Zum ersten Malmuss ich einen Stern abziehen
Hades' Hangmen - RiderEine Beschreibung des Inhalts kann ich mir wohl sparen, da man zum Verständnis der Reihe ohnehin die vorherigen Teile gelesen haben sollte. Und wer das bereits getan hat, weiß ja, was in Sachen Gewalt, ...
Eine Beschreibung des Inhalts kann ich mir wohl sparen, da man zum Verständnis der Reihe ohnehin die vorherigen Teile gelesen haben sollte. Und wer das bereits getan hat, weiß ja, was in Sachen Gewalt, Missbrauch und brachialen Schilderungen auf den Leser zukommt. Dieses Buch unterscheidet sich da nicht von seinen Vorgängern.
Diesmal geht als also um Cain/Rider. Vermutlich haben ihn fast alle in den ersten Bänden gehasst oder wenigstens zutiefst verabscheut für das, was er dem Club und den Schwestern angetan hat. Immerhin wurde er zu einem Verräter, auch wenn seine unerfüllte Liebe zu Mae ihn manchmal weicher erscheinen liess. Und je weiter die Geschichten fortgeschritten sind, sah man durchaus auch ab und an etwas Gutes in ihm aufblitzen. Trotzdem war ich nie wirklich überzeugt von seiner Erschütterung, als er begriff, wie sehr der Orden seine Macht missbrauchte. Hat er in seiner offensichtlichen Verblendung die Pädophilie und den Missbrauch nicht gesehen oder nicht sehen wollen?
Nun hat also sein Zwillingsbruder Judah seine Identität übernommen und führt den Orden härter und zerstörerischer denn je. Cain, gefangen in einer Zelle und immer wieder gefoltert, hat viel Zeit zum Nachdenken. In der Nachbarzelle sitzt Harmony, eine weitere der Verfluchten. Natürlich wissen wir, das sie die Eine für ihn sein wird, seine Erlösung (wie es der englische Originaltitel sagt). In diesem Buch ist sie diejenige mit der meisten persönlichen Stärke. Hatte es sich bisher die Waage gehalten, erscheint mir Rider fast durchgängig als schwacher Mann, auch wenn er gegen Ende an Stärke gewann. Die Krise seiner Identität stellt sich gut dar. Denn eigentlich ist Rider nicht mehr existent, genauso wenig wie Cain. Wer also ist er als Mensch, als Mann?
Zum ersten Mal vergebe ich einem Teil dieser Serie nicht die volle Punktzahl. Diese Schuld kann ich aber nicht Cain/Rider zuschreiben. Nicht, dass ich ihn jetzt so lieben würde wie die anderen Männer des MC. Und seinen Tod hätte ich auch nicht haben wollen. Aber dadurch, dass diesmal der Orden die Hauptrolle vor dem MC übernahm, fehlt es mir an der Dynamik, die sich aus den Mitgliedern des MC und den Schwestern des Ordens ergab. Da man ihn nicht wirklich zum MC zählen kann, passt das Cover zwar hervorragend in die Reihe, aber nicht zu Cain/Rider.
Nein, diesmal finde ich, dass Tillie Cole zu viele Twists in ein Buch gepackt hat. Hatte ich mich gerade auf eine neue Situation eingestellt, kam gleich die nächste Überraschung. Und nicht alles davon fand ich gut, sondern oft wenig überzeugend. Es machte den Anschein, dass, weil das Ende des Ordens nahe ist, sie auch andere Puzzleteile auf jeden Fall noch zusammensetzen muss. Wer Harmony wirklich ist? Wer die Eltern der Schwestern sind? Oder die Eltern der Brüder? Ohne zu spoilern, kann ich nicht viel dazu sagen. Aber einiges davon war wirklich weit, sehr weit hergeholt. Das Ende wiederum finde ich, was den Weg Cains/Riders zurück in den MC betrifft, ganz gut gelungen.
Nichtsdestotrotz hält Tillie Cole ihr Niveau auf einem hohen Level, sie kann mich immer von Anfang bis Ende so an ein Buch binden, dass ich die Welt um mich herum völlig ausblende. Deshalb bin ich jetzt voller Vorfreude auf AK’s Story, die im Herbst erscheint.
Herzlichen Dank an den LYXVerlag und an NetGalley für das Rezensionsexemplar. Hätte ich das Buch selbst gekauft, wäre ich genauso begeistert gewesen.