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Veröffentlicht am 23.04.2024

Grenzfall IV - Komplizierte Beziehungen

Grenzfall – In den Tiefen der Schuld
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Das plötzliche Verschwinden seiner Kollegin Roza Szabo beunruhigt Bernhard Krammer zutiefst. In aller Eile hat die Kommissarin Szabo das LKA in Insbruck verlassen, auch in ihrer Wohnung findet man sie ...

Das plötzliche Verschwinden seiner Kollegin Roza Szabo beunruhigt Bernhard Krammer zutiefst. In aller Eile hat die Kommissarin Szabo das LKA in Insbruck verlassen, auch in ihrer Wohnung findet man sie nicht. Dafür aber entdeckt man dort eine männliche Leiche mit einer Tauchermaske im Gesicht.
Krammer will Roza unbedingt finden, doch verunsichert über ihr zuletzt merkwürdiges Verhalten, glaubt er an ihre Unschuld nicht und ermittelt inoffiziell. Alexa Jahn, die In Krammers Schuld steht, bittet ihm sofort ihre Hilfe an. Auch ihr Kollege Kommissar Florian Huber von der Inspektion Weilheim ist dabei.
Die Ermittler beginnen mit der Suche an Walchensee, wo Roza auch vor kurzem gesehen wurde. Doch als eine erfahrene Polizistin weiß Szabo ihre Spuren zu verwischen; die Ermittlungen wurden immer komplizierter, brauchbare Beweise schwer auffindbar.

Krammer dagegen versucht Rozas Vergangenheit zu durchleuchten, dort brauchbare Hinweise zu finden, und auf diese Weise auf die Spuren von Roza zu gelangen. Bald sind sich die Ermittler sicher, dass Roza in höchster Lebensgefahr schwebt.

Als begeisterte Leserin der Grenzfall-Reihe konnte ich auf die Fortsetzung mit Alexa Jahn und Bernhard Krammer nicht verzichten. Den aktuellen Fall mit Rozas Verschwinden und der nicht identifizierbaren Leiche in ihrer Wohnung fand ich sehr spannend. Genauso spannend fand ich die Erzählung einer geheimnisvollen Frau, die über ihre verhängnisvolle Vergangenheit schonungslos berichtet. Und obwohl die Ermittlungen im Fall Roza schleppend vorangehen, bringt die „Beichte“ der Frau immer neue Lichtblicke in die Geschichte; einige Zusammenhänge mit dem aktuellen Fall wurden erkennbar.
Viel Platz im Roman finden die zahlreichen Anmerkungen über die konfliktreiche Beziehung zwischen Krammer und Alexa. Da ich alle Bücher der Reihe und somit die Vergangenheit der Protagonisten kenne, empfand ich sie manchmal als störend.

Dank der flüssigen, leicht zu lesenden Schreibweise der Autorin ist das Buch schnell zu Ende gelesen. Die kurzweilige Lektüre bietet gute Unterhaltung und die Leseprobe des nächsten Buches im Anhang weckt Neugier auf die Fortsetzung der Reihe.

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Veröffentlicht am 15.04.2024

Mysteriöse Botschaften – das zweite Buch mit Jan Nygård

Totenlichter
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Ein nächtlicher Einbrecher hinterlässt in der Wohnung von Anna Wasmuth einen Briefumschlag. Beunruhigt benachrichtigt sie Jan Nygard über den Vorfall. In dem Umschlag finden sie eine Todesanzeige aus einer ...

Ein nächtlicher Einbrecher hinterlässt in der Wohnung von Anna Wasmuth einen Briefumschlag. Beunruhigt benachrichtigt sie Jan Nygard über den Vorfall. In dem Umschlag finden sie eine Todesanzeige aus einer Tageszeitung. Es ist die Todesanzeige von Evelyn Meier, einer jungen Frau, die vor sieben Tagen sich das Leben nahm. Im Briefumschlag befindet sich außerdem ein Zettel mit einer mysteriösen Nachricht.
Bei der Obduktion der Leiche von Evelyn findet Rechtsmediziner Brandt eine Kapsel, in der ebenso ein Zettel mit einer geheimnisvollen Nachricht steckt.
Jan beginnt zu ermitteln und entdeckt eine ganze Reihe von Selbstmorden, deren Opfer vor kurzem einen schrecklichen Busunfall im Elbtunnel überlebt haben. Auch die mit Lammesblut geschriebenen Botschaften wurden bei den Opfern gefunden. Ist die Nachricht für Anna in dem Zusammenhang eine Warnung oder sogar eine Drohung? Die fieberhafte Suche nach dem Täter beginnt.

„Totenlichter“ ist ein zweites Buch mit dem Ermittlerduo Jan Nygård und Anna Wasmuth. Diesmal gerät auch Anna in eine lebensbedrohliche Lage. Lange bleibt es rätselhaft, wie das Ganze mit den untersuchten Fällen zusammenhängt. Ist ihr Verfolger auch der von der Polizei gesuchte Täter?
Diese Ungewissheit und das Gefühl der Bedrohung, mit dem Anna diesmal an den Ermittlungen teilnehmen muss, erhöhen die bereits am Anfang aufgebaute Spannung. Der Autor lässt auch die übrigen Protagonisten zu Wort kommen; in kurzen Kapiteln erzählen sie abwechselnd ihre Geschichten. Da es offensichtlich ist, dass einer von ihnen der Täter sein muss, bleibt es bis zum Schluss sehr spannend.

Jan Nygård, von den verheerenden Ereignissen in seiner Vergangenheit gezeichnet, versucht mit allen Mitteln für Annas Sicherheit zu sorgen. Auch bei den Ermittlungen setzt er sich immer durch, riskiert dabei oft sein Leben.

Das Rätsel um die mysteriösen Selbstmorde und die geheimnisvollen Botschaften, spannende Ermittlungen und die Geschichten mancher Überlebenden des Busunglücks – all das sorgt für die kontinuierliche Spannung. Die gekonnt ausgelegten falschen Fährten regen zum Miträtseln an, aber erst zum Schluss erfolgt eine spektakuläre Auflösung.
Der Thriller in einer flüssigen, bildhaften Sprache verfasst, lässt sich zügig lesen; das Buch ist ein wahrer Pageturner. Sehr zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 20.03.2024

Spannender Fall mit schwachem Abschluss

Der heimliche Beobachter
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Ein luxuriöses Wochenende in einem eleganten Cottage, weit weg von dem täglichen Stress und Alltagspflichten verspricht der erfolgreiche Unternehmer Mako seiner Frau Liza, seiner Schwester Hannah und ihrem ...

Ein luxuriöses Wochenende in einem eleganten Cottage, weit weg von dem täglichen Stress und Alltagspflichten verspricht der erfolgreiche Unternehmer Mako seiner Frau Liza, seiner Schwester Hannah und ihrem Mann Bruce. Auch Hannahs beste Freundin Cricket mit ihrem neuen Freund Joshua wurde eingeladen. Doch der so vielversprechender Kurztrip steht von Anfang an unter einem schlechten Stern.

Die fürsorgliche Mutter Hannah vermisst sehr ihr kleines Töchterchen, das mit der Schwiegermutter zu Hause geblieben ist. Liza leidet unter Migräne und zieht sich von der Gesellschaft zurück. Die Männer, alles IT-Leute, denken nur an ihre Arbeit und hängen ständig an den Handys. Das luxuriös eingerichtete Haus strahlt eine unheimliche Atmosphäre aus, und dann erzählt noch der bestellte Sternenkoch eine Gruselgeschichte über das Haus. Draußen braut sich ein Sturm zusammen und dann verschwindet spurlos die kränkelnde Liza. Noch ahnen die Gäste nicht, dass sie ständig beobachtet wurden.

Der Anfang des Thrillers verspricht eine hochspannende Handlung. Doch die bedrohliche Atmosphäre lässt sich nicht so richtig einstellen, obwohl die Autorin sehr gut die Geschehnisse beschreiben kann. Das ausführlich dargestellte Verhalten der Protagonisten wirft viele Fragen auf; hier scheint keiner den anderen zu vertrauen, jeder hat seine Geheimnisse und ist auf sich selbst fixiert.

Die Spannung steigt enorm nachdem das Cottage durch das tosende Unwetter von der Welt abgeschnitten wird und die Gäste entdecken, dass Liza spurlos verschwunden ist. Die Ereignisse überschlagen sich, das Gefühl der Bedrohung steigt, es wurde offensichtlich, dass jemand ein gemeines Spiel mit den Gästen treibt.

Die spannende Handlung - mit den Einblicken in die interessanten Ereignisse in der Vergangenheit - hat mich zum Miträtseln angeregt und auf einige falsche Fährten geführt. Die Auflösung des Falles hat mich jedoch enttäuscht; zu konstruiert wirkten einige teils vorausschaubare, teils unglaubwürdige Ereignisse.
Insgesamt hat mich der Thriller gut unterhalten, ich habe ihn gerne gelesen.

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Veröffentlicht am 23.01.2024

Ermittlungen in Zeiten des Krieges

Die Toten vom Gare d’Austerlitz
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Am 14. Juni 1940 wurde Inspector Èduard Giral zum Ermittler in einem ungewöhnlichen Mordfall: man fand am Gare d`Austerlitz in einem Güterwaggon vier Toten; wahrscheinlich Polen, die mit Chlorgas ermordet ...

Am 14. Juni 1940 wurde Inspector Èduard Giral zum Ermittler in einem ungewöhnlichen Mordfall: man fand am Gare d`Austerlitz in einem Güterwaggon vier Toten; wahrscheinlich Polen, die mit Chlorgas ermordet wurden. Am gleichen Tag begeht ein anderer Mann ein Selbstmord; und auch den Fall sollte Giral übernehmen.
Nur wie soll er ermitteln? Paris ist gefallen, viele Menschen haben die Stadt in Panik verlassen, die französische Polizei wurde der deutschen Besatzung unterstellt. Der Polizeipräfekt besucht alle Polizeireviere in der Stadt und informiert die Polizisten über seine Gespräche mit den hochrangigen Offizieren der Besatzer.
„Solange wir mitspielen, geschieht uns also nichts“(25) – bemerkt Giral danach sarkastisch.

Bald bekommt er die neue Ordnung persönlich zu spüren; Major Hochstetter vom deutschen Militärgeheimdienst steht ihm sofort zur Seite und soll ihn in allen Belangen unterstützen. Im Verlauf der Geschichte stellt man sich oft die Frage, ob es sich gerade um Unterstützung oder eine Falle handelt.

Spannend schildert Chris Lloyd die prekären Lebensbedingungen in der besetzten Stadt, spannend erzählt er über Girals Recherchen in beiden Fällen, die von Anfang an wenig Erfolg auf vollständige Aufklärung versprechen.
Sehr interessant ist die Figur des Inspector Giral, der immer noch unter dem Trauma des ersten Weltkrieges leidet.

„Krieg entfremdet uns von uns selbst…. Und wir kehren nie mehr zurück.“ (89) – ist Giral überzeugt.

Von seiner Familie getrennt lebend, auf dem Polizeirevier respektiert oder gehasst, und auch oft hintergangen, geht Giral in seiner Arbeit als Polizist auf und versucht sein Leben in Griff zu bekommen. Um jeden Preis will er das Vertrauen seines Sohnes Jean-Luc, inzwischen ein Soldat, zurückgewinnen und riskiert alles um ihn vor den Besatzern zu schützen und letztendlich sein Leben zu retten.

Mit großem Interesse habe ich den spannenden Roman mit dem gut recherchierten historischen Hintergrund gelesen. Auf die Fortsetzung mit dem Titel „Paris Requiem“ bin ich sehr gespannt.

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Veröffentlicht am 02.01.2024

Über weibliche Selbstbestimmung – Lesenswert!

Nachts erzähle ich dir alles
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Die 35-jährige Léa kann über die Trennung mit ihrer Lebenspartnerin Toni nicht hinwegkommen. Zuerst sucht sie in der selbständigen Arbeit als Café- Besitzerin Zuflucht. Dann fährt sie auf den Rat ihrer ...

Die 35-jährige Léa kann über die Trennung mit ihrer Lebenspartnerin Toni nicht hinwegkommen. Zuerst sucht sie in der selbständigen Arbeit als Café- Besitzerin Zuflucht. Dann fährt sie auf den Rat ihrer Mutter nach Südfrankreich, um einen längst überfälligen Urlaub zu machen und mit der schmerzvollen Vergangenheit abzuschließen. In einer alten Villa, die seit Generationen zum Familienbesitz gehört, versucht Léa zu sich selbst zu finden.

Doch ein unerwarteter Besuch von Alice, einem Mädchen aus dem Dorf, durchkreuzt Léas Pläne. Denn Léa hat als Letzte mit Alice gesprochen; am nächsten Tag findet man das Mädchen, die schwanger war, tot in ihrem Haus. Émile, der Bruder von Alice, will alle Umstände klären und stellt Léa viele Fragen, die unbedingt geklärt werden müssen.

In den folgenden nächtlichen Gesprächen diskutieren Léa und Émile über Probleme und Themen, die heutzutage oft noch Tabu sind. Selbstbestimmungsrecht der Frauen, Streit und Ungerechtigkeiten in der Familie, Sexualität, Angst vor den Konsequenzen, Schuld- und Schamgefühle, Schweigen und Einsamkeit – sind Themen, die der Autorin des Romans am Herzen liegen, und über die Léa und Émile lange Gespräche führen. Im Vordergrund der Diskussion stehen Schwangerschaft und Schwangerschaftsabbruch, die trotz der gesetzlichen Regelungen immer noch sehr unterschiedlich von der Gesellschaft betrachtet werden.

Sehr schön spricht Anika Landsteiner über die Frauenrolle als Mutter:
„du hast mir für eine gewisse Zeit alles aus meinem früheren Leben genommen und dafür dich gegeben“. (258)

Bildhafte Beschreibungen der wunderschönen Landschaft und des heißen Sommers an der Cote d`Azur vermitteln wunderbar das französische Flair. Sonst wirkte der vielschichtige Roman mit den mehreren Handlungssträngen auf mich etwas Themenüberladen.

FAZIT: ein Roman, der zum Nachdenken über brisante Themen anregt. Lesenswert!

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