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Veröffentlicht am 15.09.2016

Am Ende bleiben die Zedern

Am Ende bleiben die Zedern
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Das Buch von P. Jarawan ist ein kleines Juwel, ein so unglaublich vielschichtiger Roman, der zwischen Vergangenheit und Gegenwart diverse politische, geschichtliche, religiöse, psychologische, kulturelle ...

Das Buch von P. Jarawan ist ein kleines Juwel, ein so unglaublich vielschichtiger Roman, der zwischen Vergangenheit und Gegenwart diverse politische, geschichtliche, religiöse, psychologische, kulturelle und familiäre Aspekte aufzeigt, die den Leser nicht mehr so schnell loslassen.

Der Leser lernt den kleinen Jungen Samir kennen, dessen Eltern aus dem Libanon nach Deutschland geflohen sind und begleitet diesen beim Aufwachsen, erlebt seine Höhen und Tiefen, liest seine Gedanken und leidet mit ihm, als sein Vater, der sein Ein und Alles war, plötzlich verschwindet. Dies stellt ein dramatisches Erlebnis für den kleinen Samir, seine Mutter und seine kleine Schwester dar, denn nun sind sie auf sich allein gestellt. Auf Samir hat das Verschwinden seines Vaters einen großen, wenn man so ausdrücken mag, negativen Einfluss. Er verschließt sich immer mehr, hat kaum Freunde oder andere gesellschaftliche Bindungen, verliert seinen Job und widmet sich in seiner Freizeit der Suche nach seinem Vater. Er sammelt Zeitungsartikel, in dem der Libanon auch nur beiläufig genannt wird, liest unzählige Bücher und das alles nur in der Hoffnung irgendeinen Hinweis auf den Verbleib seines Vaters zu entdecken.

Nach jahrelangem vergeblichen Recherchen ermutigt ihn seine Lebensgefährtin in den Libanon zu reisen, um vor Ort nach Antworten auf all seine Fragen zu suchen. Nach anfänglicher Skepsis, da er das Land seiner Familie noch nie betreten hat, fliegt Samir in den Libanon und begibt sich auf eine außergewöhnliche Reise in die Vergangenheit seiner Eltern und des Landes. Ein Taxifahrer kutschiert ihn von A nach B und gewährt ihm einen Einblick in das Leben im Libanon. Er wird zu Samirs Vertrautem und gemeinsam lösen sie das ein oder andere Geheimnis, welches den Vater umgeben hat.

An dieser Stelle möchte ich von dem Inhalt des Buches nicht mehr verraten, denn jeder sollte sich selber ein Bild von diesem speziellen Roman machen. Das Buch ist ein purer Genuss. Man möchte am liebsten seine Koffer packen und den faszinierenden Libanon bereisen. Man ist überwältigt von der Raffinesse des Autors all diese unterschiedlichen und nicht einfachen Themen in einem Buch so gut zu verpacken. Ich muss allerdings dazu schreiben, dass all der Input teilweise auch etwas zu viel ist und man den Roman mit voller Aufmerksamkeit lesen muss. Ich hatte teilweise Probleme mit den Zeitsprüngen zwischen Vergangenheit und Gegenwart und habe erst nach einigen Zeilen gemerkt wo ich mich gerade befand, was den Lesegenuss in keinster Weise schmälerte.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Herrin des Nordens

Herrin des Nordens
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„Herrin des Nordens“ von Martha Sophie Marcus ist ein abwechslungsreicher, packender historischer Roman, welcher auf 736 Seiten dafür sorgt, dass der Leser in eine andere Welt eintauchen und mit den sympathischen ...

„Herrin des Nordens“ von Martha Sophie Marcus ist ein abwechslungsreicher, packender historischer Roman, welcher auf 736 Seiten dafür sorgt, dass der Leser in eine andere Welt eintauchen und mit den sympathischen Protagonisten mitfiebern kann.

In der Handelsstadt Haithabu lebt die junge Ingunn mit ihrer Familie ein relativ angenehmes, aber arbeitsreiches Leben. Ihr Vater Sigmund ist in der Stadt ein bekannter und angesehener Händler, den jeder schätzt und der Ingunn als seine Nachfolgerin bestimmt. Sie lernt des Vaters Handelsgeschick, Sprachen und diverse Tricks und Geheimnisse. Sie ist sehr geschickt im Umgang mit anderen Händlern, hat die Knechte und Haushaltshilfen im Griff und erweist sich als ganzer Stolz des Vaters. Doch auch die Liebe macht vor Ingunn nicht Halt. Als junges Mädchen verlobt sie sich mit Torge, doch dieser muss Haithabu verlassen und in England im Dienst des Königs für Recht und Ordnung kämpfen. Beide wissen nicht, wann sie sich wiedersehen werden, doch will Ingunn auf Torge warten und ihn ehelichen, sobald er als erfolgreicher und wohlhabender Mann nach Haithabu zurückkehrt. Doch da ist noch Jon, Torges Bruder, der zu einem stattlichen Mann heranwächst und immer mehr Interesse an Ingunn bekundet.

Die Jahre vergehen und die Bewohner der Stadt müssen schlimme Hungersnöte, kalte Winter, Überfälle, Tod und Verwüstung über sich ergehen lassen. Ingunn verliert Freunde, ihr Vater wird verletzt und ihr Hab und Gut niedergebrannt. Es sind schwierige Zeiten, die Ingunn jedoch noch stärker werden lassen. Ihre Entwicklung kann Seite für Seite mitverfolgt werden und die Geschichte der Stadt und der Menschen lässt den Leser nicht kalt. Reale und fiktive Ereignisse werden gekonnt von der Autorin platziert und Spannung aufgebaut. Zudem spielt das Thema Religion eine große Rolle, da der dänische König als frommer Christ nicht nur Kirchen bauen, sondern auch die Menschen von den alten Göttern zu seinem einen Gott leiten will und von nicht wenigen Bewohnern verlangt sich taufen zu lassen. Doch auch die alten Zeremonien und Bräuche finden Platz in der Geschichte und geben einen Einblick in den Glauben an Götter wie Odin, Freya, Frigg oder Tyr.

Insgesamt habe ich mich von dem Roman sehr gut unterhalten gefühlt und diesen gerne gelesen. Wikinger und das damalige Leben interessieren mich schon lange und „Die Herrin des Nordens“ hat mich einmal mehr von dieser faszinierenden Welt träumen lassen. Trotz einiger etwas längerer Szenen, die auch gut gekürzt hätten werden können, kann ich eine Leseempfehlung für dieses Buch aussprechen.

Positiv ist mir der Anhang des Buches aufgefallen. Damit der Leser nicht den Überblick über die vielen Protagonisten verliert und die Bedeutung einiger historischer Begriffe und Ortsnamen kennen lernt, ist im Anhang ein ausführliches Personenverzeichnis und ein Glossar eingefügt worden.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Frühstück mit Sophie

Frühstück mit Sophie
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Manche Frauen planen ihr Leben bis ins kleinste Detail. Das Studium muss in Regelstudienzeit oder die Ausbildung in exakt 3 Jahren abgeschlossen werden, danach muss man einen Traumjob mit hervorragenden ...

Manche Frauen planen ihr Leben bis ins kleinste Detail. Das Studium muss in Regelstudienzeit oder die Ausbildung in exakt 3 Jahren abgeschlossen werden, danach muss man einen Traumjob mit hervorragenden Karriereaussichten ergattern, einen perfekten und gutaussehenden Freund mit tollem Job haben, diesen heiraten, ein Haus bauen, Kinder in die Welt setzen und dann wieder in den Job einsteigen usw...! Doch was, wenn genau dieser Plan nicht aufgeht, weil das Leben einem einen Strich durch die Rechnung macht? In genau dieser Situation findet sich die 28 jährige Louisa wieder, denn das „Universum ist ein Psycho“ und das Leben sowieso und nichts kommt wie ursprünglich geplant.

Louisa hat einen festen Plan und muss diesen zwingend einhalten, denn sie wägt sich gerne in Sicherheit, meidet somit jegliches Risiko und will ein einfaches, völlig unspektakuläres Leben führen und braucht kein Abenteuer, geschweige denn irgendwelche Abweichungen von ihrem präzise durchdachten Plan. Sie hat 10 Regeln aufgestellt an die sie sich penibel hält und erwartet wie selbstverständlich am Valentinstag in einem Restaurant einen Heiratsantrag von ihrem langjährigen Freund, der mehr als farblos und lasch ist. Dieser Plan geht nur leider schief, denn das einzige was Louisa von ihrem Freund zu hören bekommt ist, dass er mit einer Kollegin fremdgegangen ist und diese nun ein Kind von ihm erwartet.

Nach dem ersten Schock, ein paar Gläsern Wein und einem Gespräch mit Lea, die das Elend vor Ort mitbekommen hat, beschließen sie Louisa in einer WG unterzubringen, da sie ihren Freund umgehend verlassen muss. Angetrunken stimmt Louisa zu, doch bereut sie die Entscheidung schon am nächsten Tag. Mit vereinten Kräften wird sie doch zum Auszug überredet und das absolute Chaos in ihrem Leben bricht aus. Ihre Mitbewohner sind hippe und fröhliche Studenten über 60 (das genaue Alter kennt man nicht), die gerne mal einen über den Durst trinken, die Wohnung ist alles andere als aufgeräumt und Louisas Zimmer gleicht einer Abstellkammer. Die Nachbarn sind Umweltaktivisten, Psychos und Choleriker, im Keller haust ein Papagei, ihr strukturierter Tagesablauf wird andauernd über den Haufen geworfen und jeder geht bei jedem ein und aus. Das war's dann wohl mit dem Plan fürs Leben...

„Frühstück mit Sophie“ ist ein tolles, humorvolles und teilweise ein wenig abgedrehtes Buch, mit sympathischen Charakteren und immer einem Hauch von Wahrheit, so dass man sich als Leser in der ein oder anderen Szene wiederfindet. Der flotte und charmante Schreibstil hat mir zugesagt und insgesamt hat mir der Nachfolger von "Wenn alle Stricke reißen" sehr gut gefallen! Ich freue mich schon auf den nächsten Teil und einem möglichen Wiedersehen mit einigen Protagonisten.

Veröffentlicht am 15.09.2016

ein guter Tag zum Leben

Ein guter Tag zum Leben
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Joe ist Vater von vier Kindern, ein liebender Ehemann und ein guter Polizist, bis er über die Jahre hinweg immer schusseliger und tollpatschiger wird. Auch sein Aggressionspotenzial steigt und hin und ...

Joe ist Vater von vier Kindern, ein liebender Ehemann und ein guter Polizist, bis er über die Jahre hinweg immer schusseliger und tollpatschiger wird. Auch sein Aggressionspotenzial steigt und hin und wieder gleiten ihm Gegenstände aus der Hand. Das kann jedem passieren und „das kommt so mit dem Alter“ kann man sagen, doch bei Joe ist das anders. Er bekommt, nachdem ihn seine Frau Rosie bittet zum Arzt zu gehen, die niederschmetternde Diagnose Huntington. Ungläubig starrt Joe den Arzt an und hat überhaupt keine Ahnung was diese Diagnose für ihn und sein Leben bedeuten wird, bis seine Frau sich über diese Krankheit im Internet schlau macht und auch der Arzt ihm den Ernst seiner Lage vermittelt. Joe und Rosie stehen vor der schwierigen Aufgabe ihren Kindern den Gesundheitszustand ihres Vaters zu beichten und müssen sie damit konfrontieren, dass es sich bei Huntington um eine vererbbare Krankheit handelt, die unheilbar ist und zum Tode führt. Die Fröhlichkeit und Leichtigkeit, die relative Unbeschwertheit, in der die Familie bis dahin lebte, ist dahin und wird zunächst ersetzt durch Angst, Traurigkeit, Unbehagen und einen Schock-ähnlichen Zustand.

In den weiteren Kapiteln dieses Buches erlebt der Leser wie die heimtückische Krankheit immer mehr Besitz von Joe ergreift und sich sein Zustand immer mehr verschlechtert. In emotionalen Szenen erlebt man den Zusammenhalt in der Familie, fühlt und leidet mit Joe, Rosie und seinen Kindern und ist immer wieder überwältigt von den gefühlvollen Konversationen zwischen allen Beteiligten und der Hoffnung, die sie alle nicht aufgeben. Als Leser hat man das Gefühl zu dieser Familie zu gehören, ein Teil von ihr zu sein und empfindet eine starke Sympathie für einige Protagonisten. Besonders die Tochter Katie, eine junge Yoga-Lehrerin, spielt in dem Buch eine große Rolle und ist mir ans Herz gewachsen. Man liest ihre Gedanken und spürt ihre Angst, denn auch sie hat eine 50:50 Chance das Gen, welches die Krankheit auslöst, in sich zu tragen. Sie überlegt ständig, ob sie sich einem Gentest unterziehen soll, ob sie das Ergebnis unbedingt wissen will und was sie bei negativer oder positiver Diagnose machen würde. Auch Joes andere Kinder stehen vor dieser schweren Entscheidung einen Test zu machen oder mit der Ungewissheit zu leben und Rosie, die Mutter, muss sich verstärkt um ihren Mann kümmern und mit dem Gedanken anfreunden, dass sie früher oder später ihren Mann an diese furchtbare Krankheit verlieren wird.

Wieder einmal hat Lisa Genova ein wunderbares, emotionales und authentisches Buch geschrieben. Ich bin von ihrem Schreibstil und ihrer Feinfühligkeit sehr angetan und hoffe, dass dieses Buch die Vorlage für einen Film bieten wird, denn diesen würde ich mir definitiv ansehen.



„Die Huntington-Krankheit ist eine sehr seltene, vererbbare Erkrankung des Gehirns. Sie ist eine fortschreitende Erkrankung, die meist zwischen dem 35. und 45. Lebensjahr ausbricht. Die Huntington-Krankheit (abgekürzt HK; englisch Huntington's disease, abgekürzt HD) wird auch Chorea Huntington, Morbus Huntington genannt und war früher als Veitstanz bekannt. Meist stehen am Anfang der Erkrankung fortschreitende psychische Auffälligkeiten im Vordergrund: Die Patienten sind depressiv oder vermehrt reizbar und aggressiv oder enthemmt; andere bemerken einen Verlust an geistigen Fähigkeiten oder eine zunehmende Ängstlichkeit. Später kommt es häufig zur Demenz. Die Bewegungsstörungen bestehen in plötzlich auftretenden, unkontrollierbaren und überschießenden Bewegungen von Extremitäten oder Rumpf. Diese Störungen können in Ruhe auftreten oder andere Bewegungen beeinträchtigen. Auch die Zungen- und Schlundmuskulatur können betroffen sein. Die Sprache wirkt in diesen Fällen abgehackt und unverständlich, Laute werden explosionsartig ausgestoßen. Ebenso kann es zu Schluckstörungen kommen, so dass die Nahrungsaufnahme sehr schwierig wird. Lungenentzündung aufgrund von Schluckstörungen sind eine häufige Komplikation.“

(Quelle: Deutsche Huntington-Hilfe e.V. (DHH) http://www.huntington-hilfe.de)

Veröffentlicht am 15.09.2016

Das Joshua Profil

Das Joshua-Profil
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Als ein großer Fitzek-Fan war „Das Joshua Profil“ eine Pflichtlektüre für mich und ich wurde von diesem Werk nicht enttäuscht. Spannende Szenen, jede Menge Verwirrungen, Action, interessante Themen, die ...

Als ein großer Fitzek-Fan war „Das Joshua Profil“ eine Pflichtlektüre für mich und ich wurde von diesem Werk nicht enttäuscht. Spannende Szenen, jede Menge Verwirrungen, Action, interessante Themen, die aufgegriffen werden, ein toller Schreibstil und gute Charaktere machen das Buch zu einem Highlight.

Max Rhode ist ein relativ erfolgloser Schriftsteller, der in einer unglücklichen Ehe lebt, eine Pflegetochter namens Jola großzieht und einen Bruder hat, der gerade in der Psychiatrie sitzt, weil er ein Pädophiler ist. Gleich zu Beginn des Buches passieren stückweise merkwürdige Dinge. Max erhält einen ominösen Anruf, Jola wird mit K.O.-Tropfen außer Gefecht gesetzt, der Bruder steht auf einmal bei Rhodes im Vorgarten und dann kommt völlig unerwartet auch noch die Mitarbeiterin vom Jugendamt und will Max und seiner Frau Jola wegnehmen. Da brennt bei Max die Sicherung durch, er schnappt sich seine Tochter, steigt mit ihr in den Wagen und fährt so schnell er kann davon... bis es zu einem Unfall kommt und Max nur noch verschwommen mitbekommt, wie Jola von jemandem aus dem Auto gezogen wird. Er verliert sein Bewusstsein und wacht erst wieder im Krankenhaus auf, wo ihn seine Frau fragt, was er mit Jola angestellt hat. Jola ist verschwunden und die Ereignisse überschlagen sich. Max gelingt die Flucht aus dem Krankenhaus und eine unglaublich spannende, rasante und strapaziöse Suche nach Jola beginnt.

Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht über den Inhalt verraten, denn diesen und vor allem was sich hinter dem „Joshua Profil“ versteckt, sollen die künftigen Leser selber herausfinden und hoffentlich genauso von dem Buch begeistert sein wie ich es bin.

Als Hinweis möchte ich noch anfügen, dass Fitzek unter dem Pseudonym „Max Rhode“ ein Buch mit dem Titel „Die Blutschule“ veröffentlicht hat. Von diesem Buch ist in „Das Joshua-Profil“ teilweise die Rede und auch einige Auszüge wurden eingebunden. Ich habe „Die Blutschule“ vor „Das Joshua-Profil“ gelesen und fand diese Reihenfolge genau richtig.