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Veröffentlicht am 06.03.2020

Intrigen und Verschwörungen im 14. Jahrhundert

Die Spur der Gräfin
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Kaum hat der junge Graf Albrecht der Hochzeit mit Mechthild zugestimmt, um auf diesem Wege eine alte Feindschaft zweier Familien aus der Welt zu räumen, da verschwindet die gerade Frischverheiratete scheinbar ...

Kaum hat der junge Graf Albrecht der Hochzeit mit Mechthild zugestimmt, um auf diesem Wege eine alte Feindschaft zweier Familien aus der Welt zu räumen, da verschwindet die gerade Frischverheiratete scheinbar spurlos von der Burg. Als sie schließlich für tot erklärt werden muss, macht der Graf sich als Pilgerer auf den Weg nach Jerusalem, um so das Einverständnis zur Scheidung zu erhalten. Was er jedoch nicht ahnt, ist, dass die Pilgerreise nur als Vorwand dienen soll, um den Grafen heimlich aus dem Weg zu schaffen - denn er ist kurz davor, ein von der Kirche lange verborgen gehaltenes Geheimnis um das Grabtuch Christi zu lüften... Eine Geschichte voller geheimer Bündnisse, Mord, Intrigen und heimtückischer Verschwörungen.


Gleich zu Beginn lernt der Leser eine Vielzahl an Protagonisten kennen. Leider wird das Buch dadurch oftmals unübersichtlich, zumal viele Personen nach ihrer Einführung über 100 Seiten oder sogar länger keinerlei Erwähnung mehr finden, bevor sie dann plötzlich vollkommen unerwartet wieder auftauchen. Das in Kombination mit häufigen Ortswechseln gestaltet es schwierig, einen echten Überblick über das Geschehen zu behalten. Außerdem klingen viele verschiedene Perspektiven erstmal toll, hier geht dies jedoch leider auf Kosten der Tiefe der Charaktere. Ihre Gedanken und Gefühle behalten sie größtenteils für sich, sie bleiben flach, wenig transparent und dem Leser nur sehr schwer zugänglich. Der Sinn hinter manchen ihrer Handlungen bleibt vollkommen undurchsichtig.

Vieles wird nur angerissen, aber dann nicht näher ausgeführt. Auch werden teils mehrere Jahre einfach übersprungen, in denen sich scheinbar nichts Erwähnenswertes ereignet hat, während danach dann plötzlich alles Schlag auf Schlag geht und innerhalb weniger Tage und Seiten beispielsweise weite Reisen zurückgelegt werden. Oft habe ich mich während des Lesens gefragt, was all die Charaktere in der Zwischenzeit getan haben - selbst, wenn sie nur ihrem Alltag nachgegangen sein sollten, hätte ich mir dazu zumindest eine kurze Erklärung gewünscht.

Mein größter Kritikpunkt ist auch tatsächlich genau das - die Zeitsprünge. Nichteinmal sosehr die über einen langen Zeitraum, sondern insbesondere jene von unmittelbar vor zu kurz nach einem wichtigen Ereignis. Da wird ein Ereignis seitenlang vorbereitet, es werden Pläne geschmiedet, man freut sich über ein wenig Spannung - und dann, zack, nächstes Kapitel, neue Szene, es sind mehrere Tage oder Monate vergangen und das Ereignis wird in zwei Sätzen kurz nacherzählt. Kann mal vorkommen, aber hier hat es sich leider so sehr gehäuft, dass dadurch meiner Ansicht nach viel zu viel Spannung aus der Geschichte herausgenommen wurde. Sehr schade.


Die zwei Sterne, die ich vergebe, bekommt das Buch vor allem für den Schreibstil - der ist sehr angenehm, gut verständlich und flüssig zu lesen. Auch die kleine Karte und die Übersicht über die handelnden Personen inklusive Markierung historisch belegter Charaktere finde ich erwähnenswert. Zu guter letzt gefällt mir die Idee hinter der Geschichte sehr gut, auch, wenn sie letzten Endes nicht so umgesetzt wurde, wie ich es mir erhofft hätte.


Fazit: Etwas weniger Breite und dafür mehr Tiefe hätten der Geschichte gut getan! Mich konnte es leider nicht überzeugen.

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Veröffentlicht am 01.03.2023

Und nu?

Männer sterben bei uns nicht
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Ich tue mich, wie wahrscheinlich die meisten, immer ein bisschen schwer mit negativen Rezensionen. Besonders dann, wenn ich eigentlich viel von einem Roman erwartet hatte, und das war hier der Fall. Ich ...

Ich tue mich, wie wahrscheinlich die meisten, immer ein bisschen schwer mit negativen Rezensionen. Besonders dann, wenn ich eigentlich viel von einem Roman erwartet hatte, und das war hier der Fall. Ich meine, das Cover, whoa. Da denkt man doch sofort: Das muss toll werden, geht gar nicht anders. Naturgesetz. Umso bitterer ist dann die Enttäuschung, wenn man beim Lesen nicht recht in den Sog kommt, immer darauf wartet, dass da noch dieser eine Moment kommt, der einen packt und einfach mitreißt. Aber leider habe ich bei "Männer sterben bei uns nicht" vergeblich darauf gewartet.
Am Ende bleibe ich mit einem Gefühl zurück, das sich am ehesten mit "Ja ok, und nu?" beschreiben lässt. Keine Ahnung, was ich jetzt zu dem Roman sagen soll (wirklich nicht). Fand ich ihn schlecht? Nein. Fand ich ihn gut? Auch nicht wirklich. Es ist mehr so ein Dazwischen, irgendetwas hat gefehlt. Vielleicht waren auch die Erwartungen zu groß?
Anfangs fand ich die Wechsel zwischen den Zeitebenen verwirrend, aber das hat sich eigentlich recht schnell gelegt. Das war also weniger mein Problem. Auch, dass ich die meisten Figuren nicht wirklich mochte, ist in Ordnung. Die Handlung an sich war ebenfalls okay. Was stört mich also? Eigentlich nichts von dem, was da ist. Bleibt nur noch das übrig, was nicht da ist, oder was ich zumindest nicht finden konnte: Das, was die Autorin jetzt damit wollte. Für mich blieb das größtenteils im Dunkeln, und so habe ich die Lektüre spätestens ab der Hälfte als eher zäh empfunden. Einen roten Faden, etwas, das am Ende alles zusammenfasst und/oder auf den Punkt bringt, ein bisschen Licht in diesen Nebel bringt, das hätte ich mir gewünscht. Falls das da war, ist es mir wohl entgangen. Ich schätze, ich habe den Roman einfach nicht verstanden.

Veröffentlicht am 02.09.2021

Was mich glücklich macht? Dass dieses Buch kurz war.

Die Kunst, einen Elefanten zu reiten
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Max und Balduin, zwei langjährige Freunde, beschließen: Sie wollen ein Buch schreiben, mit dessen Hilfe die Menschen lernen können, wie man glücklich wird. Fast jeden Tag treffen sich die beiden nachmittags ...

Max und Balduin, zwei langjährige Freunde, beschließen: Sie wollen ein Buch schreiben, mit dessen Hilfe die Menschen lernen können, wie man glücklich wird. Fast jeden Tag treffen sich die beiden nachmittags in einem kleinen Café und denken über das Leben nach, als ihnen eines Tages diese Idee kommt. Praktisch, dass sie an einem solchen öffentlichen Ort vielen Menschen begegnen, die sie über ihr persönliches Glücksrezept ausfragen können.

In etwa dreißig kurzen Kapiteln versuchen Max und Balduin nun, die Essenz des Glücks zu finden. Am Ende jedes Kapitels wird dann die jeweils entdeckte Botschaft genannt, die sie in ihrem Glücksbuch notieren. Durch die sehr kurzen Kapitel - in den meisten Fällen nur drei oder vier Seiten - eignet sich das Buch sicherlich gut dazu, immer mal wieder ein wenig darin zu lesen, wenn man nicht viel Zeit hat; ich habe es aber tatsächlich am Stück gelesen, um es hinter mich zu bringen. Denn so schön kurze Kapitel manchmal vielleicht sein können, so sehr hat es in diesem Fall für mein Empfinden zum Nachteil des Buches gereicht. Die Handlung, die Figuren, die Tiefe der angesprochenen Themen - all das bleibt dabei auf der Strecke.

Handlung ist eigentlich kaum vorhanden. Ein Großteil der Kapitel läuft nach dem immergleichen Schema ab: Max und Balduin unterhalten sich, treffen (oft im Café) eine der mit ihnen befreundeten Nebenfiguren, diese erzählt ihnen etwas aus ihrem Leben und daraus wird dann eine Botschaft gezogen, die sich zusätzlich leider meist sehr nach Kalenderspruch anhört. Mit der Zeit finden sich durchaus leichte Verknüpfungen zwischen den einzelnen Szenen, sodass das Ganze immerhin nicht vollkommen zusammenhanglos bleibt, dennoch fühlt es sich eher wie eine Sammlung kurzer, eigenständiger Geschichten an.

Dazu trägt auch bei, dass bei den Figuren kaum eine Entwicklung spürbar ist. Besonders bei den beiden Protagonisten hätte ich gehofft (nein, eigentlich sogar erwartet), dass sie nicht vollkommen austauschbar wirken, weil sie schlicht keine Charaktereigentschaften haben, die sie irgendwie auszeichnen. Man erfährt so gut wie nichts über sie, sie stehen komplett im Hintergrund und haben nur die Funktion, die vermeintlichen Weisheiten zu vermitteln.

Was mich außerdem sehr gestört hat, ist, dass ernste und schwierige Themen in zwei bis drei Sätzen verharmlost angesprochen und dann nie wieder aufgegriffen werden. Dabei beziehe ich mich insbesondere auf eine Stelle zu Beginn des Buches, in der eine Figur erzählt, dass ein Verwandter in ihrer Kindheit oft zudringlich wurde; eine Weile später läuft sie schließlich weg und das Problem ist gelöst. Eine solche knappe Abhandlung diverser Probleme kommt auch in weiteren Kapiteln zum Zuge und das ist der Hauptgrund, weshalb ich am Ende keine gute Bewertung geben möchte. Die Naivität dahinter spiegelt sich häufig auch im Schreibstil wider, bei dem ich häufig das Gefühl hatte, ein Kindebuch zu lesen; dann wieder wird zu Umgangssprache gewechselt oder die Figren versuchen einen Witz zu machen, der aber - sorry - einfach nicht witzig ist.

Dass mich das Buch enttäuscht hat, ist wohl deutlich geworden. Die Geschichten waren mir zu konstruiert, die Botschaften zu plakativ, die Figuren und Themen zu oberflächlich behandelt. Die Idee ist sicher nicht schlecht, an der Umsetzung ist es aber leider gescheitert.

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Veröffentlicht am 17.08.2021

Ein langatmiger Roman, der nicht weiß wo er hin will

Zikadensommer
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Mira möchte in ihrer alten Heimat Athen einen Neuanfang wagen. Sie taucht ein in die Welt ihrer Vergangenheit und trifft alte Bekannte wieder, nicht zuletzt auch den Kapitän, der nun in der Wohnung neben ...

Mira möchte in ihrer alten Heimat Athen einen Neuanfang wagen. Sie taucht ein in die Welt ihrer Vergangenheit und trifft alte Bekannte wieder, nicht zuletzt auch den Kapitän, der nun in der Wohnung neben ihrer lebt und ebenfalls einiges zu verarbeiten hat.

Meinen Erwartungen hat der Roman leider gar nicht entsprochen. Ich hatte auf ein tiefgründiges Buch mit einer gewissen Prise Leichtigkeit gehofft, bekommen habe ich am Ende weder das eine noch das andere. Es wurden durchaus wichtige und interessante Themen angesprochen: Homosexualität, die finanzielle Lage Griechenlands und nicht zuletzt Migration. Statt das weiter auszuführen wurde jedoch alles nur ein paar Mal knapp erwähnt, die erhoffte Tiefe blieb aus zugunsten einer merkwürdigen Liebesgeschichte, die man eigentlich kaum so nennen kann.

Schon der Einstieg fiel mir schwer, weil der Schreibstil die Figuren merkwürdig auf Distanz zum Leser hält, und das, obwohl durchaus die Gefühle der beiden Protagonisten dargestellt werden; jedoch auf eine Weise, die einen beim Lesen nicht wirklich berührt und das alles irgendwie an einem vorbeirauschen lässt. Gespräche zwischen den Figuren wirkten auf mich oft konstruiert, weil sie gerade zu Beginn häufig so aufgebaut sind, dass eine Person mehrere Seiten lange Monologe führt, und die andere nur zwischendurch mal einen Halbsatz einwirft oder es eine kurze "Regieanweisung" gibt, was wohl bewirken soll, dass es dann eben nicht ganz so sehr wie reiner Monolog wirken soll. Vergeblich, in meinen Augen. So werden dann Erinnerungen und Gedanken wiedergegeben, die man in anderer Form sicher besser und nachvollziehbarer, vor allem aber authentischer hätte in die Geschichte einfügen können. Auch darüber hinaus haben mich Protagonisten und Nebenfiguren wenig überzeugt. Sie waren mir zwar nicht unsympathisch, aber das, was mit ihnen geschieht, hat mich einfach zu keinem Zeitpunkt des Buches auch nur ein kleines bisschen berührt.

Der Roman wirkt, als könne er sich nicht recht entscheiden, was er denn nun sein möchte: locker-leichte Sommerlektüre mit der ganz typischen Protagonistin, die einen Neuanfang wagt, oder nachdenkliche Studie über Migration und das Leben in Griechenland. Die Balance dazwischen zu finden ist der Autorin leider nicht gelungen, und so taumelt man mehr ziel- und orientierungslos durch die Geschichte als einem roten Faden zu folgen, während das Geschehen munter weiter vor sich hinplätschert.

Vielleicht wäre es sinnvoll gewesen, sich hier für das eine oder das andere zu entscheiden und gar nicht erst zu versuchen, Ernsthaftigkeit mit Leichtigkeit zu verbinden, um so wenigstens einem von beidem die nötige Tiefe zu verleihen. Denn so kommt leider beides nicht richtig zur Geltung, stattdessen wird nur der Eindruck einer zwiegespaltenen, inhomogenen Geschichte erzeugt, die nicht zum Punkt kommt und einen am Ende genauso ratlos zurücklässt, wie man in das Buch gestartet ist.

Die Figuren, die Handlungsorte, die Handlung selbst - all das wirkte auf mich seltsam nichtssagend und irgendwie austauschbar. Mich stört noch nichteinmal, dass es nicht viel Action gibt, das mag ich gelegentlich sogar sehr gerne, aber das muss dann halt auch mit überzeugenden Charakteren und der entsprechend tiefgehenden Ausarbeitung der Themen einhergehen - was hier leider nicht der Fall war. Die Handlung zieht sich einfach nur in die Länge und das war's.

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Veröffentlicht am 15.07.2021

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Partem. Wie die Liebe so kalt
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Immer, wenn Xenia jemanden berührt, vernimmt sie dabei ein Geräusch. Das ist von Person zu Person individuell verschieden, es kann Löwengebrüll sein, tröpfelndes Wasser, zersplitterndes Glas. Das einzige, ...

Immer, wenn Xenia jemanden berührt, vernimmt sie dabei ein Geräusch. Das ist von Person zu Person individuell verschieden, es kann Löwengebrüll sein, tröpfelndes Wasser, zersplitterndes Glas. Das einzige, was immer gleich bleibt, ist die Unausweichlichkeit der Wahrnehmung. Zumindest, bis Xenia versehentlich Jael berührt und - nichts hört. Absolute Stille. Jael wiederum verspürt etwas ähnllich Irritierendes bei der Berührung von Xenia, denn von ihr scheint eine ganz besondere Macht auszugehen. Eigentlich ist es Jaels Aufgabe, Menschen die Liebe zu entziehen, doch Xenia scheint zu einer seltenen Gruppe Mensch zu gehören, bei der das nicht so einfach ist...

Ich halte mich kurz, um es hinter mich zu bringen: Das war wirklich gar nicht mein Fall. Die Protagonisten sind unfassbar unsympathisch, allen voran natürlich Jael, auch wenn ich mich in Xenia ebenfalls null hineinversetzen konnte (geschweige denn in die anderen Protagonisten, die für mich irgendwie eher Nebenfiguren blieben). Jael ist der Typ Mensch, der außer Arroganz und gutem Aussehen keine wesentlichen Charaktereigenschaften und Merkmale zu besitzen scheint. Und Xenia verfällt dem natürlich sofort, was es auch nicht besser macht. Die restlichen Figuren sind ebenso flach und unsympathisch.

Zur Geschichte selbst lässt sich erstmal sagen, dass sie nicht unbedingt viel Neues enthält - das brave, unschuldige Mädchen, das von seinen wahren Fähigkeiten nichts ahnt, verknallt sich in den arrogantesten Typen den es finden kann. Obwohl er das eigentlich nicht sollte, steht er natürlich auch total auf sie, und den Rest kann man sich denken. Ich fand die Entwicklungen im Buch in jeder Hinsicht sehr vorhersehbar und habe mich deshalb schnell gelangweilt, auch weil man über weite Teile nur weiß, dass es da irgendeine geheime Hintergrundorganisation gibt, zu der man aber kaum Infos erhält, obwohl die Hälfte der Figuren ihr angehört.

Mich hat das Buch einfach gar nicht packen können, es ist alles schon tausendmal dagewesenund die Umsetzung war jetzt auch nicht so der Hammer. Von daher nur ein Stern.

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