesen.
Gestört haben mich beim Lesen allerdings die fehlenden Anführungszeichen bei der wörtlichen Rede. Daran konnte ich mich leider nicht gewöhnen.
Ebenfalls nicht so gemocht habe ich die plötzlichen Zeitsprünge, die mich teilweise etwas orientierungslos zurückgelassen haben.


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"Es ist irgendwie gut, dass es das Sterben grundsätzlich gibt, als eine Möglichkeit. Falls es wirklich einfach viel zu viel wird, falls man sich gar nicht mehr zurechtfinden und beruhigen kann."
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Insgesamt ist "Das Rauschen in unseren Köpfen" aber ein großartiges Buch. Man taucht in in die Geschichte und lässt sich treiben von dem ruhigen Erzählfluss. Und jede Zeile ist ein Genuss, weil die Sprache einen verzaubert und die Geschichte schön, zart und zum Träumen ist.
Doch der Roman ist keine seichte Liebesschnulze. Es ist nicht alles perfekt. Es wird deutlich, wie sehr uns unsere Vergangenheit prägt und wie schwer es einem das Leben machen kann. Es geht um Misstrauen, um Loslassen, und um eine dunkle Schwere, die einen zu übermannen droht.
Trotz dieser Tiefe und der ernsten Themen stehen, Liebe und der Halt, den uns Freunde und Familie geben können klar im Fokus und machen Mut und Hoffnung.


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"Vielleicht war es nämlich kein Unterschied, sondern eine Entwicklung, vielleicht waren nicht wir anders, sondern bloß die Zeit."
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Fazit:
Ein Liebesroman, der aber nicht seicht oder kitschig ist. Das Buch ist voller Liebe, Freundschaft, Tiefe und Poesie. Dazu die wunderschöne und außergewöhnliche Sprache. Zum Genießen, Wegträumen und Verzaubern lassen. Klare Leseempfehlung!