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Veröffentlicht am 05.06.2023

Ergreifende Schicksale aus dem Zweiten Weltkrieg

Die Reisenden der Nacht
7

„Die Reisenden der Nacht“ ist ein erschreckender und ergreifender Roman des in in Manhattan lebenden Autors Armando Lucas Correa, der unter die Haut geht.

Die Handlung startet im März 1931 in Berlin. ...

„Die Reisenden der Nacht“ ist ein erschreckender und ergreifender Roman des in in Manhattan lebenden Autors Armando Lucas Correa, der unter die Haut geht.

Die Handlung startet im März 1931 in Berlin. Die Schriftstellerin Ally Keller liegt in den Wehen und bekommt eine Tochter – Lillth. Der Vater ist ein schwarzer Musiker - Marcus - den sie in Düsseldorf kennengelernt und unfreiwillig zurückgelassen hat. Mit einem Mischlingskind ist das Leben für sie alles andere als leicht und sie traut sich nur in der Nacht, wenn es dunkel ist, mit Lilith auf die Straße. Ally ist einsam und bekommt die Unmenschlichkeit des Nationalsozialismus zu spüren. Ein kleiner Lichtblick ist ihr Nachbar, der Professor Bruno Bormann, der für Lilith wie ein Opa ist. Die politische Lage spitzt sich zu und Ally wird klar, dass sie ihre Tochter wegen Hitlers Rassenideologie nicht bei sich behalten kann. Schweren Herzens entscheidet sie sich Lilith gemeinsam mit den jüdischen Ehepaar Herzog nach Kuba reisen zu lassen.

Der Schreibstil von Armando Lucas Correa liest sich trotz der schwere der Thematik leicht. Abgesehen von einigen wichtigen Rückblicken erzählt er seine Geschichte chronologisch und beginnt jedes Kapitel mit einer Orts und Jahresangabe.

Nachdem sich Ally von Lilith getrennt hat, steht nun diese zunächst im Vordergrund. Wie bereits dem Klappentext zu entnehmen ist, ändert sich dies und im Verlauf der Handlung lernen wir vier Generationen und damit auch vier Frauen kennen.

Aus meiner Sicht hat das Buch viel zu wenig Seiten. Jede der Protagonistinnen hat ein ergreifendes Schicksal und hätte Stoff für ein eigenes Buch geboten. So wird vieles nur angerissen und es fehlt an einigen Stellen an Tiefe.

Die historischen Ereignisse hat der Autor gut recherchiert und sie gelungen mit der Handlung verwoben. Sowohl die geschichtlichen Hintergründe aus Deutschland als auch die Ereignisse in Kuba sind erschreckend und ergreifend. Vieles war mir bekannt und trotzdem sorgen die hier beschriebenen Einzelschicksale für Fassungslosigkeit.
Mit den abschließenden „Anmerkungen des Autos“ hat Armando Lucas Correa seinen Roman gelungen abgerundet.

Auch wenn ich mir mehr Details gewünscht hätte und mir die Zeitsprünge so manches mal zu groß erschienen, für mich ist dies ein gelungener historischer Roman, der dafür sorgt, dass ein Stück Geschichte unvergessen bleibt.

Ich werde dieses Buch sicherlich noch lange im Gedächtnis behalten.

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Veröffentlicht am 15.05.2023

Eine märchenhafte Geschichte voller Leben

So viele Paradiese
3

„So viele Paradiese“ ist ein tiefgründiger und fesselnder Roman der in Sizilien lebenden Autorin und Journalisten Giovanna Giordano, dem anzumerken ist, dass sie Philosophie lehrt. Auch wenn sie von der ...

„So viele Paradiese“ ist ein tiefgründiger und fesselnder Roman der in Sizilien lebenden Autorin und Journalisten Giovanna Giordano, dem anzumerken ist, dass sie Philosophie lehrt. Auch wenn sie von der Auswanderungsgeschichte ihrer Vorfahren zu diesem Buch inspiriert wurde, hat dieser vermutlich nicht viel mit der vergangenen Realität gemeinsam.

Die Handlung beginnt im Jahr 1923. Antonio ist ein junger Mann, der mit seiner Familie in dem Bergdorf Gesso auf Sizilien lebt. Er träumt von einer Reise nach Amerika, um dort die Freiheit zu finden. Obwohl seine Stiefmutter Donna Tina Oliva ihn davon abhalten möchte, da sie befürchtet, dass sein Halbbruder, ihr Sohn Placido ihm folgen könnte, steht sein Entschluß fest und Antonio lässt sich - trotz der ihm in den Weg gelegten Hindernisse - nicht davon abringen.

Der Schreibstil von Giovanna Giordano ist sehr bildhaft und einfallsreich. Ihre Wortwahl ist oftmals ungewöhnlich, aber einfach treffend. Es ist ein fantastisches Märchen bei dem nun wirklich nicht alles realistisch ist, aber hier wirkt es echt und passt einfach. Dabei reiht sich ein wundervoller Satz an den nächsten. Ich habe schon lange kein Buch mehr gehabt, in denen ich so viele wundervolle Zitate gefunden habe. Sie laden zum Nachdenken ein, ebenso wie auch viele Erlebnisse von Antonio dies tun.

Das Lebensgefühl Siziliens kam durch atmosphärische Momente und typische Eigenschaften der Bewohner direkt bei mir an.
Antonio ist ein ganz besonderer Protagonist, mit einem ungewöhnlichen Draht zu Tieren, die hier eine besondere Rolle spielen.
Er trifft während seiner Reise auf die unterschiedlichsten Charaktere, von denen jeder für sich gut beschrieben wird und interessant ist.

Ich finde es unglaublich schwierig diesen Roman in Worte zu fassen. Er enthält zahlreiche Botschaften und es ist kein Buch, dass sich schnell lesen lässt, dafür stecken zu viele Weisheiten und Momente darin, bei denen man verweilen möchte und über die sich das Nachdenken lohnt.

Dieser Roman benötigt Zeit, verleitet zum Träumen und ist etwas ganz Besonderes. Leser, die sich gerne in ihren Gedanken verlieren, werden sicherlich begeistert sein. Wer eine klassische Auswanderungsgeschichte erwartet, dürfte enttäuscht werden.

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Veröffentlicht am 23.04.2023

Außergewöhnlich

Das vorläufige Ende der Zeit
1

„Das vorläufige Ende der Zeit“ ist ein außergewöhnlicher Roman des Autors und Journalisten Berni Mayer.

Horatio Beeltz ist Verleger mit enger Verbindung zum Friedhof Słubice in Frankfurt an der Oder. ...

„Das vorläufige Ende der Zeit“ ist ein außergewöhnlicher Roman des Autors und Journalisten Berni Mayer.

Horatio Beeltz ist Verleger mit enger Verbindung zum Friedhof Słubice in Frankfurt an der Oder. Durch das Setting kommt von Beginn an eine ganz besondere Atmosphäre auf. Der Friedhof liegt an der Grenze zu Polen, die auch immer wieder überschritten wird. Es wird aber nicht nur die Landesgrenze, sondern durch einen Zeitriss wird auch die Grenze der Zeit überschritten. Darum geht es für die Archäologin Mi-Ra und den Friedhofswärter Arthur. Für beide ergibt sich durch Horatio Beeltz die Möglichkeit in ihre Vergangenheit zu reisen, um ihrem Leben durch eine Veränderung in dieser eine neue Wendung zu geben.

Zeitreisen haben immer etwas Faszinierendes und oft erzeugen sie bei mir einen Knoten im Kopf. Das war hier zum Glück nicht der Fall, da durch Horatio Beeltz alles gut erklärt wird.

Der Schreibstil von Berni Mayer ist angenehm zu lesen, die Handlungen der Protagonisten und die Ereignisse sind nachvollziehbar. Die Charaktere und ihre Entwicklung werden glaubwürdig geschildert. Auf mich wirkte hier alles stimmig und mir hat insbesondere das gewählte Setting gut gefallen, da es einfach hervorragend zu der Story passt.

Wer Lust auf eine Zeitreise der anderen Art hat, liegt mit diesem Roman richtig und ich denke, dass das Buch sogar Lesern gefallen wird, die ansonsten nichts mit Zeitreisen anfangen können, da hier die Frage im Vordergrund steht, ob es sinnvoll ist im Nachhinein Dinge, die im Leben nicht wunschgemäß verlaufen sind, zu ändern.

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Veröffentlicht am 03.04.2023

Über die Liebe, das Leben und Geister

Dead Romantics
1

„Dead Romantics“ ist ein unterhaltsamer Roman der aus South Carolina stammenden Autorin Ashley Poston.

Florence Day lebt in New York, ist aber in South Carolina aufgewachen, wo ihre Familie heute noch ...

„Dead Romantics“ ist ein unterhaltsamer Roman der aus South Carolina stammenden Autorin Ashley Poston.

Florence Day lebt in New York, ist aber in South Carolina aufgewachen, wo ihre Familie heute noch lebt. Genau wie ihr Vater hat sie die seltene Gabe Geister zu sehen. Da klingt es schon fast witzig, dass sie als Ghostwritern arbeitet und das sogar sehr erfolgreich – zumindest in der Vergangenheit. Das Ende ihrer letzten Beziehung hat ihr den Glauben an die wahre Liebe genommen und zu einer Schreibblockade geführt. Als ihr Vater stirbt, kehrt sie zur Beerdigung in ihre Heimat zurück. Dort taucht auch ihr überaus attraktiver Lektor Ben auf und möchte ihr helfen. Zwischen den beiden knistert es ganz ordentlich, aber Ben ist ein Geist und tot….

Florance hat sich im Verlauf der Handlung weiterentwickelt. Ich mochte ihre Art und sie war mir von Beginn an sympathisch. Ben erschien mir ein wenig undurchsichtig, so das es eine Weile gedauert hat, bis ich mit ihm warm wurde.

Florence Familie besteht aus tollen Charakteren, jeder ist irgendwie besonders, da ist keiner langweilig. Mir hat es sehr gut gefallen, wie sich Florence und ihre Familie langsam wieder annähern, aber auch die Entwicklung zwischen ihr und Ben ist gelungen dargestellt.
Der Schreibstil von Ashley Poston liest sich angenehm locker und leicht, ihre Dialoge sind frisch und amüsant.

Der Tod ist sicherlich kein leichtes Thema, aber Umgang damit ist der Autorin richtig gut gelungen. Der Tod, die Trauer und Beerdigungen gehören zum Leben und das Leben muss gelebt werden.
Mich hat dieser erfrischende und romantische Roman über die Liebe, das Leben, den Tod, Schmerz, Hoffnung und Verlust gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 28.03.2023

Herausfordernd

Ein Geist in der Kehle
1

„Ein Geist in der Kehle“ ist ein außergewöhnlicher Roman der irischen Autorin, Dichterin und Essayistin Doireann Ní Ghríofa.

Dieses Buch erfordert Zeit, aber wenn man sich diese nimmt, ist es grandios, ...

„Ein Geist in der Kehle“ ist ein außergewöhnlicher Roman der irischen Autorin, Dichterin und Essayistin Doireann Ní Ghríofa.

Dieses Buch erfordert Zeit, aber wenn man sich diese nimmt, ist es grandios, anders kann ich es nicht sagen. Es ist kein Roman, den man nebenbei lesen kann, sondern ein literarischer Text, voller Poesie und Tiefe.

Eine junge Mutter, die in ihrem Leben gefangen ist, Tag für Tag Listen mit ihren alltäglichen Aufgaben abarbeitet, sich zunächst um drei - später vier - Kinder und Haushalt kümmert, beschäftigt sich ausgiebig mit dem Gedicht einer jungen Frau - Eibhlin Dubh Ni Chonaill - die im 18. Jahrhundert gelebt hat. In diesem Sucht sie Parallelen zu ihrem Leben.

„Caoineadh Airt Ui Laoghaire“, das Trauerlied, die Totenklage, die Eibhlin Dubh Ni Chonaill für ihren Ehemann - nachdem dieser ermordet wurde - geschrieben hat , war mir bisher unbekannt. Ich denke, das sich das Buch anders liest, wenn man sich – wie vermutlich viele der Schüler in Irland – zuvor ausgiebig damit beschäftigt hat, aber zwingend notwendig ist dies nicht.

"Dies ist ein weiblicher Text.", so beginnt und endet das Buch. Diese Worte rahmen dieses feministische Werk sehr gut, da es die Probleme, die für Frauen aufgrund ihres Geschlechts seit Generationen bestehen, gelungen einfängt.
Ich habe diesen Roman als sehr atmosphärisch und als ein wenig mystisch empfunden. Es gibt sicherlich viele Interpretationsmöglichkeiten und es ist eines der Bücher, in denen man bei jedem Lesen etwas Neues entdecken kann.

Mich hat das Buch fasziniert. Allerdings ist es absolut kein Mainstream und von daher kann ich es nicht jedem uneingeschränkt empfehlen, da es sowohl sprachlich auch als inhaltlich einfach außergewöhnlich ist.

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