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Veröffentlicht am 29.05.2021

Der Pfahlmörder

Das Buch des Totengräbers (Die Totengräber-Serie 1)
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Wien, 1893 - Ein abergläubischer Serientäter schein in Wien umzugehen. Als der junge Polizeiinspektor Leopold von Herzfeldt in Wien ankommt, hört er sogleich von einer Frauenleiche am Prater. Neugierig ...

Wien, 1893 - Ein abergläubischer Serientäter schein in Wien umzugehen. Als der junge Polizeiinspektor Leopold von Herzfeldt in Wien ankommt, hört er sogleich von einer Frauenleiche am Prater. Neugierig wie er ist macht er sich so gleich auf den Weg. Nur kurze Zeit später wird erneut eine Frauenleiche am Prater gefunden. Alle wurden ermordet und brutal gepfählt. Leo sucht den schrulligen Totengräber Augustin Rothmayer auf dem Zentralfriedhof auf. Er ist eine Experte auf dem Gebiet, was Todesursachen angeht und die beiden fangen an gemeinsam zu ermitteln.

"Das Buch des Totengräbers" ist der Auftakt in eine neue Reihe mit dem Polizeiinspektor Leopold von Herzfeldt. Es ist ein historischer Krimi.

Ich habe mich anfangs recht schwer getan in das Buch hinein zukommen. Durch die historische Ausdrucksweise und dann noch der Wiener Dialekt dazwischen hat es bei mir etwas gedauert bis mir der Schreibstil geläufig war. Einige Begriffe waren mir unbekannt und ich musste Google zu Rate ziehen. Hier wäre ein kleines Glossar im Anhang sehr hilfreich gewesen.

Der Wiener Dialekt und die historische Ausdrucksweise haben aber für eine wunderschöne historische Atmosphäre in Wien gesorgt. Ich konnte mir alles sehr gut bildlich vorstellen und hatte das Gefühl ich wäre wie im Film.

Alles wurde sehr lebendig beschrieben und dadurch die Handlungsorte und die Protagonisten zum Leben erweckt. Die Figuren wirkten sehr authentisch. Den Totengräber fand ich urig aber auch einen schrulligen alten Kauz. Im Dunkeln möchte ich ihm wahrscheinlich nicht begegnen.

Leopold fand ich anfangs etwas unsympatisch. Er ist etwas schnöselig, arrogant und besserwisserisch seinen Kollegen und Vorgesetzten gegenüber aufgetreten. Erst zum Ende der Handlung hat sich das gegeben. Aber bei seinen komischen Kollegen war sein Auftreten durchaus verständlich.

Die komplette Story fand ich sehr interessant. Man erfährt hier viel über die damalige Vorgehensweise bei den Ermittlungen, die Entwicklung der kriminalistischen Methoden aber auch über den Tod und den Verwesungsprozess. Kritische Themen wie die technischen Neuerungen wie das Telefon, Fahrräder, Elektrifizierung usw. wurden hier perfekt eingeflochten.

Der Autor hat immer wieder Rätsel und kleine Hinweise auf einen möglichen Täter gegeben, die zum Mitraten einladen. Und immer wenn man denkt, man sei auf der richtigen Spur kommt eine unerwartete Wendung.

Mein Fazit:
Taucht mit "Das Buch des Totengräbers" ein ins längst vergangene Wien Ende des 19. Jahrhunderts. Genießt die tolle historische Atmosphäre und begleitet den schrulligen Totengräber und den jungen Inspektor bei ihren Ermittlungen. Klare Leseempfehlung für alle die historische Krimis lieben und 4,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 26.05.2021

Hohes Tempo - Suchtgefahr!

DUNKELKAMMER
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Im winterlichen Innsbruck rettet sich ein Obdachloser in eine seit längerem leerstehende Wohnung. Dort macht er eine unglaubliche Entdeckung. Im Schlafzimmer liegt seit 20 Jahren eine Leiche, mumifiziert. ...

Im winterlichen Innsbruck rettet sich ein Obdachloser in eine seit längerem leerstehende Wohnung. Dort macht er eine unglaubliche Entdeckung. Im Schlafzimmer liegt seit 20 Jahren eine Leiche, mumifiziert. Das perfekte Fressen für Pressefotograf David Bronski. Er liebt das Fotografieren von Toten und zieht sich mit den Fotos in seine Dunkelkammer zurück. Gemeinsam mit seiner Kollegin Svenja Spielmann vom Tatort bereicht. Allerdings verschweigt er etwas, nämlich dass auch der Fall auch ihn betrifft...

"Dunkelkammer" ist der erste Band einer neuen Reihe mit dem Pressefotografen David Bronski.

Vor allem der besondere Schreibstil des Autors sticht hier raus. Viele kurze Sätze wurden aneinander gereiht,dazu noch kurze Kapitel und immer wieder unvorhersehbare Wendungen haben ein sehr hohes Tempo und Spannung auf einem sehr hohem Niveau erzeugt. Für mich war es total fesselnd und ich konnte mich nur schwer wieder loslösen.

Die Handlung wurde in verschiedenen Perspektiven erzählt. Es gab zwei unterschiedliche Arten, die "normalen" Kapitel und die Dialoge. Die normalen Kapitel waren immer aus unterschiedlicher Sichtweise erzählt, wobei aber am Kapitelanfang nicht erwähnt wurde, welcher Protagonist gerade handelt. Es hat sich aber immer sehr schnell erschlossen, weil es sich meist auf das vorangegangene Dialogkapitel bezogen hat.

Die Dialoge wurden mit Spiegelstrichen geschrieben. Auch recht ungewöhnlich, aber besser als wenn immer die sprechende Person vor dem Gesagten stehen würde. Als Leser hatte ich hier das Gefühl, dass ich direkt beim Gespräch dabei sein würde und immer zwischen den sprechenden Personen hin und her schauen würde. Das war ein bisschen wie ein Ping-Pong Spiel.

Als der Autor sich selbst in die Handlung mit einbrachte, musste ich sogar ein wenig schmunzeln.

Die Charaktere waren ungewöhnlich und wirkten originell und authentisch. Allerdings waren sie mir noch etwas blass. Ich konnte noch nicht so wirklich eine Bindung aufbauen, aber vielleicht kommt das noch in den Folgebänden. Bronski ist hier durch seine Leidenschaft des Fotografierens von Toten der speziellste Charakter.

Mein Fazit:
Ein super Auftakt. Hohes Tempo. Fesselnd. Für mich war es eher ein Psychothriller statt einem Krimi, aber egal, ich fand es trotzdem klasse, möchte gerne mehr davon haben und dann die Charaktere bitte auch nicht mehr so blass und unnahbar. So gibt es erstmal 4,5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 24.05.2021

Racheplan

Ohne Schuld
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Im Zug von London nach York wird eine Frau von einem Unbekannten mit einer Waffe verfolgt. Sie kann in letzter Sekunde entkommen. Nur zwei Tage später stürzt eine junge Frau mit ihrem Fahrrad über ein, ...

Im Zug von London nach York wird eine Frau von einem Unbekannten mit einer Waffe verfolgt. Sie kann in letzter Sekunde entkommen. Nur zwei Tage später stürzt eine junge Frau mit ihrem Fahrrad über ein, über den Weg gespanntes, dünnes Drahtseil. Sie ist sofort bewusstlos und den nachfolgenden Schuss hört sie schon nicht mehr. Die beiden Opfer stehen in keiner Verbindung zueinander und doch soll es dieselbe Tatwaffe gewesen sein. Kate sollte eigentlich erst später bei der North Yorkshire Police anfangen, aber wird schon jetzt in die Ermittlungen hineingezogen. Auch für sie wird es brenzlig.

"Ohne Schuld" ist der dritte Band mit Ermittlerin Kate Linville. Es lässt sich auch ohne Vorkenntnisse lesen. Für mich selbst war es das erste Buch von ihr und ich habe es kaum gemerkt, dass es hier schon Vorgänger gibt.

Ich mag den Schreibstil. Er lässt sich sehr angenehm und flüssig lesen. Mit nur wenig Spannung und ohne großartiges Blutvergießen ist es der Autorin gelungen einen interessanten und trotzdem spannenden Kriminalfall zu gestalten.

Der Spannungsbogen ging immer auf und ab. Es gab Handlungen mit sehr viel Spannung, die auch Herzklopfen verursacht haben, aber dann gab es auch wieder Phasen zur Erholung, die aber keineswegs langweilig waren. Auch mit wenig Spannung blieb es interessant. Die Cliffhänger an den Kapitelenden haben einen an das Buch gefesselt. Man konnte nicht aufhören zu lesen, weil man wissen wollte wie es weitergeht und was noch passiert.

Anfangs sieht man keinen Zusammenhang. Erst ab der Hälfte kristallisiert es sich heraus. Ab dann weiß man auch schon wer der Täter ist. Das gibt der Spannung aber keinen Abbruch, weil es weiterhin immer noch unerwartete Wendungen und Überraschungen gibt.

Die Perspektivwechsel zwischen den einzelnen Protagonisten haben mir gefallen. So liest man nicht nur aus einer Sicht und das Puzzle setzt mithilfe der anderen Perspektiven weiter zusammen.

Schade finde ich, dass der Fall nicht ganz zum Abschluss gebracht worden ist. Es gibt ein offenes Ende. Es deutet zwar darauf hin, dass es weitergeht, aber mir ist es immer lieber wenn der eigentliche Kriminalfall im Buch abgeschlossen ist.

Mein Fazit:
Ein richtig gelungener Krimiroman. Auch ohne großartiges Blutvergießen sehr spannend und abwechslungsreich. Wegen dem "offenen Ende" gibt es einen kleinen Abzug und daher sind es 4,5 Sterne mit klarer Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 23.05.2021

Cold Case: Anhalter-Killer

Der Lohn des Verrats
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Der Abiturient Fabian Küster verschwindet im April 1993 spurlos. Ein Abschiedsbrief lag kurze Zeit später im Briefkasten. Seine Mutter Gabriele glaubt an ein Verbrechen, doch die Polizei stellt die Ermittlungen ...

Der Abiturient Fabian Küster verschwindet im April 1993 spurlos. Ein Abschiedsbrief lag kurze Zeit später im Briefkasten. Seine Mutter Gabriele glaubt an ein Verbrechen, doch die Polizei stellt die Ermittlungen ein und er Fall wird zu den Akten gelegt. Nun, zehn Jahre später taucht auf der Beerdigung seines Vaters ein anonymer Grabkranz mit Fabians Initialien auf. Gabriele ist der Überzeugung, dass ihr Sohn immer noch lebt und bittet Otto Hagedorn und Lupe Svenson vom LKA Düsseldorf um Hilfe. Ihre Neugier ist gepackt und so nehmen sich die beiden den Vermisstenfall an und stoßen bei ihren Recherchen schon bald auf einige Ungereimtheiten, unter anderem auch auf den ungeklärten Mordfall von Fabians Mitschülerin Bianca Jäger. Wurde sie damals Opfer vom sogenannten Anhalter-Killer aus derselben Zeit? Wie hängen die drei ungeklärten Fälle zusammen?

"Der Lohn des Verrats" ist der zweite Teil mit dem ungewöhnlichen Ermittlerteam Lupe Svenson und Otto Hagedorn. Man kann ihn auch ohne Vorkenntnisse lesen, aber es ist empfehlenswert den ersten Band vorweg zu lesen, weil die private Geschichte aufbaut. Aber ansonsten sind, für die die den ersten Band nicht kennen, alle wichtigen Informationen zu den Charakteren und ihrer Vorgeschichte gut in die Handlung eingewoben ohne den Lesefluss zu stören.

Die beiden Hauptcharaktere Lupe Svenson und Otto Hagedorn wurden sehr gut weiterentwickelt in ihrer persönlichen Geschichte. Die persönlichen Gespräche miteinander und ihre Sticheleien in der Handlung bringen dem Leser diese beiden Charaktere nah.

Der Autor verstand es, dem Leser grade so viel Informationshäppchen hinzuwerfen, dass man als Leser sehr gut miträtseln konnte und die Spannung immer wieder gesteigert wurde. Immer wieder gab es Cliffhänger an Kapitelenden oder auch zwischendurch dann wenn es grade man richtig spannend und interessant war. Bspw. wurde eine Unterhaltung an der perfekten Stelle unterbrochen, dass man unbedingt weiterlesen musste, weil man wissen wollte was dahintersteckt.

Mit einem flotten Tempo ging es durch die Handlung. Es wurden zwischen den verschiedenen Perspektiven, Gegenwart und Vergangenheit, immer wieder gewechselt.

Die Gegenwartsperspektive wird hauptsächlich aus Sicht von Lupe erzählt. Hier begleitet man sie bei der Ermittlungsarbeit, die sehr authentisch wirkte. Wie im echten Leben auch kamen sie ab und zu nicht mehr vorwärts und mussten wieder ein Schritt zurück gehen. In der Vergangenheitsperspektive hat sich für den Leser alles Stück für Stück zusammengesetzt.

Die Auflösung am Ende war verblüffend aber auch schlüssig. Allerdings fand ich den Showdown im Finale etwas abgehoben. Es glich ein bisschen wie in einer "Alarm für Cobra 11"-Folge. Das fand ich ein wenig übertrieben.

Mein Fazit:
Super spannend, tolle Ermittlungsarbeit und eine schlüssige Auflösung. Zum Ende ein wenig übertrieben, daher gibt es nur 4,5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 14.05.2021

Spannende düstere Atmosphäre

RAVNA – Tod in der Arktis
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In Vardø, einer kleinen Stadt in Norwegen weit über dem Polarkreis sind alle Einwohner verstört. Der reiche Waldbesitze Olle Trygg wurde ermordet aufgefunden. Seine Leiche wurde präpariert wie nach einem ...

In Vardø, einer kleinen Stadt in Norwegen weit über dem Polarkreis sind alle Einwohner verstört. Der reiche Waldbesitze Olle Trygg wurde ermordet aufgefunden. Seine Leiche wurde präpariert wie nach einem samischen Ritual. Ravna Versen macht grade ein Praktikum bei der örtlichen Polizeidienststelle. Sie hat es nicht leicht mit ihren Kollegen, denn sie ist Anfängerin, eine Frau und sie ist Samin... Keiner nimmt sie wirklich ernst, aber sie erkennt den samischen Hintergrund bei dem Mord. Als der umstrittene Kommissar Rune Thor eintrifft, um den Fall zu übernehmen spitzen sich die Konflikte noch weiter zu. Ravna, die durch ihre Urgroßmutter Léna viel über die Geheimnisse der samischen Kultur weiß, ist weiterhin davon überzeugt dass der Täter ein Same sein muss, denn wer auch immer die Tat begangen haben soll muss die Geheimnisse der samischen Rituale kennen.

Die Handlung spielt kurz vor und während der Polarnacht in der norwegischen Arktis. Durch die Polarnacht, in der es keine Sonne gibt und die Landschaft kalt ist, wurde hier eine tolle düstere Atmosphäre geschaffen. Ich konnte sie durch die tollen Beschreibungen regelrecht spüren und mich hat es das ein oder andere Mal auch gefröstelt.

Mit Ravna wurde hier eine sehr starke Protagonisten geschaffen. Sie ist selbstbewusst, als Samin (der Minderheit in Norwegen) sehr mutig und sie weiß was sie will. Sie hat ihre Ziele klar vor Augen. Ein klein wenig unrealistisch fand ich es, dass sie als Polizeipraktikantin schon selbstständig die Ermittlungen und Befragungen durchgeführt hat. Als Praktikantin hätte ich mir hier mehr vorgestellt, dass sie nur mit läuft und dann nach Dienstschluss auf eigene Faust Ermittlungen anstellt.

An ihrer Seite war Rune Thor, ein kompetenter Kommissar, der Ravna unter die Arme greift. Er hat ein schlimmes Erlebnis in seiner Vergangenheit hinter sich und hat deswegen ein paar psychologische Probleme.

Über das samische Volk und deren Kultur wurde wirklich toll recherchiert. Ich fand es richtig interessant zu lesen, weil ich vorher noch nicht wirklich davon gehört hatte bzw. mich nicht damit beschäftigt hatte. Die Hintergründe wurden perfekt mit in die Handlung eingewebt und haben den Lesefluss nicht gestört. Passend dazu gab es auch immer wieder samische Ausdrücke.

Der Schreibstil war sehr flüssig und angenehm zu lesen. Durch die wechselnden Handlungsorte gab es einen konstanten Spannungsaufbau bis hin zum packenden Finale, wo ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte.

Das Finale war mystisch, ein bisschen Fantasy, aber grade richtig und passend zur samischen Kultur.

Mein Fazit:
Der neue All-Age-Thriller von Elisabeth Herrmann ist wirklich lesenswert. Düstere Atmosphäre, toller Spannungsaufbau und dazu Ravna als starke Protagonistin. Nur ihre Ermittlungen als Praktikantin sind vielleicht etwas unrealistisch, daher einen halben Stern Abzug und es gibt 4,5 Sterne

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