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Veröffentlicht am 25.11.2019

Überlebenskampf

Draussen
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Ein Mann und zwei Jugendliche leben in einem alten Wohnwagen auf einem Campingplatz. Er ist Survivalexperte, nimmt an Camps und Trainings teil – und schießt so manches mal mit seinem Anspruch an ein realistisches ...

Ein Mann und zwei Jugendliche leben in einem alten Wohnwagen auf einem Campingplatz. Er ist Survivalexperte, nimmt an Camps und Trainings teil – und schießt so manches mal mit seinem Anspruch an ein realistisches Training über das Ziel hinaus und riskiert den Unmut, sowohl der Bürohengste, die mal ein Wochenende Rambo spielen möchten, als auch das der „Prepper“ (Menschen, die sich vorbereiten (=engl. to prepare) für einen wie auch immer gearteten Ernstfall Blackout, Atomkrieg, Zombieapokalypse und in der Wildnis glauben überleben zu müssen.
Der Mann, Stephan, ist ein harter Knochen, trainiert seine jugendlichen Mitbewohner mit militärisch anmutender Präzision, warnt vor der immerwährenden Gefahr, entdeckt zu werden – von wem und warum ist zunächst vollkommen unklar, auch den beiden Kindern, Geschwister, 15 und 17 Jahre alt. Für den jüngeren Joshua ist das alles auch eine Menge Abenteuer, für die siebzehnjährige Cayenne überwiegt in letzter Zeit die Frage nach dem Sinn dieses Lebens – das die beiden aber grundsätzlich nicht in Frage stellen, die drei gehören in irgendeiner Weise zusammen, die zumindest nicht ein gewaltsames Festhalten der Geschwister beinhaltet. Als Cayenne tatsächlich angegriffen und schwer verletzt wird, scheint sich die jahrelange Prophezeiung zu bewahrheiten, jemand ist hinter ihnen her. Gleichzeitig sorgen problematische Wetterverhältnisse dafür, dass tatsächlich die Stunde der Prepper gekommen zu sein scheint…
Soviel und nicht mehr soll zum Inhalt des Thrillers „Draussen“ des Autorenduos gesagt werden, die hier tatsächlich einen wirklich guten Spannungsroman vorlegen, weit weg von jeder Allgäuer Beschaulichkeit. „Draussen“ verbindet geschickt drei Handlungsstränge oder Schauplätze miteinander, und auch wenn der Leser relativ früher um die Natur der Einschübe und Rückblicke ahnt, und auch Personenzuordnungen spätestens ab Mitte des Romans recht klar sein dürften, tut dies dem Spannungsbogen keinen Abbruch. Die Handlung ist durchaus actionreich und stringent logisch erzählt, Längen weist sie keine auf. Interessant fand ich, dass man - also ich zumindest - dadurch, dass es hier nicht um ein Verbrechen oder die Lösung eines Falls geht, es keine „gute Seite“ gibt, sondern, um es dann einmal ganz neutral zu halten „Akteure“ – deshalb habe ich auch mit niemandem mitgefiebert, auf nichts gewartet. Dadurch ist man irgendwie immer sehr nah an den momentanen Ereignissen im Buch dran und nicht auf einen erhofften Ausgang fixiert. Zumindest habe ich das so empfunden.
Fazit: ein guter, solider Thriller, aber eben einer ohne Lösung eines Verbrechens, aber das funktioniert wunderbar. Man ist nah dran an der Handlung, es geht zügig voran und es werden sehr interessante aktuelle und historische Themenkomplexe eingewoben, das habe ich als absoluten Pluspunkt und die größte Stärke des Thrillers empfunden. Sehr gut erdacht und sehr gut gemacht.
Klüpfl und Kobr können auch jenseits von Kluftinger, was für die beiden sicher eine tolle Erfahrung und auch wichtig ist. Es ist ein bisschen so, als gäbe es zu Hause, z.B. jeden Montag, z.B. Kasspatzn. Irgendwann hat man vielleicht das Gefühl und richtig Lust, mal was anderes kochen zu müssen, damit man nicht so festgefahren und langweilig ist und macht ein paar erstklassige hausgemachte Ravioli mit Steinpilzfüllung und Trüffelsoße. Schmeckt auch jedem toll, aber nächsten Montag und die nächsten 51 Montage auch gibt’s bitte wieder Kasspatzn. Man könnte ja ab und zu mal anders, wenn man wollte, dass weiß man ja jetzt. Mit anderen Worten, wenn auf jeden Thriller zwei neue Kluftinger kommen, passt‘s für mich.

Veröffentlicht am 17.10.2019

Spiel mit Licht und Dunkelheit

Die Zeit des Lichts
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Elizabeth „Lee“ Miller wurde im Jahr 1907 im Upstate New York geboren. Sie war Fotomodell, Fotografin und Kriegsberichterstatterin im 2. Weltkrieg. Sie präsentierte Modestrecken in der Vogue, entwickelte ...

Elizabeth „Lee“ Miller wurde im Jahr 1907 im Upstate New York geboren. Sie war Fotomodell, Fotografin und Kriegsberichterstatterin im 2. Weltkrieg. Sie präsentierte Modestrecken in der Vogue, entwickelte neue künstlerische Fototechniken und fotografierte das Grauen in den befreiten Konzentrationslagern. Sie hatte ein bewegtes Leben, das Spuren hinterlassen hat. Mit ihrem Ehemann lebte sie auf einer Farm in Sussex, zunehmend in Traumata, Alkoholprobleme und Neurosen verfallend. Der Roman von Whitney Scharer setzt an diesem Punkt an. Eine gealterte Lee wird von ihrer Verlegerin aufgefordert, einen Artikel zu schreiben, über eine der prägendsten Personen in ihrem Leben, den surrealistischen Künstler Man Ray, mit dem sie Ende der 1920er Jahre in Paris zusammentraf und einige Jahre zusammenlebte. Sie soll von ihm berichten, von seiner Arbeit. Doch damit hat Lee ein Problem: seine Arbeit, seine Geschichte, ist in großen Teilen auch und manchmal auch mehr ihre Arbeit, ihre Geschichte…
Und dann beginnt die eigentliche Erzählstrecke des Romans. In zwei Ebenen berichtet die Autorin von den beiden entscheidenden Entwicklungsphasen in Lee Millers Historie. Der Hauptstrang beschäftigt sich mit ihrer Zeit mit Man Ray in Paris, ihre Emanzipation vom Model zur Assistentin zur Fotografin zur Künstlerin. Er beschreibt ihr Leben in der Pariser Künstlerszene, ihr Zusammentreffen mit anderen bekannten Künstlern des Surrealismus und ihre Arbeit im Fotoatelier, das Flair dieser Gesellschaft in Paris, mit einem Gefühl, das ich nur als Bohème beschreiben kann, Opiumhöhlen, die grüne Fee Absinth, künstlerische Freiheit, Experimente. In kleinen Einschüben wird dazwischen geschildert, wie es dazu kam, dass sie als Kriegsfotografin bekannt wurde, mit ihren Bildern des Grauens, der Leichen in den KZ, ihr selbst in Hitlers Badewanne, die sich den Schmutz ihrer Arbeit vom Leib wäscht.
Whitney Scharer hat um die real existierende Lee Miller einen Roman geschrieben. Orientiert an den Eckpunkten ihrer Biographie, angereichert mit Fiktion, „wie es gewesen sein könnte“ und dies hat mir sehr gut gefallen. Die Autorin zeichnet ein lebendiges Bild einer exzentrischen Kunstszene zu einer spannenden Zeit in Europa, den ausgehenden goldenen Zwanzigern und eine glaubhafte Szenerie einer Liebesbeziehung, nicht wirklich eine Amour fou, aber schon eine große, verzehrende, aber nicht dauerhafte Liebe, die letztlich scheitern muss. Sie charakterisiert – für mein Empfinden – gut, was künstlerische Arbeit und Leben mit einem Künstler ausmacht, wie sie erfüllen, aber auch vernichten kann. Letztlich liegt der Fokus auf dem spannendsten Aspekt, der Entwicklung, der Werdung einer großen Künstlerin, gepackt in eine fesselnde, gut erzählte Story, die in den Details so nie stattgefunden haben mag, aber sich so abgespielt haben könnte und dazu noch lehrreich ist – denn zugegebenermaßen habe ich Surrealismus bisher mit niemandem außer Salvador Dali in Verbindung bringen können und habe hier sowohl über die Kunstrichtung, ihre Spielarten und Vertreter eine Menge erfahren. Lee Miller als Persönlichkeit ist so spannend wie schwierig, ihr späterer „Verfall“ fast tragisch, aber nachempfindbar. Zu viele Traumata, zu viel gesehen, mit einem Auge, das ein besonderes Talent besitzt, das ganz besondere in einem Bild zu erfassen.
Fazit: wirklich interessantes Buch über die Entwicklung einer spannenden Persönlichkeit und einer beachtenswerten Kunstrichtung. Es lohnt sich vor allem auch die erwähnten Kunstwerke und Künstler, die die Autorin in die Geschichte einflicht, einmal selbst zu recherchieren, und zu entdecken!

Veröffentlicht am 30.07.2019

Ausweglosigkeit

Sal
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Sal liebt ihre kleine Schwester Peppa über alles. Schon immer ist sie für sie da, sorgt für sie. Weil ihre Mutter oft nicht dazu in der Lage ist, zugedröhnt oder betrunken oder einfach nicht da. Seit sie ...

Sal liebt ihre kleine Schwester Peppa über alles. Schon immer ist sie für sie da, sorgt für sie. Weil ihre Mutter oft nicht dazu in der Lage ist, zugedröhnt oder betrunken oder einfach nicht da. Seit sie vier Jahre alt ist, kümmert sie sich. Auch um die Mutter, die sie natürlich trotz allem liebt. Denn über all dem Schlimmen, und das ist Sal früh bewusst, wie falsch ihr „Familienleben“ ist, schwebt ein grausames Damoklesschwert: sie werden euch trennen. Sals größte Angst besteht darin, dass sie und ihre Schwester in unterschiedliche Heime, in unterschiedliche Pflegefamilien gesteckt werden, falls die Ämter irgendwann erfahren sollten, wie es wirklich um die Schwestern bestellt ist. Tatsächlich setzen auch die Erwachsenen diese Angst als grausames Druckmittel gegenüber ihr ein: ihre Mutter im Sumpf ihres Alkoholismus und deren neuer Freund Robert, um Sals Schweigen zu zementieren, ihr Schweigen, über die Dinge, die er mit ihr tut, seit sie zehn Jahre alt ist und in ihr Zimmer kommt, wenn ihre Mutter im Delirium liegt. Jetzt wird Peppa bald zehn, und Sal ist sich sicher, dass sie das nicht zulassen wird. Sie ist schlau, sie ist eine Planerin und weiß, wie sie sich und ihre Schwester aus dieser Situation bringen wird. Youtube sei Dank wird sie zur Survival-Expertin und die Handlung setzt ein, als die beiden seit wenigen Tagen im Galloway Forest campen. Denn das Sals Plan: überleben in der Wildnis, sich verstecken, vor denen, die sie suchen werden, wenn sie sehen, was in der Wohnung geschehen ist, zu verhindern, dass sie doch noch getrennt werden. Vielleicht irgendwann die Mutter holen. Aber vor allem eins: überleben, gemeinsam. Sals Vorbereitung und Planung kann man nur bewundern, aber natürlich kann auch sie nicht alles vorhersehen und richtig einschätzen, aber plötzlich taucht eine gute Seele auf, die die beiden fortan unterstützt.
Dieses Buch ist schwierig für mich zu bewerten. Teile davon sind grandios, andere in meinen Augen nicht. Das positive, herausragende ist zugleich das Grausamste: der Einblick in eine Kinderseele, die so großartig ist, so fähig zu lieben und zu denken und zu handeln und zugleich so brutal behandelt wurde, dass in diesem kleinen Menschen, in diesem Herz und diesem Hirn nur noch ein einziger Ausweg Platz gefunden hat. Sal berichtet beiläufig davon. Als Leser stutzt man bei den ersten Erwähnungen und bekommt einen schlimmen Verdacht. Rückblenden klären dann auf und man ist geschockt, berührt – hmm: verständnisvoll…? Ja, irgendwie schon. Man ist furchtbar wütend auf die Menschen, die sie in diese Ausweglosigkeit geführt haben. Sal gegenüber empfindet man Bewunderung, Empathie, als abgeklärter Erwachsener natürlich auch ein wenig Zweifel an der Durchführbarkeit ihres Plans. Grundsätzlich fasziniert die Idee, in der schottischen Wildnis überleben zu wollen, hier spreche ich dem Autor auch einen wirklich hohen Rechercheaufwand zu. Allein die Fülle der geschilderten Details lässt den Outdoor-Laien erschauern. Man fragt sich auch, wie oft man im Leben eigentlich mal genauer hinschauen sollte, um Kinder zu schützen vor Gewalt und einem Leben in Angst.
Was ich nicht verstanden habe, oder wofür ich irgendwie so gar keinen Bedarf sah, war die Gewichtung der Lebensgeschichte von Ingrid. Ich hätte gut mit zwei Seiten leben können, in denen sie den beiden erklärt, wo sie herkommt, was sie getan hat, warum sie im Wald lebt. Aber diese Ausführlichkeit, in der der Autor ihr Leben quasi von Geburt an im besetzten und geteilten Berlin, der DDR, in England, in allen Facetten schildert, das wäre Stoff für einen eigenen Roman, der aber an dieser Stelle nichts, aber auch gar nichts für die Story tut oder zum Fortgang der Handlung beiträgt. Das fand ich seltsam und unnötig.
Sprachlich insgesamt sehr angenehm zu lesen, die Nüchternheit, Beiläufigkeit in der Sal berichtet macht häufig umso betroffener.
Fazit: klare Leseempfehlung, auch wenn meiner Meinung nach ein paar Längen und Schwächen vorhanden sind.

Veröffentlicht am 07.07.2019

Guter nächster Band der Lavandou-Reihe

Mörderisches Lavandou (Ein-Leon-Ritter-Krimi 5)
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Saisonende in Le Lavandou. Das Leben wird ruhiger, die Tage kürzer, alles in allem entspannter.
Außer für Isabelle Morell, Capitaine de Police, die aber nun bitte dafür sorgen soll, dass eine Gruppe Schausteller ...

Saisonende in Le Lavandou. Das Leben wird ruhiger, die Tage kürzer, alles in allem entspannter.
Außer für Isabelle Morell, Capitaine de Police, die aber nun bitte dafür sorgen soll, dass eine Gruppe Schausteller nicht das Ortsbild verschandelt, wenn der Tourismusverband dem Städtchen die begehrte Fleur d’or verleiht. Das dies das kleinste Problem sein könnte, wird klar, als etwas gefunden wird, das einen klaren Bezug zu einer vermissten Joggerin aufweist und die Vermutung nahelegt, dass hier ein brutales Verbrechen begangen wurde. Wieder wird eine Verbindung zu den Schaustellern gezogen, doch Médecin Légiste ist sich sicher, einen weitaus gefährlicheren Täter in einem sehr komplexen Fall vor sich zu haben. Wie immer lässt ihm der Fall keine Ruhe, und die Bitte sich auf seine fachlichen Belange zu konzentrieren und zu beschränken legt er wieder auf seine eigene Art und Weise aus.
Zu weiteren beruflichen und privaten Unruhen kommt es durch das Auftauchen von Psychologin Claire Leblanc, die eigentlich nur die Kommunikation im Kommissariat analysieren und verbessern soll, eine Vorgabe, die allgemein auf wenig Gegenliebe stößt, aber die Interessen der Besucherin sind auch weiter gefächert. Als eine weitere Frau verschwindet und weitere Hinweise gefunden werden, wird klar, dass Leon Ritter wohl recht hatte mit seiner Einschätzung des Ausmaßes des Verbrechens. Doch, auch wie immer, ist Chef Zerna an einer sowohl schnellen als auch einfachen Auflösung interessiert – zu einfach, und letztendlich für viele Beteiligte fatal, wie sich herausstellt.

Remy Eyssen legt hier den nächsten Band um Gerichtsmediziner Leon Ritter und Capitaine Isabelle Morell in gewohnter, dann mittlerweile wohl bewährter, Qualität vor. Der Fall erscheint mir persönlich etwas härter als in vorangegangen Büchern der Reihe, fast schon weg vom Krimi zum Thriller-Genre mit einem traumatisierten Täter, der zum Serienkiller wird, eine Signatur hinterlässt und die Aufmerksamkeit der ermittelnden Behörden sucht.
Auch gewohnt, aber verschmerzbar, sind immer wieder kleine Fehlerchen (selbst als nicht-Bond-Film-Fan wusste ich sofort, dass Daniel Craig definitiv nicht in Golden Eye den Agenten Ihrer Majestät spielt sondern Pierce Brosnan…) und warum Leon Ritter dann immer so urplötzlich genau weiß, wem er nicht trauen kann und wo man mal an alten Wohnorten nachforschen sollte – er hat da wohl einfach einen sechsten Sinn, aus dem gelesenen erschließen ließ es sich für mich jetzt nicht wirklich. Aber ist mir im Grunde auch herzlich egal. Ich lese zur Unterhaltung und den Zweck erfüllt diese Krimi-Reihe immer wieder sehr gut. Die Fälle sind immer interessant, der Spannungsbogen gut aufgebaut und die Handlung in keiner Weise platt. Ich finde der Autor legt viel Wert auf die Charakterisierung seiner Figuren und deren Interaktionen. Sei es nun das Gespann Ritter – Morell, der Polizeichef Zerna, die Kollegen, das gefällt mir nach wie vor sehr gut und ich hoffe, der Autor schreibt weiter über neue Entwicklungen in Le Lavandou.

Veröffentlicht am 21.11.2022

Zielscheibe

EAST. Welt ohne Seele
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Kalter Krieg ist einfach. Kalter Krieg bedeutet klare Fronten, klare Feinde, klare Verhältnisse. Wer gut und böse ist entscheidet die jeweilige Perspektive, schwarz und weiß, keine Graustufen. Fast zehn ...

Kalter Krieg ist einfach. Kalter Krieg bedeutet klare Fronten, klare Feinde, klare Verhältnisse. Wer gut und böse ist entscheidet die jeweilige Perspektive, schwarz und weiß, keine Graustufen. Fast zehn Jahre nach dem Ende der Sowjetunion, an der Schwelle des neuen Jahrtausends, ist für die Geheimdienste das alles nicht mehr so einfach. Neue Strukturen, neue Kriminelle, kapitalistische Interessen auch jenseits des ehemaligen eisernen Vorhangs begünstigen die Entwicklung mafiöser Organisationen und insgesamt entstehen schwer zu durchdringende Geflechte. Die Interessenlage mag sich geändert haben, aber Personen und Verbindungen bestehen nach wie vor. Daher entsendet die CIA ihren Agenten Jan Jordi Kazanski nach Krakau. Eine langjährige Informantin hat unter unklaren Umständen um Hilfe gebeten. Kazanski scheint nicht der einzige zu sein, der nach „der Witwe“ sucht und offensichtlich ist auch seine Mission nicht so geheim wie gedacht. Mit seinem Eintreffen in Polen scheint er eine Zielscheibe auf dem Rücken zu tragen und lange ist nicht klar, wer Freund und wer Feind ist und wer tatsächlich welche Interessen hegt.

Jensen entspinnt auf diesem Tableau einen vielschichtigen, mit teilweise etwas zu unklaren Spionage-Thriller, der für mich dadurch auch immer wieder einige Längen aufwies, die es mir schwer machten, wirklich am Ball zu bleiben. Tatsächlich sehe ich auch in diesem Band vergleichsweise wenig Potential für eine Trilogie, ich empfinde die Geschichte als relativ auserzählt. Das finde ich durchaus bedauerlich, da ich die anderen Werke des Autors sehr schätze und sowohl die Oxen-Reihe als auch die Romane um Nina-Portland als sehr stark einschätze. Hier fehlte mir eindeutig die Spannung und das gewisse Etwas.

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